Reichsmarschall

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Reichsmarschall war ein Rang im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, der im Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus noch einmal auflebte. Er entspricht in etwa dem Generalissimus in anderen Staaten.

Kurfürst von Sachsen
Reichs-Erz-Marschall

Heiliges Römisches Reich

Graf von Pappenheim
Reichs-Erb-Marschall

Das Amt des Marschalls war seit Otto I. eines der Erzämter im Reich und später mit der Kurwürde verbunden. In der Goldene Bulle wird der Kurfürst von Sachsen als Reichs-Erzmarschall (Archimarescallus) benannt. Er war bei zeremoniellen Gelegenheiten der Träger des Reichsschwertes. Sein Amtszeichen, das er auch im Wappen führte, waren zwei gekreuzte rote Schwerter. Die Stellvertretung war erblich als Reichserbmarschall (Vicemarescallus) an die Grafen von Pappenheim gebunden. Waren beide Ämter im Hochmittelalter noch mit realer Funktion als Befehlshaber versehen, so hatten sie spätestens seit der Renaissance lediglich zeremonielle Aufgaben bei Kaiserkrönungen und Reichstagen zu erfüllen.

Als Generalissimus wurden im Dreißigjährigen Krieg Albrecht von Wallenstein und Johann t’Serclaes von Tilly in ihrer Eigenschaft als oberste Generale und Marschälle des Reiches bezeichnet. Aber schon in den Wahlkapitulationen des 17.Jahrhunderts der Kaiser sollte das Reichsheer von einem Reichs-General-Feldmarschall befehligt werden. Eine endgültige Entscheidung, wem diese Ernennung zustehen sollte, ist nie gefallen, sie wurde von Fall zu Fall an österreichische Feldmarschälle vergeben.


Zeit des Nationalsozialismus

Original Marschallstab Hermann Görings im Museum von West Point

Am 19. Juli 1940 wurde der Dienstgrad in der Wehrmacht, oberhalb des Generalfeldmarschalls, geschaffen. Er kennzeichnete damit die führende Position Hermann Görings als ranghöchstem deutschen Soldaten, auch nach der Ernennung weiterer Generalfeldmarschälle. Ausgezeichnet wurde Göring auf Grund der entscheidenden Rolle der Luftwaffe im Westfeldzug.

Der Titel „Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches“ nahm Anlehnung an den Titel des „Reichsfeldmarschalls“, den Prinz Eugen von Savoyen 1707 vom Reichskriegsrat verliehen worden war.

Bedeutung

Der Rang des Reichsmarschalls war im Falle Göring eher formaler als tatsächlich struktureller Natur, er machte Göring, noch vor allen Generalfeldmarschällen, zum ranghöchsten Offizier der Wehrmacht; eine Kommandobefugnis über die Wehrmacht im Gesamten, das Heer oder die Kriegsmarine, war damit aber nicht verbunden. Mit den Niederlagen und dem Machtverlust Görings in den letzten Kriegsjahren verlor der Titel des Reichsmarschalls noch weiter an realer Bedeutung. (siehe auch: NS-Ranggefüge)

Standarte des Reichsmarschalls (linke Seite)

Uniform

Die Schulterstücke der Uniform unterschieden sich von denen der Generalfeldmarschälle mit gekreuzten Marschallstäben durch einen Reichsadler, der einen Kranz mit den Marschallstäben in den Fängen hielt.[1]

Marschallstab

Göring erhielt einen besonders wertvollen Marschallstab aus Elfenbein, Gold und Brillanten. Der Marschallstab weicht von denen des Heeres ab und war denen der Luftwaffe ähnlicher. Neben dem Eisernen Kreuz waren auf diesem Stab das Balkenkreuz der Luftwaffe aufgelegt.[1]

Außerdem erhielt Göring einen Interimsstab, dessen Spitze aus Elfenbein war.[1]

Schweden

In Schweden hat sich die Bedeutung des Reichsmarschalles (Riksmarsk und Riksmarskalk) im Laufe der Zeit geändert. Ursprünglich Chef der schwedischen Kavallerie, wie alle Marschälle anderer Länder, entwickelte sich der Riksmarsk ab der Mitte des 13. Jahrhunderts zum militärischen Oberbefehlshaber. Bedeutende Reichsmarschälle waren unter anderen Torgils Knutsson und Karl Knutsson.

Unter den Wasa-Königen wurde der Titel Riksmarsk als militärischer Titel vergeben. In der Verfassung von 1634 wurden zwei Ämter eingerichtet, das des Riksmarsk, der Präsident des Kriegskollegiums war, und das des Riksmarskalk, der als Chef des schwedischen Hofstaates im Reichsrat vertreten war. Nach dem Tod des Reichsmarschalls Carl Gustav Wrangel 1676 wurde das Amt des Riksmarsk nicht nachbesetzt.

1680 änderte man den Titel Riksmarskalk in Överstemarskalk (Oberstmarschall), aber wechselte 1722 wieder zurück zu Reichsmarschall. Auch heute noch ist der Reichsmarschall der Chef des schwedischen Hofstaates. Als solcher nimmt er an der festlichen Eröffnung eines neuen Reichstages teil. Bis 1982 führte der Reichsmarschall das Prädikat Exzellenz.

Frankreich

Dem Reichsmarschall entspricht seit dem 11. Jahrhundert in Bedeutung und Aufgabe der Connétable von Frankreich. Der comes stabuli (Stallgefährte) ist die mittellateinische Entsprechung des deutschen marahscalc (Marschall – Pferdeknecht). Er war ab dem 14. Jahrhundert der Oberbefehlshaber der Armee (oberster Kronfeldherr), dem ab 1190 die Marschälle von Frankreich als Stellvertreter dienten. In der Folgezeit war es eine der mächtigsten Funktionen in Frankreich. Das Amt des Connétable wurde von Richelieu schließlich 1624/1627 abgeschafft, weil sich die Machtfülle nicht mit der Ideologie des Absolutismus vereinen ließ. Seine Befugnisse gingen zeitweilig auf das im späten 16. Jahrhundert neu geschaffene Amt des General-Marschalls (maréchal général des camps et armées du roi) über.

Fälschlich werden auch die von Napoleon zu Marschällen des Kaiserreiches (Maréchaux d’Empire) ernannten Marschälle von Frankreich oder Großmarschälle seines Palastes als Reichsmarschälle bezeichnet.

Italien

Nach dem Sieg über Äthiopien führte Benito Mussolini als Oberbefehlshaber über die Italienischen Streitkräfte und Capo del governo am 30. März 1938 für sich die Würde eines Ersten Reichsmarschalls (Primo maresciallo dell'Impero) ein, den er notgedrungen auch dem König Viktor Emanuel III. als Staatsoberhaupt antragen musste. Der über den im Jahre 1924 eingeführten Marschällen von Italien (Maresciallo d'Italia) stehende Rang wurde mit diesen 1946 wieder abgeschafft. [2]

Japan

Der Dai-Gensui, der 1871 erstmals ernannt worden ist, entspricht dem Reichsmarschall.

Vereinigte Staaten von Amerika

Rangabzeichen

Zur Zweihundertjahrfeier wurde am 11. Oktober 1976 als höchster Dienstgrad der General of the Armies of the United States (mit 6 Sternen) geschaffen, der über dem mit einem Feldmarschall vergleichbaren General of the Army (5 Sterne) steht. Postum wurde George Washington diese Würde „für die Vergangenheit und Gegenwart“ verliehen. Hierbei wurde bestimmt, das kein US-Offizier jemals höherrangig als Washington sein kann.[3]

Diesen Titel führte auch General John J. Pershing nach dem ersten Weltkrieg in Anerkennung seiner Leistung als Kommandeur der American Expeditionary Force in Europa. Als Rangabzeichen trug er vier Sterne, jedoch in Gold statt wie üblich in Silber. Allerdings entsprach der Rang damals wohl eher dem Feldmarschall, da es den 5-Sterne-General noch nicht gab.

Bisher ist keine weitere Persönlichkeit mit diesem Rang ausgezeichnet worden.


Literatur

  • Hermann Graml und Hermann Weiß, Wolfgang Benz (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. dtv, S. 683.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Adolf Schlicht und John R. Angolia: Die Deutsche Wehrmacht, Uniformierung und Ausrüstung 1933–1945, Band 3, Die Luftwaffe. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-02001-7.
  2. italienische Rangabzeichen [1]
  3. Public Law 94-479


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Reichsmarschall“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 24. Juni 2010 (Permanentlink: [2]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.