Steckenpferd (Heraldik)
Das Steckenpferd (auch Steckenpferdchen, Steckenpferdlein, Heiligenchristpferd[1] oder ähnlich genannt; frz.: cheval de bois; engl.: hobby horse, cock horse) ist im Wappenwesen eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Die Figur Steckenpferd ist dem gleichnamigen Kinderspielzeug nachempfunden, das aus einem geraden Stecken (Stiel, Stab) und aus einem Pferdekopf gewöhnlich mit einem kurzem Hals besteht (im Original aus Holz, gepolstertem Stoff oder ähnlichem gefertigt). Das Steckenpferd ist vermutlich schon im Mittelalter gebräuchlich, da es Kindern in einer kindgerechten Form ermöglicht, das standes- und zeitgemäße Fortbewegungsmittel des Rittertums bzw. die Welt der Erwachsenen im Spiel nachzuahmen oder spielerisch zu erlernen. Der Gebrauch des Spielzeugs wird in der Krünitz-Enzyklopädie (1773–1858) folgendermaßen beschrieben:
„Spielzeug... auf dem kleine Kinder zu reiten pflegen, indem sie den Stab zwischen die Schenkel nehmen, den Zaum am Kopfe ergreifen, und so mit ihren eigenen Füßen, in der Einbildung, auf einem Pferde zu sitzen, mit dem Stabe oder Pferde herumgalloppiren (..)“[2]
ca. 1558: Georg Eisenberger mit Steckenpferd („gedachter Georg starb ein knäblein sechs jahr alt, anno domini Millesimo quingentesimo quinquagesimo octavo“)[3]
1560: Detail von Die Kinderspiele (Pieter Breugel der Ältere)
Das Steckenpferd erscheint meist in einem Wappen als Nebenfigur (nur selten oder gar nicht als Hauptfigur). Gewöhnlich wird es von einem peitscheschwingenden nackten Knaben geritten. Wenn das Steckenpferd mit Brust beziehungsweise mit zwei kurzen (vorspringenden) Vorderbeinen dargestellt wird, sollte dies gemeldet werden (in der Normalform besitzt die Figur keine Vorderbeine). Auch Zaumzug, Kopfschmuck, Handgriffe, Sattel oder andere Accessoires der Figur sollten angezeigt werden, insbesondere wenn sie eine vom Rest des Motivs abweichende Tinktur besitzen.
Wappenbilderordnung
- Die Figur Steckenpferd wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände aus Kunst und Spiel unter der Nr. 9965 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lemma Steckenpferd. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks31498.htm
- ↑ Bock, Hartmut: Die Chronik der Eisenberger. In: Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main. Band 22. 2007. S. 107.