Pferd (Wappentier)

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Pferd
 
als Militärpferd
(TrakehnerW-Logo.png; Zuchtrasse des Deutsch­ritter­ordens ab dem 13. Jhr.)
 
in der bil­den­den Kunst
(das kleine Pferd, nach Albrecht Dürer, 1505)
 
in der Heraldik
(1925: gezäumtes, schreitendes Pferd mit Zügeln; Wappen derer von GroteW-Logo.png; nach Otto Hupp)
1330-1345: Stehendes Pferd mit mit Sattel und Zaumzeug (Wappen derer von Roßberg; nach Zürcher Wappenrolle)
1450-1480 : Pferd (Wappen derer von HeimenhofenW-Logo.png, nach dem Scheiblerschen Wappenbuch)

Das Wappentier Pferd oder „heraldischer“ Ross (frz.: cheval; engl.: horse) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

Grundhaltung ist springend und rechts sehend. Liegend oder steigend (selten) ist auch möglich. Die Tingierung entspricht den zugelassenen heraldischen Farben, wobei silber oder schwarz die bevorzugte ist. Das sind, wie in der realen Welt, Schimmel oder Rappen. Ein Pferd ohne Zaumzeug und Sattel wird in der Beschreibung mit lediges Pferd erwähnt. Alle Teile, wie Sattel, Hufe, Mähne, Zaumzeug oder Satteltasche müssen blasoniert werden. Viele heraldische Pferde haben es zu Ruhm und Eigennamen gebracht. Bekannt sind das Niedersachsenpferd, das Welfenross oder der Tomsker Schimmel. Zur Bewehrung einen Pferdes zählen Mähne, Hufe und Schwanz. Ein „blaues Pferd, golden bewehrt“ bedeutet beispielsweise, dass die Mähne, die Hufe und der Schwanz des blauen Pferdes nicht in Blau, sondern in Gold erscheinen.

Pferd nach Siebmacher

Ross: kommt sehr häufig und zwar: schreitend, aufrecht und laufend in Wappen vor, entweder gezäumt oder angezäumt, sogar mit Sattel und mit Steigbügel, wie im Wappen der Grafen Goetzen und v. Kaphengst. In letzterem Wappen soll, dem Namen entsprechend, das schreitende Ross ein „Wallach", ebenso wie das Ross im Wappen von Stuttgart eine Stute vorstellt; im Uebrigen dürfen die Kennzeichen des Hengstes bei der Zeichnung nicht vergessen werden. Die Rosse haben selten die Zunge ausgeschlagen aber stets das Maul etwas geöffnet. Man gebraucht vom Pferde den Ausdruck „gezäumt", wenn ein Zaum vorhanden ist, „beschlagen“, wenn die Hufeisen von anderer Farbe, „behuft", wenn die Hufe von anderer als schwarzer Farbe, „gemahnt", wenn die Mähne von anderer Färbung als das Ross ist. Die Ausdrücke „wild" für ein aufgezäumt laufendes und "bäumend" für ein steil aufgerichtetes Ross scheinen uns überflüssig zu sein, da sie durch „laufend" oder „galoppirend" resp. „aufrecht" ersetzt werden.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Pferd mit Reiter

Oft wird in Wappen ein Reiter auf das Pferd gesetzt, der zum Beispiel lanzenschwingend, fahnenschwingend oder mit einem Drachen kämpfend ein Wappenbild vervollständigt. Der Reiter hat oft einen erwähnenswerten üppigen Umhang. Er kann auch im Harnisch stecken und einen Helm auf dem Kopf haben. Manchmal erscheint der Reiter als Schildträger, auf dem Teile des Wappens wiederholt werden.

Pferdekopf/Pferderumpf

Pferdekopf (Wappen derer von Haibach; nach dem Scheiblerschen Wappenbuch, 1450-1480)[2]
1918: Gezäumter Rossrumpf (Wappen derer von ZobelW-Logo.png; nach Otto Hupp)

Allgemein gilt, dass ein „Pferderumpf“ im Gegensatz zum „Pferdekopf“ mit einem längeren Stück des Halses -- jedoch ohne Vorderbeine -- erscheint. Zwischen Pferdekopf (nur Kopf, ohne Hals) und Pferderumpf (Kopf mit Hals) wird jedoch im Wappenwesen nicht immer streng und konsistent differenziert. Die Beschreibungen (Blasonierungen) stimmen manchmal nicht mit den heraldischen Darstellungen in den Wappenaufrissen überein, so dass zum Beispiel ein „Pferdekopf“ manchmal als „Pferderumpf“ aufgerissen wird und umgekehrt ein „Pferderumpf“ manchmal als „Pferdekopf“. Grundsätzlich ist jedoch die Darstellung eines Pferdekopfs (komplett ohne Hals) in einem Wappen eher die Ausnahme, die Darstellung eines Pferderumpfes die „Normalform“.

Pferdekopf/Perderumpf besitzen, wenn nichts Besonderes gemeldet wird, am unteren Ende eine gerade bzw. glatte Schnittkante-/linie („abgeschnittener Pferdekopf/Pferderumpf“); ein Pferdekopf/Pferderumpf ohne glatte Schnittkante kann man beispielsweise als „→­abgerissen“ in der Wappenbeschreibung anzeigen. Insgesamt ist der Blason (also die Beschreibung des Wappens) ausschlaggebend, nicht ein konkreter Wappenaufriss.

Pferdeköpfe als Giebelschmuck

In der neueren Heraldik erscheinen Pferdeköpfe auch als gemeine Figuren, die dem gleichnamigen Giebelschmuck nachempfunden sind. Derartige Wappenmotive sind als solches eindeutig zu blasonieren und aufzureissen. In der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens sind sie nicht gebräuchlich.

Pferdeschädel

Der Schädel eines Pferdes (Pferdeschädel) ist in der neueren Heraldik eine gemeine Figur. Im frühen und blühenden Wappenwesen ist diese Figur nicht gebräuchlich. Bei der farblichen Darstellung des Schädelmotivs wird vorwiegend Silber/Weiß oder Gold/Gelb gewählt.

Oberhalbes Pferd

Oberhalbes Pferd
 
Linie von Malovic und Kosoř
 
Linie von Chejnov und Winterberg
Stammwappen derer von MalowetzW-Logo.png

Die Figur Pferd ist auch als Halbfigur im Wappenwesen gebräuchlich (angezeigt zum Beispiel als „oberhalbes“ oder „halbes“ gegebenenfalls auch als „wachsendes“ Pferd), vermutlich weil die obere Hälfte eines Pferdes mit zum Sprung gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt (zum Beispiel im Oberwappen derer von MalowetzW-Logo.png).

Pferd als Schildhalter

Pferdefiguren sind auch als Wappenträger anzutreffen. Beispiele sind die Wappen von Burkina Faso und vom Königreich Lesotho.

Fohlen

1450-1480: Fohlen im Wappen derer von Cammerberg, Schwaben (nach dem Scheiblerschen Wappenbuch)[3]

Die Figur Fohlen (auch Füllen genannt; von mkenisch-griechisch ‚po-ro‘ bzw. altgr. πῶλος /pōlos/ über [nach erster Lautverschiebung] gotisch fula und ahd. fulo; französisch poulaine; englisch foal) erscheint nur selten in einem Wappen.

Besondere pferdartige Figuren

Im Wappenwesen kommen zahlreiche Varianten von Pferdefiguren und pferdähnliche Motive vor. Beispielsweise dienen im Wappen von Botswana zwei Zebras als Schildhalter.

Pferdartige Varianten/Abarten (Auswahl)
Pferde mit Flügel (hierzu zählt z. B. der Pegasos)
Siebmacher Pegasus.jpg
Ein Greifenoberteil (Vorderbeine) mit einem Pferdunterteil (Hinterbeine), geflügelt (entweder Greifenflügel oder die Flügel eines Flügelpferds)
Coat-of-arms-family-de-Middendorf.png
Ein Pferdevorderteil mit einem Fischschwanz (Seepferd)
Siebmacher Seepferd.jpg
Ein Pferd mit einem menschlichen Vorderteil
Kentman-Wappen MK1934.jpg
Ein Pferd, welches auf der Mitte der Stirn ein gerades, spitzes, gewundenes Horn als mächtige und gefährliche Waffe trägt.
DEU Schwäbisch Gmünd COA.svg
Ein Pferdekopf/-oberkörper mit dem Unterleib eines Löwen
Wappen Velpe Spießen T123.jpg
Ein Pferdekopf mit dem Körper eines Bibers
Coat of arms family de Stern.png
Spielzeugpferd
Muster-Steckenpferd.png
Escudo Ayuntamiento de Cebreros.png

Symbolik

Das Pferd ist im Wappen von Uruguay und im Wappen von Venezuela vertreten und gilt dort als Symbol der Freiheit.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Pferd in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Reiter und Ritter in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 84 f. Tafel 16. Figuren 13-21
  2. Blason: In Gold ein schwarzer Pferdekopf mit rotem Zaumzeug und Zügeln. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzer Pferdekopf mit rotem Zaumzeug und Zügeln. Anmerkung: Je nach Quelle variiert die Tingierung. Bei der Gemeinde Haibach (Landkreis Straubing-Bogen) heißt es im Blason: In Silber ein roter Pferdekopf mit goldenem Zaumzeug ....
  3. Blason: In Silber ein aufspringendes, schwarzes Fohlen/Füllen). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem grünen, rot bequasteten Kissen ein schwarzes Fohlen stehend.
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Pferd_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 01. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.