Pferd (Wappentier)

Das Wappentier Pferd oder „heraldischer“ Ross (frz.: cheval; engl.: horse) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Darstellung
Grundhaltung ist springend und rechts sehend. Liegend oder steigend (selten) ist auch möglich. Die Tingierung entspricht den zugelassenen heraldischen Farben, wobei silber oder schwarz die bevorzugte ist. Das sind, wie in der realen Welt, Schimmel oder Rappen. Ein Pferd ohne Zaumzeug und Sattel wird in der Beschreibung mit lediges Pferd erwähnt. Alle Teile, wie Sattel, Hufe, Mähne, Zaumzeug oder Satteltasche müssen blasoniert werden. Viele heraldische Pferde haben es zu Ruhm und Eigennamen gebracht. Bekannt sind das Niedersachsenpferd, das Welfenross oder der Tomsker Schimmel. Zur Bewehrung einen Pferdes zählen Mähne, Hufe und Schwanz. Ein „blaues Pferd, golden bewehrt“ bedeutet beispielsweise, dass die Mähne, die Hufe und der Schwanz des blauen Pferdes nicht in Blau, sondern in Gold erscheinen.
Pferd nach Siebmacher
„Ross: kommt sehr häufig und zwar: schreitend, aufrecht und laufend in Wappen vor, entweder gezäumt oder angezäumt, sogar mit Sattel und mit Steigbügel, wie im Wappen der Grafen Goetzen und v. Kaphengst. In letzterem Wappen soll, dem Namen entsprechend, das schreitende Ross ein „Wallach", ebenso wie das Ross im Wappen von Stuttgart eine Stute vorstellt; im Uebrigen dürfen die Kennzeichen des Hengstes bei der Zeichnung nicht vergessen werden. Die Rosse haben selten die Zunge ausgeschlagen aber stets das Maul etwas geöffnet. Man gebraucht vom Pferde den Ausdruck „gezäumt", wenn ein Zaum vorhanden ist, „beschlagen“, wenn die Hufeisen von anderer Farbe, „behuft", wenn die Hufe von anderer als schwarzer Farbe, „gemahnt", wenn die Mähne von anderer Färbung als das Ross ist. Die Ausdrücke „wild" für ein aufgezäumt laufendes und "bäumend" für ein steil aufgerichtetes Ross scheinen uns überflüssig zu sein, da sie durch „laufend" oder „galoppirend" resp. „aufrecht" ersetzt werden.“
- Schreitendes Pferd
Schreitendes Pferd in Naturfarbe („Haflinger“; Wappen von Hafling
)
- Aufgerichtetes Pferd
Springendes Pferd, hier: Sachsenross (Wappen von Niedersachsen)
Linskhin aufspringendes Ross (historisches Wappen Orsenhausen
)
- Laufendes Pferd
Springende Stute (Stutensee
)
- Pferd mit Sattel / Zaumzeug
(Ostrava
)
(Staré Sedlo
; dt.: Alt Sattl, auch Altsattl)
Šintava
; dt.: Schintau)
Schreitendes goldgepanzertes und -gesatteltes silbernes Ross (Groitzsch
)
Wappen von Seuzach
, Zürich
- Pferd mit Kummet
1548: Pferd mit Kummet (Wappen Neumair; nach Siebmacher 1916)
Pferd mit Reiter
Oft wird in Wappen ein Reiter auf das Pferd gesetzt, der zum Beispiel lanzenschwingend, fahnenschwingend oder mit einem Drachen kämpfend ein Wappenbild vervollständigt. Der Reiter hat oft einen erwähnenswerten üppigen Umhang. Er kann auch im Harnisch stecken und einen Helm auf dem Kopf haben. Manchmal erscheint der Reiter als Schildträger, auf dem Teile des Wappens wiederholt werden.
Pferdekopf/Pferderumpf

Allgemein gilt, dass ein „Pferderumpf“ im Gegensatz zum „Pferdekopf“ mit einem längeren Stück des Halses -- jedoch ohne Vorderbeine -- erscheint. Zwischen Pferdekopf (nur Kopf, ohne Hals) und Pferderumpf (Kopf mit Hals) wird jedoch im Wappenwesen nicht immer streng und konsistent differenziert. Die Beschreibungen (Blasonierungen) stimmen manchmal nicht mit den heraldischen Darstellungen in den Wappenaufrissen überein, so dass zum Beispiel ein „Pferdekopf“ manchmal als „Pferderumpf“ aufgerissen wird und umgekehrt ein „Pferderumpf“ manchmal als „Pferdekopf“. Grundsätzlich ist jedoch die Darstellung eines Pferdekopfs (komplett ohne Hals) in einem Wappen eher die Ausnahme, die Darstellung eines Pferderumpfes die „Normalform“.
Pferdekopf/Perderumpf besitzen, wenn nichts Besonderes gemeldet wird, am unteren Ende eine gerade bzw. glatte Schnittkante-/linie („abgeschnittener Pferdekopf/Pferderumpf“); ein Pferdekopf/Pferderumpf ohne glatte Schnittkante kann man beispielsweise als „→abgerissen“ in der Wappenbeschreibung anzeigen. Insgesamt ist der Blason (also die Beschreibung des Wappens) ausschlaggebend, nicht ein konkreter Wappenaufriss.
Pferdekopf mit Zaumzeug (Haibach
)
Wappen von Filsum
, Niedersachsen
Ausgerissener Pferdekopf mit Zaumzeug (Zosēni vald
)
Pferdeköpfe als Giebelschmuck
In der neueren Heraldik erscheinen Pferdeköpfe auch als gemeine Figuren, die dem gleichnamigen Giebelschmuck nachempfunden sind. Derartige Wappenmotive sind als solches eindeutig zu blasonieren und aufzureissen. In der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens sind sie nicht gebräuchlich.
Pferdeschädel
Der Schädel eines Pferdes (Pferdeschädel) ist in der neueren Heraldik eine gemeine Figur. Im frühen und blühenden Wappenwesen ist diese Figur nicht gebräuchlich. Bei der farblichen Darstellung des Schädelmotivs wird vorwiegend Silber/Weiß oder Gold/Gelb gewählt.
Unten: Pferdeschädel (Geltow
)
Oberhalbes Pferd

Die Figur Pferd ist auch als Halbfigur im Wappenwesen gebräuchlich (angezeigt zum Beispiel als „oberhalbes“ oder „halbes“ gegebenenfalls auch als „wachsendes“ Pferd), vermutlich weil die obere Hälfte eines Pferdes mit zum Sprung gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt (zum Beispiel im Oberwappen derer von Malowetz).
Pferd als Schildhalter
Pferdefiguren sind auch als Wappenträger anzutreffen. Beispiele sind die Wappen von Burkina Faso und vom Königreich Lesotho.
Fohlen

Die Figur Fohlen (auch Füllen genannt; von mkenisch-griechisch ‚po-ro‘ bzw. altgr. πῶλος /pōlos/ über [nach erster Lautverschiebung] gotisch fula und ahd. fulo; französisch poulaine; englisch foal) erscheint nur selten in einem Wappen.
Fohlen (im Wappen von Windach
in Anlehnung an das redende Wappen der Freiherren Füll von Windach)
(Wappen Dackscheid
)
(Wappen der ehemaligen Gemeinde Gschwend, heute Todtnau
)
Besondere pferdartige Figuren
Im Wappenwesen kommen zahlreiche Varianten von Pferdefiguren und pferdähnliche Motive vor. Beispielsweise dienen im Wappen von Botswana zwei Zebras als Schildhalter.
Pferdartige Varianten/Abarten (Auswahl) | ||
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Pferde mit Flügel (hierzu zählt z. B. der Pegasos) | ||
Ein Greifenoberteil (Vorderbeine) mit einem Pferdunterteil (Hinterbeine), geflügelt (entweder Greifenflügel oder die Flügel eines Flügelpferds) | ||
Ein Pferdevorderteil mit einem Fischschwanz (Seepferd) | ||
Ein Pferd mit einem menschlichen Vorderteil | ||
Ein Pferd, welches auf der Mitte der Stirn ein gerades, spitzes, gewundenes Horn als mächtige und gefährliche Waffe trägt. | ||
Ein Pferdekopf/-oberkörper mit dem Unterleib eines Löwen | ||
Ein Pferdekopf mit dem Körper eines Bibers | ||
Spielzeugpferd | ||
Symbolik
Das Pferd ist im Wappen von Uruguay und im Wappen von Venezuela vertreten und gilt dort als Symbol der Freiheit.
Wappenbilderordnung
- Das Pferd wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Haustiere unter der Nr. 5401 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 84 f. Tafel 16. Figuren 13-21
- ↑ Blason: In Gold ein schwarzer Pferdekopf mit rotem Zaumzeug und Zügeln. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzer Pferdekopf mit rotem Zaumzeug und Zügeln. Anmerkung: Je nach Quelle variiert die Tingierung. Bei der Gemeinde Haibach (Landkreis Straubing-Bogen) heißt es im Blason: In Silber ein roter Pferdekopf mit goldenem Zaumzeug ....
- ↑ Blason: In Silber ein aufspringendes, schwarzes Fohlen/Füllen). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem grünen, rot bequasteten Kissen ein schwarzes Fohlen stehend.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Pferd_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 01. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.