Wappensaal

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Der Große Wappensaal im Landhaus KlagenfurtW-Logo.png (Zustand um 2016)
Der Große Wappensaal im Landhaus KlagenfurtW-Logo.png (Zustand um 1904)

Der Ausdruck Wappensaal (manchmal auch Wappengalerie, Wappenhalle, Wappenraum, Ahnensaal, Wappenwand/Wappenwände oder ähnlich genannt; englisch coats of arms room, heraldry/armorial/crest hall) bezeichnet gewöhnlich einen mit Wappenfiguren oder Wappen besonders geschmückten Raum (insbesondere in Schlössern, Burgen und Rathäusern oder Ähnlichem).[1]

Darstellung

Die Wappen oder heraldischen Figuren der „Wappensäle“ sind als architektonische Elemente gemalt, skulptiert, als Steinmetzarbeit oder anders ausgeführt. Auch Fensterscheiben mit Wappen könen in den Schmuck eines Wappensaals einbezogen sein.

Wappensaal: ein Raum in vielen Burgen, Schlössern und auch Rathäusern, an dessen Decken oder Wänden die Wappen der einzelnen Teilherrschaften oder Ahnen beziehungsweise Familienmitglieder oder der benachbarten Städte angebracht sind (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[2]

Wappensäle sind aber nicht nur mit Familienwappen, Geschlechterwappen oder den Wappen für Ländereien, Herrschaften, Kommunen etc. geschmückt, sondern Geistliche oder Ordensvertreter stellten ihre Wappen in Wappensälen von Kirchen, Kapellen und anderen geistlichen Gebäuden ebenfalls zur Schau.

„In den Gebäuden geistlicher Fürsten oder in den Ordenshäusern finden sich vielfach die Wappen der Mitglieder des Domkapitals beziehungsweise der Mitglieder des entsprechenden geistlichen oder weltlichen Ordens.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[2]

Wappensäle wurden und werden als Versammlungs-/Empfangssäle oder als Repräsentativräume genutzt. Neben dem eher architektonischen Wappenschmuck dieser Räume fanden in diesen Möbel, Geschirr und andere mit Wappen verzierte Artefakte Platz.

Heute stellen Wappensäle teilweise eine Dokumentation der Geschichte dar. Eine Überarbeitung bei Besitzerwechsel war meistens auf kleine Korrekturen beschränkt. Größere Schäden haben Kriege und Feuersbrünste verursacht. Auch die nicht sachgerechte Nutzung hat ihre Spuren hinterlassen.

Beispiele für Wappensäle

Wappensaal im WenzelschlossW-Logo.png
(Foto: © Dr. Bernhard Peter; Zustand 2008)

Im Jahre 1360 entstand im WenzelschlossW-Logo.png in Lauf an der PegnitzW-Logo.png ein Wappensaal mit etwa 120 Wappendarstellungen.

Nachstehend erfolgt eine kleine, unsystematische Auswahl von Gebäuden mit Wappensälen. Eine Übersicht aller Wappensäle ist der Redaktion nicht bekannt:

(ca.) Wappensaal/-raum/-halle in ..
1250, 1270 OsterreichÖsterreich GozzoburgW-Logo.png
Krems Gozzoburg - Wappensaal Innenraum.jpg
1282, 1285 FrankreichFrankreich Le Plafond du Doyenné du chapitre de Brioude, Haute-Loire
1293
(neu: 1860)
ItalienItalien Sala dei Notari (Palazzo dei Priori, PerugiaW-Logo.png, Italien)

„Die als Fresken gemalten Wappendarstellungen der Magistratsmitglieder befinden sich an der seitlichen Wand zwischen den Gurtbögen (jeweils 3 übereinander) und an den Stirnflächen (drei Reihen). Der Ratssaal heißt so, weil er 1582 der Notarszunft überlassen wurde. Die bis in das 13. Jh. zurückreichenden Fresken der Wappen wurden 1860 übermalt. Die Darstellungen stechen besonders durch die teils vorhandenen tierischen Schildhalter hervor, die den Helm mit Kleinod aufgesetzt haben.“

Bernhard Peter (2017)[3]
IMG 0824 - Perugia - Palazzo dei Priori - Sal dei notari (sec. XIII) - Foto G. Dall'Orto - 6 ago 2006 -.jpg
1305, 1306 SchweizSchweiz Haus „Zum Loch“, Zürich
(Das Foto zeigt die Nachbildung des Saals im Landesmuseum Zürich)
Haus zum Loch Nachbildung.jpg
1338 TschechienTschechien Schloss Jindrichuv HradecW-Logo.png
1360 DeutschlandDeutschland WenzelschlossW-Logo.png
(Foto: © Dr. Bernhard Peter; Zustand 2008)
Wappensaal im Wenzelschloss in Lauf 01.jpg
14 Jhr. TschechienTschechien Burg TocníkW-Logo.png Hrad Točník - erby.JPG
15 Jhr. TschechienTschechien Schloss BlatnáW-Logo.png
TschechienTschechien Burg ZvíkovW-Logo.png Zvíkov-benskala2009zd.jpg
TschechienTschechien Prager BurgW-Logo.png
Pražský hrad, místnost Nových desek zemských 02.jpg
TschechienTschechien Schloss TrebícBehan ZW.jpg
mit benachbarten Kloster Třebíč mit Basilika St. ProkopW-Logo.png
Coat of arms on wall, piano and fireplace in Kamenný sál (Stone hall) in Třebíč Castle in Třebíč, Třebíč District.jpg
17 Jhr. OsterreichÖsterreich Schloss OrtW-Logo.png
Gmunden Seeschloss Ort - Wappensaal 4.jpg
ItalienItalien MonesiglioW-Logo.png die Sala degli Stemmi, Italien
1896, 1958 DeutschlandDeutschland Hofbräuhaus am PlatzlW-Logo.png
1915 DeutschlandDeutschland Schloss LübbenW-Logo.png Lübben Einzug Friedrich Eisenzahn 1.JPG

Wappengalerie

Wappengalerie/Wappenwand (St.-Georgs-KathedraleW-Logo.png der Wiener Neustädter BurgW-Logo.png)

Der Ausdruck Wappengalerie (von italienisch galleria, auch gallerie > „langer Säulengang, Tunnel, Stollen, BogengangW-Logo.png“) ist

  • ein Synonym für Wappensaal
  • ein Synonym für Wappenwand
  • ein Innen-, Außen- oder anderer Raum/Ort, der eigens für die Ausstellung und Präsentation einer Reihe von heraldischen Figuren oder Wappen genutzt wird.

Wappengalerien sind in großer Vielfalt auf Treppen und Fluren von Schlössern, Burgen etc. sowie im Äußeren von Gebäuden zu finden.

(ca.) Wappengalerie/-wand in ..
1370-1380 TschechienTschechien Wappengalerie Altstädter BrückenturmW-Logo.png
9 of 10 - Charles Bridge, PRAGUE.jpg
TschechienTschechien Wappengalerie Altes Rathaus, PragW-Logo.png
(neuer Trakt)
Prague 07-2016 Old Town Square img3.jpg
1453 OsterreichÖsterreich Wappenwand St.-Georgs-Kathedrale (Wiener Neustadt)W-Logo.png
Wappenwand Burg Wr Neustadt.jpg
1497, 1499 OsterreichÖsterreich Wappengalerie des ehemaligen Wappenturms/Stadttors zu Innsbruck Stammtisch 2017-03-16 Innsbruck 2.jpg

Digitale/virtuelle Wappengalerien

In neuerer Zeit werden manchmal auch Sammlungen mit digitalen Bildateien mit Wappendarstellungen, die zum Beispiel online zur Verfügung stehen oder nachgebildete historische Räume mit Wappen, die virtuell realisiertW-Logo.png sind, mit dem Ausdruck „Wappengalerie“ bezeichnet. Jedoch ist der Eindruck, den die vom Computer simulierten oder zum Beispiel über das Medium Internet verbreiteten Wappengalerien vermitteln anders, als die persönliche Begegnung mit den realen heraldischen Pendants. Wiedergabetreue wird annäherungsweise erreicht, wenn die virtuellen und digitalen Wappen genau und naturgetreu gestaltet sind, doch besteht die Gefahr, dass im Bereich der sinnlichen, insbesondere der haptischen Wahrnehmung Informations- und Gestaltungsaspekte von Wappengalerien mit realen Wappen vernachlässigt werden („die wesentlichen Dinge sind immer analog“).[4]

Weblinks

Commons: Wappenräume – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Duden online „Wappensaal
  2. 2,0 2,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 430, 433 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  3. Bernhard Peter: E-Mail an Andreas Janka. 21. Dezember 2017. 23:45 Uhr.
  4. Georg RingsgwandlW-Logo.png: Analog Lyrics. Album: Untersendling. 2009. Wörtlich heißt es: die „wesentlichen Dinge passier'n noch immer analog“.


Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wappensaal“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30. November 2017 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.