Wappensaal
Der Ausdruck Wappensaal (manchmal auch Wappengalerie, Wappenhalle, Wappenraum, Ahnensaal, Wappenwand/Wappenwände oder ähnlich genannt; englisch coats of arms room, heraldry/armorial/crest hall) bezeichnet gewöhnlich einen mit Wappenfiguren oder Wappen besonders geschmückten Raum (insbesondere in Schlössern, Burgen und Rathäusern oder Ähnlichem).[1]
Darstellung
Die Wappen oder heraldischen Figuren der „Wappensäle“ sind als architektonische Elemente gemalt, skulptiert, als Steinmetzarbeit oder anders ausgeführt. Auch Fensterscheiben mit Wappen könen in den Schmuck eines Wappensaals einbezogen sein.
„Wappensaal: ein Raum in vielen Burgen, Schlössern und auch Rathäusern, an dessen Decken oder Wänden die Wappen der einzelnen Teilherrschaften oder Ahnen beziehungsweise Familienmitglieder oder der benachbarten Städte angebracht sind (..)“
Wappensäle sind aber nicht nur mit Familienwappen, Geschlechterwappen oder den Wappen für Ländereien, Herrschaften, Kommunen etc. geschmückt, sondern Geistliche oder Ordensvertreter stellten ihre Wappen in Wappensälen von Kirchen, Kapellen und anderen geistlichen Gebäuden ebenfalls zur Schau.
„In den Gebäuden geistlicher Fürsten oder in den Ordenshäusern finden sich vielfach die Wappen der Mitglieder des Domkapitals beziehungsweise der Mitglieder des entsprechenden geistlichen oder weltlichen Ordens.“
Wappensäle wurden und werden als Versammlungs-/Empfangssäle oder als Repräsentativräume genutzt. Neben dem eher architektonischen Wappenschmuck dieser Räume fanden in diesen Möbel, Geschirr und andere mit Wappen verzierte Artefakte Platz.
Heute stellen Wappensäle teilweise eine Dokumentation der Geschichte dar. Eine Überarbeitung bei Besitzerwechsel war meistens auf kleine Korrekturen beschränkt. Größere Schäden haben Kriege und Feuersbrünste verursacht. Auch die nicht sachgerechte Nutzung hat ihre Spuren hinterlassen.
Beispiele für Wappensäle
Im Jahre 1360 entstand im Wenzelschloss in Lauf an der Pegnitz ein Wappensaal mit etwa 120 Wappendarstellungen.
Nachstehend erfolgt eine kleine, unsystematische Auswahl von Gebäuden mit Wappensälen. Eine Übersicht aller Wappensäle ist der Redaktion nicht bekannt:
(ca.) | Wappensaal/-raum/-halle in .. | ||
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1250, 1270 | Gozzoburg |
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1282, 1285 | Le Plafond du Doyenné du chapitre de Brioude, Haute-Loire | ||
1293 (neu: 1860) |
Sala dei Notari (Palazzo dei Priori, Perugia, Italien)
– Bernhard Peter (2017)[3] |
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1305, 1306 | Haus „Zum Loch“, Zürich (Das Foto zeigt die Nachbildung des Saals im Landesmuseum Zürich) |
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1338 | Schloss Jindrichuv Hradec | ||
1360 | Wenzelschloss (Foto: © Dr. Bernhard Peter; Zustand 2008) |
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14 Jhr. | Burg Tocník | ||
15 Jhr. | Schloss Blatná | ||
Burg Zvíkov | |||
Prager Burg |
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Schloss Trebíc mit benachbarten Kloster Třebíč mit Basilika St. Prokop |
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17 Jhr. | Schloss Ort |
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Monesiglio die Sala degli Stemmi, Italien | |||
1896, 1958 | Hofbräuhaus am Platzl | ||
1915 | Schloss Lübben |
Wappengalerie
Der Ausdruck Wappengalerie (von italienisch galleria, auch gallerie > „langer Säulengang, Tunnel, Stollen, Bogengang“) ist
- ein Synonym für Wappensaal
- ein Synonym für Wappenwand
- ein Innen-, Außen- oder anderer Raum/Ort, der eigens für die Ausstellung und Präsentation einer Reihe von heraldischen Figuren oder Wappen genutzt wird.
Wappengalerien sind in großer Vielfalt auf Treppen und Fluren von Schlössern, Burgen etc. sowie im Äußeren von Gebäuden zu finden.
(ca.) | Wappengalerie/-wand in .. | ||
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1370-1380 | Wappengalerie Altstädter Brückenturm |
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Wappengalerie Altes Rathaus, Prag (neuer Trakt) |
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1453 | Wappenwand St.-Georgs-Kathedrale (Wiener Neustadt) |
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1497, 1499 | Wappengalerie des ehemaligen Wappenturms/Stadttors zu Innsbruck |
Digitale/virtuelle Wappengalerien
In neuerer Zeit werden manchmal auch Sammlungen mit digitalen Bildateien mit Wappendarstellungen, die zum Beispiel online zur Verfügung stehen oder nachgebildete historische Räume mit Wappen, die virtuell realisiert sind, mit dem Ausdruck „Wappengalerie“ bezeichnet. Jedoch ist der Eindruck, den die vom Computer simulierten oder zum Beispiel über das Medium Internet verbreiteten Wappengalerien vermitteln anders, als die persönliche Begegnung mit den realen heraldischen Pendants. Wiedergabetreue wird annäherungsweise erreicht, wenn die virtuellen und digitalen Wappen genau und naturgetreu gestaltet sind, doch besteht die Gefahr, dass im Bereich der sinnlichen, insbesondere der haptischen Wahrnehmung Informations- und Gestaltungsaspekte von Wappengalerien mit realen Wappen vernachlässigt werden („die wesentlichen Dinge sind immer analog“).[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Duden online „Wappensaal“
- ↑ 2,0 2,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 430, 433 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Bernhard Peter: E-Mail an Andreas Janka. 21. Dezember 2017. 23:45 Uhr.
- ↑ Georg Ringsgwandl: Analog Lyrics. Album: Untersendling. 2009. Wörtlich heißt es: die „wesentlichen Dinge passier'n noch immer analog“.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wappensaal“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30. November 2017 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.