Auge (Heraldik)

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Dieser Artikel beschreibt allgemein das Auge in der Heraldik; zur speziellen Figur „Gottesauge“ siehe Gottesauge (Heraldik).
 
Äußerlich sichtbare Teile eines menschlichen Auges
 
Auge mit goldenen Wimpern und blauer Iris (Tingierung unsicher; Wappen ErbstettenW-Logo.png)
In Gold drei blaue „Finkenaugen“ 2:1 (Wappen der Herren von Finkenaugen)
Abgeledigter, oben und unten je mit einem abgeledigten Balken verbundener Pfahl, beseitet von je einem menschlichen Auge (Wappen Sproll; Richtigkeit unsicher; nach Siebmacher, 1904)

Das Auge (frz.: Œil; engl.: eye) ist in der Heraldik

  • eine seltene gemeine Figur
  • eine Bezeichnung für eine augenförmige Zeichnung bei einer Wappenfigur, die in Form und Farbe ein Auge darstellt („beaugt“, „mit Auge ...“) oder ein Auge imitiert („Scheinauge“)

Auge als gemeine Figur

Das Auge erscheint als gemeine Figur meist in Anlehnung an ein menschliches Auge als bildhafte und stilisierte Darstellung desselben mit Wimpern, Augenlidern und Augapfel; ein sich erheblich vom menschlichen Auge unterscheidenes Auge (zum Beispiel ein „Facettenauge“, ein „Finkenauge“ et cetera) ist zu melden. Die Augen von wilden Tieren werden im Gegensatz zum menschlichen Auge in der Heraldik gewöhnlich rot unterlaufen dargestellt:

„Auge von wilden Thieren meist roth unterlaufen, gemalt.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Das Auge erscheint in Ein-, aber auch in Mehrzahl. In letzerem Fall ist die genaue Position zu melden (zum Beispiel: „drei Augen, 2:1 gestellt“). Die Figur Auge ist nicht häufig, und eine einheitliche Farbgebung ist nicht festgelegt. Sind Teile des Auges wie Wimpern et cetera andersfarbig tingiert, ist dies zu melden (zum Beispiel: „(..) mit goldenen Wimpern versehenes blaues Auge“, „(..) menschliches Auge mit blauer Iris“).

Verbreitung

Das Auge findet sich beispielsweise in den Wappen Heshuisen, Goder (drei Augen 2:1 gestellt) oder als redendes Motiv im Wappen derer von Finkenauge. Letzeres Wappen zählt in der Literatur manchmal zu den „curiosa“, allzumal sich die „Finkenaugen“ des Schildes in der Helmzier zwischen den Flügeln eines Flugs wiederholen.

Auge als Bezeichnung

alternative Beschreibung
Silberner fliegender Fisch, golden beaugt (Wappen von Truchtlaching)

Beaugt

Die Bezeichnungen „Auge“, „beaugt“, „mit Auge ...“ o. ä. werden einerseits in der heraldischen Kunstsprache verwendet, wenn die Augen einer Wappenfigur ungewöhnlich oder andersfarbig dargestellt werden (zum Beispiel: „[..] goldener Adler, grün beaugt“; „[..] silberner Fisch, golden beaugt“).

Scheinauge

Andererseits benutzt man sie, um sogenannte ScheinaugenW-Logo.png wie zum Beispiel die „Augen“ auf den Schwanzfedern des Pfaus, die „Augen“ (Punkte) eines Spielwürfels, das „Auge“ (Loch) eines Mühlsteins, das „Auge“ (Gelenk) einer Zange und so weiter oder deren Anzahl in der Wappenbeschreibung gegebenenfalls zu charakterisieren.

Falkenauge

Nach Ralf von Retberg wird eine besonders eingefärbte „Ballfigur“ (Kugel, Scheibe, Kreis) in der heraldischen Kunstsprache „Falkenauge“ genannt:

„Bälle, welche einen schwarzen Ring mit einer weißen Füllung bilden, übrigens erst im 15. Jahrhundert vorkommen, heißen Falkenauge (ndl.: valkenoogen; lat.: oculi falconis; frz.: yeux de faucon).“

Name Tinktur Farbe Andere Namen
Bezant silver.png plate Argent (Metall) Silber dt: Ball; engl.: silver;
nach Retberg „Falkenauge“

Wappenbilderordnung

  • Die gemeine Figur Auge bzw. das „menschliche Auge“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt „Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen: C. Einzelteile des Kopfes 2. Menschen“ unter der Nr. (7011)-731 aufgenommen.
  • Die Ausdrücke „beaugt“, „mit Auge ...“ o. ä. wurden in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt „Notwendige Teile ganzer Figuren bei andersfarbiger Darstellung“ unter der Nr. -806 aufgenommen.

Siehe auch

Auge bei

Weblinks

 Commons: Augen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Daniel Erpelding: yeux = Die Augen. Heraldik-Lexikon. wiesel.lu, abgerufen am 9. Januar 2021 (Blog).

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  2. Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 62.