Gottesauge (Heraldik)

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt die spezielle Wappenfigur „Gottesauge“;
Time to stop 40px.png
In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens sind Gottesaugefiguren nicht gebräuchlich.
Gottesauge
 
an der Spitze der Dreifaltigkeitssäule in Malá Strana, Prag
 
in der Heraldik
(nach Siebmacher, 1889)

Das Gottesauge (auch Auge Gottes, allsehendes Auge, Auge der Vorsehung, Strahlendreieck mit Auge oder ähnlich genannt; französisch triangle rayonnat chargé d'un œil; englisch God's eye) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

Auge der Vorsehung im redenden Wappen der JauchW-Logo.png

Die Figur Gottesauge wird als ein von Strahlen umgebenes Dreieck mit einem menschlichen AugeW-Logo.png darin dargestellt. Sie ist – bildhaft und heraldisch stilisiert – eine Möglichkeit, um den dreifaltigenW-Logo.png GottW-Logo.png in Wappen darzustellen. Eine einheitliche Farbgebung ist nicht festgelegt. Unter dem Auge erscheint möglicherweise eine Weltkugel oder ein ähnliches Motiv.

Gottesauge versus JHWH-Strahlenkranz

Der Heraldiker Maximilian Gritzner kolportiert 1889, dass in der heraldischen Terminologie eine Strahlenkranzfigur mit dem Ausdruck Jehova (gemeint ist der der Ausdruck JHWHW-Logo.pngAnmerkung der Redaktion) in hebräischer Schrift ebenfalls ‚Gottesauge‘ genannt wird. Als Referenz für seine Gleichsetztung führt er den Herb ChamierCoat of Arms Polish Crown 01.png an:

Gottesauge (Tafel XXXI. Fig. 11.) zum Beispiel auf dem Helm der von Chammier (‚von Chamier‘Coat of Arms Polish Crown 01.png); im Dreieck auch statt des Auges das Wort Jehovah in hebräischer Schrift.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Nach Zedlitz-NeukirchW-Logo.png, von Mülverstedt und anderen waren die „Herren von Chamier“ ein adliges Geschlecht französischen Ursprungs, deren Mitglieder in der preußischen Armee dienten.[2] [3] Ein Greger Chamer wird 1515 als Besitzer eines Teils von TrzebiatkowaW-Logo.png erwähnt. Nach Przemysław Pragert nahmen Linien der Familie mehrere lokale Nachnamen an und führten unterschiedliche Herb-Varianten.[4][5] Tatsächlich sind im Zusammenhang mit dem ‚Herb Chamierowie‘ unterschiedliche Wappenschilde mit unterschiedlichen Oberwappen überliefert, unter anderem mit einer Gottesaugenfigur, aber auch mit einer JHWH-Strahlenkranzfigur:

Herb Chamierowie
alternative Beschreibung
Variante 1: mit Gottesaugenfigur
 
alternative Beschreibung
Variante 2: mit JHWH-Strahlenkranzfigur

Verbreitung

Nach Gert Oswald ist die Gottesaugenfigur „selten“. [6] Nach Walter Leonhard sind Auge-Gottes-Figuren „beliebte Schildfiguren der Klosterheraldik“ (in „den Symbolformen pietistischerW-Logo.png Prägung)[7], sie werden aber auch in den Wappen von GeistlichenW-Logo.png geführt, die nichts oder nur am Rande etwas mit der Klosterheraldik zu tun haben.

 
 
Simitières Skizze von 1776

Gottesauge im Siegel der Vereinigten Staaten

„1782 wurde das Auge der Vorsehung Teil der Symbolik auf der Rückseite des Siegels der Vereinigten Staaten und wurde von dem 1776 mit dem Entwurf betrauten Komitee vorgestellt. Die Idee der Verwendung des allsehenden Auges im Strahlenkranz geht auf einen Vorschlag des künstlerischen Beraters Pierre Eugène du SimitièreW-Logo.png zurück. Die Pyramide (ohne das allsehende Auge) stammt von Francis Hopkinson, der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit im Umlauf war. William BartonW-Logo.png fügte schließlich 1782 diese beiden Symbole zum Auge der Vorsehung über der Pyramide zusammen. Das Wappen wird auf Dokumenten der Vereinigten Staaten verwendet. Ebenfalls befindet sich das Auge der Vorsehung auf der Rückseite der Ein-Dollar-NoteW-Logo.png.“[8]

Gottesauge über dem Wappenschild von Colorado

Gottesauge im Siegel von Colorado

Eine Gottesaugenfigur erscheint auch „über dem Wappen des Bundesesstaates von Colorado“.[6]

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kategorie Gottesauge in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Gottesauge in der Heraldik – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 147. Tafel 31. Figur 11.
  2. Leopold von Zedlitz-NeukirchW-Logo.png: Neues preussisches Adels-Lexicon: oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansässigen oder zu derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern. Band 1. A-D. Leipzig, 1836. S. 362. (Google)
  3. George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 2. Abteilung, 2. Band, 2. Teil; Der Preussische Adel: Nachträge u. Verbesserungen: Freiherren und Grafen; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1906. S. 38. Tafel 31.
  4. Przemysław Pragert: Herbarz rodzin kaszubskich. Hrsg.: BiT. Band 1. Gdańsk 2001, ISBN 978-83-919852-6-7, S. 67–69, 149.
  5. Przemysław Pragert: Herbarz szlachty kaszubskiej. Hrsg.: Wydawnictwo BiT Beata Żmuda-Trzebiatowska. Band 5. Gdańsk 2018, ISBN 978-83-950310-3-8, S. 247–248, 305.
  6. 6,0 6,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 164 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  7. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 177–178, 280 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  8. Seite „Auge der Vorsehung“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Januar 2023, 16:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Auge_der_Vorsehung&oldid=229520104 (Abgerufen: 20. Januar 2023, 23:53 UTC)
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Gottesauge_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 1. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.