Gottesauge (Heraldik)
Das Gottesauge (auch Auge Gottes, allsehendes Auge, Auge der Vorsehung, Strahlendreieck mit Auge oder ähnlich genannt; französisch triangle rayonnat chargé d'un œil; englisch God's eye) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Darstellung
Die Figur Gottesauge wird als ein von Strahlen umgebenes Dreieck mit einem menschlichen Auge darin dargestellt. Sie ist – bildhaft und heraldisch stilisiert – eine Möglichkeit, um den dreifaltigen Gott in Wappen darzustellen. Eine einheitliche Farbgebung ist nicht festgelegt. Unter dem Auge erscheint möglicherweise eine Weltkugel oder ein ähnliches Motiv.
Wappen von Radzymin, Polen
Wappen von Boguszowic (Teil von Rybnik, Polen)
Braslau, Belarus
Gottesauge im Wappen von Bad Krozingen
Wappen von Gemeinde Czernichów, Polen
Gottesauge im Wappen von Auerbach
Gottesauge im Wappen von Neman/Ragnit
Wappen von Listringen
Wappen von Litzelsdorf, Österreich
Wappen von Nagytevel, Ungarn
Wappen von Plunge, Litauen (Plungės herbas)
Wappen von Braunshausen
Gottesauge versus JHWH-Strahlenkranz
Der Heraldiker Maximilian Gritzner kolportiert 1889, dass in der heraldischen Terminologie eine Strahlenkranzfigur mit dem Ausdruck Jehova
(gemeint ist der der Ausdruck JHWH – Anmerkung der Redaktion) in hebräischer Schrift ebenfalls ‚Gottesauge‘ genannt wird. Als Referenz für seine Gleichsetztung führt er den Herb Chamier an:
„Gottesauge (Tafel XXXI. Fig. 11.) zum Beispiel auf dem Helm der von Chammier (‚von Chamier‘); im Dreieck auch statt des Auges das Wort Jehovah in hebräischer Schrift.“
Nach Zedlitz-Neukirch, von Mülverstedt und anderen waren die „Herren von Chamier“ ein adliges Geschlecht französischen Ursprungs, deren Mitglieder in der preußischen Armee dienten.[2] [3] Ein Greger Chamer wird 1515 als Besitzer eines Teils von Trzebiatkowa erwähnt. Nach Przemysław Pragert nahmen Linien der Familie mehrere lokale Nachnamen an und führten unterschiedliche Herb-Varianten.[4][5] Tatsächlich sind im Zusammenhang mit dem ‚Herb Chamierowie‘ unterschiedliche Wappenschilde mit unterschiedlichen Oberwappen überliefert, unter anderem mit einer Gottesaugenfigur, aber auch mit einer JHWH-Strahlenkranzfigur:
Herb Chamierowie | ||
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Verbreitung
Nach Gert Oswald ist die Gottesaugenfigur „selten“. [6] Nach Walter Leonhard sind Auge-Gottes-Figuren „beliebte Schildfiguren der Klosterheraldik“ (in „den Symbolformen pietistischer Prägung)[7], sie werden aber auch in den Wappen von Geistlichen geführt, die nichts oder nur am Rande etwas mit der Klosterheraldik zu tun haben.
Wappen von Vincenz Eduard Milde, Bischof von Leitmeritz (1823–1832)
Gottesauge im Siegel der Vereinigten Staaten
„1782 wurde das Auge der Vorsehung Teil der Symbolik auf der Rückseite des Siegels der Vereinigten Staaten und wurde von dem 1776 mit dem Entwurf betrauten Komitee vorgestellt. Die Idee der Verwendung des allsehenden Auges im Strahlenkranz geht auf einen Vorschlag des künstlerischen Beraters Pierre Eugène du Simitière zurück. Die Pyramide (ohne das allsehende Auge) stammt von Francis Hopkinson, der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit im Umlauf war. William Barton fügte schließlich 1782 diese beiden Symbole zum Auge der Vorsehung über der Pyramide zusammen. Das Wappen wird auf Dokumenten der Vereinigten Staaten verwendet. Ebenfalls befindet sich das Auge der Vorsehung auf der Rückseite der Ein-Dollar-Note.“[8]
Gottesauge im Siegel von Colorado
Eine Gottesaugenfigur erscheint auch „über dem Wappen des Bundesesstaates von Colorado“.[6]
Wappenbilderordnung
- Das Gottesauge wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. (7901)-732 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 147. Tafel 31. Figur 11.
- ↑ Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon: oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansässigen oder zu derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern. Band 1. A-D. Leipzig, 1836. S. 362. (Google)
- ↑ George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 2. Abteilung, 2. Band, 2. Teil; Der Preussische Adel: Nachträge u. Verbesserungen: Freiherren und Grafen; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1906. S. 38. Tafel 31.
- ↑ Przemysław Pragert: Herbarz rodzin kaszubskich. Hrsg.: BiT. Band 1. Gdańsk 2001, ISBN 978-83-919852-6-7, S. 67–69, 149.
- ↑ Przemysław Pragert: Herbarz szlachty kaszubskiej. Hrsg.: Wydawnictwo BiT Beata Żmuda-Trzebiatowska. Band 5. Gdańsk 2018, ISBN 978-83-950310-3-8, S. 247–248, 305.
- ↑ 6,0 6,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 164 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 177–178, 280 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- ↑ Seite „Auge der Vorsehung“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Januar 2023, 16:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Auge_der_Vorsehung&oldid=229520104 (Abgerufen: 20. Januar 2023, 23:53 UTC)
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