Bock

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Der mehrdeutige Ausdruck Bock (mittel­hoch­deutsch boc; althochdeutsch boc; germanisch *bukka-, belegt seit dem 9. Jahrhundert; weitere Herkunft unklar;[1] lateinisch hircus; französisch bouc; englisch buck) ist in der Heraldik

  • ein Sammel- oder Oberbegriff für sämtliche bockartige Motive in Wappen.
  • ein Wappentier. Dabei wird zwischen einer unbestimmten (gemeinen) Bockfigur und spezifischen Darstellungsformen wie Steinbock, Ziegenbock, Schafbock, Gamsbock und so weiter unterschieden.

Alle Bockfiguren können in Wappen als gemeine Figur, als Schildhalter oder als Helmzier in Erscheinung treten.

Darstellung

Grundsätzlich wird die Bockfigur springend, schreitend, laufend, stehend oder aufrecht gezeigt. Ihre Hauptblickrichtung ist nach heraldisch rechts (vorn). Wie bei allen Wappentieren ist eine Stilisierung üblich. Der Bock kommt im Oberwappen häufig als Kopf- bzw. Rumpfdarstellung vor.

Gemeiner Bock (unbestimmt)

Welches Wappentier mit dem Ausdruck „Bock“ bezeichnet wird, ist unter Heraldikern umstritten. Nach Maximilian Gritzner steht der heraldische Fachterminus angeblich „immer“ für einen „Steinbock“:

Bock: hierunter ist immer der Steinbock verstanden (..)“

Gritzners Behauptung ist in ihrer Absolutheit fragwürdig. Vor Gritzner wies Ralf von Retberg bereits darauf hin, dass der Fachterminus „Bock“ in der Heraldik zwar „meistens“ mit einem Steinbock zu assozieren ist, dass mit dem Begriff aber mitunter auch der „gemeine Bock“ (= Ziegenbock) bzw. ein Gemsbock gemeint sein können. Seine Überlegungen zielen darauf ab, dass der allgemeine bzw. mehrdeutige Ausdruck „Bock“ als hinreichend erachtet werden kann, um nicht identifizierbare bzw. schwer deutbare und oft verwechselte Figuren in Wappen und Siegeln zu beschreiben:

„Bock (..) meistens als Steinbock (..) dargestellt, welcher sich durch seine am Oberrande eingekerbten Hörner unterscheidet, während die des gemeinen Bockes (= „Ziegenbockes“ – Anm. der Redaktion ..) glatt sind; doch genügt für beide (zumal Angesichts nicht seltener Verwechslungen in Siegeln und Wappen) die Benennung Bock, wie denn auch die Gemse (= „Gemsbock“ – Anm. der Redaktion ..) hieher zu rechnen ist, deren Hörner rückwärts umgebogen sind (..)“

Wie Retberg vertritt Hildebrandt die Meinung, dass im frühen Siegel-/Wappenwesen spezifische Bockfiguren allenfalls über die Form der Hörner zu unterscheiden sind:

„(..) von den gezähmten Tieren (finden) sich sehr zahlreich (..) Widder und Ziegenböcke in Wappen, sowohl in den Schilden in ganzer Figur als auch wachsend auf den Helmen. Der Aehnlichkeit und Raceverwandtschaft wegen haben wir (..) zugleich die Steinböcke und Gemsen gebracht, welche sonst eigentlich bei den jagdbaren Thieren zu erwähnen gewesen wären. Der allgemeine Typus in der Darstellungsweise der letzeren ist ganz derselbe, wie bei den Widdern, der Unterschied ist nur besonders durch die Form des Gehörns erkennbar; letzteres bildet auch bei den ältesten Darstellungen von Böcken das einzige Merkmal zur Unterscheidung der Widder und Ziegenböcke – obwohl demungeachtet es oft schwierig ist, namentlich auf alten Siegeln, beide von einander herauszukennen.“

Spezifische Bockfiguren

Wird im Siegel- oder Wappenwesen eine Figur mit dem Ausdruck „Bock“ beschrieben, so ist sie gewöhnlich an das Idealbild eines männlichen Vertreters der folgenden speziellen Tierarten angelehnt:

Artikel Muster
(nach Gritzner/Fox-Davies)
Beispiel
Siebmacher Steinbock aufgerichtet 01.jpg
von Stainheim
Siebmacher Ziegenbock gegen Berg anspringend.jpg
von Ziegenhierd
Siebmacher Gemse.jpg
Siebmacher Rehbock auf Kleeblättern.jpg
alternative Beschreibung
Rechbacher
Siebmacher Widder stampfend.jpg
Fox-Davies antilope 01.png
Standarte von Heinrich V.W-Logo.png

In der Heraldik ist es unüblich, männliche Vertreter der Gattung Meerschweinchen oder Hase als „Bock“ zu bezeichnen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, in einer Wappenbeschreibung den vieldeutigen Ausdruck „Bock“ nicht zu verwenden, sondern eine Wappenfigur stets mit einem eindeutigen Eigennamen anzusprechen.

Allgemeine Bedeutung

Der Begriff Bock hat außerhalb der Heraldik mehrere weitere Bedeutungen, vergleiche:

Wiktionary Wiktionary: Bock – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dies ist eine Begriffsklärungsseite zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1., Stichwort: „Bock“, Seite 136.
  2. Maximilian Gritzner: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie. Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Seite 86. Tafel 17. Figur 5.
  3. Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 69.
  4. Adolf Matthias Hildebrandt: Heraldisches Musterbuch: für Wappenbesitzer, Kunstfreunde, Architekten, Bildhauer, Holzschneider, Graveure, Wappenmaler, Dekorateure und so weiter. 104 Seiten. 1872 (3 Aufl. Berlin, 1897; Nachdruck: Verlag: Hofenberg, 2013. ISBN-10: 3843070156, ISBN-13: 978-3843070157)