Stilisierung
Unter Stilisierung versteht man allgemein die Anpassung einer Gestalt oder Darstellung an einen bestimmten Stil oder die (oft schrittweise) abstrahierende Reduktion einer detaillierten oder naturgetreuen Vorlage (z. B. Zeichnung) hin zu einem einfachen Muster
mit hohem Wiedererkennungswert und einfacher Reproduzierbarkeit
(Vergleiche auch: Modell
).
„Der Begriff Stilisierung bedeutet, die Struktur eines Körpers (oder eines anderen Objekts -- Anmerkung der Redaktion) auf das Wesentliche zu reduzieren, also die Wiedergabe in wenigen Strichen.“
Als Gegenteil der Stilisierung in der bildenden Kunst kann der Naturalismus
oder der Fotorealismus
angeführt werden.
Beispiel
Ein bekanntes Beispiel ist die schon Schülern geläufige Stilisierung eines „fliegenden Vogels“ zu zwei gebogenen Linien, die in der Mitte zusammenstoßen oder mittels einen Kreises und zwei seitlichen Linien als Flügel; ein weiteres Beispiel ist die Zeichenübung „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht“.
Historisch wichtige Stilisierungen sind z. B. Wappenzeichen und die Formgebung griechischer Säulen. Heutzutage sind Stilisierungen eine wichtige Technik bei der Entwicklung von Firmenlogos und Hinweisschildern, wie beispielsweise Verkehrsschilder im Straßenverkehr. Unterhaltungswert besitzt z. B. der Smiley als extreme Stilisierung eines lächelnden Gesichtes.
Heraldische Stilisierung
Eine der wichtigsten Aufgaben der heraldischen Stilisierung ist es, Identifikation und anschließende Klassifizierung von Wappen und damit der wappenführenden Person und die Abgrenzung von anderen zu ermöglichen. Leichte Erkennbarkeit auch aus großer Entfernung kann gleichermaßen durch eine Reduktion und durch Übertreibung der gewählten Motive auf charakteristische Merkmale erreicht werden (zum Beispiel bei Wappentieren durch eine übertriebene Größe oder kontraststarke Darstellung ihrer Bewehrung).
Trotz „weitgehender Abstrahierung und Abkehr von naturalistischer Darstellung“[2] ist die heraldische Stilisierung im Vergleich mit der eher abstrakten Darstellungsweise, wie sie in der Gebrauchgrafik gebräuchlich ist, durch eine weitgehend „konkrete“ Darstellungsweise gekennzeichnet,
„Mit der (heraldischen) Stilierung im engen Zusammenhang steht der Grundsatz, den Raum des Schildes (oder Feldes) durch eine Figur so weit als möglich auszufüllen, das Bild also möglichst groß im Verhältnis zum Schild (oder Feld) darzustellen, wobei die natürlichen Größenverhältnisse völlig außer acht bleiben. So reicht die heraldische Figur im Schilde bei guten alten Vorbildern nahezu bis zum Schildrande.“
Adler, heraldisch stilisiert
(Reichsadler aus Codex Manesse, zwischen 1305 und 1315)Adler als Gebrauchsgrafik/Logo
(Bundesadler 5 des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude)
Rehbockkopf,
eher naturalistisch
(Lekeberg (Gemeinde))
Rehbockkopf,
eher heraldisch
(Lekeberg (Gemeinde))
Linde,
eher naturalistisch
(Linn AG, Schweiz)
Linde,
eher heraldisch
(Stennweiler)
Hochstilisierung
Mit einer negativen Konnotation ist der Ausdruck im Zusammenhang mit der sogenannten „Hochstilisierung“ belegt, die eine bewusst schönfärbende Stilisierung auf ein unrealistisch einfaches/gutes/hohes Niveau beschreibt. Dabei handelt es sich meistens nicht um grafische, sondern um verbale – also sprachliche – Darstellungen von Sachverhalten.
Weblinks
Bernhard Peter: Heraldischer Stil und heraldische Ästhetik
Einzelnachweise
Quellenhinweis
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Stilisierung“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 18. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.