Conrad Grünenberg

Aus Heraldik-Wiki
(Weitergeleitet von Grünenbergs Wappenbuch)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grünenbergs Wappenbuch
Basiliskwappen aus Konrad Grünenbergs Wappenbuch.jpg 02.jpg
(Beispielseite, Berliner Hs.)
Details
Abkürzung GRU
  • oder CGW sowie KG
  • Je nach Hand­schrif­/Ko­pie mit Kürzel a bis i
Erscheinungsjahr Früheste Datierung: 1480
(je nach Hand­schrif­/Ko­pie finden sich in der Literatur andere Datierungen)
Autor(en) Konrad Grünenberg
Inhalt Wappen europäischer Adliger, süddeutscher Ritterfamilien und Phantasiewappen sowie einige Miniaturen und Textpassagen
Wappenanzahl ca. 2300 (je nach Handschrift und der Zählweise mehr bzw. weniger)
Anzahl Seiten ca. 380 (je nach Hand­schrif­/Ko­pie mehr bzw. weniger)
Typ Wappenbuch
Klassifizierung Zusammengesetzt

Conrad Grünenberg (auch Konrad Grünemberg geschrieben; † um 1494) war ein bedeutender Bürger, Ritter aus Konstanz und Verfasser eines nach ihm benannten Wappenbuchs, welches in mehreren Handschriften/Kopien überliefert ist.

Leben

Der exakte Geburts- und Sterbetermin von Conrad Grünenberg sind nicht belegt. Als Sterbejahr ist 1494 anzunehmen, die Geburt muss vor 1442 erfolgt sein. Sein Vater, der ebenfalls Konrad Grünenberg hieß, war ein wohlhabendes Mitglied der Zunft, saß 1454 bis 1462 im Stadtrat und wurde mehrmals BürgermeisterW-Logo.png. Im Jahr 1441 wird ein Konrad Grünenberg (wahrscheinlich der Vater) als „Baumeister“ (Aufseher über städtische Bauarbeiten) erwähnt. Erstmals 1474 ist eindeutig der jüngere Konrad Grünenberg als Inhaber eines städtischen Amts (nämlich als Münzmeister) nachgewiesen.

Im Jahr 1465 unterstützte Kaiser Friedrich III. ihn und seinen Bruder Hans beim Austritt aus der Zunft und Wechsel in die Gesellschaft „Zur Katz“W-Logo.png; in diesem Zusammenhang erwähnt Friedrich, dass Konrad Grünenberg ihm schon längere Zeit gedient habe.[1]

Nach Gert Oswald wird Konrad Grünenberg im Jahre 1485 erstmals in einer Steuerliste „Ritter“ genannt.[2] Ab 22. April 1486[2] war Grünenberg auf einer 22 Wochen dauernden Wallfahrt in das Heilige Land und wurde in Jerusalem zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen.[3] Auf dieser Reise könnte er auch in den KannenordensW-Logo.png und in den Schwertorden von FamagustaW-Logo.png aufgenommen worden sein. 1494 starb er in Konstanz.[4]

Familienwappen

In einer Handschrift seines Wappenbuchs und in seinem Reisebericht ist das Wappen Grünenbergs mit unterschiedlichen Beizeichen dargestellt, unter anderem dem Jerusalemkreuz, dem halben Rad der Hl. Katharina, dem Abzeichen des Kannenordens, dem des Schwertordens von Famagusta und einem Georgsorden, der zum Teil mit dem habsburgischen St. Georgs-OrdenW-Logo.png identifiziert wurde.[2]

Wappen Grünenberg
 
Wappen Grünenberg (Blatt 50v)
 

Werke

In den 1480er Jahren verfasste Grünenberg drei Werke: Das nach ihm benannte Wappenbuch, einen Bericht über seine Reise ins Heilige Land und die sogenannte Österreichische Wappenchronik.

Konrad Grünenbergs Wappenbuch

Von Grünenbergs Wappenbuch (auch Konrad/Conrad Grünenbergs Wappenbuch, WB Grünenberg und anderes mehr; abgekürzt: GRU oder CGW oder KG) sind mindestens neun Handschriften erhalten[5]:

1. a Berliner Papierhandschrift (auch Konstanzer oder Stanz’sche Handschrift genannt):
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Berlin Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VIII. HA II, Nr. 21.
Digitalisat: dfg-viewer.de, S. 3 - archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de

Die Handschrift wurde fehlgebunden, die originale Anordnung der Seiten kann nur noch teilweise rekonstruiert werden. Das Vorwort datiert auf den 9. April 1483; Klaus Graf und andere führen Gründe an, daß diese Handschrift nicht vor 1485/86 fertiggestellt wurde [6].

2. b Münchener Pergamenthandschrift:
HW Gtk-go-forward-ltr.png
München, BSB, Cgm 145;
Digitalisat: URN: nbn:de:bvb:12-bsb00035320-0 ("Münchener Pergamenthandschrift"

Das Vorwort in dieser Handschrift ist undatiert. Die Datierungen schwanken: ca. 1480 (Münchner Kataloge); nach 1483 (Stillfried-Alcántara); zwischen 1480 und 1500 (Schmeler); um 1500 (Pastoureau). Einige Autoren interpretieren diese Handschrift als Abschrift der Berliner Papierhandschrift.

3. e Handschrift Linz (Aistersheim Kopie):
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv, Neuerwerbungen, Hs. 214).

Diese Handschrift ist laut Klaus Graf in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden (um 1580); „Denke bezeichnet sie als Abschrift von Cgm 145“ bzw. als Kopie der Münchner Kopie.[5]

4. i Brün-Kopie:
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Mährisches Landesarchiv Brünn (Moravian Land Archives Brno), sign. G12 Cerr. II, 397.

Die genaue Entstehungszeit dieser Handschrift ist unbekannt. František Pícha erwähnt, dass Bernd Konrad eine vorläufige Analyse von Zeichen- und Schreibstil dieser Handschrift durchführte (wobei er keine Möglichkeit hatte, dabei die Wasserzeichen zu studieren). Nach der vorläufigen Analyse wird eine vage Entstehungszeit nach 1550 geschätzt.[5]

5. d Rosengartenhandschrift (Konstanzer Kopie):
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Rosgartenmuseum Konstanz, Hs. 1971/54.

Die Handschrift besteht aus zwei Bänden; Rolker datiert sie auf das späte 16. oder frühe 17. Jahrhundert.[5]

6. g Münchener Papierhandschrift (Ortenburg-Kopie):
HW Gtk-go-forward-ltr.png
München, BSB, Cgm 9210;
Digitalisat: URN: nbn:de:bvb:12-bsb00034952-9)

Dieses Werk ist zwischen 1602 und 1604 entstanden. Die Handschrift gilt als Abschrift der Münchner Pergamenthandschrift und weist gegenüber dieser im Detail zahlreiche kleinere Änderungen auf.

7. h Schwarzenberg Kopie:
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Bibliothek Schloss Frauenberg (Castle Library Hluboka nad Vltavou), sign. Cod. 9729.

František Pícha erwähnt, dass Bernd Konrad den Ursprung dieser Kopie etwa auf 1680 schätzt. Der Urheber dieser Kopie erscheint im Vergleich mit den Malern der anderen Handschriften kein Wappenkünstler im eigentlichen Sinn zu sein, sondern ein Laie oder Gelegenheitsmaler ohne Sinn für Präzision und Detailtreue.[5]

8. c Zürcher Handschrift:
HW Gtk-go-forward-ltr.png
Zentralbibliothek Zürich, Ms. A 42
Digitalisat: doi.org/10.7891/e-manuscripta-86712

Nach Rolker und Konrad wahrscheinlich zwischen 1515 und 1527 entstanden. Diese Handschrift ist keine Kopie von Grünenbergs Wappenbuch im eigentlichen Sinn. Sie basiert auf der Auswertung von historischen Aufzeichnungen des Wappenbuchs, die eher als Inspiration dienten. Der Urheber der Zürcher Kopie fügte seiner Abschrift eine Reihe eigener Bilder und viel Begleittext und Kommentare hinzu.[7]

9. f Eine weitere Kopie des 16. Jahrhunderts wurde 1989 im Kunsthandel angeboten und befindet sich in Privatbesitz. [8]

Stillfried-Faksimile von Grünbergs Wappenbuch

Ein breitem Publikum wurde Grünenbergs Wappenbuch durch eine Faksimilierung bekannt, die zwischen 1884 und 1875 von Rudolf Graf Stillfried-Alcántara und Adolf Matthias Hildebrandt zusammengestellt und herausgegeben wurde. Diese wurde später mehrfach neu aufgelegt. Das Faksimile enthält einige Elemente, die in den ursprünglichen Handschriften nicht zu finden sind und ordnet die Wappen anders an als diese. Nach Christof RolkerW-Logo.png kann man sich nie so richtig sicher sein, „ob das Stillfried-Faksimile gerade der Berliner Handschrift, der Münchener, einer Mischung beider oder einer Vorstellung des Herausgebers folgt“.[9]

Proben aus Grünenbergs Wappenbuch
(nach dem Werk Heraldischer Atlas von Ströhl)
Ströhl Heraldischer Atlas t30 1.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t30 2.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t31 1.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t31 2.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t32 1.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t32 2.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t33 1.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t33 2.jpg
Ströhl Heraldischer Atlas t33 3.jpg

Weitere Handschriften (und Digitalisate)

  • Österreichische Wappenchronik, Wien, Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv, HS R 1; Digitalisat: [7]
  • Beschreibung der Reise von Konstanz nach Jerusalem, Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Peter pap. 32; Digitalisat: URN: nbn:de:bsz:31-1272.

Siehe auch

Gedruckte Ausgaben von Grünenbergs Werken

  • Andrea Denke: Konrad Grünenbergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486. Untersuchung, Edition und Kommentar. Köln 2010, ISBN 978-3-412-20608-6.
  • Johann Goldfriedrich, Walter Fränzel (Hrsg.). Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486 Mit 24 Nachbildungen der Handzeichnungen Grünembergs. Voigtländer, Leipzig 1912, (Voigtländers Quellenbücher 18), (Als Faksimile, Saarbrücken 2009).
  • Michel Pastoureau: L’armorial universel de Conrad Grünenberg (1483), in: Armorial Grünenberg. Édition critique de l’armorial de Conrad Grünenberg (1483), hg. von Michel Popoff, Mailand 2011, III–XXXII. [8]

Literatur

  • Klaus Graf, Adel als Leitbild – Zur Geschichte eines Grundwerts in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14.–16. Jahrhundert, hg. von Horst Carl und Sönke Lorenz (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 53), Ostfildern 2005, 67–81. Auch online: Adel als Leitbild
  • Reginald Grünenberg: Ritter Conrad, mein Vater und ich, Essay in DIE WELT vom 25. August 2009.
  • Siegfried Haider, Das Grünenberg-Wappenbuch aus Aistersheim, in: Blickpunkt Oberösterreich 40 (1990), 1-7.
  • Oberösterreichisches Landesarchiv, Panzerschrankverzeichnis
  • Christof Rolker, Heraldische Orgien und sozialer Aufstieg, oder: Wo ist eigentlich „oben“ in der spätmittelalterlichen Stadt?, in: Zeitschrift für historische Forschung 42 (2015), 191–224. DOI: 10.3790/zhf.42.2.191

Einzelnachweise

  1. Chmel: Regesta Imperii. Nr. 4322 (online)
  2. 2,0 2,1 2,2 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 170–171 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  3. Zum Ritterschlag über dem Hl. Grab in Jerusalem vgl. Wolfgang Oppelt: Bonaccia & Fortuna. Hans Tuchers abenteuerliche Pilgerreise ins Heilige Land, in den Sinai und nach Ägypten 1479/80. Band I, Dettelbach 2017, ISBN 978-3-89754-332-4, S. 25–29.
  4. Christof Rolker, Heraldische Orgien und sozialer Aufstieg, oder: Wo ist eigentlich „oben“ in der spätmittelalterlichen Stadt?, in: Zeitschrift für historische Forschung 42 (2015), 191–224. DOI: [1]
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Angaben nach:
    • Christof Rolker, "Konrad Grünenbergs Wappenbuch I: Die Handschriften", in: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog), published: 29/07/2013, [2]
    • Christof Rolker, "Konrad Grünenberg X: Eine Zwischenbilanz", in: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog), published: 13/11/2015, [3].
    • František Pícha, "The Grünenberg armorial and seven of its copies: an assessment of the mutual dependency", in: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog), published: 19/02/2016, [4].
  6. Klaus Graf, Adel als Leitbild – Zur Geschichte eines Grundwerts in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14.–16. Jahrhundert, hg. von Horst Carl und Sönke Lorenz (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 53), Ostfildern 2005, 67–81. Auch online: Adel als Leitbild .
  7. Christof Rolker, "Konrad Grünenberg’s Wappenbuch VII: The Zurich manuscript", in: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog), published: 23/02/2014, [5].
  8. Bernd Konrad, Konrad Grünenbergs Wappenbuch V: Privatbesitz (wohl Straßburg/Frankreich), in: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog), published: 28/11/2013, [6]
  9. Zum komplizierten Verhältnis zwischen Stillfried-Faksimile und den Handschriften-Vorlagen vgl.:
    Christof RolkerW-Logo.png: Konrad Grünenberg VIII: “Faksimile” und Original am Beispiel der Stillfried-Ausgabe. In: Heraldica Nova: Medieval and Early Modern Heraldry from the Perspective of Cultural History (a Hypotheses.org blog). 9. März 2015, abgerufen am 2. Juni 2023.


Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Conrad_Grünenberg“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 23. August 2012 (Permanentlink: [9]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.