Geschichte Bayerns

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Die Geschichte Bayerns (Baierns) reicht zurück bis zu den Ursprüngen des „älteren baierischen Stammesherzogtums“ der Agilolfinger mit Sitz in Freising im Jahr 555.

Die Schreibweise des Landesnamens Bayern mit „y“ geht auf eine Anordnung Königs Ludwigs I. vom 20. Oktober 1825 zurück, mit der die ursprüngliche Schreibweise „Baiern“ abgelöst wurde. Der Ersatz von „i“ durch das „griechische ypsilon“ war Ausdruck für des Königs Philhellenismus, der glühenden Verehrung für alles Griechische. In der Sprachwissenschaft wird streng unterschieden zwischen bairischer Sprache bzw. Bevölkerung, welche mit „i“ geschrieben werden, und dem bayerischen Territorium, das mit „y“ geschrieben wird.


Überblick (wichtige Daten):
  • 555 n. Chr. - Erster Beleg eines bairischen Herzogtums mit Sitz in Freising
  • 788 - Ende des älteren Stammesherzogtums
  • 955 bis 976 - Größte Ausdehnung Baierns bis an die Adria
  • 1070 bis 1180 - Regentschaft der Welfen (mit Unterbrechungen)
  • 1180 - Ende des jüngeren Stammesherzogtums
  • 1180 bis 1918 - Regentschaft der Wittelsbacher
  • 1255 - Erste Landesteilung
  • 1506 - Wiedervereinigung des Herzogtums
  • 1623 - Erhebung zum Kurfürstentum
  • 1777 - Vereinigung von Bayern und Kurpfalz
  • 1806 - Erhebung zum Königreich und Gewinn fränkischer, schwäbischer und österreichischer Gebiete
  • 1866 - Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg
  • 1871 - Bayern wird Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs
  • 1918 - Ende der Monarchie, Bayern wird Freistaat
  • 1919 - Niederschlagung der sozialistischen Räterepublik durch Freikorps
  • 1933 - Gleichschaltung Bayerns durch den Nationalsozialismus
  • 1946 - Verlust der Rheinpfalz
  • 1949 - Bayern als Bundesland Teil der Bundesrepublik Deutschland
Die Eingliederung Bayerns in das Frankenreich und die Errichtung der Awarenmark (Marcha Orientalis, erstmals 996 erwähnt als „Ostarrichi“) unter Karl dem Großen

Kurzfassung

Zur Zeit des römischen Kaisers Augustus wurde das keltisch besiedelte Gebiet Altbayerns südlich der Donau Teil der Provinz Raetia des Römischen Reiches.

Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft bildete sich aus aus dem Norden eingedrungenen Germanen und vereinzelt bereits ansässigen und zugewanderten romanisierten Kelten (Boier) über Jahrhunderte der Stamm der Baiern (siehe Bajuwaren). Die walsche Bevölkerung assimilierte sich in einem Jahrhunderte währenden Prozess; Orts-, Flur- und Gewässernamen wie Walchensee künden noch heute von der vormals romanischen Besiedelung.

Seit 555 ist die Existenz eines bayerischen Stammesherzogtums belegt, das unter den Merowingern Teil des fränkischen Herrschaftsbereichs wurde. Der Sieg Karls des Großen über Bayernherzog Tassilo III. im Jahre 788 markiert das Ende des „älteren Stammesherzogtums“.

Der Niedergang der Karolinger ermöglichte ein Wiederaufleben der Eigenständigkeit der bayerischen Herzöge im „jüngeren Stammesherzogtum“.

Der Streit mit den Ottonen führte zu erneuter Abhängigkeit vom deutschen Königtum: 976 wurde Herzog Heinrich „der Zänker“ von seinem Vetter, dem römisch-deutschen König und Kaiser Otto II., nach einem gescheiterten Aufstand abgesetzt; Bayern verlor – u. a. durch die Errichtung des Amtsherzogtums Kärnten mit seinen italienischen Marken – fast die Hälfte seines Territoriums.

Ab 1070 kam es unter den Welfen zu einem kurzzeitigen Wiedererstarken der Macht der bayerischen Herzöge, bis der Streit zwischen Welfen-Herzog Heinrich dem Löwen und deutschem König Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer 1180 mit dem Sturz Heinrichs endete: Weite Teile der ehemaligen Marcha orientalis bzw. Ostarrîchis – in etwa das Gebiet des heutigen Österreich – wurde von Bayern abgetrennt, das Herzogtum Steiermark wurde errichtet, das restliche Bayern erhielt der bisherige Pfalzgraf Otto I. aus dem Geschlecht der Wittelsbacher als neuer Herzog verliehen. Damit endete auch die Geschichte des „jüngere Stammesherzogtums“.

Von 1180 bis 1918 wurde Bayern als Territorialherzogtum von den Wittelsbachern regiert. In der Folgezeit erlebte Bayern eine Periode zahlreicher Teilungen in Einzelherzogtümer, die erst durch das Primogeniturgesetz von 1506 ein Ende fanden.

In der Gegenreformation nahm Bayern eine führende Stellung ein und ging aus dem Dreißigjährigen Krieg mit Gebietsgewinnen und 1623 mit dem Aufstieg zum Kurfürstentum hervor.

Während des Spanischen und des Österreichischen Erbfolgekrieges wurde das absolutistische Bayern jeweils von Österreich vorübergehend besetzt.

Zur Zeit Napoleons stand Bayern anfangs auf der Seite Frankreichs und konnte durch Säkularisation und Mediatisierung große Gebietsgewinne erreichen. 1806 erfolgte die Erhebung zum Königreich. Durch den rechtzeitigen Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons konnte Bayern auf dem Wiener Kongress 1814 als Siegermacht einen großen Teil der Gebietsgewinne behalten.

König Ludwig I. baute München zur Kunst- und Universitätsstadt aus. Im Zuge der Märzunruhen musste er 1848 wegen einer Affäre mit der Tänzerin Lola Montez abdanken. Ludwig II. ging wegen des Baues von Neuschwanstein und anderer Schlösser als Märchenkönig in die Geschichte ein.

An der Seite Österreichs erlitt Bayern 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg eine Niederlage gegen Preußen.

1871 wurde Bayern Teil des neu gegründeten Deutschen Kaiserreiches, erhielt aber so genannte Reservatrechte (eigenes Post-, Eisenbahn- und Heereswesen).

1918 brach die Wittelsbacher Monarchie in der Novemberrevolution zusammen. Am 9. November 1918 wurde der „Freistaat Bayern“ ausgerufen; sozialistische Gruppen konnten für kurze Zeit eine Räterepublik installieren. In der Zeit der Weimarer Republik wurde Bayern 1923 Schauplatz des Hitlerputsches.

Zwischen 1933 und 1945 wurde Bayern als Verwaltungseinheit unter den Nationalsozialisten zwar weitgehend bedeutungslos, übernahm aber eine gewisse Vorreiterrolle bei nationalsozialistischen Maßnahmen. Im Zweiten Weltkrieg erlitten bayerische Städte wie Würzburg, München oder Nürnberg starke Zerstörungen.

Nach der Besetzung durch US-amerikanische Truppen wurde Bayern 1949 als Bundesland Teil der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Es setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein und eine Entwicklung vom Agrarstaat zum modernen Industriestaat.

Vorgeschichte Bayerns, Ur- und Frühgeschichte der Region

→ siehe Urgeschichte Bayerns und Urgeschichte Baden-Württembergs

Das ältere baierische Stammesherzogtum

Die Ursprünge des älteren baierischen Stammesherzogtums lassen sich bis ins Jahr 551/555 zurückverfolgen. In der Gotengeschichte des Jordanes heißt es: „Jenes Gebiet der Schwaben hat im Osten die Baiern, im Westen die Franken…“ Die Herrscher stammten seit dieser Zeit bis zum Ende des ersten Stammesherzogtums alle aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Das Siedlungsgebiet wurde in diesem Zeitraum nach Osten bis zur Enns und nach Süden bis ins heutige Südtirol erweitert.

Veränderungen gab es im Osten auch durch den Abzug der Langobarden aus Pannonien nach Norditalien und dem Nachrücken der Awaren und später der Slawen auf das Gebiet des heutigen Böhmens. Im 8. Jahrhundert kam durch Unterwerfung des slawischen Karantanien das heutige Kärnten unter baierische Herrschaft. Sitz der lange weitgehend unabhängig regierenden Herzöge war Regensburg.

St. Korbinian legte die Grundlagen für das spätere Bistum Freising, St. Kilian wurde zum Missionar des fränkischen Gebiets im Norden. Bonifatius gründete 742 das Bistum Würzburg, das im 7. Jahrhundert zum thüringisch-fränkischen Herzogtum der Hedene gehörte. Im Gebiet westlich des Lechs wurde Augsburg zum Bischofssitz. In Passau fand Bonifatius bereits einen Bischof vor. Der Heilige Rupert von Salzburg begründete 696 das spätere Erzbistum Salzburg, nachdem er (vermutlich) den Herzog und seinen Hofstaat in der Hauptstadt Regensburg getauft hatte. Rupert wurde dadurch zum „Apostel der Baiern“. 798 schuf Papst Leo III. die bairische Kirchenprovinz, zu der die Bistümer Salzburg als Metropolitansitz, Regensburg, Passau, Freising und Säben (später Brixen) gehörten.

Das baierische Stammesherzogtum um 788

Unter den Karolingern kam es zu einem Erstarken des Frankenreichs, wodurch die weitgehende Eigenständigkeit der Stammesherzogtümer unter den Merowingern beendet wurde. 716 endete als erstes das Herzogtum der Hedene. Das Gebiet kam unter karolingische Herrschaft, wobei die Kirche mit dem Bistum Würzburg eine dominierende Stellung erhielt. Nach Niederschlagung eines letzten Aufstands bei Cannstatt 746 wurde auch das alemannische Gebiet endgültig in das Frankenreich eingegliedert.

Als letztes wurde 788 das baierische Stammesherzogtum zerschlagen. Der baierische Herzog Tassilo III. versuchte vergeblich die Eigenständigkeit durch ein Bündnis mit den Langobarden zu retten. Die Eroberung des Langobardenreiches durch Karl den Großen zog auch den Sturz Tassilos III. und das Ende des älteren baierischen Stammesherzogtums nach sich.

Das jüngere baierische Stammesherzogtum

Das Herzogtum Baiern 952–976

Unter dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen, der sich ab 825 „König der Baiern“ nannte, rückte Baiern in den Mittelpunkt der Macht. Unter Kaiser Arnulf von Kärnten wurden Baiern und Kärnten zu Basen der Macht mit Regensburg als Regierungssitz.

Nach Ende der Herrschaftsperiode der Karolinger kam es erneut zu einem Erstarken der Eigenständigkeit der einzelnen Gebiete. Unterstützt wurde dies durch die Bedrohung von außen durch die Ungarneinfälle ab etwa 862.

Markgraf Luitpold von Bayern fiel 907 in der Schlacht von Pressburg in einer Niederlage gegen die Ungarn, jedoch wird das Datum durch den Antritt seines Sohns Arnulf I. als Herzog von Baiern gleichzeitig als Beginn des jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen. Die Pannonische Mark ging allerdings endgültig an die Ungarn verloren.

Nach dem Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 erfolgte eine zweite Welle baierischer Ostsiedlung mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederösterreich, Istrien und der Krain. Obwohl seit 955 von einer ottonischen Nebenlinie regiert, gab es mit dem sächsischen Königsgeschlecht der Ottonen im 10. Jahrhundert Konflikte, die 976 mit dem Verlust von Kärnten und eines Großteils der neu gewonnenen Gebiete endeten, die als Teil eines neu geschaffenen Herzogtums Kärnten von Baiern abgetrennt wurden. Zusätzlich regierte das Geschlecht der Babenberger in der Marcha Orientalis (Ostarrichi) zunehmend unabhängiger.

Heinrich der Löwe

Nachdem der ottonische bayrische Herzog 1002 als Heinrich II. römisch-deutscher König geworden war und bis 1017 zeitweise das Herzogtum in Personalunion regiert hatte, folgte eine Periode, in der die baierischen Herzöge von außen eingesetzt wurden und stark vom deutschen Königtum abhängig waren, die auch unter den Saliern fortdauert. Zeitweise war als Herzog gar der Kaisersohn eingesetzt. In dieser Zeit erfolgte der Aufstieg von Adelsgeschlechtern, wie der Grafen von Bogen und der Grafen von Andechs, der Diepoldinger, Grafen von Sulzbach und der Wittelsbacher.

Erst mit der Einsetzung der Welfen ab 1070 als Herzöge durch die Kaiserwitwe kam es zu einem erneuten Erstarken der bayerischen Herzöge. Diese Epoche ist durch den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst geprägt. Dabei konnte der Welfenherrscher durch Parteinahme für den Papst seine Position festigen.

Ein Konflikt mit dem schwäbischen Herrschergeschlecht der Staufer bei der Königswahl führte nach Wahl des Staufers Konrad III. zum König allerdings dazu, dass Baiern 1139 an die Babenberger gegeben wurde. Das schwäbische Gebiet wurde mit der Herrschaft der Staufer großenteils Königsland. Zunehmend entwickelte sich auch Franken zum Zentrum stauferischer Macht. In Franken ging die beherrschende Stellung des Bischofs von Würzburg durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007 und neue weltliche Herrschaften verloren. Der Staufer Friedrich I. Barbarossa versuchte den Ausgleich mit den Welfen und gab 1156 ein um die Marcha Orientalis verkleinertes Bayern dem Welfen Heinrich dem Löwen zurück.

Die losgelöste Marcha Orientalis wurde unter den Babenbergern als neuem Herzogtum mit besonderen Privilegien zur Keimzelle des späteren Österreich (Ostarrichi). Heinrich der Löwe gründete zahlreiche Städte, unter anderem 1158 München. Durch seine starke Stellung als Herrscher über die beiden Herzogtümer Sachsen und Baiern geriet er jedoch in Konflikt mit Friedrich I. Barbarossa. Mit der Verbannung Heinrichs des Löwen und der Abtrennung der Steiermark als eigenem Herzogtum endete 1180 das „jüngere baierische Stammesherzogtum“.

Bayerns Anfänge als Territorialstaat

Datei:Otto von Wittelsbach.jpg
Kaiser Friedrich Barbarossa belehnt 1180 Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern. Der Teppich von etwa 1610 befindet sich in der Residenz München

Von 1180 bis 1918 stellten die Wittelsbacher die Herrscher Bayerns, zunächst als Herzöge, später als Kurfürsten und Könige. Als 1180 Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach als Otto I. Herzog von Bayern wurde, war der Eigenbesitz der Wittelsbacher eher gering. In der Folgezeit wurde dieser aber durch Kauf, Heirat, Erbschaft erheblich erweitert. Neu erworbenes Land wurde nicht mehr als Lehen vergeben, sondern durch eigene Dienstleute verwaltet. Auch starben in dieser Zeit mächtige Grafengeschlechter, wie die der Grafen von Andechs und von Bogen aus. 1214 wurde sein Sohn Ludwig I. von Wittelsbach mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt.

Da es bei den Wittelsbachern wie bei vielen Herrscherhäusern dieser Zeit keine Bevorzugung des Erstgeborenen bei der Erbfolge gab, kam es 1255 zur Aufteilung in Oberbayern mit der Pfalz und dem Nordgau (mit Sitz in München) und Niederbayern (mit den Sitzen in Landshut und Burghausen). Darauf geht noch heute die Unterscheidung von Ober- und Niederbayern (vergleiche Regierungsbezirke) zurück.

Trotz erneuter Teilung nach einer kurzen Zeit der Wiedervereinigung erlangte Bayern mit Ludwig IV. dem Bayern einen neuen Höhepunkt der Macht, als dieser als erster Wittelsbacher 1328 die Kaiserwürde erhielt. Die von ihm neu hinzugewonnenen Gebiete Brandenburg (1323), Tirol (1342), die niederländischen Provinzen Holland, Seeland und Friesland und das Hennegau (1345) gingen jedoch unter seinen Nachfolgern wieder verloren. Tirol fiel bereits 1369 mit dem Vertrag von Schärding an die Habsburger, in Brandenburg folgten 1373 die Luxemburger, und die niederländischen Grafschaften fielen 1436 an Burgund. Im Hausvertrag von Pavia von 1329 teilte Kaiser Ludwig den Besitz in eine pfälzische Linie mit der Rheinpfalz und der später so genannten Oberpfalz und in eine altbayerische Linie auf. Damit ging auch die Kurfürstenwürde für die altbayerische Line an die Pfalz verloren. Erst 1777 sollten Bayern und Pfalz wieder vereint sein. Mit der Anerkennung der Herrschaftsgrenzen durch den bayerischen Herzog im Jahr 1275 ging die Ablösung Salzburgs von Bayern in ihre letzte Phase. Als der Salzburger Erzbischof dann 1328 eine eigene Landesordnung erlassen hatte, war Salzburg zu einem weitgehend unabhängigen Staat innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches“ geworden.

Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Oberbayern und Niederbayern selbst wiederholt geteilt. Nach der Teilung von 1392 existierten vier Herzogtümer: Niederbayern-Straubing, Niederbayern-Landshut, Oberbayern-Ingolstadt und Oberbayern-München, deren Herzöge nicht selten gegeneinander Krieg führten. Herzog Albrecht IV. von Oberbayern-München vereinigte nach dem verheerenden Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/05 Altbayern 1506 wieder. Durch ein Primogeniturgesetz beendete er die Teilungen. Allerdings gingen 1504 die ursprünglich bayerischen Ämter Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg an Tirol verloren.

Bayern von der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg

In Altbayern verhinderten die bayerischen Herzöge eine größere Ausbreitung der Reformation. Wilhelm IV. ließ sich bereits 1524 vom Papst durch die Abtretung der Hoheitsrechte über die bayerischen Bischöfe und der Einkünfte der kirchlichen Institute für die Sache des Katholizismus gewinnen und war einer der eifrigsten Gegner der Reformation, die er in seinem Land nicht aufkommen ließ. Er nahm auf seiten Karls V. am Schmalkaldischen Krieg teil. Jedoch führten auch in Bayern einzelne Territorialherren wie die Grafen von Ortenburg und von Haag und der Herzog von Pfalz-Neuburg das lutherische Bekenntnis ein. Um der weiteren Ausbreitung in Altbayern entgegenzuwirken, führte der bayerische Herzog Albrecht V. 1564 einen Gerichtsprozess gegen die sogenannte Bayerische Adelsverschwörung. In Franken breitete sich die Reformation rasch aus, und auch in Ostschwaben fand sie vor allem in Städten wie Augsburg zahlreiche Anhänger. Ebenso breitete sich die Reformation in der Oberpfalz aus, die unter der Herrschaft der protestantischen Kurfürsten der Pfalz stand.

1571 wurden von Herzog Albrecht V. alle Lutheraner des Landes verwiesen. Ab 1542 machten die Jesuiten die 1472 gegründete Landesuniversität Ingolstadt neben Dillingen zu einem Zentrum der Gegenreformation. Die Bischöfe von Würzburg und Bamberg betrieben die Gegenreformation mit teils rigorosen Maßnahmen. Wilhelm V. beteiligte sich erfolgreich am Krieg gegen den protestantisch gewordenen Erzbischof von Köln, für fast zweihundert Jahre stellten seither bayerische Prinzen den Kölner Kurfürsten. Ab 1577 wurden die Stände, die für die Bewilligung der Steuern für den Herzog zuständig waren, nicht mehr regelmäßig einberufen. Dies führte Bayern an den Rand des finanziellen Ruins und zur Abdankung des Herzogs.

Wilhelms Sohn Maximilian I. entmachtete die Stände, indem er sie durch einen Beamtenapparat ersetzte, der Verwaltung und Finanzen übernahm. 1607 besetzte der Bayernherzog nach einer Störung einer katholischen Prozession durch Protestanten die freie Reichsstadt Donauwörth und verleibte sie seinem Herzogtum ein. Dies war Anlass für die protestantischen Fürsten und Städte, sich unter Führung des calvinistischen Kurfürsten und Wittelsbachers Friedrich von der Pfalz zur Union zusammenzuschließen. Entsprechend schlossen sich 1609 die katholischen Kräfte unter Führung des bayerischen Herzogs Maximilian I. zur Liga zusammen.

Kurfürst Maximilian I.

1619 verbündete sich der bayerische Herzog mit Kaiser Ferdinand II. gegen die protestantischen böhmischen Stände und den von ihnen gewählten Gegenkönig, den Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. In der Schlacht am Weißen Berge bei Prag besiegten die Truppen der Liga unter Führung des bayerischen Feldherrn Tilly 1620 die Protestanten. Anschließend ließ Tilly die Pfalz besetzen. Als Dank erhielt Maximilian I. 1623 die Pfälzer Kurwürde und 1628 die von ihm besetzte Oberpfalz als Kriegsentschädigung. Im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs wurde Bayern jedoch 1632/34 und 1648 von feindlichen Truppen besetzt und verwüstet. Ostschwaben verlor seine bisherige politische Bedeutung durch die Zerstörungen fast völlig.

Im Westfälischen Frieden von 1648 wurden die Kurfürstenwürde und die Gebietsgewinne Bayerns bestätigt.

Bayern als absolutistischer Staat

Nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich Bayern ebenso wie andere europäische Länder zum absolutistischen Staat. 1669 wurde zum letzten Mal der ständische Landtag einberufen. Der Münchner Hof Kurfürst Ferdinand Marias konnte sich an Prunk mit anderen europäischen Höfen durchaus messen. Versuchen, Manufakturen nach dem Vorbild Frankreichs aufzubauen, war kein Erfolg beschieden. Dennoch hielt sich die Verschuldung des Staates in Grenzen, Ferdinand Maria widerstand dem französischen Drängen und verzichtete auf die Kandidatur für die Kaiserkrone, um den Frieden zu erhalten.

Außenpolitisch wurde Bayern 1670 dennoch zum Verbündeten Frankreichs. Kurfürst Maximilian II. Emanuel errang zunächst an der Seite Österreichs mehrere Siege gegen die Türken. Im Spanischen Erbfolgekrieg stand Bayern unter Maximilian II. Emanuel wieder auf der Seite Frankreichs. Der Krieg endete nach der Niederlage in der Schlacht von Höchstädt 1704 mit der Besetzung Bayerns durch Österreich. Die Bauernaufstände 1705 bei Sendling und 1706 bei Aidenbach scheiterten, nachdem in der Sendlinger Mordweihnacht die schlecht bewaffneten und schlecht geführten Bauern von den kaiserlichen Truppen niedergemetzelt worden waren. Erst 1714 wurde Bayern von den europäischen Großmächten aus Gründen des Machtgleichgewichts wiederhergestellt.

1724 beschlossen die pfälzische und die altbayerische Linie der Wittelsbacher die sogenannte Wittelsbacher Hausunion zur Sicherung der Stellung Bayerns. Im Österreichischen Erbfolgekrieg kämpfte Bayern an der Seite von Frankreich und Preußen gegen die Habsburgerin Maria Theresia. 1742 wurde der Wittelsbacher Karl Albrecht von den Kurfürsten, die Maria Theresia als Kaiserin nicht anerkannten, als Karl VII. zum Kaiser gewählt. Österreich konnte sich im Kriegsverlauf behaupten und besetzte wiederum Bayern. Drei Jahre danach starb Karl Albrecht. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian III. Joseph musste auf die Führungsrolle zugunsten der Habsburger verzichten und wandte sich inneren Reformen zu.

1777 starb mit ihm die bayerische Linie der Wittelsbacher aus und Karl Theodor aus der Pfälzer Linie trat die Nachfolge an. Damit wurde Kurbayern, das Nieder- und Oberbayern sowie die Oberpfalz umfasste, mit der Kurpfalz sowie den Besitztümern Jülich und Berg zu Pfalzbaiern vereint.

Der habsburgische Kaiser Joseph II. erkannte die Nachfolge jedoch nicht an und erhob selbst Anspruch auf Altbayern. Im folgenden Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 setzte sich Preußen erfolgreich für den Erhalt Bayerns ein. Im Frieden von Teschen 1779 erkannte Österreich die pfälzische Nachfolge an. Bayern musste allerdings das Innviertel an Österreich abtreten. Seit 1785 reformierte Graf Rumford das Staatswesen.

Bayerns Neutralitätspolitik unter Karl Theodor gegenüber dem revolutionären Frankreich endete desaströs mit der Besetzung der Pfalz durch französische Truppen. Nachdem Karl Theodor kinderlos verstarb, trat Maximilian IV. Joseph aus der Linie Pfalz-Zweibrücken 1799 das Erbe an. In Frankreich erzogen und Oberst eines französischen Militärregiments, führte er Bayern in ein Bündnis mit Napoleon. Mit Pfalz-Zweibrücken kam zugleich der Rest der Rheinpfalz an Bayern. Die ehrgeizige Außenpolitik Bayerns zu dieser Zeit führte zu einer hohen Verschuldung des Staats.

Königreich Bayern

Napoleonische Ära

Bayern 1808

Im Frieden von Lunéville 1801 musste Kurpfalzbayern wie andere deutsche Staaten auf seine linksrheinischen Gebiete verzichten. Damit verlor es die Rheinpfalz. Auch musste es Jülich und Berg abgeben. Als Ausgleich konnte Bayern jedoch sein Staatsgebiet durch die im Reichsdeputationshauptschluss 1803 verfügte Mediatisierung und Säkularisierung erheblich erweitern. 1805 band sich Bayern durch den Bogenhausener Vertrag an das Frankreich Napoleons. Der Niederlage Österreichs in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz folgte der Friede von Pressburg, der u. a. die Abtretung von Tirol und Vorarlberg an Bayern beinhaltete. 1806 wurde Bayern als Dank von Napoleon in den Rang eines Königreichs erhoben und trat dem Rheinbund bei, woraufhin Franz II. die deutsche Kaiserwürde niederlegte und das Reich für erloschen erklärte.

Bayern wurde in dieser Zeit entscheidend durch den Minister Montgelas geprägt. Er gilt zusammen mit König Maximilian I. als Schöpfer des modernen bayerischen Staates. Montgelas schuf eine effiziente Staatsverwaltung für das vergrößerte Bayern. Er teilte das Land in acht Verwaltungskreise ein und verwaltete es durch ein neu geschaffenes Beamtenwesen. Er führte die allgemeine Schulpflicht ein und schuf durch Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Währung sowie durch die Abschaffung der Binnenzölle und des Zunftzwangs einen einheitlichen Wirtschaftsraum. 1808 wurde von ihm die erste bayerische Verfassung, Konstitution genannt, verabschiedet. In ihr wurde unter anderem auch offiziell die in Bayern zu dieser Zeit kaum mehr vorkommende Leibeigenschaft abgeschafft und die Gesetzgebung vereinheitlicht.

Die Zwangsaushebung von Rekruten für die Bayerische Armee führte zum Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer, der am 9. April 1809 in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck begann und am 1. November 1809 mit der Niederlage der Tiroler am Bergisel endete. Der Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 zwischen Frankreich und Bayern führte zu Gebietsarrondierungen. Bayern erhielt die Markgrafschaft Bayreuth, das Fürstentum Regensburg, das Innviertel, das halbe Hausruckviertel sowie Gebiete um Salzburg und Berchtesgaden als Territorium hinzu. Im Gegenzug mussten das südliche Tirol und einige schwäbische Gebiete abgegeben werden.

Szene aus dem Russlandfeldzug (Schlacht von Borodino)

Während des Russlandfeldzuges Napoleons erlitt die bayerische Armee schreckliche Verluste. Von rund 33.000 Mann, die (einschließlich nachgeschickter Verstärkungen) 1812 ausmarschierten, kehrten nur etwa 4.000 zurück. Durch den Vertrag von Ried wechselte Bayern am 8. Oktober 1813 kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig gegen die Zusicherung, seine annektierten Gebiete behalten zu dürfen, ins Lager der Gegner Napoleons. Der Versuch des bayerischen Feldmarschalls Wrede, den Durchmarsch der Grande Armée 1813 in der Schlacht bei Hanau zu stoppen, endete für das von ihm kommandierte bayerisch-österreichische Korps mit einer Niederlage. Im Frankreichfeldzug von 1814 siegte er dann aber in der Schlacht von Arcis-sur-Aube und der Schlacht von Bar-sur-Aube. Als Ergebnis des Wiener Kongresses 1814/15 musste Bayern seine österreichischen Zugewinne im Vertrag von München großenteils wieder aufgeben, bekam aber zum Ausgleich Teile der Pfalz zurück sowie Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg.

Insgesamt hatte sich das Territorium Bayerns bis 1815 um folgende Gebiete erweitert:

Bayern im Deutschen Bund

1817 erfolgte die Entlassung Montgelas, der zu keinen weiteren liberalen Zugeständnissen an die Bürger bereit war. 1818 erließ Maximilian I. Joseph die Verfassung von 1818, die im Gegensatz zur Verfassung von 1808 auch die Frage einer Volksvertretung regelte. Sie sah eine Gliederung in zwei Kammern vor. In der ersten Kammer saßen Vertreter der Geistlichkeit und des Adels sowie weitere vom König ernannte Personen. Die zweite Kammer wurde nach einem indirekten Zensuswahlrecht besetzt. Mit ihr wurde Bayern zur konstitutionellen Monarchie. Zu einem echten Parlamentarismus fehlte unter anderem ein allgemeines und direktes Wahlrecht, die volle Gewaltenteilung und Pressefreiheit.

Unter König Ludwig I. erlebte die Kunst in Bayern eine Blütezeit. Vor allem in München entstanden in dieser Zeit zahlreiche klassizistische Bauten. 1826 wird die ursprünglich in Ingolstadt gegründete Landesuniversität von Landshut nach München verlegt. Der anfangs noch liberale Regierungsstil Ludwigs I. nahm zunehmends autoritäre Züge an. 1848 musste der König wegen einer Liebesbeziehung zur Sängerin Lola Montez und Unruhen in München zurücktreten.

Unter seinem Sohn Maximilian II. wurde unter anderem die Zensur abgeschafft. Die Reichsverfassung von 1849 wurde von ihm jedoch wie von den meisten deutschen Fürsten abgelehnt, und zudem wurden im selben Jahr die politischen Parteien verboten ("Der Staatsbürger", Nov. 1994).

Den Krieg von 1866 verlor Bayern unter Ludwig II. an der Seite Österreichs und der meisten deutschen Staaten gegen Preußen und musste hohe Kriegsentschädigungszahlungen leisten. 1870 beteiligte sich Bayern als Verbündeter Preußens am Krieg gegen Frankreich und trat dem Norddeutschen Bund bei.

Bayerns Wirtschaft 1848

Aufgrund der hauptsächlich agrarisch strukturierten Bevölkerung, des Erbrechts (Realteilung, Erstgeborener) sowie des hohen Heiratalters wuchs die Bevölkerung in Bayern langsamer als in den anderen Teilen des Reiches. Seine Industrialisierung verlief im Vergleich zu anderen Regionen und Ländern sehr gemessen. Karl Bosl sprach in diesem Zusammenhang auch von einer „geminderten Industrie“, wobei unter Historikern der Begriff „verzögerte Industrialisierung“ höheres Ansehen genießt.[vgl. Handreichung Prof. Reif]

Allerdings hatte Bayern für die Industrialisierung sichtbar schlechte Voraussetzungen:

  • rohstoffarme Randlage
  • schlechte Infrastruktur
  • kaum Angebot an billigen Arbeitsplätzen
  • agrarisch- und handwerklich geprägte Gesellschaft
  • langsames Bevölkerungswachstum

Im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion wies Bayern 1848 eine negative Handelsbilanz auf. Die Produkte müssen folglich in Qualität und Quantität gesteigert werden. Allerdings sorgten die Ausfuhr von Rohstoffen und Waren, die weit über der Einfuhr von Produkten und fremden Fabrikaten liegen, für eine insgesamt noch positive Handelsbilanz. Die Industrie musste dennoch weiter ausgebaut werden, wenn Bayern nicht von steigender Armut und Abhängigkeit von anderen Ländern bedroht sein wollte. Positiv anzumerken ist, dass im Bildungsbereich bereits gute Grundsätze gelegt wurden, allerdings mussten den gut ausgebildeten Arbeitskräften auch Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Land gegeben werden.

Bayern im Deutschen Kaiserreich

Bayerische Banknote 50 Gulden 1866

1871 wurde Bayern Teil des neu gegründeten Deutschen Reiches, behielt neben der Kultur- und Steuerhoheit aber noch zahlreiche so genannte Reservatrechte, wie eigenes Heer, Postwesen und eigene Eisenbahn. Weil Ludwig II. die Staatsgeschäfte völlig vernachlässigte und die Verwaltung eher preußenfreundlich eingestellt war, war der Einfluss Preußens auf die Politik Bayerns groß. Ludwig II. ging wegen der unter seiner Herrschaft erbauten Königsschlösser (Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Linderhof) als Märchenkönig in die Geschichte ein.

Innenpolitisch entwickelte sich die 1868 gegründete katholisch-konservative Patriotische Partei zur führenden Partei im Landtag. 1887 erfolgte die Umbenennung in Bayerisches Zentrum. 1893 zogen erstmals die Sozialdemokraten in den Landtag ein. 1906 erfolgte eine Liberalisierung des Wahlrechts.

Nach der Entmündigung Ludwigs II. 1886 übernahm Prinzregent Luitpold die Herrschaft anstelle des psychisch erkrankten Prinzen Otto. Er gilt zum Teil bis heute als volkstümlicher Vertreter der „guten alten Zeit“ in Bayern, obwohl seine Herrschaftszeit eher von politischer Stagnation geprägt war.

Als er 1912 starb, folgte ihm sein Sohn als Regent nach. 1913 erklärte dieser sich durch eine Verfassungsänderung zum König Ludwig III..

Bayern zwischen den Weltkriegen

Ende der Monarchie

Aufgrund der Versorgungsengpässe und der Verluste im Ersten Weltkrieg nahm der Rückhalt der kriegsmüden Bevölkerung für die Monarchie durch die militante und preußenfreundliche Einstellung Ludwigs III. immer mehr ab. Die wachsende Ablehnung gegen das Reich und gegen Preußen wandte sich so immer mehr auch gegen die bayerische Monarchie. 1917 wurde ein Antrag der SPD auf Parlamentarisierung Bayerns von der Regierung abgelehnt. Wie im restlichen Deutschland entlud sich die Kriegsmüdigkeit in den Januarstreiks 1918.

Eine Einigung Anfang November desselben Jahres kam zu spät. Am 7. November 1918 stürzten revolutionäre Kräfte im Rahmen der Novemberrevolution unter Führung von Kurt Eisner von der USPD die Monarchie. Bayern wurde zum Freistaat erklärt. Kurt Eisner stützte sich auf die Räte, die im ganzen Land gebildet wurden.

Es gab in Bayern mehrere Tausend Räte, in den Städten Arbeiter- aber auch Bürgerräte und in den Garnisonen Soldatenräte. Aber auch auf dem Land fand diese Art der Partizipation in Form der Bauernräte eine breite Zustimmung. Beispielsweise trafen sich am 6. März 1919 im konservativen Chiemgau 158 Rätevertreter aus 54 Gemeinden. In München konstituierten sich neben dem 400-köpfigen Münchner Arbeiterrat Zentralräte der Bauern, der Soldaten und der Arbeiter. Daneben gab es aber auch Räte geistiger Arbeiter, Hochschul- und Schülerräte und so weiter.

Münchner Räterepublik

Bei Wahlen zum Landtag im Januar 1919 erlitt die USPD Eisners jedoch eine schwere Niederlage. Stärkste Kraft wurde die bürgerlich-konservative Bayerische Volkspartei, die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums. Am 21. Februar 1919 wurde Eisner auf dem Weg zur Eröffnung des neugewählten Landtags von Anton Graf von Arco auf Valley ermordet.

Neuer Ministerpräsident wurde der Sozialdemokrat Johannes Hoffmann. Seine Regierungszeit wurde von der Auseinandersetzung zwischen gemäßigten parlamentarischen Kräften und radikalen Arbeiter- und Soldatenräten überschattet. Die Regierung musste sogar wegen der unruhigen Lage in der Hauptstadt nach Bamberg ausweichen. Gleichzeitig wurde in München von einer Gruppe um die Schriftsteller Ernst Toller und Erich Mühsam sowie dem anarchistischen Philosophen Gustav Landauer am 7. April 1919 die „Räterepublik Baiern“ ausgerufen. Kurz darauf übernahm der Kommunist Eugen Leviné die Führung der Räterepublik. Die von Ministerpräsident Hoffmann nach Zugeständnissen zu Hilfe gerufenen preußischen und württembergischen Truppen sowie Angehörige der sich entwickelnden Freikorps eroberten am 1. Mai 1919 die Hauptstadt zurück. Die dann folgenden „Säuberungen“ dieser weißen Truppen forderten zahlreiche Menschenleben.

Bayern während der Weimarer Republik

Der Freistaat Bayern während der Weimarer Republik

Am 14. August 1919 trat die nach ihrem Entstehungsort benannte Bamberger Verfassung in Kraft. 1920 wurde der Freistaat Coburg nach einer dort durchgeführten Volksabstimmung mit Bayern vereinigt. Der Kapp-Putsch im März 1920 hatte den Rücktritt Hoffmanns zur Folge.

Nachfolger wurde der Monarchist Gustav Ritter von Kahr, der eine Loslösung Bayerns vom Reich anstrebte. 1922 wurde Eugen Ritter von Knilling Ministerpräsident. Die Politik der Bevorzugung der Rechten schaffte für die Entstehung rechtsextremer Gruppen ein günstiges Klima und Bayern wurde zur „Ordnungszelle“. Unter anderem tauchte Hermann Ehrhardt, der Führer der Brigade Ehrhardt, nach dem Kapp-Putsch in Bayern unter.

Im Herbst 1923 diente das Ende des passiven Widerstandes gegen die Ruhrbesetzung der Staatsregierung als Vorwand, den Ausnahmezustand auszurufen und von Kahr nach Artikel 48 Absatz 4 der Weimarer Verfassung zum Generalstaatskommissar mit Diktatorischen Vollmachten zu ernennen. Als Reaktion auf diesen Versuch, eine Rechtsdiktatur zu errichten, verhängte Reichspräsident Friedrich Ebert seinerseits den Ausnahmezustand. General Hans von Seeckt, der Chef der Heeresleitung, sympathisierte allerdings mit von Kahr, so dass es zu keiner Reichsexekution kam. In Bayern bildete sich ein Triumvirat aus von Kahr, dem bayerischen Wehrkreiskommandeur Otto von Lossow und dem Chef der bayerischen Landespolizei Hans Ritter von Seißer. Sie ließen unter anderem hunderte jüdische Familien ausweisen, verboten linke Zeitungen und setzten das Republikschutzgesetz außer Kraft.

Am 9. November 1923 kam es in München zum Hitlerputsch. Hitler ließ den Bürgerbräukeller umstellen, als Gustav Ritter von Kahr dort eine Rede hielt, um ihn auf seine Seite zu bringen. Er erklärte die Reichsregierung für abgesetzt. Er konnte von Kahr jedoch nicht überzeugen, und der Putschversuch wurde an der Münchner Feldherrnhalle von der Polizei beendet. Im Februar 1924 trat von Kahr zurück.

Im Juni 1924 wurde Heinrich Held von der Bayerischen Volkspartei Ministerpräsident. Helds Politik zielte auf mehr politische Eigenständigkeit Bayerns im Reich. Jedoch wurde von ihm die Gefahr von rechts lange unterschätzt. Ab 1930 hatte Held keine parlamentarische Mehrheit für seine Regierung. Eine Tolerierung durch die SPD ermöglichte ihm aber die weitere Geschäftsführung, was ihn nicht daran hinderte, die sozialdemokratische Kinderorganisation „Die Kinderfreunde“ (Die Falken) zu verbieten. Am 15. März 1933 wurde Held durch die Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen.

Bayern unter dem Nationalsozialismus

Im März und April 1933 erfolgte die Gleichschaltung der Länder. Zunächst wurde Franz von Epp am 9. März vom Reichsinnenminister Wilhelm Frick, unter Hinweis auf Artikel 2 der „Reichstagsbrandverordnung“, als Reichskommissar in Bayern eingesetzt. Dieser bestellte unter anderem Heinrich Himmler zum Leiter der Polizeidirektion München und Anfang April zum „Politischen Referent beim Staatsministerium des Innern“. Damit war ihm die gesamte Politische Polizei in Bayern unterstellt. Am 16. März übernahm Epp sämtliche Regierungsgeschäfte und bildete einen kommissarischen Ministerrat. Am 10. April wurde Epp schließlich zum Reichsstatthalter in Bayern ernannt. Da er in dieser Funktion nicht Mitglied der Landesregierung sein durfte, wurde am 12. April Ludwig Siebert formal zum Ministerpräsident bestimmt, Adolf Wagner wurde Innenminister. Durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934 verlor Bayern seine Eigenstaatlichkeit. Nach dem Tod Sieberts im November 1942 wurde kein offizieller Nachfolger mehr ernannt, der geschäftsführende Gauleiter München-Oberbayerns Paul Giesler war bis Kriegsende auch geschäftsführender Ministerpräsident.

Zahlreiche führende Personen der Nationalsozialisten stammen aus Bayern. Bei den Maßnahmen der Nationalsozialisten bekam das bayerische Gebiet eine Art Pionierrolle. Am 10. Mai 1933 fand auf dem Münchner Königsplatz die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten statt. Die Zerstörung der Synagogen in Nürnberg und München erfolgte zeitlich Monate vor der Reichspogromnacht 1938. Das erste Konzentrationslager wurde 1933 in Dachau eingerichtet. München wurde zur „Hauptstadt der Bewegung“ erklärt, Nürnberg ständiger Sitz der Reichsparteitage. 1935 wurden in Nürnberg die Nürnberger Rassegesetze verabschiedet. 1937 fand in München die erste Ausstellung „Entartete Kunst“ statt.

1939 scheiterte Georg Elsers Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller. Unter den bayerischen Widerstandsgruppen ist die Münchner Weiße Rose die bekannteste. In den letzten Kriegstagen scheiterte die „Freiheitsaktion Bayern“ von Rupprecht Gerngross.

Bei den Luftangriffen durch die Alliierten wurden bayerische Städte wie München, Nürnberg und Würzburg erheblich zerstört.

Bayern nach 1945

Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde Bayern gemäß dem Potsdamer Abkommen mit Ausnahme der Pfalz und Lindaus, die unter französische Kontrolle kamen, Teil der amerikanischen Besatzungszone.

Am 28. Mai 1945 wurde Fritz Schäffer von der Bayerischen Volkspartei von der amerikanischen Militärregierung zum Ministerpräsidenten bestimmt, am 28. September allerdings von ihr wieder entlassen. Als Nachfolger bestimmte sie den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner. Unter dem Leiter der Militärregierung, General Lucius D. Clay, erfolgte die Neugründung Bayerns als Staat und die Wiederbelebung der Parteien und der Demokratie von unten.

Am 30. Juni 1946 wurde eine verfassunggebende Landesversammlung gewählt, bei der die CSU als Nachfolgepartei der Bayerischen Volkspartei die absolute Mehrheit erzielte. Der Verfassungsentwurf wurde in seinem föderativen Charakter von der Besatzungsmacht genehmigt, jedoch ein Artikel gestrichen, der Bayern ein Recht auf Nichtbeitritt zu einem zukünftigen deutschen Bundesstaat zugebilligt hätte. Die Verfassung des Freistaates Bayern wurde am 1. Dezember 1946 in einem Volksentscheid angenommen.

Bei der gleichzeitig stattfindenden ersten Wahl zum Landtag errang die CSU wiederum die absolute Mehrheit und blieb bis heute stärkste Partei. Ministerpräsident wurde Hans Ehard von der CSU, der abwechselnd allein und in Koalition mit der SPD regierte.

1945 wurde die bisher thüringische Enklave Ostheim vor der Rhön Bayern zugeordnet und 1946 die Pfalz in das neu geschaffene Bundesland Rheinland-Pfalz ausgegliedert. Die Wiedereingliederung von Lindau erfolgt erst 1955.

Ehard schaffte es, viele seiner Vorstellungen nach einem möglichst weitgehenden Föderalismus bei den Beratungen zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland durchzusetzen. Da das Grundgesetz seiner Ansicht nach immer noch nicht föderalistisch genug war, beispielsweise wurde eine Gleichberechtigung des Bundesrates bei der Gesetzgebung gefordert, lehnte der bayerische Landtag auf Antrag der Landesregierung als einziger das Grundgesetz ab. Jedoch wurde unter der Bedingung, dass zwei Drittel der Bundesländer das Grundgesetz annehmen, beschlossen, dass es dennoch für Bayern verbindlich sein sollte. Auf Bundesebene ging die CSU eine Fraktionsgemeinschaft mit der Schwesterpartei CDU ein, bewahrte jedoch ihre Eigenständigkeit.

In den 1950er Jahren gab es noch Konkurrenzkämpfe zwischen der CSU und der Bayernpartei, die bezüglich einer bayerischen Eigenständigkeit radikaler auftrat als die CSU. Die Bayernpartei versank jedoch, nachdem es ihr nicht gelang, in eine Regierung mit der CSU einzutreten, immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit.

Neben dem Wiederaufbau des Landes nahm Bayern von allen Bundesländern die meisten Reichsdeutschen und Flüchtlinge auf, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemals deutschen Ostgebieten sowie Ost- und Südosteuropa (also aus dem Sudetenland, Böhmen, Mähren, Ungarn und vom Balkan) vor allem nach Bayern strömten, da dieses erst zum Ende des Krieges von den amerikanischen Truppen erobert wurde.

Franz Josef Strauß (1915–1988), Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender

Flüchtlingslager entstanden im ganzen Land, manche davon wie in Piding waren bis in die 1960er Jahre geöffnet, viele waren aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgelöst oder in Dörfer und Ortschaften umgewandelt worden. Etwa zwei Millionen Vertriebene blieben in Bayern und trugen nicht nur zum Bevölkerungswachstum, sondern durch ihre mitgebrachten Kenntnisse und Traditionen auch zum kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung bei. (Siehe auch unter Vertreibung). Die Sudetendeutschen wurden neben Bajuwaren, Franken und Schwaben zum vierten „Stamm“ Bayerns erklärt, obgleich dies ethnologisch wie historisch ohne jede Grundlage ist.

1954 kam es nach Wahlen zu einer Viererkoalition von SPD, Bayernpartei, FDP und der Heimatvertriebenenpartei BHE unter Ministerpräsident Hoegner. Nach dem Bruch der Koalitionsregierung entstand eine Dreierkoalition von CSU, BHE und FDP unter dem Ministerpräsidenten Hanns Seidel von der CSU. Nach dem Rücktritt Seidels aus gesundheitlichen Gründen übernahm nochmals Ehard für zwei Jahre das Amt des Ministerpräsidenten.

Die Nachfolgeregierungen unter Alfons Goppel von 1962 bis 1978, Franz Josef Strauß von 1978 bis 1988, Max Streibl von 1988 bis 1993, Edmund Stoiber von 1993 bis 2007 und Günther Beckstein von 2007 bis 2008 waren reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit; von 2003 bis 2008 hatte die CSU sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. Mit der 16. Landtagswahl verlor die CSU jedoch die absolute Mehrheit und war seit Jahrzehnten erstmals gezwungen, eine Koalition mit der FDP einzugehen.

Wirtschaftlich bewältigte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region zu einem führenden Industrieland. Manche sehen die Zukunft des Föderalismus, dessen Bedeutung in Bayern traditionell besonders betont wird, durch vermeintliche oder tatsächliche "Vereinheitlichungstendenzen" auf Bundesebene und der Abgabe von Kompetenzen an die Europäische Union in Frage gestellt.

Siehe auch

Quellen

  • Monumenta Boica, herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Bde. 1-50, 53,54 und 60, München, 1763 - 1916, 1932, 1956)

Literatur

  • Karl Bosl: Bayerische Geschichte. München 1979.
  • Ernst Deuerlein: Geschichte Bayerns. Ploetz, Würzburg 1975, ISBN 3-87640-053-8.
  • Egon Johannes Greipl (Hrsg.): Aus Bayerns Geschichte. Forschungen als Festgabe zum 70. Geburtstag von Andreas Kraus. EOS, St. Ottilien 1992, ISBN 3-88096-653-2.
  • Martin Herrant: Bayerns chronologische Geschichte. Die bayerische Geschichte von der Römerzeit bis heute. Politik und Kultur in übersichtlicher Tabellenform im Zusammenhang mit deutscher und europäischer Geschichte. KultVe, Wolnzach 2008, ISBN 978-3-940959-01-0.
  • Peter Claus Hartmann: Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute. Pustet, Regensburg 2. Auflage 2004, ISBN 3-7917-1875-4.
  • Andreas Kraus: Geschichte Bayerns. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Beck, München 3. Aufl. 2004 ISBN 3-406-51540-1(EA 1988).
  • Hans F. Nöhbauer: Die Chronik Bayerns. Harenberg, Dortmund 1987, ISBN 3-88379-088-5.
  • Friedrich Prinz: Geschichte Bayerns. Piper, München 2001, ISBN 3-492-23348-1.
  • Philip M. Soergel: Wondrous in His Saints. Counter-Reformation Propaganda in Bavaria. Univ. of Calif. Press, Berkeley 1993, ISBN 0-520-08047-5.
  • Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. Beck, 4 Bände:
  1. Franz Brunhölzl: Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. München 1981, ISBN 3-406-07322-0.
  2. Dieter Albrecht: Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München 1988, ISBN 3-406-32320-0.
  3. Franken, Schwaben, Oberpfalz bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München 1979, ISBN 3-406-04845-5 (2 Teilbände).
  4. Alois Schmid (Hrsg): Das neue Bayern, von 1800 bis zur Gegenwart.
    1. Teilband: Staat und Politik. München 2003, ISBN 3-406-50451-5.
    2. Teilband: Die innere und kulturelle Entwicklung. München 2007, ISBN 978-3-406-50925-4.
  • Klaus Tenfelde: Sozialgeschichte Bayerns. In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, S. 405−530.
  • Wilhelm Volkert: Geschichte Bayerns. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55159-8.
  • Ulla-Britta Vollhardt: Geschichtspolitik im Freistaat Bayern. Das Haus der Bayerischen Geschichte: Idee – Debatte – Institutionalisierung. Utz, München 2003, ISBN 3-8316-0235-2.

Weblinks

Quellenhinweis

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Geschichte_Bayerns“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 21. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.