Niedersachsen
Land Niedersachsen | |
Näheres zur Flagge | |
Näheres zum Wappen | |
Sprache | Deutsch, Saterfriesisch und Plattdeutsch zum Amtsgebrauch zugelassen |
Landeshauptstadt | Hannover |
Fläche | 47.609,52 km² |
Einwohnerzahl | 7.931.000 (30. November 2009)[1] |
Bevölkerungsdichte | 167 Einwohner pro km² |
Arbeitslosenquote | 7,8 % (Januar 2011)[2] |
Gründung | November 1946 |
Schulden | 51,95 Mrd. € (21. Juli 2008)[3] |
ISO 3166-2 | DE-NI |
Kontakt: | |
Offizielle Webseite: | www.niedersachsen.de |
Politik: | |
Ministerpräsident: | David McAllister (CDU) |
Regierende Parteien: | CDU und FDP |
Sitzverteilung im Landtag: | CDU 69 SPD 47 |
Letzte Wahl: | 27. Januar 2008 |
Nächste Wahl: | voraussichtlich 2013 |
Parlamentarische Vertretung: | |
Stimmen im Bundesrat: | 6 |
Niedersachsen (saterfriesisch Läichsaksen, niedersächsisch (ugs.:plattdeutsch) Neddersassen) ist ein Land im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland. Flächenmäßig ist es nach Bayern das zweitgrößte deutsche Land. Landeshauptstadt ist Hannover. Die Agglomerationen der Stadtstaaten Bremen und Hamburg wirken weit nach Niedersachsen hinein.
Geografie
Räumliche Lage
Niedersachsen hat im Norden eine natürliche Begrenzung durch die Nordsee und den Unterlauf (Unterelbe) sowie den unteren Mittellauf der Elbe. Ausgenommen hiervon sind das Amt Neuhaus, das nordöstlich der Elbe liegt, und die südelbischen Teile Hamburgs. Als Enklave vom Landesgebiet umgeben ist das Land Bremen mit der Stadt Bremen. Für die Enklavenlage gibt es die Kooperation in der Metropolregion Bremen/Oldenburg. Im Südosten verläuft die Landesgrenze durch den Harz, einem Mittelgebirge. Der Nordosten und der Westen des Landes – insgesamt rund ¾ der Landesfläche – gehören zur Norddeutschen Tiefebene, der Süden zum Niedersächsischen Bergland mit dem Weserbergland, Leinebergland, Schaumburger Land, Braunschweiger Land, Untereichsfeld, Elm und Lappwald. Im Nordosten Niedersachsens liegt die Lüneburger Heide. Während dort ärmere Sandböden der Geest dominieren, finden sich im mittleren Osten und Südosten in der Lössbördenzone ertragreiche Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit. Unter diesen Voraussetzungen (lehm- und sandhaltige Böden) gilt das Land landwirtschaftlich als gut erschlossen. Im Westen liegen die Grafschaft Bentheim, das Osnabrücker Land, das Emsland, das Oldenburger Land, das Ammerland, das Oldenburger Münsterland und – an der Küste – Ostfriesland.
Die von Süden/Südosten nach Norden/Nordwesten verlaufenden Flüsse Ems, Weser, Aller und Elbe prägen Niedersachsen.
Der höchste Berg Niedersachsens ist der Wurmberg (971 m) im Harz. Für weitere Berge siehe: Liste von Bergen und Erhebungen in Niedersachsen. Die meisten Berge und Hügel sind im Südosten des Landes zu finden. Der tiefste Geländepunkt ist mit rund zweieinhalb Metern unter dem Meeresspiegel eine Senke bei Freepsum in Ostfriesland.
Der Siedlungs-, Wirtschafts- und infrastrukturelle Schwerpunkt Niedersachsens befindet sich im Bereich der Städte Stadthagen – Hannover mit Region Hannover – Celle – Braunschweig – Wolfsburg – Hildesheim – Salzgitter. Sie bilden mit dem in Südniedersachsen liegenden Göttingen den Kern der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.
Regionen
Großbereiche
Niedersachsen weist eine deutliche regionale Gliederung auf, die sich sowohl an landschaftlichen Gegebenheiten als auch an historischen und kulturellen Entwicklungslinien manifestiert. In den Regionen, die früher eigenständig waren, insbesondere im Kernbereich der früheren Länder Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe, findet man bis heute häufig ein ausgeprägtes Regionalbewusstsein. Im Umland der Hansestädte Bremen und Hamburg herrscht dagegen häufiger eine Orientierung in Richtung dieser Zentren vor.
Auflistung von Regionen
Teilweise finden sich zwischen mehreren der genannten Regionen Überlappungs- und Übergangsbereiche. Einige der aufgeführten Regionen sind Teile anderer, größerer Regionen, die sich ebenfalls in der Liste finden.
- Altes Land
- Ammerland
- Artland
- Bramgau
- Braunschweiger Land
- Calenberger Land
- Eichsfeld
- Elbe-Weser-Dreieck
- Emsland
- Grönegau
- Grafschaft Bentheim
- Land Hadeln
- Land Wursten
- Hannover
- Harz
- Hildesheimer Börde
- Hümmling
- Kehdingen
- Leinebergland
- Lüneburger Heide
- Mittelweserregion
- Oldenburger Land
- Oldenburger Münsterland
- Osnabrücker Land
- Ostfalen
- Ostfriesland
- Schaumburger Land
- Solling
- Südniedersachsen
- Wendland
- Weserbergland
- Wesermarsch
- Wümmeniederung
Siehe auch: Liste der Städte und Gemeinden in Niedersachsen, Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen
Klima
Niedersachsen gehört zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem maritimen Klima in Westeuropa und dem kontinentalen Klima in Osteuropa. Dieser Übergang macht sich innerhalb des Landes deutlich bemerkbar: Während der Nordwesten ein atlantisches (Nordseeküste) bis subatlantisches Klima mit im Jahresverlauf vergleichsweise geringer Temperaturamplitude und einem Wasserbilanzüberschuss aufweist, wird das Klima nach Südosten hin zunehmend kontinentaler beeinflusst. Dies wird an stärkeren Temperaturunterschieden zwischen Sommer- und Winterhalbjahr sowie an geringeren und jahreszeitlich ungleich verteilten Niederschlägen deutlich. Am stärksten ist diese subkontinentale Färbung im Wendland, im Weserbergland (Hameln bis Göttingen) und im Raum Helmstedt ausgeprägt. Im Harz sind die höchsten Niederschläge zu verzeichnen, da der niedersächsische Teil die Luvseite dieses Mittelgebirges darstellt, an der sich unter anderem Steigungsregen entlädt. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8 °C (7,5 °C im Alten Land und 8,5 °C im Kreis Cloppenburg).
Nachbarländer
Angrenzende Länder sind Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Kein anderes deutsches Land hat so viele benachbarte Länder.
Niedersachsen hat außerdem eine Grenze zu den niederländischen Provinzen Overijssel, Drenthe und Groningen sowie Anteil an der deutschen Nordseeküste.
Geschichte
Geschichte Niedersachsens vor der Gründung des Landes
Der Name „Niedersachsen“ als Regionsbezeichnung ist sehr alt: Name und Wappen des heutigen Landes greifen auf den germanischen Volksstamm der Sachsen zurück. Teile dieses Volkes drangen während der Völkerwanderungszeit ab dem 3. Jahrhundert aus seiner Heimat in Holstein über die Elbe nach Süden vor, wo es sich in den damals von anderen Volksstämmen dünn besiedelten Gebieten in den übrigen niederen Landen, im heutigen Nordwestdeutschland und im nordöstlichen Teil der heutigen Niederlande ausbreitete. Etwa ab dem 7. Jahrhundert hatte es einen Siedlungsraum besetzt, der etwa den heutigen Ländern Niedersachsen, Westfalen und einigen östlich angrenzenden Gebieten wie dem West- und Nordteil Sachsen-Anhalts entsprach. Das Stammesgebiet war in etwa 60 Gaue unterteilt. Die Friesen waren nicht in den Stammesraum einbezogen; sie bewahrten sich über Jahrhunderte in der nordwestlichsten Region des heutigen niedersächsischen Raums ihre Eigenständigkeit.
Die (Ur-)Sprache der einheimischen Bevölkerung ist das Sächsische, eine Sprachvarietät im niederdeutschen Sprachraum. Der geographische Zusatz „Nieder-“ stammt aus der frühen Neuzeit (Niedersächsischer Reichskreis) und unterschied das alte „Sachsenland” von den später aus dynastischen Gründen „Obersachsen“ genannten mitteldeutschen Fürstentümern (siehe auch →Kurfürstentum Sachsen, Geschichte Sachsens). Ein großer Teil des heutigen Niedersachsens wurde im Heiligen Römischen Reich dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeordnet: Hochstift Osnabrück, Hochstift Münster, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Hoya, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Verden, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Oldenburg, Grafschaft Schaumburg und Grafschaft Spiegelberg.
Geschichtlich besteht eine enge, durch die Personalunion des 18. Jahrhunderts begründete Bindung des Adelshauses in Hannover (Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg) an das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.
Die enge geschichtliche Verbindung der historischen Teilländer des heutigen Niedersachsens bestand über Jahrhunderte vor allem in dynastischer Hinsicht. Die meisten Vorgängerstaaten des Landes waren Teilfürstentümer des mittelalterlichen welfischen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Alle welfischen Fürsten nannten sich in ihren jeweiligen oft zersplitterten und immer wieder vereinigten Fürstentümern Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg. Mit der Zeit blieben zwei Fürstentümer übrig: das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig (Hannover nach 1866 preußische Provinz, Braunschweig nach 1919 Freistaat/Land). Bis zuletzt bewahrten das Großherzogtum Oldenburg und das Fürstentum Schaumburg-Lippe ihre staatliche Autonomie (nach 1919 Freistaaten/Länder). Geografisch bildeten diese Länder Enklaven der welfischen Länder: Das Kerngebiet des Oldenburger Landes war nahezu vollständig von hannoverschem Gebiet umschlossen; ähnlich verhielt es sich mit dem Fürstentum Schaumburg-Lippe. Diese geografisch und auch teilweise institutionell schon früh miteinander verzahnten Länder sind die Vorläufer des heutigen Landes Niedersachsen. Die nicht mit dem Fürstentum Schaumburg-Lippe zu verwechselnde Grafschaft Schaumburg um die Städte Rinteln und Hessisch Oldendorf gehörte bis 1932 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau, die auch weite Teile des heutigen Bundeslandes Hessen einschließlich der Städte Kassel, Wiesbaden und Frankfurt am Main umfasste.
Geschichte Niedersachsens als Land
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Nordwestdeutschland größtenteils in der britischen Besatzungszone. Mit der Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung vom 23. August 1946 „Betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder“ wurde auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hannover zunächst das Land Hannover errichtet. Dessen Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf war schon früh an der Bildung eines Landes Niedersachsen unter Zusammenfassung des vergleichsweise flächengroßen Landes Hannover und seiner kleineren, territorial miteinander verzahnten Nachbarländer interessiert.
Am 8. November 1946 begründete die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung rückwirkend zum 1. November 1946 das Land Niedersachsen mit der Hauptstadt Hannover. Es entstand aus der Vereinigung der Länder Braunschweig, Freistaat Oldenburg und Schaumburg-Lippe mit dem zuvor gebildeten Land Hannover. Dabei gab es Ausnahmeregelungen:
- Im Land Braunschweig fielen der östliche Teil des Landkreises Blankenburg sowie die Exklave Calvörde des Landkreises Helmstedt an die Sowjetische Besatzungszone und wurden später in das Land Sachsen-Anhalt integriert.
- Im Land Hannover fielen das Amt Neuhaus sowie die Ortschaften Neu Bleckede und Neu Wendischthun an die sowjetische Besatzungszone und damit an die spätere DDR. Sie wurden erst 1993 nach Niedersachsen rückgegliedert.
- Die im damaligen Regierungsbezirk Stade gelegene Großstadt Wesermünde wurde 1947 in Bremerhaven umbenannt und in das neue Bundesland Bremen eingegliedert.
Am 9. Dezember 1946 trat der erste niedersächsische Landtag zusammen. Er war nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsverwaltung eingesetzt (Ernannter Landtag). Noch am selben Tag wählte der Landtag Hinrich Wilhelm Kopf (SPD), den vormaligen hannoverschen Regierungspräsidenten, zum ersten Ministerpräsidenten. Hinrich Wilhelm Kopf blieb – unterbrochen von der Regierungszeit Heinrich Hellweges (1955–1959) – bis 1961 Regierungschef in Niedersachsen.
Wichtigstes Problem der ersten Nachkriegsjahre war die große Zahl an Flüchtlingen aus dem Osten des untergegangenen Großdeutschen Reiches, die in dem großen Flächenland Zuflucht suchten. Niedersachsen lag am westlichen Ende der direkten Fluchtroute aus Ostpreußen und hatte die längste Grenze zur sowjetischen Besatzungszone. Noch 1950 fehlten nach offiziellen Zahlen rund 730.000 Wohnungen.
Während der Zeit der deutschen Teilung wurde über den niedersächsischen Kontrollpunkt Helmstedt zur DDR, der sich von 1945 bis 1990 zum größten europäischen Grenzübergang entwickelte, die Hauptlast des Transitverkehrs nach West-Berlin abgewickelt.
Wirtschaftlich prägend für das Land wurde der Volkswagen-Konzern, der 1945 zunächst unter britischer Aufsicht wieder mit der Produktion von Zivilfahrzeugen begann und 1949 in den Besitz des neu gegründeten westdeutschen Staates (BRD) und des Landes Niedersachsen überging. Insgesamt zählte Niedersachsen mit seiner großen, ländlich geprägten Fläche und seinen wenigen städtischen Zentren lange zu den strukturschwachen Regionen der Bundesrepublik. 1960 waren 20 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Im übrigen Bundesgebiet lag dieser Wert bei 14 %. Auch in wirtschaftlich günstigen Zeiten blieb die Arbeitslosenquote in Niedersachsen konstant höher als im Bundesdurchschnitt.
1961 trat Georg Diederichs als Nachfolger von Hinrich Wilhelm Kopf das Amt des Ministerpräsident von Niedersachsen an. Er wurde hierin 1970 von Alfred Kubel abgelöst. Die Auseinandersetzungen um das Atommülllager Gorleben, die in der Regierungszeit von Ministerpräsident Ernst Albrecht (1976–1990) begannen, spielen in der niedersächsischen Landes- ebenso wie in der Bundespolitik seit Ende der 1970er Jahren eine wichtige Rolle.
1990 trat Gerhard Schröder das Amt des Ministerpräsidenten an. Am 1. Juni 1993 trat die neue Verfassung des Landes in Kraft, die die „Vorläufige Niedersächsische Verfassung“ von 1951 ablöste. Sie ermöglicht erstmals Volksbegehren und Volksentscheide und verankert den Umweltschutz als Staatsgrundsatz.
Das ehemals hannoversche Amt Neuhaus mit den damaligen Gemeinden Dellien, Haar, Kaarßen, Neuhaus (Elbe), Stapel, Sückau, Sumte und Tripkau sowie die Ortsteile Neu Bleckede, Neu Wendischthun und Stiepelse der Gemeinde Teldau und das historisch-hannoversche Gebiet im Forstrevier Bohldamm in der Gemeinde Garlitz wechselten mit Wirkung vom 30. Juni 1993 von Mecklenburg-Vorpommern zum Land Niedersachsen (Landkreis Lüneburg). Aus diesen Gemeinden wurde am 1. Oktober 1993 die neue Gemeinde Amt Neuhaus gebildet.
1998 löste Gerhard Glogowski den ins Bundeskanzleramt gewechselten Gerhard Schröder ab. Da er mit verschiedenen Skandalen in seiner Heimatstadt Braunschweig in Verbindung gebracht wurde, trat er 1999 zurück und wurde von Sigmar Gabriel abgelöst.
Von 2003 bis zu seiner Annahme der Wahl zum Bundespräsidenten 2010 war Christian Wulff Ministerpräsident in Niedersachsen. Der Osnabrücker stand wie sein Nachfolger David McAllister einer CDU geführten Koalitionsregierung mit der FDP vor.
Zum 1. Januar 2005 wurden die vier Regierungsbezirke, in die Niedersachsen bis zu diesem Zeitpunkt gegliedert war, aufgelöst.[4] Dies waren die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems. Der Regierungsbezirk Braunschweig war aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Braunschweig mit Teilen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim und Teilen des „alten“ Regierungsbezirks Lüneburg, der „neue“ Regierungsbezirk Hannover aus der Zusammenlegung des „alten“ Regierungsbezirks Hannover mit Teilen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim, der „neue“ Regierungsbezirk Lüneburg aus der Zusammenlegung des größten Teils des „alten“ Regierungsbezirks Lüneburg mit dem ehemaligen Regierungsbezirk Stade, der Regierungsbezirk Weser-Ems aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Oldenburg (Oldb) mit den ehemaligen Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück entstanden. Anstelle der Bezirksregierungen wurden für besondere Aufgaben Regierungsvertretungen an den Standorten Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Oldenburg eingerichtet.
Politik
Der letzte Regierungswechsel erfolgte am 4. März 2003 nach den Landtagswahlen am 2. Februar 2003. Damals erlitt die SPD eine schwere Niederlage und verlor ihre Regierungsmehrheit. Wahlsieger war die CDU, die mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Wulff den Ministerpräsidenten in einer Koalition mit der FDP stellte.
Diese Koalition wurde trotz Verlusten bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 bestätigt. Bei dieser Wahl zog erstmals die Partei Die Linke in den niedersächsischen Landtag und somit ebenfalls erstmals in ein westdeutsches Flächenland ein. Allerdings hat Die Linke die neu gewählte niedersächsische Landtagsabgeordnete Christel Wegner, Mitglied der DKP, wegen umstrittener Stasi-Äußerungen am 18. Februar 2008 aus der Fraktion ausgeschlossen. Seitdem ist sie fraktionslos. Im Juni 2009 trat die SPD-Landtagsabgeordnete Swantje Hartmann aus ihrer Partei aus und verließ auch die SPD-Landtagsfraktion. Nachdem kurz darauf ihrem Antrag auf Aufnahme in die CDU stattgegeben wurde, gehört sie seither der CDU-Landtagsfraktion an.
Am 1. Juli 2010 wurde David McAllister zum neuen Ministerpräsidenten gewählt, da Wulff das Amt am 30. Juni 2010 anlässlich seiner Wahl zum 10. Bundespräsidenten mit sofortiger Wirkung niedergelegt hat, um die Wahl annehmen zu können. Die Amtsgeschäfte des Ministerpräsidenten wurden bis zur Wahl McAllisters vom bisherigen stellvertretenden Ministerpräsidenten des Kabinetts Wulff II, Jörg Bode (FDP), kommissarisch geführt.
Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen:
1946–1955: | Hinrich Wilhelm Kopf | SPD |
1955–1959: | Heinrich Hellwege | DP |
1959–1961: | Hinrich Wilhelm Kopf | SPD |
1961–1970: | Georg Diederichs | SPD |
1970–1976: | Alfred Kubel | SPD |
1976–1990: | Ernst Albrecht | CDU |
1990–1998: | Gerhard Schröder | SPD |
1998–1999: | Gerhard Glogowski | SPD |
1999–2003: | Sigmar Gabriel | SPD |
2003–2010: | Christian Wulff | CDU |
seit 2010: | David McAllister | CDU |
Siehe auch:
Die nächste Landtagswahl findet voraussichtlich Anfang 2013 statt.
Im Bundesrat hat Niedersachsen sechs Stimmen, die höchst mögliche Anzahl, ebenso wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Vertreten wird Niedersachsen durch den Ministerpräsidenten David McAllister, seinen Stellvertreter, Wirtschaftsminister Jörg Bode, Finanzminister Hartmut Möllring, Innenminister Uwe Schünemann, Justizminister Bernd Busemann und Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen.[5] Die Arbeit im Bundesrat wird von der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund koordiniert.
62 Abgeordnete vertreten die niedersächsischen Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Bundestag: 21 von der CDU, 19 von der SPD, neun von der FDP, sieben von Bündnis 90/Die Grünen sowie sechs von der Linkspartei.
Dem Europäischen Parlament gehören zehn Abgeordnete aus Niedersachsen an: fünf von der CDU, zwei von der SPD und jeweils einer von FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Linkspartei.
Siehe auch: Niedersächsische Europapolitik
Länderfusion und Verhältnis zu Bremen
Seit Jahren wird regelmäßig ein Zusammenschluss der Länder Niedersachsen und Bremen ins Gespräch gebracht. Der niedersächsische Ministerpräsident schlug zuletzt Anfang 2009 einen solchen Zusammenschluss vor. Eine Fusion stößt traditionell insbesondere in Bremen auf Ablehnung. Im Verhältnis zwischen Bremen und Niedersachsen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Irritationen, die häufig auf von Bremer Seite als ungünstig empfundene Aspekte der Raumordnungs- und Wirtschaftsplanung niedersächsischer Umlandkommunen basierte, wo große Gewerbegebiete in Konkurrenz zur Bremer Wirtschaft entstanden. Im Gegenzug werden von niedersächsischer Seite häufig sogenannte „Bremer Alleingänge“ in der Infrastrukturplanung kritisiert [6]. Insofern ist das bremisch-niedersächsische Verhältnis von weitaus größeren Dissonanzen geprägt als beispielsweise dasjenige zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Einzelne Projekte sind jedoch auch durchaus von Kooperation geprägt, beispielsweise die geplante Einführung einer S-Bahn Bremen, die Implementierung der Metropolregion Bremen/Oldenburg, der JadeWeserPort und die Verlängerung von Straßenbahnlinien aus Bremen ins niedersächsische Umland.
Siehe hierzu auch Nordstaat.
Verwaltung
Verwaltungsreform
Im Zuge der kommunalen Neugliederung/Gebietsreform in den 1960er bis 1980er Jahren ist die Zahl der kreisfreien Städte von 16 auf 9 und die der Landkreise von 60 auf 38 reduziert worden. Folgende kreisfreie Städte wurden in Landkreise eingegliedert: Celle, Cuxhaven, Goslar, Göttingen, Hameln, Hildesheim und Lüneburg. Folgende Landkreise wurden aufgelöst: Alfeld (Leine), Aschendorf-Hümmling, Bersenbrück, Blankenburg, Braunschweig, Bremervörde, Burgdorf, Duderstadt, Einbeck, Fallingbostel, Gandersheim, Grafschaft Hoya, Grafschaft Schaumburg, Hildesheim-Marienburg, Land Hadeln, Lingen, Melle, Meppen, Münden, Neustadt am Rübenberge, Norden, Schaumburg-Lippe, Soltau, Springe, Wesermünde, Wittlage, Wittmund und Zellerfeld. Der Landkreis Wittmund ist 1980 wieder eingerichtet worden. 2001 wurden der Landkreis Hannover und die kreisfreie Stadt Hannover zur Region Hannover zusammengeführt.
Zum 1. Januar 2005 wurden die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems aufgehoben und ihre Behörden, die Bezirksregierungen, aufgelöst.[4] Die Zuständigkeiten der Bezirksregierungen wurden auf andere Landesbehörden und Körperschaften umverteilt. So wurde die Aufgabe der ‘‘überörtlichen Kommunalprüfung‘‘ an die 2005 neu gegründete Niedersächsische Kommunalprüfungsanstalt übertragen.
Verwaltungsgliederung
Siehe auch: Liste der Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen
Das Land ist in 164 Städte, 54 Flecken und 804 Gemeinden (davon 735 in Samtgemeinden) sowie 25 gemeindefreie Gebiete unterteilt, die insgesamt 37 Landkreise, eine Region und 8 kreisfreie Städte bilden.
Größte Städte
Stadt | Landkreis | Einwohner 31. Dez. 2000 |
Einwohner 31. Dez. 2007 |
Einwohner 31. Dez. 2009 | |
---|---|---|---|---|---|
1 | Hannover | Region Hannover | 515.001 | 518.069 | 520.966 |
2 | Braunschweig | kreisfrei | 245.816 | 245.810 | 247.400 |
3 | Osnabrück | kreisfrei | 164.101 | 162.870 | 163.514 |
4 | Oldenburg | kreisfrei | 154.832 | 159.563 | 161.334 |
5 | Göttingen | Göttingen | 124.132 | 121.513 | 121.457 |
6 | Wolfsburg | kreisfrei | 121.805 | 120.009 | 121.109 |
7 | Salzgitter | kreisfrei | 112.302 | 105.320 | 103.446 |
8 | Hildesheim | Hildesheim | 103.909 | 103.593 | 102.903 |
9 | Wilhelmshaven | kreisfrei | 85.287 | 82.192 | 81.137 |
10 | Delmenhorst | kreisfrei | 76.644 | 75.135 | 74.512 |
11 | Lüneburg | Lüneburg | 67.398 | 72.299 | 72.800 |
12 | Celle | Celle | 72.127 | 70.930 | 70.446 |
13 | Garbsen | Region Hannover | 63.269 | 62.554 | 61.818 |
14 | Hameln | Hameln-Pyrmont | 58.807 | 58.563 | 57.906 |
15 | Wolfenbüttel | Wolfenbüttel | 54.690 | 53.954 | 53.460 |
16 | Nordhorn | Grafschaft Bentheim | 51.968 | 53.259 | 53.353 |
17 | Cuxhaven | Cuxhaven | 53.391 | 51.587 | 50.846 |
18 | Emden | kreisfrei | 50.963 | 51.714 | 51.292 |
19 | Lingen (Ems) | Emsland | 51.684 | 51.554 | 51.459 |
20 | Langenhagen | Region Hannover | 49.432 | 51.672 | 51.982 |
21 | Peine | Peine | 49.494 | 49.516 | 51.982 |
22 | Melle | Osnabrück | 45.390 | 46.581 | 46.352 |
23 | Stade | Stade | 44.929 | 45.855 | 46.080 |
24 | Neustadt am Rübenberge | Region Hannover | 45.026 | 45.485 | 45.237 |
25 | Goslar | Goslar | 44.278 | 42.484 | 41.455 |
Wirtschaft
BIP
Im Vergleich mit dem BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht Niedersachsen einen Index von 101,4 (EU27: 100, Deutschland: 115,2) (2005).[7] Damit liegt Niedersachsen knapp über dem EU-Durchschnitt, aber deutlich unter dem Wert Deutschlands.
2007 betrug die Wirtschaftsleistung im Bundesland Niedersachsen gemessen am BIP 206 Milliarden Euro.
Industrie
Das industrielle Zentrum Niedersachsens befindet sich im Raum Hannover-Braunschweig/Wolfsburg mit mehreren Automobilwerken – darunter das Hauptwerk von Volkswagen in Wolfsburg und dessen Großraumfahrzeugabteilung mit Hauptsitz in Hannover – und mit der in Peine und Salzgitter ansässigen Stahlindustrie. Braunschweig ist außerdem ein bedeutender Wissenschaftsstandort.
Unternehmen
Zu den größten niedersächsischen Unternehmen - jeweils im Hinblick auf Wertschöpfung und Umsatz - gehören im Jahr 2009 die Volkswagen AG (Wolfsburg) und die Continental AG (Hannover). Platz drei belegt die TUI AG vor der Salzgitter AG und der Versicherungsgruppe Talanx AG. Auf Platz sechs befindet sich die Georgsmarienhütte Holding gefolgt von der TÜV NORD Gruppe [8].
Messe
Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind die in Hannover stattfindenden Messen wie z. B. CeBIT und Hannover Messe.
Strukturförderung
Die wirtschaftliche Schwerpunktregion Niedersachsens liegt im Raum Hannover. Die europäische Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen dient der weiteren Stärkung dieser wirtschaftlich starken Region. Demgegenüber gehören insbesondere die großräumigen, ländlichen Bereiche im Nordosten und im Westen Niedersachsens, also das Emsland, das Oldenburger Land, das Elbe-Weser-Dreieck, die Lüneburger Heide, die Mittelweserregion und Teile der Küstenregion, seit langem zu den strukturschwachen Räumen – diese Bereiche grenzen teilweise direkt an das Bundesland Bremen mit den Großstädten Bremen und Bremerhaven. Eine Ausnahme bildet – als ländliche Region außerhalb des Raumes Hannover mit Wirtschaftswachstum – das Oldenburger Münsterland. Es gibt inzwischen eine Anzahl von Projekten, um die wirtschaftliche Lage in den strukturschwachen Gebieten zu verbessern. Dazu gehören:
- Die aus Mitteln der örtlichen Wirtschaft mitfinanzierte Emslandautobahn A 31, die von Ostfriesland durch das Emsland nach Bottrop ins westliche Ruhrgebiet führt.
- Die Küstenautobahn A 22, die von Schleswig-Holstein durch den geplanten Elbtunnel bei Stade und den Wesertunnel bei Dedesdorf die A 29 zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven kreuzen und im Raum Westerstede an die A 28 anschließen soll.
- Mehrere Ethen-Pipelines, die die Chemiestandorte in Nordrhein-Westfalen mit denen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein verbinden und in Niedersachsen insbesondere den Produktionsstandorten Stade und Wilhelmshaven zugute kommen sollen.
- Der Containerhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven, der als einziger deutscher Seehafen auch von den größten Containerschiffen künftiger Generationen angelaufen werden kann.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft findet in Niedersachsen sehr unterschiedliche Bedingungen vor. Die Böden in der Hildesheimer Börde und zwischen Harz und Mittellandkanal zeichnen sich durch sehr hohe Bodenzahlen aus und eignen sich besonders für den Anbau von Zuckerrüben und Getreide. In der Lüneburger Heide ist der Boden karg; Hauptprodukte sind Kartoffeln und als Spezialität Spargel. In den Marschgebieten an der Küste dominiert hingegen die Viehzucht.
Neben Getreide werden Raps, Zuckerrüben, Salat (speziell Eisbergsalat), Kohl, Möhren (Mohrrüben, Karotten) und dank des sandhaltigen Bodens Spargel in Teilen des Landes angebaut. Bekannt ist auch die niedersächsische Grünkohlkultur (in südöstlichen Regionen auch die Variante Braunkohl). Neben dem Gemüseanbau und der Viehzucht ist der Obstanbau (speziell im Norden, Altes Land) ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Wirtschaft an der Küste
An der Küste spielt die Hafenwirtschaft eine bedeutende Rolle, während die Bedeutung des Schiffbaus abgenommen hat.
Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor
Die Bundeswehr wird auch künftig ein wichtiger Arbeitgeber in Niedersachsen sein. Mit über 55.000 Soldaten und zivilen Beschäftigten wird Niedersachsen nach der geplanten Bundeswehrreduzierung das Bundesland mit der größten Zahl von Bundeswehrbediensteten sein.
Der Truppenübungsplatz Bergen Bergen-Hohne im Südteil der Lüneburger Heide ist mit 284 km² der größte Truppenübungsplatz in Europa. Er wurde ab 1935 von der deutschen Wehrmacht eingerichtet und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den britischen Besatzungstruppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit den 1960er Jahren wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO genutzt.
Energiewirtschaft
An drei Standorten in Niedersachsen finden sich in Betrieb befindliche Kernkraftwerke: bei Lingen (Kernkraftwerk Emsland), bei Grohnde (Kernkraftwerk Grohnde) und bei Kleinensiel (Kernkraftwerk Unterweser). Darüber hinaus hat Niedersachsen die größten Erdgasvorkommen Deutschlands. In der Küstenregion finden sich besonders gute Bedingungen für Windkraftanlagen.
Tourismus
Nordseebäder
Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr ist insbesondere die Nordseeküste mit Schwerpunkten im sogenannten „Cuxland“ und auf den Ostfriesischen Inseln. Wichtige Fremdenverkehrsorte sind hier Cuxhaven (mit seinen Stadtteilen Duhnen, Döse und Sahlenburg), die Samtgemeinde Land Wursten und Otterndorf an der Elbmündung. Weitere wichtige Seebadeorte befinden sich in Butjadingen, im oldenburgischen Friesland und an der ostfriesischen Küste.
Binnenland
Weitere Anziehungspunkte sind der Harz, die Städte Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Lüneburg, Celle und Wolfsburg mit der Autostadt, das Eichsfeld, das Weserbergland und das Leinebergland, die Lüneburger Heide, das Wendland, die Wümmeniederung, das Steinhuder Meer, das Emsland, das Osnabrücker Land, der Dümmer, das Alte Land, das Elbetal und die weiteren Flüsse Aller, Leine, Ems, Hunte und Weser. Das Brauchtum umfasst unter anderem Grünkohlessen und Schützenfeste.
Öffentliche Finanzen
Zum 31. Dezember 2006 wurde eine Schuldensumme von 48,7 Milliarden Euro ermittelt. Davon beliefen sich die Wertpapierschulden auf rund 20,5 Milliarden Euro, während die Schulden aus Schuldscheindarlehen allein bei inländischen Banken und Sparkassen rund 26,4 Milliarden Euro betrugen.
Im Jahr 2007 wurden 950 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen. Für das Jahr 2008 ist eine Neuverschuldung von 550 Millionen Euro geplant.
Jahr: | Neuverschuldung: |
---|---|
1990 | 1.053 Millionen DM = 538 Millionen EUR |
1991 | 1.676 Millionen DM = 857 Millionen EUR |
1992 | 2.584 Millionen DM = 1.321 Millionen EUR |
1993 | 2.090 Millionen DM = 1.069 Millionen EUR |
1994 | 1.671 Millionen DM = 854 Millionen EUR |
1995 | 1.605 Millionen DM = 821 Millionen EUR |
1996 | 1.456 Millionen DM = 744 Millionen EUR |
1997 | 850 Millionen DM = 435 Millionen EUR |
2002 | 2.949 Millionen Euro |
2003 | 2.844 Millionen Euro |
2004 | 2.499 Millionen Euro |
2005 | 2.149 Millionen Euro |
2006 | 1.133 Millionen Euro |
2007 | 950 Millionen Euro |
2008 | 550 Millionen Euro |
2009 | 2.300 Millionen Euro |
2010* | 2.300 Millionen Euro |
2011* | 1.950 Millionen Euro |
2012* | 1.600 Millionen Euro |
2013* | 1.250 Millionen Euro |
2014* | 900 Millionen Euro |
*) Geplant
Die Schuldenuhr im Landtag ist somit von 90 Euro/sek im Jahr 2003 auf 30 Euro/sek im Jahr 2007 und auf 17 Euro/sek im Jahr 2008 zurückgegangen.
Verkehr
Landgebundener Verkehr
Entsprechend der Bevölkerungsverteilung befindet sich ein Schwerpunkt des Verkehrsnetzes im südöstlichen Niedersachsen mit den Zentren Hannover, Braunschweig, Hildesheim und Salzgitter. In diesem Raum kreuzen sich Verkehrsströme (Eisenbahnen sowie die Autobahnen 2 und 7/27, sowie die Bundesautobahn 39, die das östliche Niedersachsen erschließen soll) vom Ruhrgebiet nach Berlin und von Süddeutschland an die Küste. Weitere wichtige Verkehrsachsen in Form von Eisenbahn und Autobahn verlaufen vom Ruhrgebiet über Osnabrück, Bremen nach Hamburg (Rollbahn und A 1 (Hansalinie)), vom Ruhrgebiet nach Emden (Bahnstrecke Münster—Emden, A 31/Emslandautobahn) sowie von Amsterdam über Osnabrück nach Hannover (A 30 und A 2, Bahnstrecke Amsterdam—Berlin).
Flugverkehr
Die für das Land wichtigsten Luftdrehkreuze sind der Flughafen Hannover-Langenhagen (HAJ) sowie die außerhalb Niedersachsens gelegenen Flughäfen Bremen (BRE), Hamburg (HAM) und Münster/Osnabrück (FMO).
Schifffahrt
Größte Seehäfen sind Wilhelmshaven, Nordenham, Emden, Cuxhaven und Brake. Wichtigste Binnenwasserstraßen sind der Mittellandkanal, die Weser, die Elbe und die Ems.
Wissenschaft
Bedeutende wissenschaftliche Standorte sind Göttingen, Hannover und Braunschweig mit der Georg-August-Universität Göttingen, der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie der Technischen Universität Braunschweig.
Weitere wichtige wissenschaftliche Einrichtungen sind die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, die Universität Osnabrück, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Technische Universität Clausthal, die Leuphana Universität Lüneburg, die Universität Hildesheim, die Universität Vechta und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.
Die Fachhochschule Osnabrück ist die größte Fachhochschule des Landes.
Siehe auch: Liste von wissenschaftlichen Einrichtungen in Niedersachsen, Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen
Bevölkerung
Allgemeines
In kulturellen Dingen weist das Land eine große regionale Differenzierung auf und zeigt fließende Übergänge insbesondere nach Westfalen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Niedersachsen außerdem für viele Ostflüchtlinge zur neuen Heimat, die sich insbesondere in den Städten niederließen. Die vielen militärischen Einrichtungen, Industriebetriebe und Wissenschaftseinrichtungen in Niedersachsen und auch in den benachbarten Stadtstaaten führten außerdem zur Zuwanderung von Menschen aus anderen Regionen Deutschlands. Hinzu kommen viele Zuwanderer, die als sogenannte Gastarbeiter ins Land kamen sowie Neubürger aus den Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes. Aufgrund dieser Heterogenität der Bevölkerung hat Niedersachsen keine Einwohnerschaft, die im ethnisch-kulturellen Sinne als die Niedersachsen bezeichnet werden kann. Als die Niedersachsen bezeichnet man daher am ehesten schlicht diejenigen, die ihren Wohnsitz, ihre Heimat oder Wahlheimat im Land Niedersachsen haben.
Vor Gründung des Landes ansässige Bevölkerungsgruppen
Die bereits vor Gründung des Landes Niedersachsen in den früheren Ländern Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe ansässigen Bevölkerungsteile weisen viele Gemeinsamkeiten auf wie beispielsweise den Gebrauch der ursprünglichen Ortsdialekte des Niedersächsischen, das umgangssprachlich zumeist als platt oder Plattdeutsch, manchmal auch als Niederdeutsch, bezeichnet wird. Im Saterland existiert mit Saterfriesisch eine alteingesessene friesische Sprachminderheit. Gemeinsam sind auch bestimmte Aspekte der vorherrschenden traditionellen Architektur und Bauweise (Backsteinbauweise) von Gebäuden (Niedersachsenhaus). Da Niedersachsen ein in weiten Teilen ländliches Land ist, wiegen in Lebenseinstellung und Mentalität häufig – unabhängig von politischer Präferenz – eher bürgerlich-konservativere Grundeinstellungen vor, insbesondere in den eher römisch-katholisch geprägten Gegenden, während in den stärker protestantischen Gegenden und größeren Städten eher eine konservativ-linke Grundeinstellung anzutreffen ist.
Zuwanderung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Niedersachsen eines der Hauptansiedlungsgebiete für Heimatvertriebene aus (nach Personenzahl absteigend geordnet) Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland. Nach der letzten entsprechend aufgeschlüsselten Zählung waren 30 % der Einwohner Niedersachsens Flüchtlinge, Vertriebene oder Kinder aus entsprechenden Familien. Hinzu kamen ab den 1960er Jahren deutschstämmige Aussiedler aus Siebenbürgen, ab den 1970er Jahren aus Oberschlesien und anderen Regionen Polens sowie ab den 1980er Jahren Russlanddeutsche Aussiedler sowie Spätaussiedler mit ihren fremdsprachigen Familienangehörigen.
Darüber hinaus entstand besonders durch die vielen Industriebetriebe im Raum Hannover-Braunschweig-Salzgitter-Wolfsburg, aber auch in den nach Niedersachsen reichenden Ballungsräumen Bremen und Hamburg bereits während des Wirtschaftswunders ein hoher Bedarf an Arbeitskräften, weswegen man zahlreiche Fremdarbeiter aus Italien, Spanien und der Türkei anwarb, die häufig in Niedersachsen blieben.
Religionen
Wichtigste Konfessionen sind die evangelischen Kirchen (50,2 % der Bevölkerung) und die römisch-katholische Kirche (17,6 % der Bevölkerung). Über 32 % der Bevölkerung bekennen sich zu keiner dieser beiden Religionsgemeinschaften. (Statistik der EKD, Stand 31. Dezember 2008) [9]
Protestantismus
Der größte Teil Niedersachsens ist ursprünglich durch die Evangelisch-lutherische Kirche geprägt. Landeskirchen existieren als Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig und Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg. Die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland hat eine große Bedeutung in Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim und verfügt über eine eigene landeskirchliche Organisation. In der gleichen Region gibt es noch evangelisch-altreformierte Kirchen. Die evangelischen Landeskirchen sind seit 1971 in der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen verbunden.
Neben den protestantischen Landeskirchen wirken auch viele evangelische Freikirchen im Bereich des Landes Niedersachsen. Die älteste unter ihnen ist die Mennonitenkirche. Ihre Wurzeln reichen in die Reformationszeit und hier in die Täuferbewegung zurück. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) besitzt in Niedersachsen drei Landesverbände: den Landesverband Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt, Baptisten im Nordwesten und den Landesverband Norddeutschland. Eine niedersächsische Wurzel haben die Gemeinden der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Weitere Freikirchen in Niedersachsen sind u. a. die Evangelisch-methodistische Kirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und der Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Katholizismus
Das Emsland sowie der Hümmling, das Oldenburger Münsterland, die Stadt Twistringen, das Untereichsfeld und die sogenannten Stiftsdörfer des Hochstifts Hildesheim sind traditionell katholisch geprägt; die Städte Hildesheim und Osnabrück sowie die Dörfer des ehem. Hochstift Osnabrück sind etwa zur Hälfte katholisch; daneben gibt es unter letzteren zahlreiche Gemeinden, die auch traditionell gemischt-konfessionell sind. Die römisch-katholischen Gemeinden gehören zu den Bistümern Hildesheim und Osnabrück (beides Suffraganbistümer des Erzbistums Hamburg) und zum Bistum Münster (Suffraganbistum des Erzbistums Köln). Die katholischen Gemeinden der Stadt Bad Pyrmont gehören zum Erzbistum Paderborn. Durch die Ansiedlung von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und durch den Zuzug von Spätaussiedlern existieren jedoch mittlerweile große Gemeinden der jeweils anderen großen christlichen Konfession in früher nahezu rein-konfessionell geprägten Regionen.
Islam
Nach dem Krieg kam es zur Bildung von islamischen Gemeinden vor allem für türkischstämmige Einwohner. Die meisten Moscheegemeinden gehören zur DİTİB oder zur IGMG. Daneben besitzen die Aleviten eine starke Stellung. Es bestehen noch weitere Gemeinden, unter anderem schiitische Gemeinden und Moscheevereine der Ahmadiyya Muslim Jamaat.
Weitere Gruppen
Vom ehemaligen jüdischen Leben in Niedersachsen zeugen einige noch vorhandene historische Synagogen. Durch den Zuzug vieler jüdischer Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion verzeichnen die jüdischen Gemeinden seit 1990 ein verstärktes Wachstum.
In Niedersachsen leben rund 40.000 Jesiden.
Die in Niedersachsen lebenden neuapostolischen Christen werden von vier Apostelbereichen betreut, d. h. von Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und einem eigenen kleinen Bereich Niedersachsen.
Sprache
Amtssprache
Amtssprache ist Deutsch.[10] Die Minderheitensprache Saterfriesisch und die Regionalsprache Niederdeutsch sind nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen besonders geschützt und zum Amtsgebrauch zugelassen.[11]
Umgangssprache
Heutige Situation
Heute wird in Niedersachsen vornehmlich Hochdeutsch gesprochen. Bis ins 19. Jahrhundert spielte das Hochdeutsche in Niedersachsen nur als Schriftsprache eine Rolle. Im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts fand der Prozess der Ablösung der bisherigen in Niedersachsen gesprochenen Sprachen durch das Hochdeutsche statt. Dabei bestand lange neben dem „reinen“ Hochdeutsch eine Sprachform, die durch ein starkes niederdeutsches Substrat geprägt war; diese Sprachform ist in ihrer extremen Form als Missingsch bekannt. Heute ist diese „Zwischenform“ aber noch bedrohter als das Niederdeutsche.
Außer dem Hochdeutschen sind auch noch das Saterfriesische und das Niedersächsische in Ostfriesland, sowie das Erzgebirgische im Oberharz lebendig. Besonders bedroht ist das ostfälische Niederdeutsch. Die Aussprache des Ostfälischen wird in anderen Regionen des deutschen Sprachraums bis heute oft fälschlicherweise mit der modernen Aussprache des Hochdeutschen verwechselt. Dieses Missverständnis dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich das Hochdeutsche im ostfälischen Dialektraum sehr früh durchsetzte und die einheimischen Mundarten verdrängte. Dadurch galt die deutsche Standardsprache vielen Dialektsprechern etwa in Süddeutschland in der Folgezeit als „Mundart Hannovers“.
Als Schriftsprache dienen in Niedersachsen seit dem 16. Jahrhundert Hochdeutsch sowie im westlichen Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim Niederländisch, seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch Hochdeutsch.
Traditionelle Situation
Bevor sich das Hochdeutsche durchsetzte, wurden in Niedersachsen vornehmlich niederdeutsche Dialekte gesprochen. Diese Dialekte sind heute als Plattdeutsch bekannt. Die einzelnen niedersächsischen Ortsdialekte werden von ihren Sprechern Platt genannt, wie auch viele Dialekte in der Mitte Deutschlands.
Außer dem Niedersächsischen gab es folgende Sprachen in Niedersachsen: die Ostfriesische Sprache, von der bis heute nur noch das Saterfriesische in der Gemeinde Saterland überlebt hat, Erzgebirgisch im Oberharz (aufgrund von Einwanderung von Bergleuten im Mittelalter), Nordthüringisch am Südrand des Harzes, bis ins 17. Jahrhundert auch Wendländisch im Wendland. Seit dem 18. Jahrhundert gab es außerdem eine kleine pfälzischsprachige Gruppe in Veltenhof, seit 1931 ein Stadtteil Braunschweigs.
„Plattdeutsch“
Die niederdeutschen Dialekte in Niedersachsen können vier Dialektgruppen zugeordnet werden: Ostniederdeutsch im Wendland, Ostfälisch im Südosten, Westfälisch in Osnabrück und im südlichen Landkreis Osnabrück sowie Nordniedersächsisch im übrigen Land. Das Nordniedersächsische lässt sich noch in das Westniedersächsische und das übrige Nordniedersächsische teilen. Hervorzuheben ist das Ostfriesische Platt, das durch sein friesisches Substrat Besonderheiten aufweist und im Vergleich zu anderen niederdeutschen Dialekten am wenigsten vom Aussterben bedroht ist.
Sprachen weiterer ortsansässiger Kulturen
Die am weitesten verbreiteten Sprachen von Zuwanderergruppen (Ausländer) sind zum einen Türkisch, Kurdisch, Italienisch, Serbisch, Kroatisch, Albanisch und Griechisch sowie zum anderen Russisch und Polnisch, die von Teilen der deutschstämmigen Aussiedler gesprochen werden. Außerdem ist Englisch bedingt durch Truppenstationierungen im Rahmen der NATO in einigen Regionen verbreitet.
Kultur
→ Hauptartikel: Niedersächsische Küche
UNESCO Welterbe
Als Welterbe in Deutschland befinden sich in Niedersachsen zwei UNESCO-Weltkulturerbestätten. Es handelt sich um den Dom St. Mariae und die Michaeliskirche in Hildesheim sowie das Bergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar. Ebenso gehört das Wattenmeer als Weltnaturerbe dazu. Eine nominierte Stätte ist das Oberharzer Wasserregal.
Landschaften und Landschaftsverbände
Nach Auflösung der Regierungsbezirke wurden zwischen dem Land Niedersachsen auf der einen Seite und den Landschaften und Landschaftsverbänden auf der anderen Seite Verträge geschlossen, nach denen diese künftig für kulturelle Belange in den jeweiligen Regionen verantwortlich sind.
Kunstgeschichte
Architektur
Baugeschichtlich bedeutsam in Niedersachsen war die Epoche der Renaissance, die sich in vielen Bauten im Stil der Weserrenaissance widerspiegelt. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Gärten in Herrenhausen in Hannover – die einzig erhaltenen und nie veränderten Barockgärten der Welt.
In Osnabrück finden sich viele Gebäude des Klassizismus und der Zeit des Rokoko. Sehenswürdigkeiten sind die Altstadt mit Dom und dem Rathaus des Westfälischen Friedens, zahlreiche Steinwerke wie der Ledenhof und Fachwerkhäuser. Auch Niedersachsens größtes Barockschloss, das Schloss Osnabrück, und mit St. Katharinen das höchste mittelalterliche spätgotische Bauwerk sind hier zu sehen.
Von baugeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung ist die Doppelanlage von Schloss und Benediktinerabtei Iburg in Bad Iburg. Sie weist im Rittersaal mit der Arbeit von Andrea Alovisii die einzig erhaltene Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur nördlich der Alpen auf.
Bildende Kunst
Niedersachsen hat seit dem 19. Jahrhundert bedeutende Künstler von internationalem Rang hervorgebracht. Der populärste ist wohl Wilhelm Busch, der durch seine Bildergeschichten bekannt wurde. Weniger bekannt ist sein Werk als Landschaftsmaler: Er schuf mehr als 1.000 Gemälde, die aber erst posthum veröffentlicht wurden.
1895 kaufte der Künstler Heinrich Vogeler den Barkenhoff in Worpswede und gründete damit die Künstlerkolonie Worpswede. Diese war Heimat namhafter Künstler des deutschen Impressionismus und des Expressionismus. Die bekanntesten Künstler der ersten Generation der Kolonie waren:
- Fritz Mackensen, Maler
- Paula Modersohn-Becker, Malerin
- Otto Modersohn, Maler
- Fritz Overbeck, Maler
- Heinrich Vogeler, Maler
- Clara Westhoff, Malerin
- Hans am Ende, Maler
- Richard Oelze, Maler
- Rainer Maria Rilke, Lyriker
Zwischen den 1920er und 1930er Jahren war der hannoversche Maler und Lyriker Kurt Schwitters in Niedersachsen tätig. Er ist der Erfinder der Merzkunst, die als Weiterentwicklung des Dadaismus gilt. Schwitters bezeichnete sich selbst nicht als Dadaist sondern als Merzkünstler, arbeitete jedoch zeitweise eng mit den Berliner Dadaisten zusammen. Seine bekanntesten Gedichte sind „An Anna Blume“ und die „Sonate in Urlauten“. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ eingestuft, flüchtete der Künstler 1937 und kehrte nie mehr in seine Heimatstadt zurück. Eine Rekonstruktion seines berühmten Merzbaus ist im Sprengel-Museum in Hannover zu besichtigen.
Ebenfalls große Bekanntheit erlangte der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904–1944). Als Maler der Neuen Sachlichkeit zählte er zur „Verschollenen Generation“ der um 1900 Geborenen. Viele seiner Werke thematisieren den Holocaust, dem er 1944 selbst zum Opfer fiel.
Erhebliche Bekanntheit erreichte auch der Maler, Zeichner, Graphiker und Bildhauer Kurt Sohns (1907–1990).
Der 1940 geborene Neodadaist, Performance- und Konzeptkünstler Timm Ulrichs erlangte internationale Bekanntheit. Er war unter anderem 1977 auf der documenta 6 vertreten. Im Jahr 2001 erhielt er den Niedersächsischen Staatspreis.
Niedersachsen verfügt über zwei Kunsthochschulen: die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und die Hochschule für Musik und Theater Hannover. Darüber hinaus existieren an der Fachhochschule Hannover ein auslaufender Fachbereich „Bildende Kunst“ und an der Fachhochschule Ottersberg die Studiengänge „Kunst im Sozialen. Kunsttherapie“, „Theater im Sozialen“ und „Freie Bildende Kunst“.
Museen und Kunstinstitutionen
Braunschweig
- Braunschweigisches Landesmuseum
- Herzog-Anton-Ulrich-Museum
- Naturhistorisches Museum
- Kunstverein Braunschweig
Göttingen
- Kunstsammlung der Universität
- Sammlung für Völkerkunde der Universität
Hannover
- Niedersächsisches Landesmuseum
- Sprengel-Museum
- Kunstverein Hannover
- Kestner-Gesellschaft
Helmstedt
- Grenzübergang Helmstedt-Marienborn
- Kreis- und Universitätsmuseum Helmstedt
- Zonengrenz-Museum
Lüneburg
- Deutsches Salzmuseum
- Ostpreußisches Landesmuseum
- Museum für das Fürstentum Lüneburg
- Naturmuseum Lüneburg
- Norddeutsches Brauereimuseum
- Halle für Kunst Lüneburg
Oldenburg
- Niedersächsisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
- Horst-Janssen-Museum
- Naturkundemuseum Oldenburg
- Stadtmuseum Oldenburg
- Edith-Ruß-Haus
- Augusteum
Osnabrück
- Felix-Nussbaum-Haus
- Kunsthalle Dominikanerkirche
- Museum Industriekultur
- Domschatzkammer im Diözesanmuseum [12]
- Erich Maria Remarque-Friedenszentrum [13]
- Kulturgeschichtliches Museum [14]
- Museum am Schölerberg: Natur und Umwelt, Planetarium [15]
Wolfsburg
- Kunstverein Wolfsburg
- Kunstmuseum Wolfsburg
- Städtische Galerie Wolfsburg
- phæno
- Stadtmuseum Schloss Wolfsburg
- Hoffmann-von-Fallersleben-Museum
Sonstige
- Museumsdorf Cloppenburg
- Kunsthalle Emden
- Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim
- Deutsches Pferdemuseum in Verden
- Kunsthalle Wilhelmshaven
- Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld
Sport
Organisatorisch sind die niedersächsischen Sportvereine eng mit denjenigen aus dem Land Bremen verzahnt.
Handball
Niedersachsen beheimatet einen Handballverein der 1. Bundesliga: TSV Hannover-Burgdorf. In der 2. Handball-Bundesliga spielen die HSG Varel, der HSV Hannover Handball, die HSG Nordhorn-Lingen, der Wilhelmshavener HV und Eintracht Hildesheim (Stand: Saison 2009/2010).
In der 1. Handballbundesliga der Frauen sind außerdem der VfL Oldenburg, der Buxtehuder SV und die SVG Celle beheimatet.
Fußball
In der 1. Fußball-Bundesliga spielen die Fußballvereine Hannover 96 und der VfL Wolfsburg sowie der VfL Osnabrück in der 2. Fußball-Bundesliga und Eintracht Braunschweig in der neugegründeten 3. Liga. Populär ist daneben im Bremer Umland der SV Werder Bremen und im Hamburger Umland der Hamburger SV.
Im Frauenfußball spielt ebenfalls der VfL Wolfsburg erstklassig.
Baseball
In der Baseball-Bundesliga spielt der Baseballverein Dohren Wild Farmers (Landkreis Harburg).
Basketball
In der ersten Basketball-Bundesliga ist Niedersachsen durch die Artland Dragons (Quakenbrück), die BG Göttingen, die EWE Baskets Oldenburg und die New Yorker Phantoms Braunschweig vertreten. In der 2. Bundesliga Pro A spielen die Cuxhaven BasCats, die UBC Hannover Tigers und die GiroLive-Ballers Osnabrück. In der 2. Bundesliga Pro B die SC RASTA Vechta, SUM Baskets Braunschweig und den Herzöge Wolfenbüttel (Stand: Saison 2009/2010).
Eishockey
Im Raum Hannover haben die Hannover Scorpions (Deutscher Meister der Saison 2009/10) und die Hannover Indians ihre Heimat. Seit der Saison 2007/08 spielt auch der Wolfsburger Verein Grizzly Adams in der höchsten deutschen Spielklasse, der DEL.
Wassersport
An der Küste wie auch an den großen Seen und Flüssen ist der Wassersport ebenso populär wie das Angeln. Cuxhaven ist lagebedingt eine traditionsreiche Stätte des Segelns; so war es auch mal Anlegehafen des Tall Ships' Race.
Pferdesport
Der Raum Verden (Aller), der Raum Vechta, das Osnabrücker Land (hier insbesondere Hagen a. TW. und Ankum), das Oldenburger Land und das Celler Land sind bekannt als Zentren des Reitsports.
Rugby
Hannover ist eine Hochburg des Rugby. Seit 1909 wurden insgesamt 62 der 83 ausgetragenen Deutschen Meisterschaften von hannoverschen Vereinen gewonnen. Spitzenreiter ist der TSV Victoria Linden mit 20 Meistertiteln. Von 1909 bis 2005 trat – mit Ausnahme von 1913 – ein hannoverscher Verein in jedem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft an.
Wasserball
Niedersachsen ist dank der Teams der Region Hannover seit Jahrzehnten eine Wasserball-Hochburg. Wasserfreunde 98 Hannover wurde zwischen 1921 und 1948 achtmal deutscher Meister und stellte vier Spieler beim Olympiasieg 1928. Waspo Hannover-Linden wurde 1993 deutscher Meister, 1998 und 2003 deutscher Pokalsieger. Neben den beiden Klubs spielten auch Eintracht Braunschweig, Hellas 1899 Hildesheim, Freie Schwimmer Hannover und WSV 21 Wolfenbüttel zeitweilig in der Wasserball-Bundesliga.
Sonstige Sportarten
Niedersachsen bietet sich zum Wandern und Radfahren an. In Ostfriesland, im Emsland und im Ammerland ist das Boßeln heute noch populär.
Auszeichnungen
Die höchste Auszeichnung, die das Land Niedersachsen verleiht, ist die Niedersächsischen Landesmedaille. Für Verdienste in der Landespolitik wird der Niedersächsische Verdienstorden verliehen. Außerdem vergibt der Ministerpräsident seit 2002 den Niedersächsischen Staatspreis, der früher „Niedersachsenpreis“ hieß.
Als Literaturpreis verleiht Niedersachsen jährlich den Nicolas-Born-Preis.
Literatur
Schriftsteller
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ (1929) begründete den weltweiten Ruhm Erich Maria Remarques, der am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren wurde. Er setzte sich in seinen Werken kritisch mit der deutschen Geschichte auseinander und zählt zu den meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er starb am 25. September 1970 in Locarno. Die Verbitterung über seine Ausbürgerung aus Deutschland überwand Remarque nie.
Von 1900 bis 1902 war der bedeutende österreichische Lyriker Rainer Maria Rilke in der Worpsweder Künstlerkolonie ansässig, wo er die Bildhauerin Clara Westhoff heiratete, mit der er 1901 eine Tochter hatte. Danach verschlug es den expressionistischen Autor nach Paris.
Der neben Rilke bedeutendste niedersächsische Schriftsteller der Moderne ist Arno Schmidt. Der avantgardistischen Schriftsteller lebte von 1958 bis zu seinem Tode 1979 in Bargfeld. Schmidt schrieb neben experimentellen Romanen wie seinem Hauptwerk „Zettel’s Traum“ auch Übersetzungen, wie etwa von James Joyce, Edgar Allan Poe oder James Fenimore Cooper.
Als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker der 1970er Jahre gilt der 1940 in Vechta geborene und 1975 bei einem Autounfall in London verstorbene Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann. Seine Werke sind beeinflusst vom Nouveau Roman und der amerikanischen Beat-Generation, um deren Veröffentlichung in Deutschland er sich verdient gemacht hat.
In Nartum, Landkreis Rotenburg (Wümme) lebte Walter Kempowski von 1965 bis zu seinem Tode 2007. Er wurde vor allem durch seine stark autobiografisch geprägten Romane der Deutschen Chronik bekannt sowie durch sein Projekt Echolot, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse unterschiedlicher Herkunft zu collagenartigen Zeitgemälden verarbeitete.
Literaturbüros
Literaturbüros (auch Literaturhäuser) des Landes Niedersachsen gibt es in Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück.
Literaturhinweise
- Kleine Niedersächsische Literaturgeschichte in drei Bänden Von Dichterfürsten und anderen Poeten. Herausgegeben von Dirck Linck (III), Jürgen Peters (I-III) und Wilhelm Heinrich Pott (I+II). Mit Register und Literaturverzeichnis. Gebunden. 8°.
- Band I. Zweiunddreißig Portraits von Roswitha von Gandersheim bis Johann Peter Eckermann. 256 Seiten. 38 Abb. ISBN 3-927715-29-8 (1993).
- Band II. Siebenunddreißig Portraits von Stendhal bis Arno Schmidt. 288 Seiten. 40 Abb. ISBN 3-927715-31-X (1994).
- Band III. Fünfundvierzig Portraits von Arno Schmidt bis Hans Pleschinski. Mit Fotografien von Isolde Ohlbaum, Brigitte Friedrich u. a. 336 Seiten. 60 Abb. ISBN 3-927715-30-1 (1996) »Geschichten, gesetzt aus Poetenleben, wissenschaftlich fundiert und erzählerisch aufbereitet zu einer Geschichte von Lebenden.« (NDR, Wolfgang Hausmann)
- Hans Patze (Begr.): Geschichte Niedersachsen. 7 Bände. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1977. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 36)
- Jörg Bogumil, Steffen Kottmann: Verwaltungsstrukturreform – die Abschaffung der Bezirksregierungen in Niedersachsen. Schriftenreihe der Stiftung Westfalen-Initiative, Band 11. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 2006, ISBN 3-932959-48-5. Link.
- Bernd U. Hucker: Niedersächsische Geschichte. ISBN 3-89244-223-1.
- Hans-Jürgen Häßler: Ur- und Frühgeschichte in Niedersachsen. ISBN 3-933203-61-9.
- Niedersachsen. Zeitschrift für Kultur, Geschichte, Heimat und Natur seit 1895. (Hrsg.: Niedersächsischer Heimatbund e. V.), erscheint vierteljährlich zzgl. 1 Themenheft, Wildeshausen 2004 ff.
- Dietrich Steckhan: Niedersachsen. Landeskunde und Landesentwicklung. (Hrsg.: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Bildungstechnologie [Landesbildstelle]), Hannover1980, 269 S. m. zahlr. Abb. (darin: zahlr. Luftbildaufnahmen)
- Ingo Helm u. Christoph Weinert: Die Geschichte Norddeutschlands. Hamburg 2005, 352 S. m. zahlr. Abb.; ISBN 3-455-09520-8.
- Dieter Brosius: Niedersachsen. Das Land und seine Geschichte in Bildern, Texten und Dokumenten. Hamburg 2006, 264 S. m. zahlr. Abb.; ISBN 3-8319-0265-8.
- Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2, Göttingen, 2005, 1668 S.
Siehe auch
Weblinks
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- Offizielle Website des Landes Niedersachsen
- Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften des Landes Niedersachsen, bereitgestellt durch die juris GmbH im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen
- Linkkatalog zum Thema Niedersachsen bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Offizielles Landes-Portal für Urlaub, Tourismus, Ferien & Freizeit in Niedersachsen
- Datenbank der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (Niedersächsische Landesbibliothek) mit 150.000 Büchern und Aufsätzen zum Thema „Niedersachsen“ in allen Aspekten
- Literatur von und über Niedersachsen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Niedersächsische Bibliographie
- Niedersächsische verstorbene und lebende Personen
Quellen
- ↑ Statistische Ämter des Bundes und der Länder
- ↑ Schnellübersichten. Arbeitslosenquoten im Januar 2011 - Länder und Kreise. In: arbeitsagentur.de. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 1. Februar 2011.
- ↑ Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e. V.
- ↑ 4,0 4,1 siehe Text Gesetz zur Modernisierung der Verwaltung in Niedersachsen vom 5. November 2004 (Nds. GVBl. S. 394–401), siehe dort Artikel 1 Gesetz zur Auflösung der Bezirksregierungen
- ↑ Personen und Positionen. In: Drei Quellen-Verlag GmbH (Hrsg.): rundblick Nord-Report. Jahrgang 2008, Nr. 038. Hannover 27. Februar 2008, S. 2.
- ↑ [1]
- ↑ Regionales BIP je Einwohner in der EU27 im Jahr 2005, Eurostat (PDF)
- ↑ Meldung der IHK Hannover auf nds-ost.business-on.de vom 17. Dezember 2009
- ↑ 1.3 Bevölkerung und Kirchenzugehörigkeit nach Bundesländern Stand: 31. Dezember 2008 Abgerufen am 13. Februar 2010
- ↑ Das Niedersächsisches Verwaltungsverfahrensgesetz (NVwVfG) verweist in § 1 (1) auf das Verwaltungsverfahrensgesetz des Bundes: Für die öffentlich-rechtliche Verwaltungstätigkeit der Behörden des Landes, der Gemeinden, der Landkreise und der sonstigen der Aufsicht des Landes unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts gelten die Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) in der Fassung vom 23. Januar 2003 (BGBl. I S. 102) mit Ausnahme der §§ 1, 2, 61 Abs. 2, §§ 100 bis 101 sowie die Vorschriften dieses Gesetzes. Im VwVfG heißt es in § 23 (1): Die Amtssprache ist deutsch.
- ↑ Siehe auf der Internetseite des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Integration.
- ↑ Diözesanmuseum
- ↑ Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum
- ↑ Kulturgeschichtliches Museum
- ↑ Museum am Schölerberg
52.7562439.393311Koordinaten: 52° 45′ N, 9° 24′ O
Quellenhinweis
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Niedersachsen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 18. Juli 2010 (Permanentlink: [2]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.