Inkarnat

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Beispiele für Fleischfarbe/Inkarnat
 
Wappen von BełchatówW-Logo.png
(vgl. Herb BełchatowaCoat of Arms Polish Crown 01.png)
 
1507: Gemälde von Albrecht Dürer; Museo del PradoW-Logo.png
Adam und Eva in der Wappenkunst und in der Malerei

Inkarnat (auch Karnat, Karnation, Fleischton, Fleischfarbe, seltener auch Hautfarbe oder mißverständlich Leibfarbe; von lat. carnis =­„Fleisch; frz.: carnation; engl.: carnation)[1] bezeichnet

Darstellung

Inkarnat ist ein Begriff aus der Kunst, genauer aus der MalereiW-Logo.png und der FassmalereiW-Logo.png (Bemalung von Skulpturen u. a.). Er bezeichnet die vom Künstler gewählten Farbtöne, die für die Darstellung nackter menschlicher Körperpartien, also der HautW-Logo.png, verwendet werden. Gemischt wird das Inkarnat aus den Farben RotW-Logo.png und WeißW-Logo.png sowie weiteren passenden Tönen: OckerW-Logo.png, SienaW-Logo.png und andere Brauntöne, mitunter werden auch BlauW-Logo.png oder GrünW-Logo.png verwendet. Da die menschliche Haut nicht überall die gleiche Farbe hat (zum Beispiel Gesicht, Hände, Füße, Ellbogen, Knie), und auch das auf jede Stelle des Körpers anders einfallende Licht einen erheblichen Einfluss auf die Hautfarbe hat, kann nicht einfach ein einziger Farbton für alle Hautpartien gemischt werden. „Gutes“ Inkarnat kann man daran erkennen, dass die verschiedenen Körperpartien je ihre eigene Farbe haben.

Inkarnat im Wappenwesen

Möglicher Farbton für heraldisches Inkarnat
Farbcode:W-Logo.png #FBD097

In der Wappenkunde ist Inkarnat/Fleischfarbe eine → Sonderfarbe/Hilfstinktur, die nicht zum substanziellen Farbkanon der heraldischen Tinkturen gezählt wird.

„Neben den (heraldischen -- Anmerkung der Redaktion) Tinkturen erscheinen aber schon frühzeitig Farbtöne, die sich nicht in diesen Kanon einordnen lassen, wenn sie auch im gesamten heraldischen Farbspektrum von geringer Bedeutung sind. Sobald Teil des menschlichen Körpers dargestellt wurden, musste man sich mit einem hellen Inkarnat behelfen.“

Georg Scheibelreiter (2006)[2]

In Wappenbeschreibungen verwendet man manchmal die Ausdrücke „in Naturfarbe“, „in natürlicher Farbe“ oder ähnlich für fleischfarbene gemeine Figuren oder für mit dieser Farbe hervorgehobene Figurenteile. Querfurth und andere legen daher nahe, dass „Naturfarbe“ ein Oberbegriff ist und Fleischfarbe nur eine bestimmte Naturfarbenart neben anderen ist:

„Zu den natürlichen Farben gehört auch die Fleischfarbe, nämlich die menschliche und zwar hauptsächlich die der Kaukassischen RasseW-Logo.png angehörige Hautfarbe; natürlich gefärbte menschliche Gesichter werden nicht mit einem gleichmäßig hellfarbigen Anstriche überzogen, sondern können an den Wangen, Ohrläppchen, vielleicht auch am Kinn, namentlich aber an den Lippen etwas röther gefärbt sein, als an den übrigen Gesichtsteilen.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[3]

Soweit Fleischfarbe/Inkarnat in Wappen vorkommt, ist sie der heraldischen Regel der Wechsels von heraldischer Tinktur/Farbe und Metall nicht unterworfen. Fleischfarbe weist nicht immer den gleichen Inkarnatfarbton auf; je nach Wappenaufriss, Farbmischung und Farbauftrag kann sie teils heller („hellrosa“), teils dunkler erscheinen.

Der Gebrauch der „Fleischfarbe“ ist nach vielen Heraldikern in Wappen zu vermeiden oder nur in Ausnahmefällen oder für unbekleidete bzw. nackte Körperteile (Hände, Arme, Gesicht etc.) zu dulden. Einige Heraldiker gehen soweit, die Sonderfarbe als unheraldisch komplett abzulehnen:

„Den Widerwillen gegen alle Mischfarben in der Heraldik trieb man nicht selten so weit, daß auch die natürliche und die Fleischfarbe oft umgangen wurde.“

„Von den, gelinde gesagt überflüssigen, Erfindungen neuerer deutscher Heraldiker in Bezug auf Vervollkommnung des heraldischen Farbsystems durch die Hinzufügung von Fleischfarbe (..) habe ich oben schon Erwähnung gethan.“

Fleischfarbe: der neueren Heraldik angehörende, überflüssige Tinktur (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[6]
Fleischfarbe/Inkarnat
 
Muster 1
 
Muster 2

Die Sonderfarbe Inkarnat/Fleischfarbe wird je nach heraldischem Schraffursystem anders dargestellt (beispielsweise in Form von kleinen abgesetzten senkrechten Strichen oder von kleinen abgesetzten unvollständigen Kreisen, die dem Buchstaben „C“ ähneln).

„(..) Der Heraldiker Bernd gab ihr eine heraldische Schraffur in Form von kleinen abgesetzten senkrechten Strichen.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[6]

Verwendung von Inkarnat außerhalb der Heraldik

Adam und Eva (Maarten van HeemskerckW-Logo.png, Musée des Beaux-Arts de StrasbourgW-Logo.png). Die verschiedenartigen Fleischtöne dienen zur Hervorhebung des Geschlechtsunterschiedes.

In der Fassmalerei hat sich mit der Entwicklung der Holzbildhauerei der Karnatmaler ein eigener Berufszweig ausgebildet. Bis in die Spätbarockzeit spezialisierten sie sich darauf, die unbedeckten Körperteile von Skulpturen zu bemalen. In der Hierarchie dieser Handwerkszunft gehörten Karnatmaler zu den am besten bezahlten Spezialisten. Auch in der Archäologie wird bei der Beschreibung der Körperoberfläche, besonders der Gesichtszüge von Porträts, der Begriff Inkarnat verwendet. Je nach Kunstepoche, Stil, Künstler und Werk kann das Inkarnat sehr unterschiedlich aussehen.

Literatur

  • Daniela Bohde, Mechthild FendW-Logo.png (Hrsg.): Weder Haut noch Fleisch. Das Inkarnat in der Kunstgeschichte (= Neue Frankfurter Forschungen zur Kunst. Bd. 3). Gebrüder Mann, Berlin 2007, ISBN 978-3-7861-2545-7.

Einzelnachweise

  1. William Jervis Jones: Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen. Berlin. 2013. S. 1080 ff., 1612, 1764 ff. ISBN 305006322X
  2. Georg Scheibelreiter: Heraldik. Oldenbourg Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7029-0479-4, S. 34.
  3. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 93, 94.
  4. Carl Mayer von Mayerfels: Heraldisches ABC-Buch: das ist: Wesen und Begriff der wissenschaftlichen Heraldik, ihre Geschichte, Literatur, Theorie u. Praxis. Band 2. München. 1857. S. 221
  5. Otto Titan von Hefner: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik: unter steter Bezugnahme auf die übrigen historischen Hilfswissenschaften. München. Heraldisches Institut. 1863. S. 48
  6. 6,0 6,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 132 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).

Weblinks

Commons: Fleischfarbe in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Inkarnat“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 07. September 2017 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.