Radnabe

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Radnabe
 
Historische Radnabe
(Standort: Werkstattmuseum für Holzbearbeitung, Vienkoču parks, bei LīgatneW-Logo.png, Lettland)
 
1889: im Aufriss, mit Speichenlöchern
(Variante 1, nach Siebmacher)
 
1889: in Aufsicht, mit Achsenloch
(Variante 2, nach Siebmacher)
In Rot senkrecht stehende silberne Radnabe (Wappen derer von OberländerW-Logo.png, Ordenskirche in St. Georgen)
Teile eines Wagenrads (vereinfachte Konstruktionsskizze)
1545: Nabe mit eingetriebenen Speichen ohne Felgen
(=Radbock, links neben dem Stellmacher)

Die Radnabe (kurz: Nabe genannt; frz.: moyeu; engl.: nave oder [wheel] hub) ist im Wappenwesen eine seltene gemeine Figur, die in mehreren Ausprägungen in Wappen erscheint.

Darstellung

Die Figur Radnabe ist -- heraldisch stilisiert -- dem gleichnamigen Gegenstand (gewöhnlich dem „Mittelteil eines Wagenrades“) nachempfunden, wobei im Blason und in der Darstellung zwei Grundformen voneinander abzugrenzen sind:

  • Radnabe im AufrissW-Logo.png (WBO-Nr. 8628): Diese Form der Radnarbe erscheint im Wappen im Aufriss (von vorne) mit einem mittleren dicken Teil (dem sogenannten „Busch“ beziehungsweise „Haufen“), gewöhnlich mit drei, vier Speichenlöchern („Stemmungen“), in welche im Original die Speichen hineingetrieben werden sowie dem schmaleren vorderen Teil („Röhre“) und ebensolchen hinteren Teil („Stoss“). Ohne weitere Angaben ist die Figur querliegend darzustellen; grundsätzlich kann sie auch schräggestellt oder anders gelegt werden. Alle heraldischen Farben sind für diese Radnarbenvariante gebräuchlich, bevorzugt wird Schwarz.
  • Radnabe in AufsichtW-Logo.png (WBO-Nr. 8628-667.A): Die Figur Randnabe in Draufsicht (von oben) erscheint durch die heraldische Stilisierung gewöhnlich als eine Art eckige oder quadratische „Platte“ mit einer kantig bis viereckig durchbrochenen Mitte (für das Achsenloch). Die Figur ist an einer Seite mehr oder wenig eckig oder abgerundet nach unten ausgezogen. Gewöhnlich steht die Figur aufrecht (senkrecht) im Wappen, kann aber auch schräggestellt oder gelegt werden. Alle heraldischen Farben sind für diese Radnarbenvariante gebräuchlich, bevorzugt wird Silber.

Radnabe (Tafel XXIX. Figur 87.): oder Bock (mit Achse) von vorn gesehen und dieselbe (Figur 88.) mit dem Achsloch von oben gesehen im Wappen der Heydenab(er)W-Logo.png (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Abgrenzung

Radnabe versus Mühlsteinnabe

Die Figur Radnabe wird in der Literatur manchmal mit der Figur Mühl­stein­nabe/Mühl­eisen verwechselt. Beispielsweise wird die Nabenfigur im Wappen der Familie von Heydenaber im Siebmacher Band Bayern als „Mühlradaxe (Nabe)“[2] bezeichnet, im Siebmacher Band Preußen dagegen als „Radnabe“[3]. Grundsätzlich ist zwecks Wappeneindeutigkeit zu empfehlen, die beiden Ausdrücke „Radnabe“ und „Mühlsteinabe/Mühleisen“ im Blason differenzierend zu verwenden und die Figuren unterschiedlich aufzureissen; auf den unbestimmten Ober-/Allgemein- oder Kurzbegriff „Nabe“ sollte man in Wappenbeschreibungen eher verzichten, da er nicht immer klar und eindeutig bestimmt, welcher Typ und welche Form der Nabe gemeint ist.

Nabe als Nebenfigur oder Teil einer anderen Figur

Eine Radnabe kann als Nebenfigur oder als Teil einer anderen Figur in einer Wappenbeschreibung erwähnt sein, beispielsweise wenn sie mit den Hauptfiguren Wagenrad oder Radbock („Nabe mit eingetriebenen Speichen ohne Felgen“[4]) im Wappen erscheint, aber hervorgehoben oder anders als diese Figuren tingiert ist, besondere Merkmale wie Nägel aufweist und so weiter. Der Ausdruck „Nabe“ bzw. das Morphem „-nabe-“ wird nicht nur im Zusammenhang mit einem Wagenrad verwendet, sondern auch, wenn die Hauptfigur ein Glevenrad, ein Windmühlenrad oder ähnliches darstellt.

Wappenbilderordnung

  • Die Figur Radnabe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Fahrzeuge, Schiffe und deren Zubehör (Heraldik) unter der Nr. 8628 aufgenommen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 141
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Verfasser: O. T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. Seite 85. Tafel 98.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, III. Band, 2. Abteilung, 1. Band; Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute; Verfasser: O. T. von Hefner, A. Grenser, G.A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1878. S. 170. Tafel 218.
  4. Rühlmann, Moritz: Allgemeine Maschinenlehre. Ein Leitfaden für Vorträge, sowie zum Selbststudium des heutigen Maschinenwesens, mit besonderer Berücksichtigung seiner Entwickelung: für angehende Techniker, Cameralisten, Landwirthe und Gebildete jeden Standes. Band 3. Strassen- und Eisenbahnfuhrwerke einschliesslich der Locomotiven. Braunschweig. 1868. S. 69.
  5. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  6. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein