Durchbrochen
Durchbrochen (auch mit Attribut: „eckig / rund / rautenförmig / nach der Figur ... durchbrochen“; aber auch ausgebrochen, ausgeschlagen, „mit Öffnung“, „mit Fenster“ oder ähnlich genannt; frz.: [..] ajourée [en carré, en rond, en losange ..]; engl.: [quarter-, circular, lozengy ..] pierced, voided of the field = ganz durchbrochen, voided = würfelfömig durchbrochen) ist in der Heraldik ein Fachbegriff.
Darstellung
Allgemein beschreibt der Ausdruck „durchbrochen“ diejenigen Wappenfiguren, aus deren Mitte ein Stück in gleicher Form (ein ihrer Gestalt ähnliches) herausgenommen ist, so dass die Farbe des Wappenschildes/Feldes oder des darunterliegenden Wappenmotivs sichtbar wird [1]. Beispielsweise nennt man ein Kreuz, wenn es einen kreuzförmigen Durchbruch hat, „durchbrochenes Kreuz“, „Kreuz, nach der Figur durchbrochen“, „ausgebrochenes Kreuz“ oder ähnlich.
Ist eine Wappenfigur in einer speziellen Art und Weise durchbrochen, so fügt man dem Ausdruck die genaue Beschreibung des Durchbruchs hinzu. Beispielsweise kann man ein Kreuz mit einem kreisförmigen Loch als „rund durchbrochen“ (oder als „durchbohrt“) bezeichnen, mit einem quadratischen/würfelförmigen Durchbruch als „eckig durchbrochen“, mit einem rautenartigen als „rautenförmig durchbrochen“ und so weiter.
Durchbrochene Wappenfiguren wurden in der Vergangenheit manchmal auch „falsch“ genannt:
„Figuren, die den Grund durchscheinenlassen, wie das durchbrochene Kreuz, der Innenbord, die Fensterraute werden, ‚falsch‘ genannt, also falsches Kreuz, falsches Schildchen, falsche Raute.“
(Kreuz) eckig durchbrochen
(gemäß WBO, Nr. -631)(Kreuz) rautenförmig durchbrochen
(gemäß WBO, Nr. -632)(Kreuz) rund durchbrochen (auch durchbohrt genannt)
(gemäß WBO, Nr. -633)
Beispiele und Abgrenzungen
Einige durchbrochene Wappenfiguren besitzen besondere, wohldefinierte Eigennamen (zum Beispiel nennt man eine „durchbrochene Raute“ gewöhnlich Fensterraute). Es empfiehlt sich, falls vorhanden, die Eigennamen bei der Wappenbeschreibung zu verwenden.
Jede durchbrochene Figur ist von gleich oder ähnlich erscheinenden Wappenfiguren zu unterscheiden, die beispielsweise gesäumt, bordiert, ringsbordiert, nach der Figur gerändert, zum Schildrand mit einer Figur durchbrochen, mit Winkeln bewinkelt oder ähnliches sind.
Durchbrochenes Kreuz
Maximilian Gritzner definiert ein „durchbrochenes Kreuz“ folgendermaßen:
„Durchbrochenes Kreuz (Tafel 5. Figur 89.): ist ein Kreuz, welches mit einem zweiten 1/3 seiner Breite betragenden Kreuz, von der Schildfarbe belegt, oder aus dem gleichsam in Kreuzform ein kleineres herausgebrochen ist.“
Von dieser Figur sind zu unterscheiden:
- Unterscheidung (am Beispiel durchbrochenes Kreuz)
Gammadium (grünes Kreuz, nach der Figur zum Schildrand mit Fadenkreuz durchbrochen)
Goldenes Kreuz,
rot bordiert (rot „gerändert“; nach WBO, Nr. -635)Weißes Kreuz,
rot ringsbordiert (rot „nach der Figur gerändert“; nach WBO, Nr. -639)Mit roten Winkeln bewinkeltes Kreuz (=Winkelmaßkreuz; nach WBO, Nr. 0326)
Mittendurchbrochenes Kreuz („Kantenkreuz“)
Ein eckig durchbrochenes/ausgebrochenes Kreuz wird auch „mittendurchbrochenes Kreuz“ oder Kantenkreuz genannt. Es ist von einem neunmal geschachten Wappenbild zu unterscheiden, bei dem alle neun Flächen idealerweise annähernd gleich groß erscheinen.
„Mittendurchbrochenes oder Kantenkreuz (Tafel V. Figur 90.): ist ein Kreuz, aus dem in der Mitte ein die Schildfarbe tragender Würfel herausgebrochen scheint, so daß die vier Kreuzarme nur noch mit den Kanten aneinanderhängen. Wohl zu unterscheiden ist diese Figur (von einem geschachten Heroldsbild -- Anm. der Red.), wo alle neun Plätze gleich groß, was hier nicht der Fall ist.“
(Kreuz) eckig durchbrochen
(gemäß WBO, Nr. -631)Kein durchbrochenes Kreuz („Kantenkreuz“), sondern 9x geschacht
Durchbrochenes griechisches Kreuz
Auch ein griechisches Kreuz („schwebendes Kreuz“) kann nach seiner Figur oder in einer besonderen Art (eckig bzw. mittendurchbrochen, rund bzw. durchbohrt, rautenförmig) durchbrochen sein.
Durchbrochene/ausgebrochene Vierung
Auch die vier Teilflächen einer Vierung (rechte obere, linke obere, rechte untere, linke untere) können in einem Wappen durchbrochen/ausgebrochen sein. Die Literatur behandelt diese seltenen Fälle nicht einheitlich (weder was die Blasonierung, noch was die Rahmenbreite der jeweiligen Figur oder die genauen Ableitungen der Begrenzungslinien anbetrifft). Beispielsweise erscheint die rechte obere ausgebrochene Vierung bei Gert Oswald und Walter Leonhard vergleichsweise schmal, während Siebmacher/Gritzner diese Figur missverständlich „gesäumte Vierung“ bezeichnen.
„Ausgebrochene Vierung: sehr selten vorkommende Abart des Heroldsbildes Vierung, die hier nur als schmaler Rahmen erscheint, in dem die Tinktur des Feldes sichtbar ist. Es existieren rechte und linke ausgebrochene Vierungen, die wiederum oben und unten im Schild angebracht sein können.“
Im Vordergrund sollte der Gesamteindruck des Wappens stehen, dem sich die jeweilige durchbrochene/ausgebrochene Vierung gegebenenfalls unterzuordnen hat. Nur in Ausnahmefällen ist die durchbrochene Vierung -- abweichend von den heraldischen Regeln -- je nach Bedürfnis vergrößert, verkleinert, breiter, schmaler zu gestalten. Ob die durchbrochene Vierung ein weiteres Mal zum Schildrand hin durchbrochen wird oder nicht, sollte immer gemeldet werden.
Nach Siebmacher /Gritzner mißverständlich „Silber gesäumte Vierung“[6]; genauer: In Blau obere rechte durchbrochene silberne Vierung
Nach Siebmacher: „Untere linke ausgebrochene Vierung“[3]; genauer: In Silber untere linke ausgebrochene rote Vierung, zum Schildrand durchbrochen
Durchbrochene/ausgebrochene Raute
Durchbrochene Raute
(=Fensterraute)
(Muster)Rund durchbrochene Raute (=durchbohrte Raute)
(Muster)
Durchbrochenes Schildhaupt
1857: Durchbrochenes Schildhaupt (nach Mayer von Mayerfels; frz. „chef ajouré“)
Weitere Beispiele
Durchbrochener Pfahl
(gemäß Siebmacher)Durchbrochene Längsschindel
Rund durchbrochener Stern (=„durchbohrter Stern“ bzw. =Spornrad; hier: Wappen Font FR, Schweiz)
Dreiblätter in Kreuzform, rund durchbrochen
(→ Laubendiges Kreuz
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Vgl.: Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 107 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 291 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
- ↑ 3,0 3,1 3,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 34.
- ↑ 4,0 4,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 49 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 151. Abb. 15.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Tafel V. Figur 7