Durchbrochen

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Durchbrochenes Kreuz
Auch: „ausgebrochenes Kreuz“; genauer: In Silber ein rotes Kreuz, mit einem (silbernen) Kreuz (nach der Figur) ausgebrochen / durchbrochen
(WBO, Code-Nr. -634)

Durchbrochen (auch mit Attribut: „eckig / rund / rautenförmig / nach der Figur ... durchbrochen“; aber auch ausgebrochen, ausgeschlagen, „mit Öffnung“, „mit Fenster“ oder ähnlich genannt; frz.: [..] ajourée [en carré, en rond, en losange ..]; engl.: [quarter-, circular, lozengy ..] pierced, voided of the field = ganz durchbrochen, voided = würfelfömig durchbrochen) ist in der Heraldik ein Fachbegriff.

Darstellung

Allgemein beschreibt der Ausdruck „durchbrochen“ diejenigen Wappenfiguren, aus deren Mitte ein Stück in gleicher Form (ein ihrer Gestalt ähnliches) herausgenommen ist, so dass die Farbe des Wappenschildes/Feldes oder des darunterliegenden Wappenmotivs sichtbar wird [1]. Beispielsweise nennt man ein Kreuz, wenn es einen kreuzförmigen Durchbruch hat, „durchbrochenes Kreuz“, „Kreuz, nach der Figur durchbrochen“, „ausgebrochenes Kreuz“ oder ähnlich.

Ist eine Wappenfigur in einer speziellen Art und Weise durchbrochen, so fügt man dem Ausdruck die genaue Beschreibung des Durchbruchs hinzu. Beispielsweise kann man ein Kreuz mit einem kreisförmigen Loch als „rund durchbrochen“ (oder als „durchbohrt“) bezeichnen, mit einem quadratischen/würfelförmigen Durchbruch als „eckig durchbrochen“, mit einem rautenartigen als „rautenförmig durchbrochen“ und so weiter.

Durchbrochene Wappenfiguren wurden in der Vergangenheit manchmal auch „falsch“ genannt:

„Figuren, die den Grund durchscheinenlassen, wie das durchbrochene Kreuz, der Innenbord, die Fensterraute werden, ‚falsch‘ genannt, also falsches Kreuz, falsches Schildchen, falsche Raute.“

D. L. Galbreath; Léon Jéquier: 1942/1990[2]

Beispiele und Abgrenzungen

Einige durchbrochene Wappenfiguren besitzen besondere, wohldefinierte Eigennamen (zum Beispiel nennt man eine „durchbrochene Raute“ gewöhnlich Fensterraute). Es empfiehlt sich, falls vorhanden, die Eigennamen bei der Wappenbeschreibung zu verwenden.

Jede durchbrochene Figur ist von gleich oder ähnlich erscheinenden Wappenfiguren zu unterscheiden, die beispielsweise gesäumt, bordiert, ringsbordiert, nach der Figur gerändert, zum Schildrand mit einer Figur durchbrochen, mit Winkeln bewinkelt oder ähnliches sind.

Durchbrochenes Kreuz

1889: In Schwarz ein silbernes durch­bro­che­nes Kreuz (nach Siebmacher/Gritzner)

Maximilian Gritzner definiert ein „durchbrochenes Kreuz“ folgendermaßen:

Durchbrochenes Kreuz (Tafel 5. Figur 89.): ist ein Kreuz, welches mit einem zweiten 1/3 seiner Breite betragenden Kreuz, von der Schildfarbe belegt, oder aus dem gleichsam in Kreuzform ein kleineres herausgebrochen ist.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Von dieser Figur sind zu unterscheiden:

Mittendurchbrochenes Kreuz („Kantenkreuz“)

Ein eckig durchbrochenes/ausgebrochenes Kreuz wird auch „mittendurchbrochenes Kreuz“ oder Kantenkreuz genannt. Es ist von einem neunmal geschachten Wappenbild zu unterscheiden, bei dem alle neun Flächen idealerweise annähernd gleich groß erscheinen.

Mittendurchbrochenes oder Kantenkreuz (Tafel V. Figur 90.): ist ein Kreuz, aus dem in der Mitte ein die Schildfarbe tragender Würfel herausgebrochen scheint, so daß die vier Kreuzarme nur noch mit den Kanten aneinanderhängen. Wohl zu unterscheiden ist diese Figur (von einem geschachten Heroldsbild -- Anm. der Red.), wo alle neun Plätze gleich groß, was hier nicht der Fall ist.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Durchbrochenes griechisches Kreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: griechisches Kreuz

Auch ein griechisches Kreuz („schwebendes Kreuz“) kann nach seiner Figur oder in einer besonderen Art (eckig bzw. mittendurchbrochen, rund bzw. durchbohrt, rautenförmig) durchbrochen sein.

Durchbrochene/ausgebrochene Vierung

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: geviert

Auch die vier Teilflächen einer Vierung (rechte obere, linke obere, rechte untere, linke untere) können in einem Wappen durchbrochen/ausgebrochen sein. Die Literatur behandelt diese seltenen Fälle nicht einheitlich (weder was die Blasonierung, noch was die Rahmenbreite der jeweiligen Figur oder die genauen Ableitungen der Begrenzungslinien anbetrifft). Beispielsweise erscheint die rechte obere ausgebrochene Vierung bei Gert Oswald und Walter Leonhard vergleichsweise schmal, während Siebmacher/Gritzner diese Figur missverständlich „gesäumte Vierung“ bezeichnen.

Ausgebrochene Vierung: sehr selten vorkommende Abart des Heroldsbildes Vierung, die hier nur als schmaler Rahmen erscheint, in dem die Tinktur des Feldes sichtbar ist. Es existieren rechte und linke ausgebrochene Vierungen, die wiederum oben und unten im Schild angebracht sein können.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Im Vordergrund sollte der Gesamteindruck des Wappens stehen, dem sich die jeweilige durchbrochene/ausgebrochene Vierung gegebenenfalls unterzuordnen hat. Nur in Ausnahmefällen ist die durchbrochene Vierung -- abweichend von den heraldischen Regeln -- je nach Bedürfnis vergrößert, verkleinert, breiter, schmaler zu gestalten. Ob die durchbrochene Vierung ein weiteres Mal zum Schildrand hin durchbrochen wird oder nicht, sollte immer gemeldet werden.

Durchbrochene/ausgebrochene Raute

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Raute (Heraldik)

Durchbrochenes Schildhaupt

Weitere Beispiele

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 107 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 291 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
  3. 3,0 3,1 3,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 34.
  4. 4,0 4,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 49 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 151. Abb. 15.
  6. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Tafel V. Figur 7