Kantenschrägbalken
Ein Kantenschrägbalken (oder Kanten-Schrägbalken, auch Kantenschrägrechtsbalken, verschobener Schrägbalken, abgesetzter Schrägbalken und anderes mehr genannt) ist im Wappenwesen ein „Heroldsbild, welches aus einem in der Mitte senkrecht, waagerecht oder schräg zerteilten Schrägbalken (bzw. aus der schmaleren Schrägleiste) gebildet wird, „dessen beide entstandenen gleich grossen Teile nach oben und unten respektive nach rechts und links voneinander gerückt sind, so dass sich nur die beiden inneren Kanten berühren“[1].
Beispiel
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Schrägbalken/-leiste | Schnittweise (1. Schritt) Spaltung in der Mitte |
Verrückungsweise (2. Schritt) Rechter Teil nach oben, linker Teil nach unten |
Kantenschrägbalken (gespalten, aufwärts verschoben) | |||
Darstellung
In der Praxis sind je nach Konstruktionsweise verschiedene Darstellungen eines Kantenschrägbalkens voneinander abzugrenzen und zwar, je nachdem
- wie der unverbildete Schrägbalken „zerteilt“ wird, um aus diesen einen Kantenschrägbalken zu konstruieren:
- in welche Richtung die beiden Einzelteile des unverbildeten Schrägbalkens voneinander „verschoben“/„abgesetzt“ werden, um aus diesen einen Kantenschrägbalken zu konstruieren:
- entweder nach oben und unten
- oder nach heraldisch rechts und heraldisch links
Es ist empfehlenswert, in einer Wappenbeschreibung die Ausnahme beziehungsweise die besondere Konstruktion zu melden, wenn nur ein Teil des Kantenschrägbalkens „verschoben“ dargestellt werden soll, das andere aber am ursprünglichen Platz des unverbildeten Schrägbalkens weiter „ruht“.
Hinweis zur Etymologie und zum Sprachgebrauch
Im 19. Jahrhundert besprach Maximilian Gritzner in seinem Handbuch der heraldischen Terminologie ein paar Ausprägungen der Kantenschrägbalken; im Kontext mit vergleichbaren Wappenfiguren (Kantenbalken, Kantenpfählen, Kantenschräglinksbalken) dachte er sich einen neuen Sprachgebrauch aus. Im Zusammenhang mit den Kantenfiguren schlug er beispielsweise vor, statt der Ausdrücke „geteilt“ und „gespalten“ die Bezeichnungen „durschnitten“ und „zerspalten“ anzuwenden. Allerdings werden die Kantenwappenfiguren bis heute (Stand 2023) in Wappenbeschreibungen und in der heraldischen Fachliteratur sprachlich nicht immer gleich beziehungsweise systematisch-einheitlich, sondern je nach Autor etwas anders angesprochen.
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Gespaltener, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 1]
Maximilian Gritzner beschreibt 1889 dieses Heroldsbild folgendermaßen:
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-153 folgende Beschreibung:
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Gespaltener, abwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 2]
Maximilian Gritzner beschreibt 1889 dieses Heroldsbild folgendermaßen:
Walter Leonhard verwendet folgende Formulierung:
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-156 folgende Beschreibung:
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Geteilter, links verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 3]
Walter Leonhard verwendet folgende Formulierung:
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich irreführend unter der gleichen Nr. 0411-152 (?) wie bei der Rechts-Verschiebung (siehe nachstehend) folgende Beschreibung:
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Geteilter, rechts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 4]
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich irreführend unter der gleichen Nr. 0411-152 (?) wie bei der Links-Verschiebung (siehe vorstehend) folgende Beschreibung:
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Linksgeschrägter, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 5]
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-111 folgende Beschreibung:
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Linksgeschrägter, abwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 6]
In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-110 folgende Beschreibung:
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Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Seite 49. Tafel 8. Figuren 18. bis 21.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2, S. 173 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 156, Figur 15. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 156, Figur 16. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
Übersetzung
- ↑ Gespaltener, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed vertical in the middle, the dexter half enhanced, the sinister half abased, with the corners touching
- französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
- ↑ Gespaltener, abwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed vertical in the middle, the dexter half abased, the sinister half enhanced, with the corners touching
- französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant
- ↑ Geteilter, links verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc senestre, la moitié senestre avancée le flanc dextre, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed horizontal in the middle, the dexter half to the sinister flank, the sinister half to the dexter flank, with the corners touching
- französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc senestre, la moitié senestre avancée le flanc dextre, les angles s'entretouchant
- ↑ Geteilter, rechts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc dextre, la moitié senestre avancée le flanc senestre, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed horizontal in the middle, the dexter half to the dexter flank, the sinister half to the sinister flank, with the corners touching
- französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc dextre, la moitié senestre avancée le flanc senestre, les angles s'entretouchant
- ↑ Linksgeschrägter, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed rectangular in the middle, the dexter half enhanced and the sinister half abased, with the corners touching
- französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
- ↑ Linksgeschrägter, abwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
- französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant
- englisch bend, removed rectangular in the middle, the dexter half abased and the sinister half enhanced, with the corners touching
- französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant