Kantenschrägbalken

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Ein Kantenschrägbalken (oder Kanten-Schrägbalken, auch Kantenschrägrechtsbalken, verschobener Schrägbalken, abgesetzter Schrägbalken und anderes mehr genannt) ist im Wappenwesen ein „Heroldsbild, welches aus einem in der Mitte senkrecht, waagerecht oder schräg zerteilten Schrägbalken (bzw. aus der schmaleren Schrägleiste) gebildet wird, „dessen beide entstandenen gleich grossen Teile nach oben und unten respektive nach rechts und links voneinander gerückt sind, so dass sich nur die beiden inneren Kanten berühren“[1].

Beispiel
  • Konstruktion eines (gespaltenen, aufwärts verschobenen) Kantenschrägbalkens aus einem Schrägbalken/einer Schrägleiste:
Schrägbalken/-leiste Schnittweise (1. Schritt)
Spaltung in der Mitte
Verrückungsweise (2. Schritt)
Rechter Teil nach oben,
linker Teil nach unten
Kantenschrägbalken
(gespalten, aufwärts verschoben)
Muster-Schraegrechtsleiste.png
Go-next-red.svg
Muster-Konstruktion-Kantenschrägbalken-01.png
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Muster-Konstruktion-Kantenschrägbalken-03.png
=
Siebmacher aufwärtsverschobener Kantenschrägbalken.jpg

Darstellung

In der Praxis sind je nach Konstruktionsweise verschiedene Darstellungen eines Kantenschrägbalkens voneinander abzugrenzen und zwar, je nachdem

  • wie der unverbildete Schrägbalken „zerteilt“ wird, um aus diesen einen Kantenschrägbalken zu konstruieren:
    • entweder waagerecht [„waagschnittig“] geteilt/„durchschnitten“
    • oder senkrecht [„lotrecht“] gespalten/„zerspalten“
    • oder rechts- bzw. linksgeschrägt
  • in welche Richtung die beiden Einzelteile des unverbildeten Schrägbalkens voneinander „verschoben“/„abgesetzt“ werden, um aus diesen einen Kantenschrägbalken zu konstruieren:

Es ist empfehlenswert, in einer Wappenbeschreibung die Ausnahme beziehungsweise die besondere Konstruktion zu melden, wenn nur ein Teil des Kantenschrägbalkens „verschoben“ dargestellt werden soll, das andere aber am ursprünglichen Platz des unverbildeten Schrägbalkens weiter „ruht“.

Muster-Wappenschild-Info.png

Hinweis zur Etymologie und zum Sprachgebrauch
Im 19. Jahrhundert besprach Maximilian Gritzner in seinem Handbuch der heraldischen Terminologie ein paar Ausprägungen der Kantenschrägbalken; im Kontext mit vergleichbaren Wappenfiguren (Kantenbalken, Kantenpfählen, Kantenschräglinksbalken) dachte er sich einen neuen Sprachgebrauch aus. Im Zusammenhang mit den Kantenfiguren schlug er beispielsweise vor, statt der Ausdrücke „geteilt“ und „gespalten“ die Bezeichnungen „durschnitten“ und „zerspalten“ anzuwenden. Allerdings werden die Kantenwappenfiguren bis heute (Stand 2023) in Wappenbeschreibungen und in der heraldischen Fachliteratur sprachlich nicht immer gleich beziehungsweise systematisch-einheitlich, sondern je nach Autor etwas anders angesprochen.

| ↑ Gespaltener, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 1]

Maximilian Gritzner beschreibt 1889 dieses Heroldsbild folgendermaßen:

  • „Ist bei gespaltenen Kantenschrägbalken der rechte Theil nach oben (der linke nach unten) verschoben (Tafel 8. Figur 18.), so heisst er: (gespaltener) aufwärts verschobener Kantenschrägbalken“.[1]

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-153 folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, zerspalten und aufwärts verschoben[2]
(1889; nach Siebmacher)
| ↓ Gespaltener, abwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 2]

Maximilian Gritzner beschreibt 1889 dieses Heroldsbild folgendermaßen:

  • „Ist (bei einem gespaltenen Kantenschrägbalken) der rechte Theil nach unten (und der linke nach oben) verschoben (Tafel 8. Figur 19.), so heisst die Figur: (gespaltener) abwärts verschobener Kantenschrägbalken.“[1]

Walter Leonhard verwendet folgende Formulierung:

  • Abwärts verschobener schrägrechter Kantenbalken[3]

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-156 folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, zerspalten und abwärts verschoben[2]
(1889; nach Siebmacher)
― → Geteilter, links verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 3]
  • „Der geteilte Kantenschrägbalken heisst, wenn der obere Teil nach links (der untere nach rechts) verschoben ist (Tafel 8. Figur 20.) links verschobener (..)“[1]

Walter Leonhard verwendet folgende Formulierung:

  • Links verschobener schrägrechter Kantenbalken[4]

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich irreführend unter der gleichen Nr. 0411-152 (?) wie bei der Rechts-Verschiebung (siehe nachstehend) folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, durchschnitten und links verschoben[2]
(1889; nach Siebmacher)
― ← Geteilter, rechts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 4]
  • Ist bei einem geteilten Kantenschrägbalken der obere Teil nach rechts (und der untere nach links) verschoben (Tafel 8. Figur 21.), so heisst die Figur: rechts verschobener Kantenschrägbalken.

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich irreführend unter der gleichen Nr. 0411-152 (?) wie bei der Links-Verschiebung (siehe vorstehend) folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, durchschnitten und rechts verschoben[2]
(1889; nach Siebmacher)
/ ↑ Linksgeschrägter, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 5]
  • Ist bei linksgeschrägtem Kantenschrägbalken der rechte Teil nach oben (der linke nach unten) verschoben, so heisst er: Linksgeschrägter, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken.

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-111 folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, rechtschnittig. aufwärts verschoben[2]
Muster-Linksgeschrägter-aufwärts-verschobener-Kantenschrägbalken.png
/ ↓ Linksgeschrägter, abwärts verschobener Kantenschrägbalken[Übersetzung 6]
  • Ist bei linksgeschrägtem Kantenschrägbalken der rechte Teil nach unten (der linke nach oben) verschoben, so heisst er: Linksgeschrägter, abwärts verschobener Kantenschrägbalken.

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) findet sich unter der Nr. 0411-110 folgende Beschreibung:

  • Kanten-Schrägbalken, rechtschnittig. abwärts verschoben[2]
Muster-Linksgeschrägter-abwärts-verschobener-Kantenschrägbalken.png

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Seite 49. Tafel 8. Figuren 18. bis 21.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2, S. 173 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
  3. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 156, Figur 15. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  4. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 156, Figur 16. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).

Übersetzung

  1. Gespaltener, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed vertical in the middle, the dexter half enhanced, the sinister half abased, with the corners touching
  2. Gespaltener, abwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe verticalement au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed vertical in the middle, the dexter half abased, the sinister half enhanced, with the corners touching
  3. Geteilter, links verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc senestre, la moitié senestre avancée le flanc dextre, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed horizontal in the middle, the dexter half to the sinister flank, the sinister half to the dexter flank, with the corners touching
  4. Geteilter, rechts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe horizontalement au milieu, la moitié dextre avancée vers le flanc dextre, la moitié senestre avancée le flanc senestre, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed horizontal in the middle, the dexter half to the dexter flank, the sinister half to the sinister flank, with the corners touching
  5. Linksgeschrägter, aufwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre haussée et la moitié senestre abaissée, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed rectangular in the middle, the dexter half enhanced and the sinister half abased, with the corners touching
  6. Linksgeschrägter, abwärts verschobener Kantenschrägbalken – Übersetzung nach WBO:
    • französisch bande déjointe rectangulaire au milieu, la moitié dextre abaissée et la moitié senestre haussée, les angles s'entretouchant
    • englisch bend, removed rectangular in the middle, the dexter half abased and the sinister half enhanced, with the corners touching