Schrägleiste

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Schrägleiste bzw. Schrägrechtsleiste

Der Ausdruck Schrägleiste (auch Schrägrechtsleiste, Stabschrägbalken oder Bandstreif genannt; frz.: cotice; engl.: bendlet, vergleiche engl. auch: garter/gartier und baston) ist in der Heraldik nicht wohldefiniert. Er wurde und wird teilweise mißverständlich verwendet

  • als Eigenname von schmalen und gleichermaßen sehr schmalen Ausprägungen des gewöhnlichen Heroldsbildes Schräg(rechts)balken
  • als Bezeichnung für das Beizeichen „Nachgeborener vom Blute“ (Zeichen für eine „legitime“ Neben- oder jüngere Linie einer Familie)

Darstellung

Gewöhnlich wird die Schrägleiste als „schräge Leiste“ oder als „schräger Stab“ beziehungsweise als schmaler Schräg(rechts)balken interpretiert, in etwa halb so breit ist wie die „normale“ Schrägbalken-Figur:

„Schrägleiste ist ein auf die Hälfte seiner natürlichen Breite verminderter Schrägbalken (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Im frühen Wappenwesen scheint es nicht wirklich wichtig gewesen zu sein, wie schmal das Motiv im Wappen erscheint. Schrägrechtsbalken erscheinen für ein und dasselbe Wappen in Siegeln, Urkunden, Gebäuden, Epitaphien etc. in vielen Abweichungen mal „normal breit“, mal „schmal“, mal „sehr schmal“. In der Verfallszeit der Heraldik (16. bis ca. 19. Jahrhundert) steht der Ausdruck Schrägleiste in historischen Quellen nicht nur für einen „schmalen Schrägrechtsbalken“, sondern auch für ein Motiv, das sehr viel schmäler erscheint beziehungsweise um mehr als die Hälfte eines Schrägbalkens geschmälert ist. Die historischen Formulierungen „Schräg(rechts)balken“ und „Schräg(rechts)leiste“ sind keine präzise Formulierungen, sondern nur Angaben für ein spezifisches Heroldsbild, das innerhalb einer gewissen Variationsbreite aufgerissen werden kann. Allgemein richten sich die Abmessungen des Motivs nach den zur Verfügung stehenden räumlichen Gegebenheiten beziehungsweise nach der Gesamtharmonie im jeweiligen Wappen/Wappenaufriss.

Ab dem 19. Jahrhundert gibt es Tendenzen, signifikante Unterschiede zwischen den Motiven Schrägrechtsbalken, Schrägrechtsleiste und Schrägrechtsfaden zu bestimmen. Beispielsweise empfiehlt Gritzner 1889, zwischen einer „Schrägleiste“ und einem „Schrägfaden“ zu unterscheiden. Zitat:

„(..) in der Breite wie Tafel VII. Figur 98. würde er nur die Hälfte derselben betragen und als Schrägfaden angesprochen werden können.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Diese Präzisierung setzt sich in der Praxis nicht wirklich durch. Sowohl in der Zeit vor 1889 als auch danach verwendet man in Wappenbeschreibungen, heraldischen Quellen und ähnlichem die Ausdrücke „Schrägleiste“ und „Schrägfaden“ teilweise synonym. Sie stehen gewissermassen beide sowohl für eine „schmale“, als auch für eine „sehr schmale“ Ausprägung des Schrägrechtsbalkens. Eine exakte und einheitliche Begriffsbestimmung fehlt vor allem, wenn mehrere Schrägrechtsbalken in einem Wappen erscheinen und deren Abmessungen aus Gründen der Gesamtharmonie gegenüber ihrer Normalform verschmälert sind. Einige Heraldiker empfehlen, grundsätzlich drei Abmessungen begrifflich voneinander zu unterscheiden:

Schmal will Schmidt-Phiseldek von solchen Heroldsfiguren gesagt wissen, welche die halbe Breite der ordentlichen Figur haben, während „Faden“ (..) noch schmäler denn blos schlechtweg schmal sei.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[2]

Heutige heraldische Formulierungen folgen zuweilen dieser Differenzierung und nehmen in Kauf, daß dabei die Forderung möglichster Kürze ein wenig vernachlässigt wird. Demnach sind neben den (normalen/gemeinen) Schrägrechtsbalken die Ausdrücke „Schrägleiste/Schrägfaden“ im Gegensatz zu „geschmälerte Schrägleiste/geschmälerter Schrägfaden“ im Blason anzusprechen.

normal
(100%)
schmale Ausprägung
(ca. halb so breit wie normal)
sehr schmale Ausprägung
(≘ Faden, weniger als halb so breit wie normal)
Muster-Schraegbalken.png
Schräg­(rechts)­balken
Muster-Schraegrechtsleiste.png
Schräg­(rechts)­faden / Schräg­(rechts)­leiste
Muster-Schraegrechtsleiste-geschmaelert.png
Geschmälerte(r)
Schräg(rechts)leiste / Schräg(rechts)faden

Besondere Begrenzungslinien

Wie beim Schrägbalken können die Begrenzungslinien der Schrägleiste in einer besonderen Form eines speziellen Wappenschnitts erscheinen (bordiert, gestückt, geflammt, gezinnt, im Dornen-, Wechselzinnen-, Wellen-, ZickZack-Wappenschnitt et cetera). Meist sind die besonderen Trennungslinien der Schrägleiste seitengleich geschnitten; wenn die obere und untere Teilungslinie nicht gleich geschnitten sind, kann die ungleiche Ausführung gemeldet werden.

Erhöhte/Erniedrige Schrägleiste

Ist die Schrägleiste nicht „von Ecke durch die Mitte zu Ecke“ angeordnet, das heißt etwas nach oben (oder nach unten) verschoben, so wird sie als erhöht (beziehungsweise als erniedrigt) blasoniert (beschrieben).

Abgrenzung

Weblinks

Commons: Schrägleiste in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 47
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 133.