Martin Tyroff
Martin Tyroff, nach dem Biographischen Lexikon der Heraldiker 1704 in Nürnberg geboren und 1759 ebenda verstorben; nach der Allgemeinen Deutschen Biographie 1705 in Augsburg geboren und 1758 in Nürnberg verstorben,[1][2] war ein Zeichner, Kupferstecher, Verleger und Heraldiker.
Leben
Allgemein geht die Literatur davon aus, dass Martin Tyroff in erster Ehe mit der Tochter (nach anderen Quellen „der Enkelin“) des Siebmacher-Verlegers Christoph Weigel (1654-1725), Barbara Sybilla Weigel (1699-1738), der Witwe (nach anderen Quellen „die Tochter“) des verstorbenen Malers und Kupferstechers Johann Kenckel (1688-1722), verheiratet war.[1][3] In zweiter Ehe war er seit 1740 mit Maria Magdalena Gelly verbunden.
Martin Tyroff ist der Stammvater eines Kupferstecher- und Verlegergeschlechts. Folgende Nachfahren betrieben (zumindest zeitweise) gleiche Tätigkeiten:
- Johann David Tyroff (* 1733[1]; † 1770; Sohn aus erster Ehe)
- Hermann Jacob Tyroff (* 1742[1] † 1798; Sohn aus zweiter Ehe)[Anmerkungen 1]
- Konrad Tyroff (* 30. Januar 1771; † 30. Mai 1825[1], nach anderen 1826 verstorben[3]; Enkel des Martin, Sohn des Hermann Jacob Tyroff)
- Ludwig Christoph Tyroff (1774-1808; vermutlich Enkel des Martin, Sohn des Hermann Jacob Tyroff)
- Johann Andreas Friedrich Tyroff (* 21. Oktober 1801; † 24. November 1872; Urenkel des Martin, Sohn des Konrad Tyroff; mit ihm erlischt die Familie Tyroff)[4]
Familienwappen
Im Jahrbuch des Vereins Adler wird 1875 das Tyroff-Wappen nach einer Siegeldarstellung (ohne Farbangaben) beschrieben; es erscheint mit Helmkrone, die gewöhnlich vom Adel in Anspruch genommmen wurde und bei bürgerlichen Familien wie den Tyroffs eigentlich fehl am Platz ist, „sofern sie nicht ausnahmsweise in einem Wappenbrief verliehen wurde“.[5] Ein kaiserlicher Wappenbrief, der die Helmkrone im Wappen Tyroff bestätigen könnte, ist im Österreichischen Archvinformationssystem allerdings nicht erfaßt (Stand 2018). [6]
Blasonierung:
„Getheilter Schild: oben ein aufwachsender bekleideter Arm, der ein Hifthorn hält; unten auf dem Boden ein geflügeltes Pferd. Der gekrönte Helm trägt den Arm mit dem Horn.“[4]
Werke
Martin Tyroff lieferte ungezählte Kupferstiche. Er arbeitet an dem Scheuchzerischen Bibelwerk und in Köhlers Hauptwerk „Münzbelustingung“, wo man Titulblätter von ihm findet.
Heraldisches Wirken
In Folge der Vermählung mit Barbara Sybilla Weigel kam er in Besitz der Kunsthandlung von Christoph Weigel und führte sie bis 1739 als „Christoph Weigel d. Aelt. seel. Wittib“ weiter; danach firmierte sie bis 1758 unter der Bezeichnung „ältere Weigelsche Kunst-Handlung“ und ging nach Martins Tod an seinen Sohn Johann David über.[7]
Supplemente (Tyroff)
1753 gab er eine erste Ergänzung (Supplement) des Weigel'schen Wappenbuchs heraus, in der eine stark erweiterte Wiederholung einer Abhandlung von Johann David Köhler über die Wappenschraffierungen aufgenommen wurde.[8][9] Gatterer und Siebenkees, die Zeigenossen von Martin und seinen Nachfahren Johann David und Konrad Tyroff waren, beschreiben die Herausgabe von Tyroff-Supplementen nach der sechsten Ausgabe von Siebmachers Wappenbuch folgendermaßen:
„Die sechste Ausgabe (von Siebmachers Wappenbuch -- Anmerkung der Redaktion) übernahmen Chr. Weigels Erben 1734. Und das ist die erste mit Köhlers Vorrede, welche 14.767 Wappen enthält. Hierauf erschienen denn auch von Mart(in) und Joh(ann) Dav(id) Tyroff Supplemente:
- das 1fte Supplement mit Köhlers Vorrede 1753
- das 2te Supplement mit Gatterers Vorrede
- das 3te Supplement 1765 mit Wills Vorrede
- Joh(ann) Dav(id) Tyroff gab den 6 Theilen des Werks einen neuen Titul mit der Jahrzal 1769, fing auch an das 4te Supplement herauszugeben: er starb aber darüber. Nunmehro kaufte Gabr(iel) Nic(olaus) Raspe den Verlag an sich und lieferte das 4te Supplement 1772, das 342 Wappen enthielt, nebst einem Register,
- auch das 5te Supplement 1776 (erschien bei Raspe -- Anmerkung der Redaktion), welches auf 15 Bogen 384 Wappen enthält.“[10][11]
Nach der Übernahme des Verlags brachte Raspe die ersten vier Tyroff-Supplemente sowie weitere acht unter eigenem Namen heraus. Einen Nachdruck aller Siebmacher-Supplemente veranlaßte beziehungweise regte der Heraldiker Freiherr von Recum Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts an. Dieser Nachdruck erschien 1979 im Battenberg-Verlag:
- Johann Siebmachers Wappen-Buch. Supplemente 1753 bis 1806. Faksimile-Nachdruck der von 1753 bis 1806 im Verlag der Raspischen Handlung in Nürnberg erschienenen zwölf Supplemente. Battenberg-Verlag, München 1979, ISBN 3-87045-163-7.
Sammlung von Wappen verschiedener Zivilstände
Das Werk „Sammlung von Wappen verschiedener Civil-Staende von Nürnberg und andern Orten“ von 1783 und ohne Autorenangabe wird in der Literatur Martin Tyroff zugeschrieben, wobei Erscheinungsdatum und Lebensdaten nicht zueinander passen. Evtl. ist es postum von seinen Nachfahren herausgegeben oder diese sind selber die Verfasser (Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums)
Kupferstiche, Abbildungen etc. (Auswahl)
Auf Kupferstichen oder Exlibri, die Martin Tyroff entwarf, finden sich manchmal Familienwappen (beispielsweise im Blatt Stammbaum der Familie Luz).
(Nachstehende Angaben nach dem Neuen Allgemeinen Künstler-Lexicon)[3]
- Selbstporträt Martin Tyroff, halbe Figur in Oval mit Grottenwerk; derselbe nach Dominicus J. van der Smissen
- Maria Theresia, Halbfigur mit Helm und Panzer
- Dr. M. Luther. Cranach
- Franz I., römischer Kaiser (mehrmals)
- Johann David Köhler
- Fridericus Marchio Brandenburgensis
- Charlotte Amelia, Prinzessin von Dänemark
- Louise, Prinzessin von Dänemark
- Friedrich, Prinz von Dänemark
- Büste eines Mannes in Wolken, links zwei Genien, der eine ein Papier, der andere einen Strick haltend
- Clytia in eine Sonnenblume verwandelt, nach Ch. Coypel und Copie nach L. Surugue
- Die Mysterien des Bacchus und der Ceres; das berühmte mantuanische Onyxgefäss, war im Bestand des Herzogs von Braunschweig
- Malerische Ansicht des Rheins beim Königsstuhl, mit der Gegend des Städtchens Ober-Lanstein
- Ansichten von Prag, mit den Festlichkeiten beim Einzuge der Kaiserin Maria Theresia im Mai 1743; dazu die Tafel im grossen Saale daselbst.
- Prospekt der Stadt Nürnberg, Titel zu der erläuterten Nürnbergischen Reformation von Wölken 1737. Nach J. D. Preisslers Zeichnung
- Burg in Nürnberg
- Prospekt des Rathauses gegen die Veste hinauf
- Abriss des uralten Dianen-, nachmals aber zu St. Margaretha benannten Tempels auf der Reichs-Vesten in Nürnberg
- Ansicht der Capelle zu den 12 Bothen, allgemein „Totenkapelle“ genannt, nach J. J. Schwarz. Zwei Ansichten auf einem Blatt, aus der Sammlung alter und neuer Lieder 1752
- Zeughaus in Nürnberg, nach J. J. Schübler, für Wülken
- Abriss der Capelle, welche Karl der Grosse zu Altenfurth in Form seines Gezeltes erbauen liess.
- Das Holzschuheri'sche Monument an der Sebalder Kirche
- Tapes (Grabteppich) quem Holzschuerorum maiores optimi A. CIO CCCC L XXXXV conficiendum curarunt, ut inserviret saeris, quihus inprimis Fried. Holzschuheri suorumque memoria in aede Sebaldiana celabratur
- Wahre Abbildung des Grabmahles, so von Messing auf einen schönen Istrischen Marmorstein bevestiget ist, welches Ihrem in Venedig erblasten Sohn, Justo Jacobo Drexel, die Eltern auf der lnsul St. Christoforo nahe bei Venedig aufrichten lassen. Anno 1752. Fried. Romsteck ex aere figuravit
Für das Werk Teutsche Gedichte von Martin Opitz
Weblinks
Literatur
Hans Heinrich Füssli: Allgemeines Künstlerlexikon. oder: Kurze Nachricht von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgießer, Stahlschneider [et]c. [et]c., Nebst angehängten Verzeichnissen der Bildnissen der Lehrmeister und Schüler, auch der Bildnisse, der in diesem Lexikon enthaltenen Künstler. Orell, Füßli und Compagnie, Zürich. | ||
Band | Jahr | |
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Band 1 Teil 1-2 |
1810 | A-M Erster Theil, Neue, ganz unveränderte Ausgabe, erste Abtheilung, S. 679 |
Band 2, Teil 7 |
1813 | Sa-St. Zweyter Theil [..] Siebenter Abschnitt. S. 1523
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Band 2, Teil 9 |
1816 | T. Zweyter Theil, welcher die Fortsetzung und Ergänzung des ersten enthält. Neunter Abschnitt. S. 1966
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Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Jürgen Arndt (Bearbeiter) unter Mitwirkung von Horst Hilgenberg und Marga Wehner: Biographisches Lexikon der Heraldiker sowie der Sphragistiker, Vexillologen und Insignologen. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. H). Bauer & Raspe, Neustadt an der Aisch 1992, ISBN 3-87947-109-6, S. 546 (664 S.).
- ↑ Paul Johannes Rée: Tyroff. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 56 .
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexikon. Band 19. Verlag E. A. Fleischmann, München 1849. S. 178 ff.
- ↑ 4,0 4,1 Jahrbuch des Heraldisch-Genealogischen Vereines „Adler“. 2. Jahrgang. Braumüller, Wien. 1875. S. 121 f.
- ↑ Herold, Verein für Heraldik (Hrsg.): Wappen. Handbuch der Heraldik. Als „Wappenfibel“ begründet von Adolf Matthias Hildebrandt, zuletzt weitergeführt von Jürgen Arndt, bearbeitet von Ludwig Biewer und Eckart Henning. Aktualisierte und neugestaltete Auflage. 20. Auflage. Böhlau Verlag GmbH & Cie., Köln, Weimar, Wien 2017, ISBN 978-3-412-50372-7, S. 137 (deutsch: Wappenfibel.).
- ↑ Vgl.: Österreichisches Staatsarchiv, Nottendorfer Gasse 2, Wien. Datum der letzten Überprüfung: 08. Februar 2018
- ↑ Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. A-G. Band 1. K. G. Saur Verlag; Imprint von Walter de Gruyter, München 2007, ISBN 3-11-091296-1, S. 1635.
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 365 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Hanns Jäger-Sunstenau: General-Index zu den Siebmacher'schen Wappenbücher 1605-1961. Akademische Druck- und Verlagsanstalt. Graz. 1964. S. 13 ff.
- ↑ Johann Christoph Gatterer (Hrsg.): Historisches Journal: von Mitgliedern des Königlichen Historischen Instituts zu Göttingen. Eilfter Theil, enthaltend das IV. V. Stück des litterarischen Beytrages vom Jahr 1776. Band 11. Im Verlag der Witwe Vandenhoeck, Göttingen. 1778. S. 43 ff. (Google)
- ↑ Johann Christian Siebenkees: Historisches Journal: von Mitgliedern des Königlichen Historischen Instituts zu Göttingen. Johann Christoph Gatterer (Hrsg.) Neunter Theil. Im Verlag der Witwe Vandenhoeck, Göttingen. 1777. S. 51 ff. (Google)
Anmerkungen
- ↑ Dietz erwähnt ohne Quellenangabe einen Sohn namens Hermann Jacob Tyroff, der 1715 geboren und 1786 verstorben sein soll; dieser kann jedoch kein Sohn des Martin Tyroff sein, allenfalls ein Bruder oder ein Stiefkind. Unklar ist, aus welcher Quelle Dietz diese Lebensdaten bezieht. Vgl.:
- Richard Dietz: Sammlung von Wappen verschiedener Civil-Staende von Nürnberg und anderen Orten Ao. 1783. Faksimile kommentiert von Richard Dietz (Nürnberger Wappenbuch). epubli GmbH, Berlin 2010, ISBN 3-86931-949-6, S. 7 ff. und a. a. O.
Personendaten | |
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NAME | Tyroff, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | Heraldiker, Kupferstecher und Verleger |
GEBURTSDATUM | 1704/1705 |
GEBURTSORT | Augsburg oder Nürnberg |
STERBEDATUM | 1758/1759 |
STERBEORT | Nürnberg |