Nabelstelle
Nabelstelle (frz.: nombril; engl.: nombril point), Nabelreihe (frz.: rang de nombril; engl.: nombril-row) sowie Nabel und Nabelort bezeichnen in der heraldischen Topografie eines Wappenschildes spezifische Plätze. Die vier Ausdrücke werden teilweise synonym verwendet, teilweise unterscheiden sich ihre Bedeutungen (je nach Topografie und Autor).
Topografie
Um die Lage einer oder mehrerer Wappenfiguren im Wappenschild, ihre Position zueinander, ihre Stellung et cetera zu beschreiben, benutzt die Heraldik unter anderem unterschiedliche Schildtopografien (im Prinzip „Wappendiagramme“), die ein Wappenschild in ein spezifisches Raster einteilen. Je nach Schildtopografie befindet sich die Nabelstelle an einem wohldefinierte Platz des jeweiligen Rasters.
Schildtopografie mit fünf Plätzen
Beschreibung |
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Bei einem viermal quer geteilten Schilde mit fünf Plätzen bezeichnet Walter Leonhard den vierten Platz als Nabelstelle; Maximilian Gritzner und die Wappenbilderordnung nennen diesen Platz Nabelreihe (WBO-Nr. -307) und unterscheiden ihn von der Nabelstelle (WBO-Nr. -319), die bei einer Dreiteilung der Nabelreihe der mittlere Platz ist.
– Siebmacher/Gritzner (1889)[1]
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Schildtopografie mit neun Plätzen
Teilt man ein Wappenschild durch die zweimalige pfahlweise Spaltung und zweimalige balkenweise Teilung, entstehen neun Plätze, die gemäß einer Rangordnung von 1 bis 9 (oder mit den Buchstaben A bis I) durchnummeriert sind. Bei dieser Wappenschildtopographie differenziert Galbreath[3]:
– Siebmacher/Gritzner (1889)[1] |
(Französische Ansprache ...) |
Schildtopografie mit fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten
Eine andere Schildtopografie kennt fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten. Die Nabelstelle ist in dieser Topografie in der Pfahl- und Nabelreihe beziehungsweise in der mittleren Spalte in der 4. Reihe.
Platz | Nr. in WBO | Deutsch | Englisch | Französisch |
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A | 0248 | Rechtes Obereck | dexter chief point | canton dextre du chef |
B | 0246 | Ort oder Ortsstelle | middle chief | point du chef |
C | 0249 | Linkes Obereck | sinister chief point | canton senestre du chef |
D | -317 | Rechte Herz- oder Hüftstelle | dexter fess point | point de hanche dextre, point de cœur dextre |
E | -316 | Herzstelle | fess point | centre de l'écu abîme cœur |
F | -318 | Linke Herz- oder Hüftstelle | sinister fess point | point de hanche senestre, point de cœur senestre |
G | 0253 | Rechtes Untereck | dexter base point | canton dextre de la pointe |
H | 0247 | Schildfußstelle oder -ort | middle base point | la pointe point de la pointe |
I | 0254 | Linkes Untereck | sinister base point | canton senestre de la pointe |
J | -315 | Ehren- oder Bruststelle | honour point | point d'honneur |
K | -319 | Nabelstelle, Nabel oder Nabelort | nombril point | nombril |
Nabelschild
Belegt man die Nabelstelle mit einem kleinen Schild, nennt man ihn Nabelschild. Der Nabelschild steht unter dem Mittelschild und ist in der Bedeutung diesem nachgeordnet. In der Wappenbeschreibung wird er immer nach dem Mittelschild erwähnt.
Regalienfeld
Die Nabelreihe, aber mindestens der Nabel bildet in besonderen Wappen das immer in Rot tingierte Regalienfeld. Häufig wird dieses Feld mit der Damaszierung geschmückt.
Wappenbilderordnung
- Die Nabelstelle wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt III. Stellung im Schilde (oder Felde) bei einer oder mehreren Figuren der gleichen Art unter der Nr. -319 aufgenommen.
Weblinks
Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Topographie der Schildfläche
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 348
- ↑ Vgl. Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 87.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Nabelstelle“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 24. April 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.