Obereck (Heraldik)

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Obereck als Heroldsbild
 
Rechtes Obereck
 
Linkes Obereck
Obereck in der heraldischen Topografie
 
Stelle 1 = Rechtes Obereck
Stelle 3 = Linkes Obereck
 
Neunmal geschacht

Obereck (frz.: canton; engl.: canton) ist in der Heraldik

Man unterscheidet:

  • das rechte Obereck (auch rechtes Hauptstück, rechter Kanton genannt; frz.: canton dextre du chef; engl.: canton in dexter chief)
  • das linke Obereck (auch linkes Hauptstück, linker Kanton genannt; frz.: canton senestre du chef; engl.: sinister canton)
frz.: Positionen im Schild

Darstellung

Eine Seite des rechten/linken Obereckes ist etwa 2/7 bis 1/3 der Schildbreite lang. Die Heroldsbilder sind gewöhnlich anders gefärbt als der Schild. Die Fachliteratur leitet die beiden Heroldsbilder entweder aus dem Heroldsbild Schildhaupt oder aus einem neunmal geschachten Schild ab:

  • Variante A: Oberecken entstehen dadurch, daß man ein gedachtes Schildhaupt zweimal senkrecht teilt (spaltet), so daß gewissermaßen drei gleiche Flächen („Rechtecke“) erscheinen. Die am heraldisch rechten Schild-/Feldrand anliegende Fläche wird „rechtes Obereck“ genannt; die am heraldischen linken Schild-/Feldrand „linkes Obereck“ (die mittlere Fläche nennt man Ort).
  • Variante B: Das rechte Obereck liegt in einem gedachten zweimal geteilten und zweimal gespalten Schild (dem sogenannten neunmal geschachten Schild) bei reihen- oder pfahlweiser Feldzählung auf der Stelle 1; das linke Obereck liegt bei reihenweiser Feldzählung auf der Stelle 3 (bzw. bei pfahlweiser auf der Stelle 7).

Siebmacher

Obereck (Tafel V. Figur 46. bis 48.): Das Obereck entsteht dadurch, daß man als Schildhaupt (siehe dieses) -- gerechnet bekanntlich = 2/7 der Schildbreite -- in 3 gleiche Theile spaltet (senkrecht theilt).
Der rechte Theil heißt: das rechte (Tafel V. Figur 46. 47.),
der linke: das linke Obereck, dies hier außerdem bordiert (Tafel V. Figur 48.).
Ebenso, wie die Vierung, kann das Obereck mit allerlei Figuren belegt vorkommen.

(Der Ausdruck „Freiviertel“ für Obereck scheint uns nicht zutreffend, weil dasselbe oft nicht frei, sondern belegt ist!)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Oswald

Obereck: bei einem durch zwei senkrechte und zwei waagerechte Linien in neun Felder geteilten Schild der rechte und der linke obere Platz.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[2]

Abgrenzung

Breitbalkenflanke

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Breitbalkenflanke

Dem rechten und linken Obereck gegenüber stehen am unteren Schildrand die sogenannten Unterecken (auf Stelle 7 und 9 bei reihenweiser Feldzählung). Nach Gert Oswald ist eine Kombination von je einem Unter- und einem Obereck von einer entsprechenden Breitbalkenflanke zu unterscheiden, da bei dieser die Ober- und Untereck-ähnlichen Flächen nur 1/4 der Schildhöhe besitzen.

„Breitbalkenflanke: (..) Für dieses Heroldsbild gibt es auch umständliche, die Größenverhältnisse nicht treffende Blasonierungen. So wird es zum Beispiel mitunter auch als Ober- oder Untereck angesprochen.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[3]

Ähnliche Heroldsbilder

Rechte obere Vierung
(Wappen der Grafen von Aichelberg im Ingeram-Codex)

Das Motiv „Obereck“ wird leicht mit anderen Heroldsbildern verwechselt (z. B. mit einem Lichteck, einer linken Schildfußflanke, einer rechten oberen Vierung o. ä.). Im Zweifelsfalle sind bei der Bestimmung die Blasonierung oder die Angaben des Wappenführenden/-stiftenden bindend.

Freiviertel

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Freiviertel

Ein lediges Obereck wird teilweise auch Freiviertel genannt; ist dieses belegt oder geteilt, ist die Bezeichnung Freiviertel unangemessen.

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Obereck und Freiviertel in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 32
  2. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 288.
  3. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 76. ISBN 978-3-411-02149-9