Sachsenross

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Das Sachsenross (auch: Niedersachsenross, Welfenross, Westfalenpferd, Twentse Ros, White Horse of Kent) ist ein heraldisches Motiv für das Volk der Sachsen, das alte Stammesherzogtum Sachsen und die aus ihm entstandenen politischen Einheiten, vor allem für die welfischen Herrschaftsgebiete, aber auch als Westfalenpferd – alternative Darstellung mit erhobenem Schweif – für das Land Westfalen. Als Wappen des Bundeslandes Niedersachsen und als westfälisches Wappen ist es Bestandteil des Wappens des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Auch die niederländische Nachbarregion Twente und die britische Grafschaft Kent tragen dieses Motiv im Wappen.

Das Sachsenross hat keine Beziehung zu den sächsischen Fürstentümern auf dem Gebiet der östlichen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Der Name dieser Territorien beruht darauf, dass nach dem Sturz Heinrichs des Löwen der Titel Herzog von Sachsen an die Familie der Askanier und später an die Familie der Wettiner neu vergeben worden war. Diese Dynastien hatten sich bei der Eroberung slawisch bewohnter Gebiete im Osten verdient gemacht und nahmen die Stammesbezeichnung elbaufwärts mit sich. Die dort kolonisierende deutschsprachige Mischbevölkerung beanspruchte das Sachsenross jedoch nicht für sich. Zur Unterscheidung wurden später die Begriffe „Obersachsen“ und „Niedersachsen“ geprägt.

Das Wappenbild der „Niedersachsen“ besteht aus einem springenden weißen Pferd im roten Schild. Schon zum Zeitpunkt seines ersten Auftretens im 14. Jahrhundert war es eher ein volkstümliches, regionales Symbol als ein dynastisches Herrschaftszeichen, also mehr ein Symbol für das Land und sein Volk als für die regierende Herrscherfamilie der Welfen. Dies macht seine hohe Popularität aus, die sich bis heute in der Volkskunst äußert. Seine Wirkung als regionales Identitätssymbol ist nur noch mit der Ausstrahlung des bayerischen Rautenwappens, dem Familienwappen der Wittelsbacher, zu vergleichen.

Das Sachsenross als Wappen des Bundeslandes Niedersachsen
Das Sachsenross als historisches Wappen Westfalens

Ursprung im Dunkel der Geschichte

Seit seinem erstmaligen Auftreten in Siegeln und Wappen in der Zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gilt das Sachsenross als „altes“ sächsisches Stammessymbol. Seit dieser Zeit wird es als politisches Instrument zum Ausdruck von Machtansprüchen und als Ausdruck der sächsischen Stammesidentität genutzt. Es handelte sich hier jedoch offensichtlich um einen „archaisierenden“ Rückgriff, der eine Tradition fingierte, die es in Wirklichkeit nicht gab.

Keine vorheraldischen Belege

Interessanterweise gibt es keine expliziten Belege aus früheren Zeiten. Der Stamm der Sachsen wird erstmals von Ptolemäus von Alexandria in seiner Weltbeschreibung aus dem 2. Jahrhundert nach Christus erwähnt, und zwar als vergleichsweise kleiner germanischer Stamm rechts der Elbmündung, also etwa im heutigen Dithmarschen.

Danach gibt es weitere Erwähnungen von spätantiken, frühmittelalterlichen Autoren nicht-sächsischer Herkunft, die die Sachsen nach massiven Ausdehnungsbewegungen als Piraten in der Nordsee, als Söldner in römischen Diensten, später als fremde Siedler in Britannien und als zwangsweise zu christianisierende Heiden am Rande des Frankenreiches wahrnehmen und beschreiben. Keiner dieser Autoren gibt irgendwelche Hinweise darauf, dass das Pferd als Tier oder als Bild irgendeine besondere Bedeutung als Stammessymbol oder Feldzeichen bei den Sachsen gehabt haben soll. Auch archäologische Funde aus diesen Jahrhunderten geben keine entsprechenden Hinweise. Zwar sind auf den Gegenständen des täglichen Lebens aus dieser Zeit durchaus Tierdarstellungen zu finden, sie zeigen aber hauptsächlich Jagdwild wie Hirsche und Wildschweine. Pferde werden auch abgebildet, es ist aber nicht zu erkennen, dass das Pferd eine den Stamm symbolisierende Bedeutung hatte.

Darstellung von 1904: Bei Widukinds Taufe wird eine Fahne mit einem schwarzen Pferd niedergelegt.

Als im 10. Jahrhundert die sächsische Herzogsdynastie der Liudolfinger unter der Bezeichnung Ottonen zu Königen des Ostfrankenreichs bzw. zu Kaisern des (später so genannten) Heiligen Römischen Reiches bzw. „Teutschen Reiches” aufsteigen, schreibt der sächsische Mönch Widukind von Corvey die erste „Sachsengeschichte“ (res gestae Saxonicae), diesmal aus der Innensicht. Er erzählt die sächsische Stammessage und berichtet über historische und genealogische Zusammenhänge zum ersten Mal in Schriftform, wobei er entscheidend zur Identitätsbildung der Sachsen beiträgt. Das „Sachsenross“ als Stammessymbol kommt aber auch bei ihm nicht vor.

Die Herleitung des Pferdesymbols aus vorheraldischen oder gar vorhistorischen sächsischen Traditionen basiert nur auf einigen Indizien. Diese sind aber plausibler als spätere Interpretationen zu erklären, die erst im Nachhinein („ex posteriori“) entstanden sind.

Herrscher mit „Pferdenamen“

Das Wappen des Kent County Council

Als Beleg für eine besondere Bedeutung des Pferdes als Machtsymbol bei den Sachsen gelten die „Pferdenamen“ der beiden sagenhaften Sachsenhäuptlinge Hengist und Horsa, die der Legende nach im 5. nachchristlichen Jahrhundert die ersten sächsischen Herrscher auf den britischen Inseln gewesen sein sollen, und zwar im Bereich der heutigen Grafschaft Kent.

Bemerkenswerterweise zeigt das Wappen der Grafschaft bis heute ebenfalls im roten Schild ein weißes steigendes Pferd, das bis heute mit Bezug auf die alten Sachsenherrscher erklärt wird. Das Wappen wurde der Grafschaft Kent offiziell erst im Jahre 1933 verliehen, also anderthalb Jahrtausende später.

Das weiße Pferd des Widukind

Wappen des Kreises Herford mit dem schwarzen Pferd Widukinds

Auch gibt es die Überlieferung, dass Widukind, der Sachsenherzog und Gegenspieler von Karl dem Großen, im 8. Jahrhundert ein schwarzes Pferd als Feldzeichen gehabt haben soll, das er nach seiner Bekehrung zum Christentum in ein weißes Pferd gewandelt habe. Nach einer anderen Version erhielt Widukind von Karl dem Großen als Taufgeschenk ein weißes Pferd.

Die Erinnerung an das vorchristliche schwarze Pferd Widukinds ist noch in einigen Gegenden Westfalens lebendig, so zum Beispiel im Wappen des Kreises Herford. In der Stiftskirche St. Dionysisus in Enger wird ein Grab als das von Widukind angesehen. So zeigt das Wappen des Landkreises bis heute im weißen Schild ein schwarzes, steigendes Pferd, was bis heute die Verbundenheit der westfälischen Bevölkerung mit ihrem vorchristlichen Anführer ausdrückt.

Aber auch diese Geschichten sind spätere Legenden, für die es keine Belege aus der Zeit vor der Entstehung des Sachsenrosses in der Heraldik gibt.

Pferdeköpfe an den Giebeln

Heutiger Giebelschmuck in der Wedemark bei Hannover
→ Hauptartikel: Pferdeköpfe (Giebelschmuck)

Als weiteres Indiz für die besondere Stellung von Pferdemotiven im (nieder-)sächsischen Raum kann ein für das niederdeutsche Hallenhaus (Niedersachsenhaus) typischer Giebelschmuck angeführt werden. Dieser norddeutsche Bauernhaustyp weist an der Giebelseite des ortsüblichen Reetdachs zum Schutz vor Witterungseinflüssen so genannte „Giebelbretter“ oder „Windbretter“ auf, die sich im First kreuzen und rund einen halben Meter über den First hinausragen. Aus den Enden dieser Bretter sind typischerweise Pferdeköpfe geschnitzt.

Uffington White Horse

Luftbild des "White Horse" von 2005

Auch das Uffington White Horse wird in der Diskussion um frühe Belege für das Sachsenross angeführt. Es befindet sich auf der Seite des White Horse Hill in Oxfordshire und gilt als das älteste Scharrbild in England. Es handelt sich um das stilisierte Bild eines Pferdes, welches in die Vegetation geschnitten und in den Boden gescharrt wurde. Dadurch wird die darunter liegende Kreide sichtbar. Die Umrisse werden von 3 Meter breiten, 60 bis 90 Zentimeter tiefen Gräben gebildet. Die Pferdefigur hat die Ausmaße von 107 x 37 Meter.

Das Alter des Scharrbildes ist umstritten. Traditionell wurde es mit den angelsächsischen Invasoren Britanniens im 5. Jahrhundert und ihren legendären, halbmythischen Anführern Hengist und Horsa in Verbindung gebracht. Laut einer anderen Überlieferung wurde es sogar erst im 9. Jahrhundert geschaffen, zur Erinnerung an den Sieg König Alfreds des Großen über die Dänen. Spätere Forscher hielten das Uffington-Pferd jedoch für wesentlich älter. So deutete man es als eine etwa 2000 Jahre alte Darstellung der keltischen Göttin Epona, der Beschützerin der Pferde. Neuere Messungen datieren das Uffington-Pferd sogar in die frühe Eisenzeit, oder gar die späte Bronzezeit. Andere Scharrbilder von weißen Pferden auf den Hügeln Südenglands gelten jedoch als sehr viel jünger. In der Mehrzahl werden sie als späte Nachahmungen des Uffington-Pferdes aus dem 18. und 19. Jahrhundert angesehen.

Sowohl das frühdatierte Uffington White Horse als auch die spät datierten Nachahmungen lassen sich nicht als Belege für eine vorheraldische Verwendung des Sachsenrosses als Stammessymbol oder Kultobjekt verwenden.

Nachträglich beigefügte Wappen

Zwar existieren aus früheren Jahrhunderten sächsischer Geschichte keine Belege für das Sachsenross, trotzdem wurde es in späteren Jahrhunderten nach der Entwicklung des Wappenwesens üblich, auch für die Darstellung dieser frühen Zeiten Wappen zu verwenden. Gerade in der Hochzeit der Heraldik – im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit – waren Darstellungen von Herrschern ohne Wappen kaum denkbar.

So wurde denn auch das Sachsenrosswappen Herrschern beigefügt, die lange vor der Entwicklung der Wappen verstorben waren. Beispiele gibt es für Herzog Widukind oder den ersten sächsischen König des Ostfrankenreichs, Heinrich I., sowie seinen Nachfolgern, den Kaisern aus dem Hause der Ottonen.

Auf diese Weise wurde die Tradition vordatiert und ihr eine größere Würde verliehen, was den Auftraggebern der jeweiligen Künstler nutzte. Denn die Auftraggeber waren oft die zeitgenössischen Verwender dieser Wappentradition.

Erstes historisches Auftreten und Bedeutung

Der früheste Beleg für die Verwendung eines Pferdes in Wappen oder Siegeln ist ein Abdruck des Siegels des Welfen Albrecht I. von Salzderhelden, Herzog von Braunschweig-Grubenhagen aus dem Jahre 1361. Das Siegel hatte einen Durchmesser von 3,5 Zentimetern und zeigte am Rande die Inschrift:

SECRETU[m].ALBERTI.DVCIS.IN.BRVNESWIC. (deutsch: „Sekretsiegel von Albrecht, Herzog in Braunschweig“)

In der Mitte ist ein schreitendes Pferd abgebildet, das nur den rechten Vorderhuf vom Boden abhebt. Über Farben können bei einem Siegel naturgemäß keine Aussagen gemacht werden. Der Abdruck ist im Niedersächsischen Staatsarchiv in Wolfenbüttel unter der Nummer 7A Urk 94 verwahrt.

Die älteste farbige Darstellung des Sachsenrosswappens stammt aus dem niederrheinischen Wappenbuch von den Ersten („Codex Seffken“) von 1379/1380. Hier ist ebenfalls ein schreitendes Pferd im Schild dargestellt, die Helmzier besteht aus einem Pferdekopf. Bezeichnet wird es als „das alte Wappen von Braunschweig“. Braunschweig, die alte Residenz von Heinrich dem Löwen, galt damals als Hauptort der Welfen.

Die Gründe für das Auftreten des Pferdemotivs um die Mitte des 14. Jahrhunderts waren politischer Natur. Spätestens seit 1354 war absehbar, dass die Lüneburger Teildynastie des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg (das Ältere Haus Lüneburg) aussterben werde, was im Jahre 1369 auch geschah. Kaiser Karl IV. hatte bereits vorher kundgetan, das Fürstentum Lüneburg nicht – wie sonst üblich – an ein Mitglied der Braunschweiger Teildynastie neu zu vergeben, sondern an die askanischen Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Die Braunschweiger jedoch kämpften im Lüneburger Erbfolgekrieg um ihr Erbe. Der Streit wurde erst im Jahre 1388 durch den Sieg der Braunschweiger bei Winsen beendet.

Diese kriegerische Auseinandersetzung wurde dadurch begleitet, dass die Welfen ihren Anspruch auf das gesamte altsächsische Stammesgebiet (inklusive Lüneburgs) in der Heraldik zum Ausdruck brachten. In der Zeit vor der Erfindung der Massenmedien waren die Wappen der Herrscherhäuser ein wichtiges Kommunikationsmittel in der politischen Auseinandersetzung. Weite Kreise der Bevölkerung dachten „heraldisch“. Und das Pferd muss als Ausdruck der sächsischen Stammesidentität – trotz fehlender früherer Belege – eine Bedeutung gehabt haben, sonst wäre seine Verwendung in dieser Situation wenig sinnvoll gewesen. Von da ab wurde das Pferd von den Welfen, die normalerweise Löwen oder Leoparden im Wappen bevorzugten, immer dann verwendet, wenn es um die Ansprüche auf die Herrschaft im gesamten (nieder)sächsischen Raum ging.

Heraldische Verwendung im Laufe der Geschichte

Entstehung der Territorialstaaten

Aus dem Scheiblerschen Wappenbuch 1450-1480
Helmzier der Herzöge von Braunschweig im 19. Jahrhundert

Ab dem 15. Jahrhundert verwendeten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg das Sachsenross hauptsächlich als Bestandteil der Helmzier ihres Wappens. Dort springt es vor einer weißen, mit Pfauenfedern geschmückten Säule, später vor einer roten Säule, auf deren Spitze eine goldene Krone und ein goldener Stern mit drei Pfauenfedern gesetzt ist. Umrahmt wird diese spätere Version der Helmzier von zwei mit Pfauenfedern besetzten Sicheln.

Das weiße, springende Pferd als solches blieb im Bewusstsein des Volkes populär und wurde in der Volkskunst oft verwendet. Man findet es auf Gebäuden, Wetterfahnen, Ofenplatten, Bierkrügen und als Verzierung auf vielen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Die Herrscher spürten die Popularität des Motivs und zeigten es dem Volke auf Münzen (später auch auf Banknoten und Briefmarken), Medaillen, Uniformknöpfen und militärischen Fahnen. Sie nutzten so die Verbundenheit des Volkes mit seinem Sachsenross für dynastische Zwecke.

Bei der Herausbildung der Territorialstaaten zum Ende des Mittelalters verdichteten sich im Zuge des Absolutismus die verschiedenen Territorien der welfischen Herrschaft (Oberbegriff: Herzogtum Braunschweig-Lüneburg) zum

In der Heraldik entstanden jetzt vielfeldige Wappenschilde, die alle vereinnahmten Territorien des jeweiligen Herrschers in ihren Feldern repräsentierten. Das war im alltäglichen Einsatz nicht immer praktisch, denn bei zu kleiner Darstellung waren die einzelnen Felder des Wappens nicht mehr zu erkennen, der Gesamteindruck fehlte. So wurde in den welfischen Gebieten gern das Sachsenross als „kleines Wappen“ für den Einsatz in der Verwaltung gewählt. Es war einprägsam und wurde verstanden.

Das Sachsenross im britischen Weltreich

Britisches Königswappen mit Sachsenross

Als die Kurfürsten von Hannover ab 1714 in Personalunion auch zu Königen von Großbritannien (ab 1801 auch von Irland) wurden und nach London umzogen, nahmen sie das Sachsenross mit. Schon die Krönungsmedaille von König Georg I. zeigt auf der Rückseite ein Pferd, das vom norddeutschen Festland auf die britischen Inseln überspringt.

Das Sachsenross wurde in der Folge mit den welfischen Löwen und Leoparden sowie den englischen, schottischen und irischen Wappenfeldern zu einem neuen Wappenkonglomerat vereint, das nun als Herrschaftszeichen rund um die Welt, in Amerika und Australien, in Indien und Afrika gezeigt wurde. Dieses Kombinationswappen wird noch heute von den Welfen als Familienwappen geführt.

Bei den Flaggen wurde zeitweise die britische Flagge (Union Jack) mit dem Sachsenross kombiniert. Dazu wurde das springende Pferd in das rote Feld im Schnittpunkt der beiden breiten Balken des St.-Georgskreuzes eingefügt.

Relikte des Sachsenrosses haben sich in Teilen des ehemaligen britischen Weltreichs gehalten, so im Wappen der Stadt Guelph („Welf“) in Ontario/Kanada, das in der Mitte ein rotes Band mit einem weißen springenden Pferd zeigt.

Das Sachsenross für und gegen Napoléon

Wappen des Königreichs Westphalen

Nachdem Norddeutschland von Napoléon besetzt und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgelöst worden war, entstand 1807, nach dem Frieden von Tilsit, aus den Ländern Hannover und Braunschweig-Wolfenbüttel sowie weiteren Territorien das Königreich Westphalen. Es wurde von Napoleons Bruder Jérôme von der Hauptstadt Kassel aus regiert. Auch dieses neue Reich führte das Sachsenross bzw. Westfalenpferd im ersten Feld seines vielfeldigen Wappens.

Gegen dieses Reich kämpften ebenfalls unter Verwendung des Sachsenrosses als Feldzeichen der Kurfürst von Hannover – auch in seiner Funktion als König von Großbritannien und Irland – sowie der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Das hannoversche Militär kam als „King’s German Legion“ im Verbund mit britischen Truppen zum Einsatz, Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels kämpfte sich mit seinem privat finanzierten Freikorps, der „Schwarzen Schar“, zunächst quer durch Deutschland, dann nach England, und kämpfte schließlich im Verbund mit der „German Legion“ auf wichtigen Schlachtfeldern der Iberischen Halbinsel und Italien gegen die Truppen Napoléons.

Im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem Kurfürsten von Hannover, der als König von Großbritannien und Irland ein Weltreich regierte, hatte der Herzog Friedrich Wilhelm nach dem Verlust des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel nur noch das kleine, von der mütterlichen Seite geerbte Fürstentum Oels, ein preußisches Lehen in Schlesien, zur Verfügung. So musste er entschlossen um sein Haupterbe kämpfen, was er auch mit der nötigen Durchsetzungskraft tat. Als Ausdruck seiner Entschlossenheit und seiner Verbundenheit mit dem Braunschweiger Land kombinierte er in seinen Bataillonsfahnen welfisch-dynastische Heraldik mit dem Sachsenross. Dazu kamen markige Devisen wie „Sieg oder Tod“, „Mit Gott für Fürst und Vaterland“ und „Nunquam retrorsum“ („Niemals zurück“). Auch die Tornister seiner in britischen Diensten kämpfenden Braunschweig-Lüneburgschen Jäger in Spanien trugen eine Abbildung des Sachsenrosses [1].

Der Herzog fand zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo, in der Schlacht bei Quatre-Bras den Tod. Aber durch seine ständige militärische Präsenz auf allen wichtigen Schlachtfeldern der Befreiungskriege konnte die staatliche Eigenständigkeit des nun eingerichteten Herzogtums Braunschweig auf dem Wiener Kongress erhalten werden.

Im Deutschen Bund und im Deutschen Reich

Braunschweiger Banknote

Nach dem Ende der Befreiungskriege entstanden um 1814 als welfische Nachfolgestaaten das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig, die beide dem Deutschen Bund beitraten. Beide verwendeten ebenfalls als „kleines Wappen“ das weiße springende Pferd im roten Schild. Es wurde auch zum beliebtesten Motiv zur Symbolisierung hoheitlicher Aufgaben wie Militär und Post.

So zeigten auch die ersten, zum Jahresbeginn 1852 von der braunschweigischen Post herausgegebenen Briefmarken das weiße Sachsenross in einem roten Oval. Philatelistisch interessant ist dabei, dass diese Braunschweiger Marken die ersten Briefmarken Deutschlands waren, die in Farbe auf weißlich/gelbem Papier gedruckt wurden – statt mit schwarzer Farbe auf farbigem Papier. Denn nur so war die Darstellung eines weißen Pferdes möglich.

Bronzestatue des Sachsenrosses in Hannover

Als nach dem Deutschen Krieg von 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert und zu einer preußischen Provinz wurde, erhielt die neue Provinz das Sachsenross als alleiniges Wappen. Da die königliche Familie vor der Siegermacht Preußen fliehen und ins Exil gehen musste, war an eine Verwendung welfisch-dynastischer Heraldik nicht zu denken. Die Verwendung des Sachsenrosses galt als Zugeständnis an die hannoversche Identität der Bevölkerung und wurde nicht unmittelbar als Symbol der Welfenfamilie angesehen. Es dauerte jedoch einige Jahre, bis das Provinzwappen genehmigt wurde. In der Folgezeit wurde das Sachsenross mehr denn je zum Inbegriff welfisch-hannoverscher Identität und zum Symbol des Widerstands gegen die preußische Herrschaft.

Aus diesem Grund wurde auch die überlebensgroße, bronzene Statue des Sachsenrosses ein Politikum, die im Jahre 1866 vom Bildhauer Albert Wolff im Auftrag des Königs von Hannover geschaffen wurde. Sie sollte ursprünglich auf der Balustrade des Welfenschlosses aufgestellt werden, was jetzt nicht mehr in Frage kam. Auch der Versand der Statue zur Weltausstellung nach Paris 1867 musste ausfallen, weil man fürchtete, der im Exil lebende König Georg V. könnte im Ausland Besitzansprüche anmelden. So stand die Statue jahrelang unter den Türen des Hauptportals des Schlosses. Erst als im Jahre 1879 die Königliche Technische Hochschule, die spätere Universität Hannover, in das Gebäude einzog, fand das Pferd auf einem Steinsockel auf dem Vorplatz einen würdigen Aufstellungsort. Hier steht es bis heute.

Aber auch aus dem Exil versuchten die hannoverschen Welfen nach 1866 gegen die preußische Besatzung ihres Landes vorzugehen – auch militärische Gewalt wurde erwogen, was aber nicht umgesetzt wurde. Das Sachsenross spielte aber auch hier wieder bei der begleitenden Propaganda eine wichtige Rolle. Daran erinnert heute noch das Lied Sachsenroß am Kragen von H. Matthe:

Auf! Niedersachsens Söhne stärket unsere Reih’n.
Jetzt ist die Stund gekommen, die Heimat zu befrei’n.
Sachsenroß am Kragen, gelb und weiß das Band,
Niedersachsens Söhne werden wir genannt.[2]

(aus: Lieder der Deutschen Legion)

Im Herzogtum Braunschweig wurde das Sachsenross mit Datum vom 28. September 1912 von einem eher inoffiziell verwendeten kleinen Wappen zu einem behördlichen „Dienstsiegelwappen“, also zum offiziellen Motiv auf amtlichen Stempeln.

Weimarer Republik

Nach Abschaffung der Monarchie im Jahre 1918 blieb Hannover preußische Provinz, Braunschweig blieb selbstständig und wurde zum Freistaat. In beiden Territorien wurde bzw. blieb das Sachsenross das einzige offizielle Wappen. So in Braunschweig durch Artikel 1 der Verfassung vom 6. Januar 1922. Als Preußen im Jahre 1924 den Versuch machte, dem hannoverschen Provinzwappen einen preußischen Adler als Schildhaupt aufzusetzen, protestierte die hannoversche Bevölkerung derart heftig, dass die Änderung schon 1925 rückgängig gemacht werden musste.

Die Nationalsozialisten verboten im Jahre 1935 alle Landeswappen, nur die Hakenkreuzflagge war noch zugelassen.

Land Westfalen

Aus dem Erbe Heinrichs des Löwen war den Erzbischöfen und späteren Kurfürsten von Köln im 12. Jahrhundert der westfälische Teil des alten Sachsenlandes zugefallen. Territorial kontrollierten sie aber nur das benachbarte Herzogtum Westfalen. Um die Herrschaft über dieses Gebiet und den Anspruch auf ganz Westfalen zu unterstreichen, vereinnahmten auch sie das Sachsenross für ihre Zwecke. Hier wurde es aber zunehmend „steigend“ statt „springend“ dargestellt, also mehr aufgerichtet. Auch wurde der Schwanz „aufgeschlagen“, also nach oben geworfen, ausgeführt. So entstand das ebenfalls populäre Westfalenpferd. Die Kölner verwendeten es seit 1469 auf Münzen und seit etwa 1500 als Teil ihres Wappens. Auch das von Napoleon eingerichtete Königreich Westphalen führte das Westfalenpferd im ersten Feld seines vielfeldigen Wappenschildes. Später wurde Westfalen preußische Provinz. Auf diese Weise kam das Pferd auch in das preußische Staatswappen.

Noch heute repräsentiert das Westfalenpferd den westfälischen Landesteil im Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Herzogtum Lauenburg

Auch das zeitweilig zum Königreich Hannover gehörende Herzogtum Lauenburg erhielt ein Wappen, das aus einem Pferdekopf in einem roten Schild bestand. Der Pferdekopf war zuerst golden, wurde aber später in weiß geändert. Als das Herzogtum zu Preußen kam, erhielt das Wappen eine Bordüre in den Preußenfarben Schwarz und Weiß.

Stadt Wolfenbüttel

Als Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel seiner Residenzstadt Wolfenbüttel (damals noch unter dem Namen Heinrichstadt) im Jahre 1570 das Stadtrecht verlieh, gab er ihr auch ein Wappen, das im Schild Elemente der Helmzier des herzoglichen Wappens zeigte: Im blauen Schild ein weißes, springendes, gezäumtes und gesatteltes Pferd vor einer roten Säule mit goldener Krone und weißem Stern. Ältere Darstellungen zeigen hier einen goldenen Stern, was der Darstellung in der Helmzier der Herzöge entspricht.

Heutige Verwendung

Bundesland Niedersachsen

Wappen Niedersachsens

Noch bevor am 25. Februar 1947 das Land Preußen von den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs für aufgelöst erklärt wurde, hatte die preußische Provinz Hannover am 23. August 1946 wieder ihre Selbstständigkeit als Land erhalten. Sofort war auch das Sachsenross wieder als Landeswappen eingeführt worden. Das Land Braunschweig hatte die Entscheidung für das Wappen bereits am 8. Juli 1946 getroffen.

Die britische Militärregierung beschloss, die Länder Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe zum neuen Land „Niedersachsen“ zusammenzufassen, was zum 1. November 1946 realisiert wurde. Während im Kreise der Länder in Bonn das Sachsenross inoffiziell bereits als neues niedersächsischen Wappen geführt wurde, dauerte die offizielle Diskussion noch an, ob man nicht doch die Wappenbilder von Oldenburg und Schaumburg-Lippe in einem Kombinationswappen – ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz – integrieren sollte. Es setzte sich die Meinung durch, dass ein einfaches einprägsames Wappenbild, eben das Sachsenross, doch das Beste sei. Immerhin repräsentierten die Länder Hannover und Braunschweig vier Fünftel der Bevölkerung des neuen Bundeslandes. Über Jahre war das Sachsenross das inoffizielle Landeswappen des neuen Bundeslandes. Der offizielle Beschluss zur Einführung des Sachsenrosses als Landeswappen wurde vom Landtag am 3. April 1951 mit großer Mehrheit gefasst und in der „Vorläufigen Niedersächsischen Verfassung“ vom 13. April 1951 niedergelegt. Für den amtlichen Gebrauch wurde dabei die Mustertreue festgeschrieben, das heißt, dass für offizielle Zwecke nicht die heraldischen Gestaltungsfreiheiten ausgeschöpft werden durften. So wurde das von Gustav Völker gezeichnete Muster im „Gesetz über Wappen, Flaggen und Siegel“ vom 13. Oktober 1952 verbindlich festgelegt. Die neue „Niedersächsische Verfassung“ vom 19. Mai 1993 übernahm die Regelung und sagt in Artikel 1, Satz (3) aus:

„Niedersachsen führt als Wappen das weiße Roß im roten Felde und in der Flagge die Farben Schwarz-Rot-Gold mit dem Landeswappen.“

Im Dezember 1990 wurde von der damals SPD geführten Landesregierung ein abstraktes „Niedersachsen-Logo“ eingeführt: Das Strich-Punkt-Bogen-Signet eines stark stilisierten Pferdekopfes in rot mit dem schwarzen Schriftzug „Niedersachsen“. Alle niedersächsischen Landesbehörden setzten es als Erkennungszeichen ein. Die Verwendung durch Verbände, Unternehmen und Initiativen war ausdrücklich gewünscht, bedurfte aber der Genehmigung. Die CDU-geführte Landesregierung ersetzte mit Wirkung vom 1. Dezember 2004 das Signet durch das traditionelle Pferde-Wappen. Der Wechsel vom Signet- zum Wappen-Logo erfolgt kostenneutral, wobei die alten Vordrucke aufgebraucht werden.

Problematisch ist der Umstand, dass das niedersächsische Wappen häufig von inoffiziellen Stellen in folkloristischem Zusammenhang verwendet wird. So verwenden oft Schützenvereine das Wappen; dies geschieht formell illegal. Eine konsequente Durchsetzung dieser eigentlich verbotenen Verwendungen wurde bisher vom Land Niedersachsen vermieden, wird aber von offiziellen Stellen zunehmend gefordert.

In der aktuellen Kampagne zur Herausstellung der Innovationskraft Niedersachsens (Stand 2008) wird der Slogan verwendet: Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken. Hier wird unter Bezugnahme auf das Sachsenross als Wappentier auf die weltweite Bedeutung der im Lande ansässigen Automobilindustrie verwiesen.

Niedersachsen-Zeichen

Niedersachsen-Symbol von 1990

Da das offizielle Wappen des Landes Niedersachsen nur von staatlichen Stellen verwendet werden darf, wurde für andere, private oder kommerzielle Zwecke im Mai 1990 das „Niedersachsen-Symbol“ entwickelt, das frei verwendet werden durfte. Es bestand aus einem weißem Sachsenross in einer roten oder schwarzen Scheibe.

Anlässlich des 60sten Landesgeburtstags 2006 gestaltete die Braunschweiger Werbeagentur Gingco ein neues „Niedersachsen-Zeichen“ mit einem nach rechts galoppierenden weißen Ross auf rotem, ovalem Grund so wie ein Sachsenross in Gitteroptik. Dieses Logo findet Einzug auch in andere landesbezogene Signets, beispielsweise von „Innovation Niedersachsen“[3], sowie an privaten Zügen Niedersachsens. Durch einen Beschluss der Landesregierung im Februar 2007 wurde dieses "Niedersachsen-Zeichen" genannte Logo zu einem weitgehend frei nutzbaren Symbol für verschiedenste Bevölkerungsgruppen, so z. B. Verbänden, Vereinen, Unternehmen und Privatpersonen.[4]

Plastische Darstellung

Eine dreidimensional ausgeführte Porzellanfigur des Sachsenrosses wird heute von der Landesregierung gern bei Staatsbesuchen und bei Ehrungen als Geschenk überreicht und ist so häufig in den Medien zu sehen. Die Figur wurde im Jahre 1957 von Walter Nitzsche entworfen und wird heute von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg in drei verschiedenen Größen hergestellt.

Bundesland Nordrhein-Westfalen

Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen

Das nach dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffene Bundesland Nordrhein-Westfalen konnte nicht auf ein bestehendes Hoheitszeichen zurückgreifen. Daher beschloss die Landesregierung im Jahre 1947, durch eine öffentliche Ausschreibung der Bevölkerung eine Mitsprachemöglichkeit bei der Gestaltung einzuräumen. Dabei wurde deutlich, dass die Entscheidung wohl zugunsten einer Kombination der Wappen der drei Regionen Rheinland, Westfalen und Lippe fallen würde.

Der erste Entwurf in dieser Richtung wurde vom Düsseldorfer Maler Wolfgang Pagenstecher im Oktober 1947 eingereicht. Die endgültige Fassung wurde von einer Kommission festgelegt, die von der Landesregierung eingesetzt worden war. Die Hoheitszeichen des Landes beruhen heute auf den entsprechenden Gesetzen aus den Jahren 1953 und 1956.

Das heutige Wappen des Bundeslandes zeigt im gespaltenen Schild mit unten eingepfropfter Spitze vorn im grünen Feld einen linksschrägen weißen Wellenbalken, hinten im roten Feld ein steigendes weißes Ross und unten in Weiß eine rote Rose mit goldenen Butzen und goldenen Kelchblättern. Das weiße Ross symbolisiert dabei den Landesteil Westfalen. Die Rose im unteren Teil ist die (auf dem Kopf stehende) Lippische Rose, der weiße Wellenbalken stammt aus dem Wappen der preußischen Rheinprovinz.

Bundeswehr

Heer

Die 1. Panzerdivision des Heeres der deutschen Bundeswehr hat als Verbandsabzeichen einen mit einer silbernen Kordel umrahmten, von gelb und weiß gespaltenen Schild, in dessen Mitte ein roter Schild mit einem weißen springenden Pferd gesetzt ist.[5] Die Division hat ihren Stab in Hannover und nimmt mit ihren Verbandsabzeichen die Embleme des alten hannoverschen Militärs wieder auf. Gelb und Weiß waren im 19. Jahrhundert die Landesfarben des Königreichs Hannover. Das Verbandsabzeichen wird von den Soldaten am linken Ärmel des Dienstanzuges getragen.

Die 1. Panzerdivision hat eine Stärke von deutlich über 10.000 Mann und wird zurzeit zur Division Eingreifkräfte umstrukturiert. Dadurch wird der Name nicht verändert werden. Die Dienststellen der 1. Panzerdivision verteilen sich auf die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Soldaten der 1. Panzerdivision waren bisher in Kambodscha, in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo, in Mazedonien, in Afghanistan und in Kuwait eingesetzt. Bisher waren mehr als 7.650 Soldaten der Division im Auslandseinsatz.

Die der Division unterstellte Panzerbrigade 21, die in Augustdorf in Nordrhein-Westfalen stationiert ist, zeigt in ihrem Verbandsabzeichen das Westfalenpferd, genauso wie einige der ihr zugeordneten Bataillone. Die Panzerbrigade 21 war einst der jetzt aufgelösten 7. Panzerdivision unterstellt, die ebenfalls das Westfalenpferd im Wappen führte.

Marine

Das niedersächsische Wappen mit dem Sachsenross befindet sich auch am Bug der Fregatte F208 „Niedersachsen“, einem Schiff der Deutschen Marine aus der Klasse 122, auch Bremen-Klasse genannt. Dieser Klasse gehören acht Fregatten an, die nach Bundesländern oder großen deutschen Städten benannt sind. Ihr Standort ist Wilhelmshaven. Diese Schiffe sind für die Überwasserkriegsführung und für die Bekämpfung von U-Booten ausgerüstet.

Luftwaffe

Das Westfalenpferd ziert auch das Verbandsabzeichen des inzwischen aufgelösten Jagdgeschwader 72, das bis 2006 in Rheine und Hopsten in Nordrhein-Westfalen stationiert war.

Verwendung durch nichtstaatliche Organisationen

Als Bild

Auch beim Aufkommen nichtstaatlicher Organisationen im 19. Jahrhundert wurde bei der Wahl von Identitätssymbolen auf das Sachsenross zurückgegriffen. In den welfischen Gebieten gegründete bürgerliche Turn-, Gesangs- und Schützenvereine setzten das Pferd in ihre Fahnen.

In weiten Teilen Deutschlands nahmen studentische Verbindungen das weiße Pferd im roten Feld als Bestandteil, oft als Herzschild, in ihre Studentenwappen auf, vor allem, wenn sie sich landsmannschaftlich auf den (nieder-)sächsischen Raum bezogen. Das betrifft besonders Verbindungen mit den Namen „Saxonia“, „Hannovera“ bzw. „Hannoverania“ und „Brunsviga“. Verbindungen mit Namen „Guestphalia“ zeigen analog das „steigende“ Westfalenpferd im Wappen. Die älteste bekannte Verwendung des Sachsenrosses im studentischen Bereich ist ein auf Holz gemaltes insignium nationis saxonicae (deutsch: Abzeichen der (nieder-)sächsischen Landsmannschaft), das der Universität Leipzig aus dem 17. Jahrhundert erhalten ist.

Auch Wirtschaftsunternehmen setzten und setzen das Sachsenross als Erkennungszeichen ein, wie zum Beispiel die Öffentliche Versicherung Braunschweig. Das Unternehmen wurde im Jahre 1754 von Herzog Carl I. als Landesbrandversicherungsanstalt gegründet und ist heute als Lebens- und Sachversicherung sowie als Braunschweigische Landesbrandversicherungsanstalt in Südost-Niedersachsen tätig. Das Logo des Unternehmens zeigt ein gelbes Sachsenross in einer blauen Scheibe. Die Farben beziehen sich auf die seit 1830 im Herzogtum Braunschweig gültigen Landesfarben Blau-Gelb.

Der Automobilzulieferer Continental AG, Hannover, führt neben dem Schriftzug des Unternehmensnamens auch die Silhouette des Sachenrosses im Firmen-Logo, entweder in Orange oder in Schwarz, den beiden Unternehmensfarben. Das Unternehmen wurde 1871 in Hannover gegründet.

Der Verein Braunschweigische Landschaft e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Identität des Braunschweiger Landes und die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Geschichte auch nach der Gründung des Landes Niedersachsen zu pflegen. Er verwendet als Logo einen Schattenriss des Sachsenrosses.

Ministerpräsident Christian Wulff mit Logo der Jungen Union Niedersachsen

Auch die niedersächsischen Landesverbände der großen politischen Parteien (CDU, SPD) verwenden Pferdemotive in ihren Logos.

Der Sportverein TSV Fortuna Sachsenross Hannover verwendet das Sachsenross ebenfalls als Logo.

Als Wort

„Sachsenross“ ist in Niedersachsen ein beliebter Name auch in der Gastronomie. Beispiele sind:

  • Hotel-Pension Sachsenross in Altenau im Harz
  • Hotel-Restaurant Zum Sachsenroß in Nörten-Hardenberg
  • Hotel Sachsenross in Bruchhausen-Vilsen
  • Landgasthof Zum Sachsenross in Uetze-Hänigsen

Außerdem gibt es den Sportverein TSV Fortuna Sachsenross von 1891 e.V. Hannover, der das niedersächsische Wappentier ebenfalls im Namen trägt.

Seit 1953 benennt die Deutsche Bundesbahn bzw. die Deutsche Bahn AG einen ihrer jeweils höchstwertigen Fernverkehrszüge nach dem „Sachsenross“. Das begann mit den „F-Zügen“ und setzte sich mit den InterCity- und ICE-Zügen bis heute fort. Anfänglich waren es Züge, die von bzw. bis Hannover fuhren, später Züge in Nord-Süd-Richtung, die in Hannover hielten.

Moderne Neuschöpfungen

Auch heute noch inspiriert das Sachsenross die Niedersachsen, wenn es um den Entwurf moderner Identitätssymbole geht.

So hat die niedersächsische Landesregierung zur Unterstützung ihrer Öffentlichkeitsarbeit für den europäischen Gedanken das Europa-Informationszentrum Niedersachsen geschaffen, dessen Sympathiefigur das Europa-Pferd Eurogaloppo ist, eine Kombination des Niedersachsenrosses mit Europasymbolen.

Seit 1997 vergibt das Theater am Küchengarten (-tak) in Hannover jährlich den begehrten Kleinkunstpreis Gaul von Niedersachsen, der mit 2.500 Euro dotiert ist. Die Trophäe besteht aus einem metallenen Pferdehinterteil. Seit 2003 gibt es einen mit 1.000 Euro dotierten Förderpreis für Nachwuchskünstler, das Fohlen von Niedersachsen, dargestellt durch eine kleine Statuette eines sich auf dem Rücken wälzenden jungen Pferdes.

Der Landkreis Göttingen vergibt einen Innovationspreis, bei dem als Trophäe eine Bronzeplastik eines Mannes mit dem Sachsenross auf dem Rücken vergeben wird. Die Plastik wurde von dem in Göttingen geborenen Künstler Christian Jankowski (Jahrgang 1968) gestaltet.

Andere Pferdewappen

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Pferd (Wappentier)

Wenn man in Betracht zieht, dass die europäischen Wappen als Identitätssymbole der Ritter entstanden sind, einer zu Pferde kämpfenden Militär-Aristokratie, erstaunt es doch, dass das Pferd als „Gemeine Figur“ in europäischen Wappen vergleichsweise selten vorkommt. Häufiger ist dagegen das Motiv „reitender Mensch“, was besonders in Osteuropa verbreitet ist, aber auch Fabelwesen wie Zentaur, Einhorn, Pegasus.

Das einzige weitere, überregional bekannte Pferdewappen Deutschlands ist das Wappen der Stadt Stuttgart, das in einem goldenen Schild ein steigendes, schwarzes Pferd zeigt. Dieses Wappentier hat durch Aufnahme in das Markenlogo des Sportwagenherstellers Porsche sogar internationale Bekanntheit erreicht. Einer Theorie zufolge soll auch das Logo des Konkurrenten Ferrari seinen Ursprung im Stuttgarter Stadtwappen haben (siehe auch: Das „Cavallino Rampante“).

Weniger bekannt ist der „Haager Schimmel“. Das Wappen des seit dem 10. Jahrhundert als reichsunmittelbare Grafschaft Haag bestehenden Territoriums in Oberbayern zeigte seit 1245 ein weißes, springendes Pferd im roten Schild. Die Grafschaft wurde 1804 aufgelöst. Aus ihrem Wappen leitete sich 1973 das Wappen der im früheren Grafschaftsgebiet gelegenen, neugeschaffenen Gemeinde Sankt Wolfgang ab. Auch das Wappen der Gemeinde Albaching zeigt in einem Feld den Haager Schimmel, allerdings gezäumt.

Neben Stuttgart gibt es noch einige kleinere Gemeinden in Deutschland, deren Namen mit „Ross“, „Pferd“, „Hengst“ oder „Stut(e)“ zusammengesetzt ist und deren Wappen Pferdemotive zeigen, teils „gezäumt“, „gesattelt“ oder auch „ledig“, teils auch nur als Pferdekopf.

Siehe auch

Literatur

  • Torsten Capelle: Die Sachsen des frühen Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13392-7.
  • Claus-Peter Hasse: Throne, Tiere und die Welfen. Zu Siegeln und Wappen im 12. und 13. Jahrhundert. in: Jochen Luckhardt, Franz Niehoff (Hrsg.): Heinrich der Löwe und seine Zeit – Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125-1235. Bd 2. „Essays“. Katalog der Ausstellung. Braunschweig 1995. ISBN 3-7774-6690-5
  • Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst – Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. München 1978 (2. Aufl.), ISBN 3-8289-0768-7
  • Georg Schnath, Hermann Lübbing, Günther Möhlmann, Franz Engel, Dieter Brosius, Waldemar R. Röhrbein: Geschichte des Landes Niedersachsen. Freiburg-Würzburg 1994 (6. Aufl.). ISBN 3-87640-344-8
  • Georg Schnath: Das Sachsenroß. Entstehung und Bedeutung des niedersächsischen Landeswappens. in: Schriftenreihe der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Reihe B. Hannover 1958, Heft 6.
  • Harry D. Schurdel: Flaggen & Wappen Deutschland. Augsburg 1995. ISBN 3-89441-136-8
  • Peter Veddeler: Das Niedersachsenross, Geschichte des niedersächsischen Landeswappens. Hannover 1996. ISBN 3-7716-2400-2
  • Peter Veddeler: Wappen, Siegel, Flaggen. Münster 2003. ISBN 3-87023-252-8
  • Wappenbuch von den Ersten genannt Codex Seffken. Die Urschrift aus dem Ende des 14. Jahrhunderts getreu nachgebildet von Adolf Matthias Hildebrandt. Mit einem Vorworte und Bemerkungen von Gustav A. Seyler. Berlin 1893.

Weblinks

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Einzelnachweise

Quellenhinweis

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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Sachsenross“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 18. Juli 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.