Region (Frankreich)
Die Regionen (französisch régions, Sg. région) sind Gebietskörperschaften (collectivités territoriales) in Frankreich.
Es gibt insgesamt 25 Regionen. 21 der Regionen befinden sich in Europa, vier der französischen Überseegebiete – Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guayana und Réunion – sind als Übersee-Regionen (régions d’outre-mer) konstituiert.[1] Die in Europa gelegenen Regionen bestehen jeweils aus mehreren Départements, die Übersee-Regionen enthalten je nur ein Übersee-Departement. Korsika, eine Gebietskörperschaft mit Sonderstatus (collectivité à statut particulier), wird manchmal den Regionen zugerechnet.[2]
Die Regionen lassen sich in ihrer Größe mit den deutschen Ländern vergleichen, sind aber keine Gliedstaaten mit eigener Verfassung. Ihre Autonomie ist finanzieller, nicht aber gesetzgeberischer Art.
Aufbau und Funktion
Institutionen
Der von der Zentralregierung ernannte Regionalpräfekt (préfet de région) koordiniert die Tätigkeit der Zentralregierung in der Region. Die Funktion des Regionalpräfekten wird jeweils in Personalunion von dem Präfekten des Départements ausgeübt, in dem sich der Hauptort der Region befindet.
Der Regionalrat (conseil régional) wird alle sechs Jahre direkt gewählt. Während bei den Wahlen der Regionalräte 1986, 1992 und 1998 ein reines Verhältniswahlsystem eingesetzt wurde, wurde zu den Wahlen vom März 2004 ein neues Wahlverfahren eingeführt. Demnach gilt weiterhin ein Verhältniswahlrecht nach Listen, jedoch mit zwei Wahlgängen und einer „Mehrheitsprämie“. Wenn im ersten Wahlgang keine Liste die absolute Mehrheit der Stimmen gewonnen hat, findet ein zweiter Wahlgang statt. An diesem können nur Listen teilnehmen, die im ersten Wahlgang mehr als zehn Prozent der Stimmen erhalten haben. Gleichzeitig erhalten alle Listen, die im ersten Wahlgang mehr als fünf Prozent der Stimmen erhalten haben, die Möglichkeit, mit einer anderen Liste zu fusionieren. Drei Viertel der Sitze des Regionalrats werden proportional unter allen Listen verteilt, die im letzten Wahlgang mehr als fünf Prozent der Stimmen erhalten haben. Die siegreiche Liste mit mehr als 50 Prozent im ersten Wahlgang bzw. der größten Stimmenzahl im zweiten Wahlgang erhält das letzte Viertel der Sitze des Regionalrats zusätzlich.
Der Regionalrat wählt einen Präsidenten (président du conseil régional) sowie mehrere Vizepräsidenten für verschiedene Zuständigkeitsbereiche, die die Selbstverwaltung der Region leiten.
In den Übersee-Regionen existieren jeweils nebeneinander ein Regionalrat und der Generalrat des Départements, die jeweils die den Regionen beziehungsweise den Départements zukommenden Befugnisse ausüben.
Als Gebietskörperschaft mit Sonderstatus hat Korsika nicht die Organe einer Region, sondern eine Versammlung (Assemblée de Corse), die weiterhin nach reinem Verhältniswahlrecht gewählt wird, und einen dieser gegenüber verantwortlichen Exekutivrat (conseil exécutif).
Sitzungssaal des Regionalrates von Französisch-Guayana, Südamerika
- Lille - Siège de la Région 06.JPG
Sitz der Regionalverwaltung von Nord-Pas-de-Calais
Amtliche Statistik
Die 25 Regionen und Korsika dienen auch als Statistikregionen der Ebene NUTS-2. Auf der übergeordnete Ebene NUTS-1 bestehen neun Zones d’études et d’aménagement du territoire.
Geschichte
Die heutigen französischen Regionen wurden 1956 als Programmregionen (régions de programme) zur Koordinierung der staatlichen Regionalplanung geschaffen. Ab 1960 trugen sie die Bezeichnung Circonscriptions d'action régionale. 1964 wurden für die Regionen Kommissionen für Regionale wirtschaftliche Entwicklung, Commissions de Développement Économique Régional, geschaffen.
1970 wurde Korsika, das bis dahin Teil der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur-Corse gewesen war, eine eigene Region getrennt von Provence-Alpes-Côte d’Azur.
1972 erhielten die Regionen den Status von établissements publics unter Leitung eines Regionalpräfekten (préfet de région). Die Commissions de Développement Économique Régional wurden mit Wirkung ab 1973 in Regionalräte (conseils régionaux) umbenannt. Die Überseedépartements erhielten 1972 ebenfalls den Status von Regionen.
1976 wurde das Gebiet um die französische Hauptstadt Paris, das bis dahin die Bezeichnung Région Parisienne trug, unter dem Namen Île-de-France mit den übrigen Regionen gleichgestellt.
Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Gebietskörperschaften (collectivités territoriales), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten.
Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. In den Überseeregionen fanden die ersten Regionalwahlen schon 1983 statt. Seitdem wurden die Befugnisse der Regionen gegenüber denen der Zentralregierung schrittweise erweitert.
Korsika wurde 1982 eine Region mit Sonderstatus und hatte von diesem Jahr an eine direkt gewählte Regionalversammlung. Im Jahre 1991 wurde es eine Gebietskörperschaft mit Sonderstatus nach dem Vorbild Französisch-Polynesiens.
Übersichtstabelle der Regionen Frankreichs
Region | Hauptort | Bevölkerung[3] | Fläche[4] | Flächen- anteil inklusive TOM |
Flächen- anteil Frankreich in Europa |
Bevöl- kerungs- dichte[5] |
Brutto- inlands- produkt pro Kopf[6] |
Arbeits- losen- quote[7] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Aquitanien (Aquitaine) | Bordeaux | 2.908.359 | 41.308 | 6,5 | 7,6 | 70 | 27.562 | 8,7 |
Auvergne | Clermont-Ferrand | 1.308.878 | 26.013 | 4,1 | 4,8 | 50 | 25.630 | 8,4 |
Basse-Normandie | Caen | 1.422.193 | 17.589 | 2,8 | 3,2 | 81 | 24.813 | 9,0 |
Bretagne | Rennes | 2.906.197 | 27.208 | 4,3 | 5,0 | 107 | 26.547 | 7,7 |
Burgund (Bourgogne) | Dijon | 1.610.067 | 31.582 | 5,0 | 5,8 | 51 | 26.427 | 8,5 |
Centre | Orléans | 2.440.329 | 39.151 | 6,2 | 7,2 | 62 | 26.541 | 8,4 |
Champagne-Ardenne | Châlons-en-Champagne | 1.342.363 | 25.606 | 4,0 | 4,7 | 52 | 27.835 | 10,0 |
Elsass (Alsace) | Straßburg (Strasbourg) | 1.734.145 | 8.280 | 1,3 | 1,5 | 209 | 28.470 | 8,4 |
Franche-Comté | Besançon | 1.117.059 | 16.202 | 2,5 | 2,0 | 69 | 25.010 | 9,7 |
Französisch-Guayana (Guyane) | Cayenne | 206.000 | 83.534 | 13,6 | 2,26 | |||
Guadeloupe | Basse-Terre | 422.496 | 1.703 | 0,3 | 248 | |||
Haute-Normandie | Rouen | 1.780.192 | 12.317 | 1,9 | 2,3 | 145 | 27.990 | 10,2 |
Île-de-France | Paris | 10.952.011 | 12.012 | 1,9 | 2,2 | 912 | 47.155 | 7,8 |
Korsika (Corse) | Ajaccio | 260.196 | 8.680 | 1,4 | 1,6 | 30 | 24.232 | 8,3 |
Languedoc-Roussillon | Montpellier | 2.295.648 | 27.376 | 4,3 | 5,0 | 84 | 23.726 | 12,4 |
Limousin | Limoges | 710.939 | 16.942 | 2,7 | 3,1 | 42 | 24.794 | 7,7 |
Lothringen (Lorraine) | Metz | 2.310.376 | 23.547 | 3,7 | 4,3 | 98 | 24.606 | 9,9 |
Martinique | Fort-de-France | 381.427 | 1.128 | 0,2 | 338 | |||
Midi-Pyrénées | Toulouse | 2.551.687 | 45.348 | 7,1 | 8,3 | 56 | 27.384 | 9,0 |
Nord-Pas-de-Calais | Lille | 3.996.588 | 12.414 | 2,0 | 2,3 | 322 | 24.866 | 12,8 |
Pays de la Loire | Nantes | 3.222.061 | 32.082 | 5,0 | 5,9 | 100 | 27.533 | 8,2 |
Picardie | Amiens | 1.857.481 | 19.399 | 3,1 | 3,6 | 96 | 23.890 | 10,8 |
Poitou-Charentes | Poitiers | 1.640.068 | 25.810 | 4,1 | 4,7 | 64 | 25.259 | 8,9 |
Provence-Alpes-Côte d’Azur | Marseille | 4.506.151 | 31.400 | 4,9 | 5,8 | 144 | 28.949 | 10,3 |
Réunion | Saint-Denis | 706.300 | 2.504 | 0,4 | 282 | |||
Rhône-Alpes | Lyon | 5.645.407 | 43.698 | 6,9 | 8,0 | 129 | 30.601 | 8,6 |
gesamt | 60.185.831 | 672.352[8] | 1.950.085[9] |
Siehe auch
Weblinks

Belege
- ↑ Nadine Dantonel-Cor: Droit des collectivités territoriales. 3e édition. Rosny-sous-Bois: Bréal, 2007. – ISBN 978-2-7495-0784-2, S. 35
- ↑ Quelles sont les différentes collectivités territoriales ? auf www.vie-publique.fr
- ↑ Volkszählung von 1999, Quelle: http://www.insee.fr
- ↑ in Quadratkilometern
- ↑ Bevölkerungsdichte in Einwohnern pro Quadratkilometer
- ↑ 2008, klassiert in Euro, Quelle: Insee 2008
- ↑ Zweites Trimester 2009, in Prozent, Quelle: Insee 2009
- ↑ Fläche inklusive Überseegebiete
- ↑ in Millionen Euro
Quellenhinweis
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Region_(Frankreich)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 06. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.