Balkenweise

Aus Heraldik-Wiki
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Balkenweise
 
Balkenweise rot-gold
 
Drei rote Merletten balkenweise
(ehemalige Gemeinde Velen)
Balken
 
2/7 der Schildhöhe
 
1/3 der Schildhöhe

Der Ausdruck balkenweise (abgekürzt: bkw., auch balkenweise gestellt, balkenweise geteilt oder ähnlich; frz.: rangé[s] en bande; engl.: fesswise, fessways) ist mehrdeutig und bezeichnet im Wappenwesen

  • in einem weiten oder allgemeinen Sinn ein Synonym für: horizontal, liegend, waagerecht, nebeneinander
  • in einem engen Sinn: drei oder mehr (gleichberechtigte und gleichgestaltete) gemeine Figuren, die in der Höhe und in der Richtung eines gedachten Balkens (horizontal) nebeneinander stehen.[1]
  • in einem speziellen Sinn: eine unbestimmte Anzahl von Balken, die den Schild teilen (etwa, weil es viele Balken sind oder ihre genaue Anzahl irrelevant ist). Beispiel: „balkenweise rot-gold“, wobei in dem Beispiel ein roter Balken beginnt, dann ein goldener folgt; engl.: barry, ohne Zusatz)

Darstellung

Gewöhnlich erscheinen die Figuren bei der Meldung „balkenweise“ im Wappenschild auf der Höhe des Balkens. Stehen sie in einem anderen Bereich des Wappenschildes (zum Beispiel im Schildhaupt oder im Schildfuß), ist dies ausdrücklich anzuzeigen.

balkenweis (Tafel XI. Figuren 78. bis 81.): (..) von 3 oder mehreren Figuren, wenn sie in der Richtung des (Quer)Balkens nebeneinander stehen (bei nur zwei Figuren sagt man besser „nebeneinander“). Bei Tafel XI. Figur 80. ist selbstverständlich anzugeben, dass die Sterne im Schildhaupt, bei Tafel XI. Figur 81. dass sie im im Schildfuss stehen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Abgrenzung

„Balkenweise“ versus „Liegend“

Grundsätzlich könnte man den Ausdruck „balkenweise“ (gestellt) auch verwenden, wenn eine einzige längliche Figur (etwa ein Schwert, ein Schlüssel, ein Pfeil) auf der Höhe eines Balkens erscheint. In vielen solcher Fällen wird jedoch die Figur mit dem Ausdruck „liegend“ vermutlich trefflicher beschrieben.

„Balkenweise“ versus „nebeneinander“

Der Terminus „balkenweise“ impliziert in der Regel, dass die Figuren nicht nur „in Richtung“ eines Balkens gestellt sind, sondern auch „nur“ in Balkenhöhe/Balkenbreite aufzureißen sind. Er ist von vergleichbaren Ausdrücken ohne weiteren Zusatz wie „nebeneinander“ eindeutig abzugrenzen. Beide Ausdrücke („balkenweise“ und „nebeneinander“) können beschreiben, dass die Figuren waagrecht zueinander stehen -- aber „nebeneinander“ ohne Zusatz heißt darüber hinaus, dass die Figuren im Raum nicht nur in balkenbreit/balkenhoch aufgerissen werden sollen, sondern möglichst schild-/feldfüllend, das heißt, möglichst so, dass sie vom rechten bis zum linken beziehungsweise vom oberen bis zum unteren Schild-/Feldrand reichen.

Im nebenstehenden Beispiel könnte man das linke Wappenbild mit dem Ausdruck „drei Lilien balkenweise (gestellt)“ beschreiben, im rechten Fall sollte man aber eher von „drei Lilien nebeneinander“ reden.
Hinweis: Im rechten Beispiel sind die drei Lilien nur aus Demonstrationszwecken unästhetisch verzerrt, um zu verdeutlichen, was mit „möglichst schild-/feldfüllend“ gemeint ist.

Genauere Beschreibungen als „balken-/pfahlweise“

Gelegentlich wird in älteren Wappenbeschreibungen bei Anordnungen von drei länglichen gemeinen Figuren, die vom rechten bis zum linken Schildrand den Schild in der Pfahlrichtung („pfahlweise“) ausfüllen, mißverständlich von Figuren gesprochen, die „balkenweise übereinander“ gestellt/gelegt sind, die „balkenweise in Pfahlrichtung“ stehen oder ähnliches (angelehnt an engl.: fesswise in pale; fesswise [..]] one below each). Da es aber bei der Beschreibung des Wappeninhalts auf „Präzision im Ausdruck“ und die unverwechselbare „innere Bezogenheit der dargestellten Bildelemente“[3] zueinander ankommt, könnten genauere (wenn auch längere) Angaben beim Blasonieren in diesen Fällen zweckmäßiger sein.

Grundsätzlich sind in der neueren Heraldik bei der Blasonierung von mehreren pfahl-/balkenweise gestellten Figuren auch ihre jeweiligen Besonderheiten zu beachten. Beispielsweise ist das Mundstück eines Horns in der Normalform nach heraldisch rechts, die Mündung (Schallöffnung) nach heraldisch links gekehrt; in der offziellen Wappenbeschreibung des Wappens von WeissenhornW-Logo.png wird der zwar der Ausdruck „in Rot übereinander drei waagrechte, linksgewendete silberne Jagdhörner“ verwendet,[4] es existieren jedoch „falsche“ Aufrisse des Wappens, bei denen die drei Jagdhörner rechtsgewendet (sic!) dargestellt sind.

Blason-Beispiel Wappen
  • (lange Blasonierung, bei der Text und Abbild zuzeinander passen):
    „Übereinander drei waagrechte, rechtsgewendete (!) Jagdhörner“
  • (lange Blasonierung, bei der Text und Abbild voneinander abweichen):
    „Übereinander drei waagrechte, linksgewendete (?) Jagdhörner“

(möglicherweise mißverständlich):
„Drei Jagdhörner balkenweise übereinander“
„Drei Jagdhörner pfahlweise“

Wappen Weissenhorn.svg

„Balkenweise“ versus „Gefascht“

Ein älterer Ausdruck für „balkenweise geteilt“ ist der Bergriff „gefascht“. Dieser ist heute nicht mehr gebräuchlich.

Gefascht: wahrscheinlich von dem Französischen Worte „fasce“, das heißt Balken abgeleitet. Brauchen ältere Heraldiker für: balkenweise geteilt.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[5]

Wappenbilderordnung

  • Die Stellungsangabe „balkenweise“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Stellung mehrerer Figuren (der gleichen oder verschiedener Art) zueinander unter der Nr. -402 aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 52. ISBN 978-3-411-02149-9
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 68
  3. Scheibelreiter, Georg: Wappen im Mittelalter. 2014. S. 104. ISBN 3863120256 oder ISBN 978-3863120252
  4. Eintrag zum Wappen von Weissenhorn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png, abgerufen am 9. Juli 2023.
  5. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 41.