Pfahlweise

Aus Heraldik-Wiki
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Pfahlweise
 
Pfahlweise rot-gold
 
Drei rote Rosen pfahlweise
(BucheggbergW-Logo.png)[1]
Pfahl
 
2/7 der Schildbreite
 
Pfahl 1/3 der Schildbreite

Der Ausdruck pfahlweise (abgekürzt: pfws., auch pfalweis, pfahlweiß, Pfahl-Weiß, pfahlweise gestellt, pfahlweise gespalten, „wie [ein] Pfahl [gestellt]“ oder ähnlich; französisch [rangé/rangés/mise] en pal; englisch [errect] in pale oder palewise; italienisch in palo) ist mehrdeutig und bezeichnet im Wappenwesen

  • in einem weiten oder allgemeinen Sinn ein Synonym für: vertikal, stehend/aufrecht/steigend [(gestellt), senkrecht, übereinander, lotrecht, perpendikular, „der Länge des Schildes nach“, „an der Pfahlstelle“, „schlimm herab“[2] oder ähnlich
  • in einem engen Sinn: zwei, drei oder mehr (gleichberechtigte und gleichgestaltete, kleinere) gemeine Figuren ohne langgezogene Gestalt, die in der Höhe und in der Richtung eines gedachten Pfahls übereinander stehen,[3][4]
  • in einem ebenfalls engeren Sinn: zwei, drei oder mehr (gleichberechtigte und gleichgestaltete) gemeine Figuren mit langgezogener Gestalt, wenn sie aufrecht (wie Pfähle) nebeneinander stehen[4]
  • in einem speziellen Sinn: eine unbestimmte Anzahl von Pfählen, die den Schild spalten (etwa, weil es viele Pfähle sind oder ihre genaue Anzahl irrelevant ist). Beispiel: „pfahlweise rot-gold“, wobei in dem Beispiel ein roter Pfal beginnt, dann ein goldener folgt; engl.: party, ohne Zusatz)

Begriffsgeschichte

Wann der Ausdruck „pfa(h)lweise“ zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Beschreibung von Wappenfiguren verwendet wird, ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. Eine Bedeutungsrelevanz für den Ausdruck „pfahlweise“ scheint es im deutschsprachigen Wappenkulturraum spätestens ab dem Ende des 17. Jahrhunderts zu geben. 1694 machte beispielsweise der Drucker und Verleger Georg Wilhelm Kühn(en) das französischsprachige Werk La Nouvelle méthode raisonnée du blason von Claude-François Ménestrier dem deutschen Publikum bekannt. In seiner Übersetzung verwendete er mehrfach den Ausdruck „pfahlweiß“.[5] Auch in der 1694 herausgekommenen Hamburger Übersetzung Wapen-Karten Oder Herolds-Spiel (..) des französischen Werkes Jeu D'Armoiries (..) von Claude Oronce Finé de Brianville (1690) ist der Ausdruck mehrfach gebräuchlich.[6]

Darstellung

Pfahlweise

Pfahlstelle: Der Pfahl belegt die Schildteilungsfelder 2, 5 und 8

Gewöhnlich erscheinen mehrere gemeine Figuren mit zusammengezogener Gestalt bei der Meldung „pfahlweise“ im Wappenschild auf der Höhe des Pfahles („Pfahlstelle“) senkrecht untereinander. Stehen sie in einem anderen Bereich des Wappenschildes (zum Beispiel in der rechten oder linken Flanke), ist dies ausdrücklich anzuzeigen.

pfalweis (gestellt) (Tafel XI. Figuren 82. 83.): (..) heißen Figuren, welche in der Richtung des Pfals, also senkrecht untereinander gestellt sind; folgen dieselben wie gewöhnlich der mittleren Senkrechten, so ist dies nicht weiter zu melden; dagegen wenn sie wie zum Beispiel (Tafel XII. Figur 33.) in der rechten Flanke (pfalweis) gestellt sind.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[4]

Anzahl und Stellung der pfahlweisen Figuren

Werden Wappenfiguren pfahlweise gestellt, sind gegebenenfalls die Anzahl und Lage der Figuren zu melden. Erscheinen beispielsweise Mondsicheln pfahlweise, so sollte beispielsweise deren Anzahl angezeigt werden und ob diese nach rechts, links, schrägrechts/schräglinks, nach oben/unten, gestürzt oder liegend gewendet oder gegengewendet sind.

Pfahlweise gestellt versus „aufrecht, vertikal, senkrecht, stehend, steigend ...“ (gestellt)

1889: Pfeil (nach Siebmacher)
  • aufrecht (gestellt)
  • steigend (gestellt
  • pfahlweise (gestellt)
  • pfahlweise stehend
  • (..)
Siebmacher Pfeil pfahlweise gestellt.jpg

Grundsätzlich könnte man den Ausdruck „pfahlweise“ (gestellt) auch verwenden, wenn eine einzige Figur mit langgezogener Gestalt (etwa ein Schwert, ein Schlüssel, ein Pfeil) auf der Pfahlstelle erscheint. In vielen solcher Fällen wird jedoch die Figur mit dem Ausdruck „aufrecht“, „steigend“ et cetera vermutlich trefflicher beschrieben.

pfalweis gestellt (Tafel XII. Figur 4. bis 11.) heissen diejenigen Figuren, deren Längsachse der Richtung des Pfahls folgt, wobei, wenn nichts anderes gemeldet ist, vorausgesetzt wird, dass ihre Spitze, ihr Kopf (zum Beispiel Fisch und Krebs) et cetera nach oben zeigen, was man ausserdem noch durch „steigend“ melden kann, wodurch allerdings der Begriff pfalweis hier unnötig wird, also Figur (..) 8. steigender Krebs. Bei Figuren, welche auch noch ein gewisse Querachse haben, ist zu melden, wie zum Beispiel beim Pflugeisen (Figur 10.), beim Beil (Figur 11.), ob sie die Schärfe, beim Schlüssel (Figur 7.) ob den Bart rechts oder links kehrend. Der Anker in der Stellung wie Figur 9. wird gewöhnlich als (in die Tiefe) „gesenkt“ angesprochen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[4]

Pfalweise nebeneinander

pfalweise nebeneinander sagt man von länglichen Figuren, deren Spitze oder Oberteil nach oben gerichtet ist und welche parallel nebeneinanderstehen, wie Tafel XII. Figuren 24 bist 28., von denen man zugleich „abgewendet“ gebrauchen muss.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[4]

Pfahlweise mit ungleich gestalteten Figuren

Der Ausdruck „pfahlweise“ wird manchmal im Zusammenhang mit nicht gleichgestalteten Figuren verwendet, beispielsweise wenn eine Rosenblüte zwischen zwei pfahlweise gestellten Beilen steht (in diesem Fall sind die beiden Beile langezogene Motive, die die Rose gleichsam „wie Pfähle“ begleiten); oder wenn eine Fischfigur zwischen zwei Sternen pfahlweise steht (in diesem Fall stehen alle drei Figuren „übereinander an der Pfahlstelle“, wobei die langgezogene Fischgestalt „balkenweise“ rechts und links zum Schildrand hin über die gedachte Pfahlstelle hinausragt).

Pfahlweise versus „übereinander“

Der Terminus „pfahlweise“ impliziert in der Regel, dass die Figuren nicht nur „in Richtung“ eines Pfahles gestellt sind, sondern auch „nur“ in Pfahlbreite aufzureißen sind. Er ist von vergleichbaren Ausdrücken ohne weiteren Zusatz wie „übereinander“ eindeutig abzugrenzen. Beide Ausdrücke („pfahlweise“ und „übereinander“) können beschreiben, dass die Figuren senkrecht zueinander stehen -- aber „übereinander“ ohne Zusatz heißt darüber hinaus, dass die Figuren im Raum nicht nur in pfahlbreit aufgerissen werden sollen, sondern möglichst schild-/feldfüllend, das heißt, möglichst so, dass sie vom rechten bis zum linken beziehungsweise vom oberen bis zum unteren Schild-/Feldrand reichen. Walter Leonhard weist auf einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der heraldischen Fachsprache und der Umgangssprache hin:

„Die Stellung der Figuren im Schild wird nicht wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, sondern stets nach der Heroldsfigur bezeichnet, die formal der Anordung entspricht: (..)
pfahlweis --- nicht senkrecht übereinander“

Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst (1978/2000)[8]
Im nebenstehenden Beispiel sollte man das linke Wappenbild mit dem Ausdruck „drei Lilien pfahlweise (gestellt)“ beschreiben, im rechten Fall könnte man eher von „drei Lilien übereinander“ reden.

Hinweis: Im rechten Beispiel sind die drei Lilien nur aus Demonstrationszwecken unästhetisch verzerrt, um zu verdeutlichen, was mit „möglichst schild-/feldfüllend“ gemeint ist.

Genauere Beschreibungen als „pfahl-/balkenweise“

Gelegentlich wird in älteren Wappenbeschreibungen bei Anordnungen von drei länglichen gemeinen Figuren, die vom rechten bis zum linken Schildrand den Schild in der Pfahlrichtung („pfahlweise“) ausfüllen, mißverständlich von Figuren gesprochen, die „balkenweise übereinander“ gestellt/gelegt sind, die „balkenweise in Pfahlrichtung“ stehen oder ähnliches (angelehnt an engl.: fesswise in pale; fesswise [..]] one below each). Da es bei der Beschreibung des Wappeninhalts auf „Präzision im Ausdruck“ und die unverwechselbare „innere Bezogenheit der dargestellten Bildelemente“[9] zueinander ankommt, könnten genauere (wenn auch längere) Angaben beim Blasonieren in diesen Fällen zweckmäßiger sein.

Grundsätzlich sind in der neueren Heraldik bei der Blasonierung von mehreren pfahl-/balkenweise gestellten Figuren auch ihre jeweiligen Besonderheiten zu beachten. Beispielsweise ist das Mundstück eines Horns in der Normalform nach heraldisch rechts, die Mündung (Schallöffnung) nach heraldisch links gekehrt; in der offziellen Wappenbeschreibung des Wappens von WeissenhornW-Logo.png wird der zwar der Ausdruck „in Rot übereinander drei waagrechte, linksgewendete silberne Jagdhörner“ verwendet,[10] es existieren jedoch „falsche“ Aufrisse des Wappens, bei denen die drei Jagdhörner rechtsgewendet (sic!) dargestellt sind.

Blason-Beispiel Wappen
  • (lange Blasonierung, bei der Text und Abbild zuzeinander passen):
    „Übereinander drei waagrechte, rechtsgewendete (!) Jagdhörner“
  • (lange Blasonierung, bei der Text und Abbild voneinander abweichen):
    „Übereinander drei waagrechte, linksgewendete (?) Jagdhörner“

(möglicherweise mißverständlich):
„Drei Jagdhörner balkenweise übereinander“
„Drei Jagdhörner pfahlweise“

Wappen Weissenhorn.svg

Siehe auch

Wappenbilderordnung

  • Die Stellungsangabe „pfahlweise“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Stellung mehrerer gleichrangiger Figuren (der gleichen oder verschiedener Art) zueinander unter der Nr. -401 aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „In Gold drei pfahlweise gestellte fünfblättrige, rote Rosen mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern.“
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 133.
  3. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 304 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 68, 70, 278
  5. Wilhelm Kühnen: Wohlanständige Adels-Zierde, das ist, Neue Umleitung zu der sogenannten Herold- oder Wappen-Kunst. Ulm. 1694. S. 58, 127, 149, 156, 188 (Google)
  6. Wapen-Karten Oder Herolds-Spiel: Worinn Nach Imitation des Frantzösischen Autoris C. Oronce Finé Jeu d'Armoires auff eine artige und spielende Methode gewiesen wird/ wie curieuse Liebhaber besonders die Jugend/ die Wapen-Kunst/ Geographie, und Historie von allen Staaten in Europa erlernen können. Hamburg, bei Benjamin Schillern. 1694. S. 29-30, 144, 178. (Google; urn:nbn:de:bvb:12-bsb11095999-1)
  7. Blau-Gold, mit je einem gestürzt-zugewendeten, pfahlweisen Fisch, gespalten durch eine silbern-rote Spitze, die mit einer Lilie belegt ist, alles in verwechselten Farben.
  8. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 349, Figur 1. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  9. Scheibelreiter, Georg: Wappen im Mittelalter. 2014. S. 104. ISBN 3863120256 oder ISBN 978-3863120252
  10. Eintrag zum Wappen von Weissenhorn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png, abgerufen am 9. Juli 2023.