Kolonialwappen

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1569: vorkoloniales Wappen des Munhumutapa-ReichsW-Logo.png, gewährt durch Sebastian I.W-Logo.png

Ein Kolonialwappen (auch Koloniewappen genannt; englisch colonial coat of arms) ist ein Wappen, das nach 1500 von einer KolonialmachtW-Logo.png für ein auswärtiges (oft überseeisches) abhängiges Gebiet ohne eigene politische und wirtschaftliche Macht entworfen, festgelegt, gewährt oder verordnet wurde beziehungsweise von Kolonisten, Kolonial- oder ähnlicher Gesellschaften geführt wurde.

Nach dem Ende einer KolonialherrschaftW-Logo.png wurden Kolonialwappen gewöhnlich entweder aufgelöst, nicht mehr verwendet oder in nationalstaatliche beziehungsweise indigene Wappen umgewandelt.

Geschichte

Der Ausdruck „Kolonialwappen“ ist in der Literatur vageW-Logo.png bestimmt. In einem weiten Sinn könnten bereits jene Wappen, die die ersten Seefahrer und Entdecker in Gebiete trugen, wo das Wappenwesen unbekannt und noch keine Kolonie gegründet war, als eine Art „Kolonialwappen“ bezeichnet werden. Beispielweise ließ der portugiesische Seefahrer Bartolomeu DiasW-Logo.png im Jahre 1488 in Südafrika Steinkreuze mit dem Wappen Portugals als eine Art Okkupationszeichen errichten, auch wenn Portugal Südafrika damals nicht kolonisierte.

In einem anderen Sinn könnte man die Verleihung eines Wappens an einen vorkolonialen Staat beziehungsweise ein vorkoloniales Reich bereits als eine Art „Kolonialwappen“ bezeichnen. Beispielsweise räumte der König von Portugal, Sebastian I.W-Logo.png im Jahre 1569 dem Munhumutapa-ReichW-Logo.png im südlichen Afrika das Recht ein, das folgende Wappen zu führen: In Rot zwischen zwei silbernen, zum oberen Schildrand gerichteten Pfeilen balkenweise eine silberne, golden gestielte, afrikanische Hacke; auf dem Schild eine orientalische Krone.[1] Ob dieses Wappen jemals geführt wurde, ist unwahrscheinlich; dennoch gehört es zweifellos zu den frühen Wappen im südlichen Afrika, die ein europäischer Herrscher einem indigenen Wappenträger gewährte.

Unklar ist, ob sich der Ausdruck „Kolonialwappen“ nur auf Wappen von Kolonien bezieht oder aber beispielsweise auch auf Wappen von Protektoraten, Pacht-, Treuhand-, Mandatsgebieten et cetera.

Darstellung

Gewöhnlich weisen die Kolonialwappen „eine gewisse Gleichartigkeit und Ähnlichkeit“[2] zu jenen Wappen auf, die im Wappenwesen der jeweiligen europäischen Kolonialmacht von Anbeginn des Wappenwesens bis zur Kolonialzeit präsent sind. So sind die Kolonialwappen in Mittel- und Südamerika in einem gewissen Sinn zumindest teilweise nach den heraldischen Regeln entworfen, die in Spanien und Portugal bis zur Kolonialzeit gebräuchlich waren; die Kolonialwappen Indiens dagegen sind gewissermaßen nach den heraldischen Empfehlungen gestaltet, die in Großbritannien bis zur Kolonialzeit gebräuchlich waren.

Teils wurde bei der Gestaltung der Kolonialwappen der Versuch unternommen, „die tradionellen Formen der Heraldik mit der charakteristischen Symbolik des Lebens und der Natur in den Kolonien zu verbinden“;[3] teils sind Kolonialwappen und die nach der Kolonialzeit gebräuchlichen Wappen stilistisch von den heraldischen Traditionen mehrerer Kolonialmächte beeinflußt. Beispielsweise weist die kanadische Heraldik als Folge der Kolonialisierung wesentlich eine „Mischung aus französischer und britischer Heraldik auf“.[3] Kolonialwappen, deren Entwürfe womöglich aus der Hand von Kolonisten stammten oder durch lokale Traditionen inspiriert waren, fallen „vom Standpunkt der klassischen Heraldik aus betrachtet“ manchmal eher bescheiden aus.[3]

Kolonialwappen referenzieren regelmäßig auf heraldische Motive oder Wappenelemente ihrer jeweiligen Kolonialmacht. Beispielsweise setzte Portugal in seine Kolonialwappen die Quinas in den Schild, England den Löwen und Frankreich die Lilien. Auch viele Wappensprüche unter den Kolonialschilden sind der Kultur der jeweiligen Kolonialmacht entlehnt.

Indigene Wappen

Mit dem schrittweisen Ende der Kolonialzeit in vielen Ländern, wurden neue Wappen durch die eigenständigen Staaten geschaffen, oder die bis dahin geführten angepasst. So sind die revolutionären Symbole, wie aufgehende Sonne, Sterne, Treue Hände und Arme, Füllhorn oder Jakobinermütze in den Wappen ehemaliger Kolonien vermehrt zu finden. Wappendevisen gleichen sich oft: Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit und der Lorbeerkranz oder –zweig liegt um den Schild.

In vielen Ländern sind im heraldischen Sinn bei der Neuschaffung oft nur Hoheitszeichen entstanden, da kein Schild, dem wesentlichen Teil des Wappens, verwendet wurde. Vieles ist um eine weiße Fläche angeordnet. Auch unheraldische Farben finden Verwendung und es ist die Neigung zur realistischen räumlichen Darstellung zu erkennen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephen Slater: The Complete Book of Heraldry. Anness Publishing, London 1999, Africa, S. 228.
  2. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 232 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  3. 3,0 3,1 3,2 Buben, Milan: Heraldik. Prag. 1986. Seite 186 f.


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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Heraldik#Kolonialwappen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 12. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.