Ovalschild

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Zwei schräg einwärts gelehnte Ovalschilde, hier: als Helmzier
(Wappen derer von Warendorf)
 
1889: Ovalschild, hier: als gemeine Figur in einem halbrunden Schild (mit Medusen­haupt; nach Siebmacher)
 
Wappenschildform „Ovalschild“ (Illustrationsbeispiel)
 
Wappen von Drogenbos, Belgien
 

Ovalschild (auch ovaler Schild) ist

In der Heraldik ist der Ausdruck hauptsächlich gebräuchlich für

  • eine besondere Wappenschildform, die sich in wenigen wohldefinierten zeitgeist- und kulturabhängigen Zusammenhängen im Wappenwesen auswirkt.
  • eine gemeine Figur

Definition

Als Ovalschilde bezeichnet man für militärische Handlungen gebaute Schilde, die über keinerlei Ecken verfügen und eine ovale („eiförmige“) beziehungsweise ellipsenförmige Form besitzen. Sie gehören zur Gruppe der Rundschilde.

Geschichte

Clipeus
Ovalschild, Kaiser Justinian I. mit Offizieren und einer Einheit der Tagmata (ca. 544/45)

Antike

Zu den ältesten überlieferten Ovalschilden zählen der griechische Thureos (3. Jahrhundert vor Christus) und der römische Clipeus.

Mittelalter

Ovalschilde finden sich sowohl im Übergang von Antike zu Mittelalter, als auch durch das gesamte Mittelalter hindurch in Darstellungen der bildenden Kunst in ganz Europa. Beispielsweise zeigt ein Mosaik aus dem Altarraum von San Vitale in Ravenna demonstrativ ein Ovalschild. Das Mosaik entstand ca. 544/45 und präsentiert in einer fiktive Szene Kaiser Justinian I. mit mehreren Offizieren und einer Einheit der Tagmata.

„Schilde aus karolingischer und byzantinischer Zeit waren einfache Ovalschilde (..), sehr stark gewölbt und mit verzierten Schildbuckeln versehen, die dem gleichen Zweck dienten, wie die Schildbuckel der Rundschilde. Zusätzlich waren Ovalschilde mit einem meist spiraligem Schildgespänge ausgestattet.“

Gunther E. Biernat[1]

Weitere Ovalschilde sind durch ein Artefakt aus Trondheim, Norwegen (spätes 11. beziehungsweise frühes 12. Jahrhundert), durch eine Elfenbeinsitula („Weihwasserkessel“) Lotharingen (Domschatz Aachen, Deutschland, nach 1000), durch den Teppich von Bayeux (England, um 1070) und anderen Abbildungen überliefert.

Neuzeit

Im späten Mittelater, spätestens in der Neuzeit verloren Ovalschilde weitgehend ihre militärische Bedeutung. Die wirklichen Ovalschilde wurden in gewissem Sinne im Wappenwesen der Renaissance und des Barock wiederentdeckt, als man sich der Schildform erinnerte:

„(..) Formen der Antike dringen (in die Heraldik -- Anm. der Redaktion) ein, runde und ovale Formen (..)“

Walter Leonhard (2003)[2]

Ovalschild in der Heraldik

Das ovale Ortswappen von Bischofroda

In der Heraldik ist die ovale Wappenschildform („Ovalschild") ab dem 14. Jahrhundert oft Frauen oder Geistlichen vorbehalten, für die Kampf- und Turnierschildformen nicht geeignet schienen. Der Ovalschild findet sich vereinzelt auch bei Wappen von (nicht geistlichen) Männern. In manchen nationalen Wappenkulturen interpretiert man eine ovale Schildform als ein Schild verheirateter Frauen. Vor allem im 16., 17. und 18. Jahrhundert kam es in der Heraldik zu einer gewissen Verbreitung des Ovalschilds, die aber als eine Art Modeerscheinung zu werten ist.

„(..) besondere Schildformen, die auch -- obwohl nur selten -- im Mittelalter benutzt wurden, sind sogenannte Ovalschilde, die später im Barock sehr beliebt waren.“

Václav Vok Filip (1999)[3]

In der deutschsprachig geprägten Heraldik spielt der Ovalschild keine oder nur eine vernachlässigbare Rolle. Er erscheint vereinzelt als Wappenschild (zum Beispiel im Familienwappen Pernice, eingetragen am 2. Februar 1961 in der Deutschen Wappenrolle unter der Nr. 5801/59, im Wappen Reckmann aus Dorsten, eingetragen am 14. November 1927 in der DWR unter der Nr. 1402/27) oder als gemeine Figur. Auch im Wappenwesen einiger Kulturen der Neuzeit besinnt man sich der ovalen Schildform und verwendet sie bei der Darstellung eines Hoheitszeichens.

Galerie

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Ovalschilde in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biernat, Gunther E.: Mittelalterliche Schildformen. Internet. Abgerufen am 25. September 2012.
  2. Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7
  3. Filip, Václav Vok: Einführung in die Heraldik. Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 3. Stuttgart 1999. S. 51.