Restorff (Adelsgeschlecht)
Restorff, auch Retzdorff, Redekestorf, ist der Name eines alten norddeutschen Adelsgeschlechts. Die Herren von Restorff gehören zum mecklenburgischen Uradel und gelangten auch in der Mark Brandenburg und im Königreich Dänemark zu Besitz und Ansehen. Zweige der Familie bestehen bis heute (Retzdorff in Herdorf).
Eine stammesverwandtschaftliche Beziehung zu dem wappengleichen Geschlecht derer von dem Knesebeck ist nicht belegt.
Geschichte
Herkunft
Erstmals erwähnt wurde das Geschlecht im Jahre 1226 mit Albertus de Redekisdorp.[1] Er wurde als Zeuge der Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg in einer Urkunde genannt. Im Jahr 1249 wurde Johannes de Redesketorp[2] als Zeuge einer Landverleihung an die Kirche zu Parchim durch Fürst Pribislaw I. genannt[3] und erschien Johannes de Redekesdorp erstmals in Mecklenburg urkundlich.[4] Im Jahr 1254 wurde dieselbe Person, diesmal Johann Redekestörp geschrieben, durch Erzbischof Albrecht von Riga mit dem Dorf Slöten bei Parchim nebst der dabei gelegenen Mühle belehnt.[5]
Der Stammsitz der Familie war vermutlich Restorf bei Gartow an der Elbe [6] Das Dorf Restorff wurde im Jahr 1300 mit den Dörfern Wessentin, Brook, Kritzow, Kratel und Benzin „mit allen Gerechtigkeiten, welche Ihre Vorfahren gehabt haben“ an zwei Restorff Brüder durch Fürst Nikolaus II. belehnt.[3] Die Namensgleichheit des Geschlechts mit dem Dorf in dieser Urkunde deutet auf eine deutlich ältere Herkunft der Familie aus diesem Dorf Restorff hin.
Ausbreitung und Besitzungen
Bernhard Latomus berichtet in seiner Chronik (um 1510 entstanden) des Landes Mecklenburg, dass die Familie 927 unter Heinrich I. aus Sachsen kommend in Brandenburg ansässig war und dann unter den Fürsten von Werle nach Mecklenburg kam, was aus heutiger Quellensicht nicht nachweisbar ist.
Schon früh traten in Mecklenburg, der Prignitz und im Jerichower Land mehrere Stämme auf, deren genealogischer Zusammenhang noch nicht zweifelsfrei geklärt ist. So nannte sich die Familie in Mecklenburg Restorff, die anderen Stämme Retzdorff. Der jerichower Stamm erlosch bereits um 1655, der prignitzer Stamm 1857. Stammvater aller heute noch Lebenden der Familie v. Restorff ist Cord, der in der Zeit 1391 bis 1415 zu Radepohl und Wessin in Mecklenburg genannt wird. Von ihm leiten sich die einzelnen Stämme und Zweige ab [7] .
Im Jahr 1523 gehörten Angehörige der Familie zu den Mitunterzeichnern der Union der Landstände. Schon 1396 saßen Gumprecht und Brüning Redeckestorp auf Bolz[8], vor 1444 auf Mustin, 1466 wurde Hans von Restorff genannt, 1487 Cord von Restorff auf Radepohl, 1586 Curt von Restorff auf Wessin und 1602 zu Cummin. Bis zum Aussterben ihrer Kuppentiner Linie 1504 saßen die von Restorff's in Kuppentin und waren Ende des 16. Jahrhunderts bis 1732 wieder im Besitz von Kuppentin. Ende des 16. Jahrhunderts gehörten unter anderem Nutteln, Pentzlin, Reppentin, Rütenbeck, Schloen, Schönfeld, Varchow und Wieschendorf zum Besitz bzw. Teilbesitz der Familie. In neuerer Zeit waren Mitglieder noch zu Werle (1806), Rackow (1810), Rosenhagen (1833) und Radegast (1837) begütert.[9] Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 20 Eintragungen von Töchtern der Familie von Restorff von 1710-1907 aus Mustin, Bolz, Rosenhagen und Werle zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin.
Während des 19. Jahrhunderts dienten zahlreiche Restorffs in der preußischen Armee. Ludwig von Restorff starb 1826 als Kommandant der Festung Ehrenbreitstein. Friedrich von Restorff († 1848), königlich preußischer Oberst im Kriegsministerium, war ein bedeutender Schriftsteller, der mehrere geografische Werke, unter anderem über die Rheinprovinzen und Pommern, verfasste. Nach der deutschen Psychologin Hedwig von Restorff (* 1906; † 1962) wurde der von ihr erstmals beschriebene Restorff-Effekt benannt.
Von Mecklenburg gelangten unter der Regentschaft von König Christian V. Zweige der Familie nach Dänemark. Am 22. Mai 1776 erhielt Adolf Friedrich von Restorff aus dem Haus Möderitz, königlich dänischer Kapitän, die dänische Adelsnaturalisation. Auffallend bei diesem Adelsgeschlecht, dass die männlichen Vertreter der von Restorff überwiegend in Militärdiensten standen und diese Tradition auch heute noch in der Bundeswehr fortsetzen.
1894 wurde der noch heute bestehender Familienverband gegründet. Seit 2004 betreibt der Verband eine Homepage mit den Schwerpunkten Genealogie und Familiengeschichte.
Standeserhebungen
Friedrich von Restorff aus dem Haus Werle, kaiserlich-königlicher Oberleutnant, erhielt am 19. Mai 1871 zu Schwerin eine Genehmigung zur Führung des Freiherrentitels für seine Person.
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber ein springendes rotes Einhorn. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken das Einhorn, eine wachsende silbergekleidete Jungfrau linkshin anspringend.
Ortswappen
Das Einhorn aus dem Wappen der von Restorff wurde in das Gemeindewappen von Tessenow übernommen.
Wappen von Breese
: Es lehnt sich an das Wappen der Uradelsfamilie von Retzdorf(f) an, nicht an den Zweig Restorff.
Wappensage
„R e s t o r f f
Es ist vor grauen Zeiten
Manch Wunderwerk geschehn,
Um das verklung'ne Sagen
Und stumme Schatten wehn;
Viel große Heldentaten
Deckt des Vergessens Nacht,
Die kaum ein Wappenzeichen
Noch bis auf uns gebracht.
Viel Namen sind verklungen,
Die einst gar stolz geprahlt,
Viel Sterne sind erloschen,
Die einst gar hell gestrahlt;
Von eingesunknen Gräbern
Schlich längst die Dankbarkeit,
Doch leiht das Lied den Taten
Neu die Unsterblichkeit.
Drum forschet nicht, ihr Enkel:
Wie hieß der hohe Ahn'?
Unsterblich lebt im Liede,
Was er dereinst getan.
Es herrscht' in alten Tagen
Ein Fürst am Deutschen Meer,
Von weit und breit die Helden
Sie zogen zu ihm her;
Denn in des Fürsten Halle
Da saß ein holdes Kind,
Um das der Helden Blüte
Mit treuem Dienste minnt.
Doch hat der Kämpen keiner,
Der Schwert und Tartsche führt,
Das Herz des schönen Kindes
Durch Minnedienst gerührt;
Denn einer nach dem andern
Zog unerhört hinaus,
Und einsam blieb die Jungfrau
Im hohen Fürstenhaus.
Sie liebte heiß und innig
Den jungen, schönen Knecht,
Sie folgt dem Zug des Herzens
Mehr als dem Fürstenrecht.
Dem jungen Knaben leuchtet
Ihr holdes Augenpaar,
So wie die Sterne leuchten
Am Himmel blau und klar.
Der Jüngling labt verstohlen
Sich an dem äuß’ren Schein
Und trägt im Herzen heimlich
Die grimme Liebespein. -
Da war's im hohen Sommer,
Schon wurde gelb die Saat,
Da jammernd vor den Fürsten
Die Schar der Ält'sten trat:
"Errette, Herr, errette!"
So klingt ihr Hilferuf,
"Die gold'ne Saat vernichtet
"Des Einhorns breiter Huf!
"Der besten Söhne Viele
"Schon sanken in ihr Blut,
"Doch Keiner kann bestehen
"Des Einhorns Kraft und Mut!" -
Wohl sandte seine Jäger
Der Fürst zur Jagd hinaus,
In Wehr und Waffen zogen
Sie zu dem blut'gen Strauß.
Der besten Jäger viele
Sie sanken in ihr Blut,
Und keiner konnt' bestehen
Des Untiers Kraft und Wut.
Die Saat in gold'nen Breiten
Zertrat sein grimmer Huf,
Und lauter, immer lauter
Erscholl der Jammerruf.
Da sandte seine Ritter
Der Fürst zum Kampf hinaus,
Sie kehrten wie die Jäger
Entsetzt zurück vom Strauß.
Soll denn in Furcht und Bangen
Das ganze Land vergeh’n?
Und wagt das Untier keiner
Im Kampfe zu besteh’n?
Der Fürst, die grauen Räte,
Die saßen ohne Rat,
Bis daß die Jungfrau leuchtend
In ihre Mitte trat:
"Laßt die Trompeter blasen,
"Und laßt verkünden laut,
"Daß, wer das Einhorn tötet,
"Mich küssen darf als Braut,
"Daß ich dem Manne folge,
"Von welchem Stand er sei!
"Durch dessen Hand die Lande
"Von diesem Jammer frei!"
So sprach die hohe Jungfrau
Zum Rat im Fürstensaal,
Doch auf dem Jüngling ruhte
Der Augen Wunderstrahl.
Als nun im ganzen Lande
Erscholl Trompetenklang,
Und als zu aller Ohren
Die neue Botschaft drang,
Da wallt’ zu manchem Herzen
Wohl sehnend heiß das Blut,
Doch Keiner mocht' bestehen
Des Einhorns Grimm und Wut.
Groß waren Furcht und Schrecken,
Und Mut und Hoffnung klein,
Im ganzen Land nur Einer,
Der setzt’ sein Leben ein.
Das war der junge Knabe,
Der still die Jungfrau minnt,
Für den in heißer Liebe
Entbrannt das Fürstenkind.
Er zog hinaus zum Walde,
Die Jungfrau schaut’ ihm nach,
Er hatte wohl verstanden,
Was still ihr Auge sprach.
Er zog voll Mut von dannen,
Und grüßt' im Scheiden sie:
"Als Sieger kehr' ich wieder,
"Als Sieger - oder nie!"
Die Sonne war gesunken,
Die Schatten wurden lang.
Da ward der holden Jungfrau
Im Herzen trüb und bang.
Still stund der Mond am Himmel,
Leis' kam die laue Nacht,
In Schmerz und heißen Tränen
Die Fürstentochter wacht.
Doch als beim ersten Grauen
Der helle Lerchenschlag
Aus Morgentau verkündet
Die Sonne und den Tag –
Da war's ein Jubelrufen,
Das rings zum Himmel scholl,
Und das in tausend Stimmen
Wie Meeresbrandung schwoll.
"Das Einhorn liegt erschlagen,
"Der Jüngling hat's getan,
"Er hat das Land errettet!" –
So scholl es himmelan.
Die Jungfrau schmückt sich prächtig
Mit silbernem Gewand,
Das Myrthenkränzlein sittig
Trägt sie in weißer Hand,
Von ihrem Haupte leuchtet
Die Krone golden k1ar,
Und auf die runde Schulter
Fällt dicht das Lockenhaar.
So grüßet sie den Sieger.
Und küßt ihn als Gemahl –
Laut jubeln rings die Lande
Im hellen Morgenstrahl!
In R e s t o r f f s Schilde bäumet
Sich noch das Einhorn wild,
Und auf dem Wappenhelme
Steht stolz der Jungfrau Bild,
Das trägt eine Krone
im wallenden Haar,
Es schimmert die Krone
So golden, so klar,
Hell blinket in Silber
Ihr bräutlich’ Gewand,
Die Myrthe, die hält sie
In leuchtender Hand,
Sie kündet den Söhnen.
Was vormals der Ahn'
Zu Ehren der Liebe
Im Kampfe getan!“
Namensträger
- Friedrich von Restorff
(* 1840; † 1909) Rittergutsbesitzer in Lindenau (heute polnisch: Lipowina), Kreis Heiligenbeil, Ostpreussen (seit 1864), Mitglied des Provinziallandtages in Ostpreussen
- Hedwig von Restorff
(* 1906; † 1962), deutsche Psychologin, nach ihr wurde der Restorff-Effekt benannt
- Horst von Restorff
(* 1880; † 1953), deutscher Offizier, Gutsbesitzer und Politiker (DNVP)
- Karl von Restorff
(* 1871; † 1944), Konteradmiral[11]
Einzelnachweise
- ↑ Riedel: Cod. dipl. Brandenburg I 6. Seite 400, Nr. 3
- ↑ auch als Ritter Johann von Redekesdorpe bezeichnet, * um 1210; † nach 1254
- ↑ 3,0 3,1 Eckhard von Stutterheim: Beiträge zur Familie von Restorff. Band II, 1989, S. 1.
- ↑ Staatsarchiv Schwerin bzw. Mecklenburgisches Urkundenbuch Nr. 633
- ↑ Eckhard von Stutterheim: Beiträge zur Familie von Restorff. Band I, 1989, S. 4.
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band XI, Band 122, Seite 338.
- ↑ Stammtafel
- ↑ Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB) Band XXI (1903) Nr. 11744.
- ↑ Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 7, Seite 460
- ↑ Hesekiel, George: Restorff. In: Wappensagen. Halle. 1881. Seiten 280-286.
- ↑ Imperial German Navy Scouting Group Commanders
Literatur
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1867, Seite 460-461. (Digitalisat)
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, Seite 107. (Digitalisat)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
- Hans Friedrich von Restorff: Geschichte der Familie von Restorff. Rostock 1945.
Siehe auch
Weblinks
- Literatur über Restorff (Adelsgeschlecht) in der Landesbibliographie MV
- Literaturnachweise im Schlossarchiv Wildenfels
- Offizielle Internetseite der Familie von Restorff
- Eckart von Stutterheim: Knappe Geschichte der Familie. (PDF; 26 kB)
- Stammbaum der Familie
- Wappen der Familie
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