Helmdecke
Eine Helmdecke (veraltet auch Wappendecke oder kurz Decke genannt; frz.: lambrequin, manteau; engl.: mantle) ist ein Tuch/Stoff, welches/welcher auf einem Helm aufliegt und nach hinten bzw. zu den Seiten über den Helm herabfällt. Sie diente ursprünglich als Sonnenschutz (nicht, wie es in manchen Quellen zu lesen ist, als Nacken- bzw. Kopfschutz). In der Heraldik wurden die Helmdecken oft eine Verlängerung der Helmzier.
Stilrichtungen
Mit den verschiedenen Stilrichtungen verändern sich auch die Helmdecken. Die zunächst „mantelartige“ Helmdecke wurde in Streifen geschnitten (gezaddelt) und wurde an deren Ende mit Quasten oder Fransen bestückt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Helmdecke nur noch ornamental aufgefasst, also mit vielen Schnörkeln.
Helmdecke in Form von Akanthus-Blättern
Darstellung
In der Regel - mit Ausnahmen - stimmen die Farben der Helmdecke mit denen des Schildes überein, wobei sich das Metall meist auf der Innenseite (Futter) der Helmdecke und die Farbe außen befindet. Eine Ausnahme ist beispielsweise das Wappen derer von Bonstetten: "Silber" (Metall) außen, Innenseite "Schwarz". In der Wappenbeschreibung wird die Außenseite stets zuerst genannt, dann die Innenseite. Die Helmdecke kann auch "gespalten" sein, d. h. die Deckentingierung wechselt zwischen rechts und links, was von der Zusammenlegung mehrerer Helme mit verschiedenen Helmdecken zu einem Helm herrühren kann, z. B.: "Auf schwarz-golden-blau-silbern bewulstetem (s.u.) silbernem Stechhelm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken ein ...". Heraldisch unüblich, aber vorkommend, ist eine horizontale Teilung der Deckenfarbe, wie sie auf dem mittleren Helm des ostfriesischen Wappens zu sehen ist.
Rot-Silberne Helmdecken (Wappen der Roeder von Diersburg; um 1450)
Sonderformen
Spätestens seit der Zeit der Papierheraldik gibt es vereinzelte „Experimente“, die Helmdecken in einem Wappen durch andere dekorative Motive zu ersetzen beziehungsweise sie außergewöhnlich mit anderen Wappenelementen zu kombinieren. Beispielsweise ziehen sich im Wappen der Edlen Ferrari von Brunnenfeld statt der Helmdecken um den Wappenschild beiderseits drei Straußenfedern gebogen herum; ein Sonderfall ist auch das ungarische Wappen von Báránd, bei dem sich die Helmdecke aus einem Mittelschild entwickelt. Anhänger der klassischen Wappenkunde charakterisieren derartige Sonderformen als mehr oder weniger unheraldisch.
Siehe auch
Helmwulst
Häufig liegt auf der Helmdecke noch der Wulst, ein aus den Farben der Helmdecke geflochtener, oft als Türkenbund bezeichneter Kranz. In der englischen Heraldik wird sowohl der Helm als auch die Helmdecke weggelassen, nur der Wulst befindet sich freischwebend über dem Schild. Werden Wappenfiguren auf diesen Wulst gesetzt, wird es zum Crest und findet auch ohne Wappenschild als besondere Form und Einschränkung Anwendung.
Helmmaske
Das Morphem „-maske“ typisiert in der Heraldik unter anderem in eine Helmdecke übergehende Wappenhelmbedeckungen, die eine kopfartige Form besitzen und die Schädelpartie eines Wappenhelmes umschließen.
Bärenmaske = über den Helm gezogenen Bärenkopf, der in eine Helmdecke übergeht (Wappen Albrecht Grassauer)
Löwenmaske (im Wappen der Herzöge von Savoyen im Scheibler'schen Wappenbuch.
Delphinmaske (Robert de Masmines als Ritter des Ordens vom goldenen Vlies)
Weblinks
Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Helmdecken (1) Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Helmdecken (2) Bernhard Peter: Fallstricke beim Zeichnen von Helmdecken Bernhard Peter: Zeichnen von Helmdecken mit PC
Einzelnachweise
- ↑ Hugo Gerhard Ströhl: Heraldischer Atlas. Stuttgart 1899.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Helmdecke“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 17. April 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.