Wecke (Heraldik)

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Eine mögliche Gestalt einer (gemeinen) Wecke

Wecke (auch Wachel, Wackel, Kärtchen, Wocken, Spitzraute oder ähnlich genannt; meist im Plural: Wecken) ist eine mehr oder minder unbestimmte Wappenfigur, die in der heraldischen Literatur nicht einheitlich, teilweise sogar widersprüchlich definiert wird. Teils wird die Figur als Raute beschrieben, teils als Spindel, teils als eine Form, deren Gestalt zwischen Raute und Spindel liegt. Gebräuchliche Deskriptionen für eine Wecke sind:

  • eine länglichen Raute, die mit zwei stumpfen und zwei spitzen Winkeln dargestellt wird.[1]
  • eine Spindel beziehungsweise ein schiefwinkeliges Parallelogramm mit gleichen Seiten, das eine schlangere Gestalt als eine Raute besitzt[2]
  • eine Figur, die etwas schlanger und länger als eine kurze und gedrungene Raute ist, aber nicht so sehr schmal und langgezogen wie die Spindel erscheint.[3]

Geschichte

In der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens wurde kein Unterschied zwischen Rauten, Wecken, Spindeln und Derivaten dieser Wappenfiguren gemacht.[1][4][5] Traditionell erscheint beispielsweise dasselbe Wappen je nach Wappenaufriß, Zeitgeist und Mode mal mit auf Spitze gestellten Quadraten, mal mit auf Spitze gestellten Rhomben, bald mehr quadratisch, bald mehr rhombisch, teils länglich, teils kurz, teils aufrecht, teils geneigt, manchmal schmal, ein anderes Mal breit et cetera. So kann man das Muster im Wappen der Grafen von BogenW-Logo.png, das 1242 erst an das Haus Wittelsbach überging und als kleines Bayerisches Staatswappen bekannt ist, als weiß-blaues Weckenmuster („geweckt“), aber auch als weiß-blaues Rauten- oder Spindelmuster („gerautet“ beziehungsweise „gespindelt“) interpretieren.

Etymologie

Der Ausdruck „Wecke“, der nur in deutschsprachig-geprägten Heraldik gebräuchlich ist, referenziert vermutlich auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs: Wecke = „Keil als Werkzeug; keilförmig, Weizenbrot in Keilform“.[6] Demnach ist die heraldische Wecke eine Figur, die sich aus einem Keil und einem gestürzten Keil beziehungsweise zwei Halbkeilen ableitet, die mit ihrer Basis übereinander stehen und dort miteinander „verschmolzen“ sind.

Darstellung

Wie genau eine Wecke im Wappen dargestellt wird -- ob als „dickliche“ Raute, als „sehr schlanke“ Spindel oder nur als „schlanke“ Rhombe, deren Fläche zwischen Raute und Spindel liegt -- ist nicht festgelegt beziehungsweise ist in den heraldischen Regeln nicht einheitlich bestimmt. Sie richtet sich nach den spezifischen räumlichen Gegebenheiten in einem Wappen respektive nach der zur Verfügung stehenden Fläche. Eine harmonische Positionierung und eine maximale Ausnutzung des Platzes ist als Normalfall anzusehen, in deren Grenzen dem Wappenzeichner die Gestaltung frei steht. Dies gilt nicht, wenn ist die Ausprägung der Wecke in einer Wappenbeschreibung genauer bestimmt ist oder wenn dort von einer Raute oder einer Spindel gesprochen wird. Abgesehen von der relativen Unbestimmheit des Ausdrucks „Wecke“, gelten bei der Figur alle heraldischen Regeln, die bei der Raute und der Spindel beschrieben sind (siehe dort).

         Name           Synonyme Erläuterung Muster
Große Raute Raute (?)[7] Eine Raute, die den ganzen Schild respektive „das ganzen Feld ausfüllt“[8]; wird bei Mayer von Mayerfels „Große Raute“ genannt und durch ein rechtes und linkes Schräghaupt und durch einen rechten und linken Schrägfuß konstruiert[3]; Siebmacher/Gritzner nennen die Figur nur „Raute“.[7] Muster-Grosse-Raute.png
echte Raute, quadratische Raute, „auf der Spitze stehendes Viereck“, Würfel;
frz.: carreau posé sur la pointe
engl.: lozenge
Kurz und gedrungen (ursprünglich wohl ein „auf die Spitze gestellter Schach“[9], also ein auf der Spitze stehendes Quadrat mit vier rechten Winkeln bzw. ein Spezialfall der Raute) Muster-Kantenwuerfel.png
Wecke, Karo
frz.: losange
engl.: lozenge
Ein mittelmäßiger, spitzgestellter Rhombus, der schlanker als der Kantenwürfel erscheint. „Die Rauten sind fast niemals auf die Ecke gestellte echte Quadrate (..)“[10] Muster-Raute 01.png
Wecke(n) Meist im Plural;
Raute(n), Spitzraute(n), Spindel(n), Wachel(n), Wackel(n), Kärtchen, Wocken oder anders
Der Ausdruck Wecke ist unscharf und wird je nach Quelle etwas anderes bestimmt. Mayer von Mayenfels definiert die Figur etwas „schlanker und länger“ als die Raute, aber nicht so langgezogen und sehr schmal wie die Spindel[3]. In diesem Sinne könnte man von einer „mittelschlanken Raute“ sprechen, die mit zwei stumpfen und zwei spitzen Winkel nach der Spitze gezogen ist. Siebmacher/Gritzner vermeiden den Gebrauch des Ausdrucks: „Wie haben bei Obigem den Ausdruck „Wecke“ oder „geweckt“ wegen der möglichen Verwechslungen (..) vermieden, soviel uns bekannt, war derselbe auch bei den alten Heraldikern nicht in Gebrauch.“[11] Muster-Wecke.png
Wecke
frz.: fusée, fuseau, fusil
engl.: fusil
Sehr schmal und sehr lang („schlanke Raute“), mit zwei stumpfen und zwei spitzen Winkel nach der Spitze gezogen. Muster-Spindel.png

Wecken als Muster

Geweckt (auch gespindelt, gesteint, gerautet oder ähnlich genannt) steht für den Schild, ein Feld oder eine Wappenfigur, wenn diese durchgehend beziehungsweise vollständig in der Fläche mit gleich großen und gleich gerichteten Wecken (Rauten/Spindeln) geteilt sind. In diesem Fall erscheinen die Rauten/Wecken/Spindel nicht als einzelne Figuren, sondern bilden ein Muster für einen bestimmten und abgegrenzten Bereich, was gemeldet werden sollte. Je nachdem, in welcher Richtung die Wecken liegen, wie ihre genaue Lage ist beziehungsweise in welcher Form die Begrenzungslinien verlaufen (mehrmalige Schrägteilung nach rechts oder links, gerade oder schräg et cetera), ist ein Wecken-Muster entsprechend zu blasonieren. Verlaufen bei einem Muster mit Wecken die einen Weckenseiten als Linien parallel zur Schildoberkante, die anderen diagonal, ist beispielweise der Schild balkenweise bzw. mit Teilungen (schräg)rechts oder links gerautet/geweckt, je nach Ausrichtung der diagonal verlaufenden Linien. Bei Linien parallel zur Schildseitenkante heißt es pfahlweise bzw. mit Spaltungen schräglinks/schrägrechts geweckt, je nach Richtung der Diagonallinien. Sind die Wecken ohne Seitenparallelität schräggestellt, bedeutet es je nach Ausrichtung der Längsachse der einzelnen Wecke ein schrägrechts bzw. schräglinks geweckter Schild (oder Feld, Schildhaupt, -fuß und so weiter). Die Lage der einzelnen Wecke durch ihre Längsachse gibt die Ausrichtung vor. Die Anzahl der Wecken wird gewöhnlich nicht gemeldet[12], kann aber angezeigt werden, wenn ein Wappenaufriss stets gleich gestaltet werden soll. Entscheidend für die Blasonierung der Tinkturen ist die Wecke im heraldisch obersten rechten Eck:

„In Betreff der Frage, welche der Färbungen bei gerauteten und geweckten Feldern zuerst genannt werden müsse, existieren Meinungsverschiedenheiten. Es kann indess kein Zweifel darüber obwalten, das diejenige Färbung den Vorrang haben muss, welche an dem (überall in der alten Heraldik jedem anderen Rand voranstehenden) Oberrande die meiste Fläche anliegend hat (..) Schwieriger gestaltet sich die Sache, bei den schräggerauteten Schilden, weil hier am Oberrande sehr leicht beide Färbungen in gleicher Breite und Rautenanzahl anliegen können (..) Es empfiehlt sich daher das rechte Obereck entscheiden zu lassen und diejenige Färbung zuerst zu nennen, welche dieses Eck einnimmt (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[7]

Galerie

Das Morphem „Wecke-“ ist im Zusammenhang mit einigen besonderen Heroldsbildern gebräuchlich (zum Beispiel bei Weckenbalken, Weckenkreuz oder ähnlichem). Ein Wehrgehänge ist nach Oswald eine altheraldische Bezeichnung für schräggelegte zusammenhängende Wecken oder Rauten) auf der schrägen (oder linksschrägen) Teilungslinie.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 439 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 171.
  3. 3,0 3,1 3,2 Mayerfels, Carl Mayer von: Heraldisches ABC-Buch. Das ist Wesen und Begriff der wissenschaftlichen Heraldik, ihre Gesetze, Literatur, Theorie und Praxis. Leipzig 1857. S. 249.
  4. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 59
  5. Sacken, Eduard Freiherr von: Katechismus der Heraldik. Grundzüge der Wappenkunde. Leipzig. 1893. S. 37
  6. Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Wecke. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  7. 7,0 7,1 7,2 Vgl.: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. Tafel 9. Figur 87.
  8. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 169 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  9. Jungendres, Sebastian Jacob: Einleitung zur Heraldic. Monath. 1729.
  10. Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 111.
  11. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 59
  12. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 160 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  13. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 439 f. (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).