Kantenwürfel
Der Kantenwürfel (auch echte Raute, quadratische Raute, „auf der Spitze stehendes Viereck“, kurz und mißverständlich Würfel und anders genannt; französisch carreau posé sur la pointe; englisch lozenge) ist in der Heraldik eine Sonderform der heraldischen Raute.
Darstellung
Die Figur Kantenwürfel erscheint in Wappen als ein auf der Spitze stehendes Quadrat. Die Kantenwürfelfigur wird in Wappen sowohl in Einzahl, häufiger aber in Mehrzahl verwendet. In Mehrzahl sind traditionelle Stellungen bevorzugt (zum Beispiel 2-über-1, 2-über-2, 3-über-2 oder anders gestellt). Die Tingierung erfolgt in der Regel für alle Kantenwürfel in einem Wappen einheitlich.
Drei Türme, die äußeren im Schildhaupt überhöht von je einem Kantenwürfel (Carros)
Oben: Drei balkengestellte Kantenwürfel (Axat)
Sieben in Silber pfahlgestellte rote Kantenwürfel (Ötzingen)
Schräggewürfelt
Wenn die Kantenwürfel den ganzen Schild in einer Art Muster bedecken, meldet man dies als schräggewürfelt. Zwischen der musterartigen Schrägwürfelung und Wappenbildern mit nur wenigen Kantenwürfel, die in einer bestimmten Position zueinander stehen, erscheinen Wappen wie das der Familie Lalaing, wo die Kantenwürfel im Schild die Stellung 3-über-3-über-3-über-1 aufweisen und bei Anbringung auf bestimmten Flächen eher als Schrägwürfelung wahrgenommen werden.
Schräggewürfelt
(gemäß WBO, Nr. 0608)
Würfelbalken
Würfelbalken ist ein Balken, welcher gebildet wird aus einer waagerechten Reihe auf die Spitzen gestellter aneinanderhängender (quadratischer) Würfel.
Kantenwürfelbalken
Beim Kantenwürfelbalken stehen die einzelnen Kantenwürfel nicht auf der Spitze. Man differenziert durch die versetzte Weise der einzelnen Würfel zwischen oberen und unteren Kantenwürfelbalken, je nach Beginn am heraldisch rechten Schildrand. Ein oberer Kantenwürfelbalken ist es, wenn der oberste Würfel der oberen Reihe (rechts) oben ruht, sonst ist es ein unterer Kantenwürfelbalken.
Würfelpfahl
„Würfelpfahl (Tafel III. Figur 9.): ist ein Pfahl, welcher gebildet wird aus einer senkrechten Reihe auf die Spitzen gestellter aneinanderhängender (quadratischer) Würfel.“
Kantenwürfelpfahl
Beim Kantenwürfelpfahl stehen die einzelnen Kantenwürfel nicht auf der Spitze. Man differenziert durch die versetzte Weise der einzelnen Würfel zwischen rechten und linken Kantenwürfelpfahl, je nach Beginn am oberen Schildrand.
„Kantenwürfelpfahl (Tafel II. Figur 104. 105.): ist ein Pfahl, welcher in mehr als zwei Teile (siehe Kantenpfahl) zerschnitten ist, die alsdann abwechselnd nach rechts und links von der senkrechten Mittellinie des Schildes hinausgerückt, mit den inneren Spitzen (Kanten) sich berühren; ein rechter Kantenwürfelpfahl ist es, wenn der oberste Würfel der rechten Reihe am Oberrand ruht (Figur 104.), sonst ist es ein linker (Figur 105.).“
Kantenwürfelschrägbalken
„Der Kantenwürfel-Schrägbalken wird gebildet aus Würfeln, deren innere Kanten zusammenstoßen.“
Würfelschrägbalken
„Der Würfelschrägbalken ist ähnlich dem Rauten-Schrägbalken; bei Ersterem bilden aber den Schrägbalken regulaire Quadrate oder Würfel.“
1889: In Silber ein roter Würfelschrägbalken (nach Gritzner ein )
Würfelkreuz / Kantenwürfelkreuz
Kreuzen sich Würfelbalken und Würfelpfahl entsteht ein sogenanntes Würfelkreuz. Eine Variation des Würfelkreuzes ist das sogenannte Kantenwürfelkreuz, bei dem fünf (1:3:1) Kantenwürfel ein schwebendes Rautenkreuz bilden.
Würfelschragen
Kreuzen sich Würfelschrägbalken und Würfelschräglinksbalken entsteht ein sogenannter Würfelschragen.
Kantenwürfel versus Helmkissen
Vom Kantenwürfel ist das auf der Ecke stehende Helmkissen zu unterscheiden.
Wappenbilderordnung
- Der Kantenwürfel wurde als „auf der Spitze stehendes Viereck“ in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt „Kombination von Schräg- mit senkrechten und waagerechten Teilungen“ unter der Nr. 0893 aufgenommen.
Schriftzeichen
Der Kantenwürfel steht in Unicode
- als Weiße Raute ◇, U+25C7 im Unicode-Block Geometrische Formen (25A0–25FF)
- als Schwarze Raute ◆, U+25C6 im Unicode-Block Geometrische Formen (25A0–25FF)
Das Zeichen ist im Zeichensatz wingdings dargestellt und zum Beispiel durch die Codes 0x75, 0x76 und 0x77 darstellbar.
Weblinks
- Quadrat, Wikipedia
Literatur
- Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 168 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Kantenwürfel“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 10. August 2012 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.