Heiligenschein (Heraldik)
Der Heiligenschein (auch Glorie, Glorienschein, Gloriole, Strahlenschein, Strahlenglanz, Korona oder ähnlich genannt; lateinisch: nimbus „Wolke“; griechisch: ᾶλων hálōn „Umfeld“) ist in der Heraldik eine Gestaltungsbestimmung, mit der in Wappenbeschreibungen festgelegt wird, dass eine komplette gemeine Figur oder deren Haupt von einer kreis-/scheiben-, ring- oder mandelförmigen Fläche/Kontur wie eine Art Leucht-/Lichtschein umgeben ist.
Darstellung
Der Heiligenschein gemeiner Figuren ist dem gleichnamigen Mittel der Kunst und Ikonographie vieler Kulturen nachempfunden, um die Gestalt heiliger, herrschaftlicher, göttlicher oder anderer besonderer Wesen und Objekte hervorzuheben (vgl. → „Heiligenschein“). Er erscheint in Wappen bevorzugt in Gold, manchmal in Silber, selten in anderen heraldischen Farben. Die vielfältigen Formen des Heiligenscheins („Lichtkreis“, „Sonnenkrone“, „Strahlenkranz“ und so weiter) kommen im Wappenwesen hauptsächlich in vier Grundformen vor:
Gemeine Figur [..] | Erläuterung | Beispiel |
---|---|---|
mit Nimbus, nimbiert (frz.: nimbé; engl.: nimbed) |
Kreis-/ringförmiger Heiligenschein, der den Kopf einer gemeinen Figur umgibt.
– Lexikon der Heraldik (1984)[1] |
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mit Aureole (lat.: aureola, kleine goldene [Krone]; frz.: auréole) |
Kreis-/ringförmiger Heiligenschein, der die ganze gemeine Figur umgibt.
– Lexikon der Heraldik (1984)[2] |
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mit Mandorla | Mandelförmiger, aus zwei unvollständigen Halbkreisen beziehungsweise Kreissegmenten zusammengesetzter Heiligeschein, der die ganze gemeine Figur umgibt.
– Lexikon der Heraldik (1984)[1] |
Goldene Mandorla mit rotem Bord (davor: auf einer Wolke eine Heilige mit goldenem Nimbus; Marjina Horka) |
mit Strahlenkranz (engl.: radiant, radiated) |
Strahlen-/Zacken-/Flammenförmiger Heiligenschein mit sich nach außen hin verlierenden „Einzelstrahlen/-zacken/-flammen“, die die ganze gemeine Figur oder ihr Haupt umgeben. | Jungfrau Maria mit Jesuskind von goldenem Sonnenstrahlenkranz umgeben (Thisted ) |
Die Ausprägung des Heiligenscheins sollte stets exakt gemeldet werden. Beispielsweise kann angezeigt werden, ob der Heiligenschein als „Scheibe“, als „Kreisring“, „eckig“, „horizontal“, „schräg“ oder als System von mehreren konzentrischen Kreisen aufgerissen werden soll. Auch ein besonderer Heiligenschein sollte gemeldet werden. Beispielsweise erscheint in einem neueren Aufriss des Krefelder Wappens ein Heiligenschein, der keine Figur und keinen Kopf umgibt, sondern als „Kopfersatz“ dient und außen, seinem Umkreis nach eine Kreisbordkontur („Kreisring“) besitzt, die in mehrere gleich große Felder/Segmente untergliedert ist. Teilweise sind in der Darstellung eines Heiligenscheins verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten miteinander kombiniert. Beispielsweise könnte man den Heiligenschein in einem Wappenaufriss von Marienberg gleichermaßen als „Mandorla mit Strahlen“ als auch als „mandelförmiger Strahlenkranz“ ansprechen.
Heiligenschein als silberner Ring/Kreislinie (Mirotice)
Heiligenschein mit besonderer Kreisbordkontur (Teplice)
„Mandorla mit Strahlen“ bzw. „mandelförmiger Strahlenkranz“ (Wappen von Marienberg)
Kreuznimbus
Eine weitere Heiligenscheinform stellt der sogenannte Kreuznimbus (auch Nimbuskreuz genannt; engl.: cruciform halo) dar, bei welchem der Nimbuskreis bzw. die Nimbusscheibe durch ein Kreuz geteilt wird („Nimbus mit eingezeichnetem Kreuz“[4]). Bei der Darstellung des Kreuznimbus sind gewöhnlich nur drei Kreuzbalken sichtbar, der vierte wird vom Hals/Rumpf der gemeinen Figur verdeckt. Die Art respektive Form des Kreuzes, die den Nimbus teilt, kann blasoniert werden (Tatzenkreuz, gemeines Kreuz et cetera). Wenn sich die heraldischen Farben von Kreuz und Nimbus voneinander unterscheiden, ist dies zu melden.
Agnus dei mit goldenem Nimbus, der durch ein rotes Kreuz geteilt ist (Wolgabulgarien)
Links: Christushaupt mit Kreuznimbus (Bleisiegel der byzantinischen Kaiserin Irene Dukaina; * 1066; † 1138)
Wappenbilderordnung
- Die Ausdrücke „[..] nimbiert, mit Heiligenschein“ erläutert die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt „Beziehung von Haupt- zu Nebenfigur“ bei der Nummer -545.
Weblinks
- Wikipedia-Artikel „Heiligenschein“
- Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Heiligenschein“
- canoo.net „Heiligenschein“
- Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon „Heiligenschein“
- The Free Dictionary „Heiligenschein“
- Duden online „Heiligenschein“
- Der Neue Herder. In 2 Bänden. Herder Verlag, Freiburg 1949. , Band 1, Spalte 1623, Artikel „Heiligenschein“
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 287. ISBN 978-3-411-02149-9
- ↑ Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 48. ISBN 978-3-411-02149-9
- ↑ Eintrag zum Wappen von Sennfeld in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon: Kreuznimbus. Band 11. Leipzig 1907. S. 653.