Gemeines Kreuz
Unter Gemeines Kreuz (auch Balkenkreuz oder kurz Kreuz genannt; frz.: croix; engl.: cross, manchmal auch umschrieben als durchgehendes Kreuz, anstoßendes Kreuz; frz.: croix touchante les bords de l'écu; engl.: cross throughout) wird in der Heraldik ein Balken gekreuzt mit einem Pfahl verstanden, bei dem alles in einer Tinktur und ohne durchgehenden Linien dargestellt wird. Gleichwohl ist das Wappenmotiv
„bedeutend älter als der heraldische Pfahl oder Balken, die kreuzweise übereinandergelegt, stets als zwei verschiedene Schildfiguren anzusprechen sind.“
Das gemeine Kreuz ist ein sehr häufiges Heroldsbild im Wappenwesen. Viele Varianten, Abarten und Abwandlungen lassen sich vom gemeinen Kreuz bilden, die mitunter so weit gehen, daß sehr fremdartige Motive entstehen, die man teilweise nicht mehr auf Anhieb als „Kreuz“ erkennt. Diese werden oft mit speziellen Ausdrücken bezeichnet.
Grundform
Das gemeine Kreuz ist eine Grundform der Kreuze. Es erscheint grundsätzlich in der Breite eines Balkens beziehungsweise eines Pfahles. Wird das Kreuz breiter dargestellt, ist es als verbreitertes Kreuz zu beschreiben. Wird es schmäler dargestellt, nennt man es verschmälertes Kreuz, wobei man differenziert zwischen:
verbreitert (> 100%) |
normal (100%) |
schmale Ausprägung (ca. halb so breit wie normal) |
sehr schmale Ausprägung (≘ Faden, weniger als halb so breit wie normal) |
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Verbreitertes Kreuz | (Gemeines) Kreuz | Leisten- oder Stabkreuz: Die Breite der Kreuzearme entspricht in etwa jener einer Leiste respektive eines Stabes |
Fadenkreuz (Kreuzfaden, geschmälertes Leistenkreuz): Die Breite der Kreuzarme entspricht in etwa jener des Heroldsbildes Faden. |
(nach Siebmacher) |
(nach Siebmacher) |
(nach WBO, Nr. 0301) |
Das gemeine Kreuz kann alle heraldischen Farben haben und in unterschiedlichen Varianten im Wappen erscheinen. Abwandlungen sind beim Gemeinen Kreuz beispielsweise die Bordierung (bordiert), die Durchbrechung (durchbrochen), Schachteilung (geschacht) und Facettierung (facettiert). Ein gemeines Kreuz kann auch mit anderen Figuren belegt sein. Die Begrenzungslinien können durch Wappenschnitt verschiedene Gestaltung haben.
Die Wappenbeschreibung (Blasonierung) sollte jedes Detail nennen, wie im Einzelfall das Kreuz im Wappen dargestellt wird.
„Das gemeine Kreuz (Tafel V. Figur 81.): nimmt 2/7 der Schildbreite ein. Jedes Kreuz hat einen Längs- und einen Querbalken oder einen Ober-, einen Unter- und einen rechten und linken Seitenarm. Wenn es nicht anders gemeldet wird, stossen die Enden der 4 Arme des Kreuzes an die 4 Schildränder an, anderenfalls wird es als griechisches oder Freikreuz bezeichnet (.. Tafel VI. Figur 11.)
Die Plätze, wo die Färbung des Schildes sichtbar ist, heißen die Winkel; stehen in denselben Figuren, so heißt das Kreuz: „bewinkelt von“.“
Varianten
Ob die unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen des gemeinen Kreuzes in der Heraldik ein Heroldsbild, eine gemeine Figur oder eine Sonderform einer Wappenfigur sind, ist in der heraldischen Literatur unterschiedlich festgelegt. Meist bestimmt die Lage und die spezielle Kreuz-Ausprägung im Wappenschild die Festlegung: Schwebt ein heraldisches Kreuz frei im Schild ohne die Schildränder zu berühren, so wird es in vielen Quellen als eine gemeine Figur, anderenfalls als ein Heroldsbild aufgefaßt. Eine andere Festlegung faßt alle Kreuze als Sonderformen in einer Gruppe zusammen und differenziert teilweise innerhalb der Gruppe zwischen unterschiedlichen Kreuz-Grundformen.
Andreas-/Schragenkreuz, Griechisches und Lateinisches Kreuz
Varianten des gemeinen Kreuzes, die in der (kirchlich-politischen) Heraldik als seine Unterformen gelten und ihrerseits Kreuz-Grundformen für andere Kreuz-Varianten darstellen, sind:
Das griechische oder gekürzte Kreuz mit besonders kurzen, gleichlangen Kreuzarmen. Diese Grundform erscheint, wenn die Enden der vier Arme eines Kreuzes nicht an die vier Schildränder anstoßen. | ||
Das Lateinische Kreuz, bei dem der Längsbalken („Pfahl“) länger als der (Quer)Balken ist, der den Längsbalken oberhalb seiner Mitte kreuzt. | ||
Das Andreas-/Schragenkreuz, bei dem sich Längs- und Querbalken diagonal kreuzen (x-förmig, nach dem griechischen Buchstaben Chi). |
Georgskreuz
Ein besonderes gemeines Kreuz mit einem Eigennamen ist das Georgskreuz.
„-spitzkreuz“ und „-steckkreuz“
Kreuze mit einem als Spitze gebildeten unteren Kreuzungsarm werden nach der Hauptform mit dem Zusatz -steckkreuz oder -spitzkreuz benannt. Eine gemeines Kreuz mit einer nach unten gerichteten Spitze wird beispielsweise Balkensteckkreuz genannt.
Wappenbilderordnung
- Das Gemeine Kreuz wurde als „Kreuz, anstoßend, durchgehend“ in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0300 aufgenommen; zudem wurde es unter dem Begriff durchgehend im Abschnitt Stellung im Schilde (oder Felde) bei einer oder mehreren Figuren der gleichen Art unter der Nr. -360 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 285
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Gemeines_Kreuz“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 28.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.