Strahlen (Heraldik)
Der Begriff Strahlen (im Plural; frz.: rayons; engl.: rays) ist in der Heraldik eine ungenaue Bezeichnung für eine seltene strahlenartige gemeine Figur.
Darstellung
In Wappen erscheint die gemeine Figur Strahlen gewöhnlich als eine Gruppe von heraldisch gleichfarbigen Linien, die sich alle auf denselben Punkt zu- oder von ihm wegbewegen (zum Beispiel bewegen sich beim Gottesauge heraldisch gleichfarbige Linien auf ein „Dreieck“ zu beziehungsweise von ihm weg).
In der älteren Heraldik sind Strahlen als eigenständige gemeine Figur nicht gebräuchlich. Statt dessen kennt die ältere Heraldik zahlreiche gemeine Figuren als Hauptmotive, die gegebenfalls durch wohldefinierte und quantifizierte „Strahlen“ oder „Strahlenbündel“ gemeldet werden (Hauptmotiv mit „x“ Wasserstrahlen, Sonnenstrahlen, Sternstrahlen, Kometenstrahlen, Feuerstrahlen und so weiter, die „y-artig“ geformt sind und sich „z-mäßig“ zum Hauptmotiv zu- oder wegbewegen). Grundsätzlich ist in der Wappenbeschreibung die Art der „Strahlen“ möglichst genau anzugeben, um Mißverständnissen vorzubeugen.
Pentagramm mit fünf goldenen Strahlen auf einer blauen Scheibe im Wappen Äthiopiens
Wasserschwall mit fünf (Wasser-)Strahlen (Grödig)[1]
Rote, goldschimmernde Strahlenbündel (Westerland, Sylt)[2]
Strahlenkranz
Die Ausdrücke Strahlenkranz, strahlend oder mit Strahlen versehen (engl.: radiant, radiated) können und werden verwendet, wenn eine Wappenfigur, ein Bestandteil derselben (zum Beispiel der Kopf eines Menschen) oder ein anderes heraldisches Motiv nahezu vollständig oder ganz vollständig (wie eine Art Heiligenschein) von Strahlen umgeben sind.
Goldenes Gottesauge, umgeben von einem Strahlenkranz
(Bad Krozingen)[3]Jungfrau Maria mit Jesuskind von goldenem Sonnenstrahlenkranz umgeben (Thisted
)
Maria mit Jesuskind umgeben von den Strahlen einer goldenen Aureole (Langeln
)
Strahlenkranz um den Kopf von Johannes dem Täufer (Johannisschüssel; Davle
)
Taube mit Strahlenkranz (= „Heiliger Geist“;
Spittelberg)
Hirschkopf mit Halsfell, überhöht von Hochkreuz mit Strahlenkranz (Hubertshofen)
Abgrenzung
(gemäß WBO, Code 1302)
(gemäß Siebmacher)
- Die gemeine Figur „Strahlen“ (Plural) ist leicht mit der klassischen gemeinen Figur Komet/Kometenstrahlen zu verwechseln. Letzere erscheint nicht als Gruppe von gleichfarbigen Linien, die sich durch ihre heraldische Linienfarbe vom Hintergrund abgrenzen, sondern -- neben anderen Formen -- auch als heraldisch tingierte strahlenartige Fläche, die als Ganzes tingiert ist, wobei einzelne Strahlen als (schwarze oder andersfarbige) Konturen in die Fläche eingezeichnet sind.
- Die gemeine Figur „Strahlen“ (Plural) sollten nicht mit der gemeinen Figur „Strahl“ (Singular) verwechselt werden. Den Begriff „Strahl“ gebraucht man in der Heraldik manchmal für einen Pfeil, meist aber für eine Pfeilspitze.
Wappenbilderordnung
- Strahlen (pl.) wurde in die Wappenbilderordnung unter der Nr. 1302 aufgenommen.
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Wappenbeschreibung: „Rot über Silber geteilt, darin oben ein vorwärtsgekehrter silberner (weißmarmorner) wasserspeiender Löwenkopf, der Schwall ergießt sich in fünf blauen Strahlen in das untere Schildfeld. “
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Silber über blau-silbernen Wellen ein roter Leuchtturm mit goldener Laterne, von dem nach rechts und links drei rote, goldschimmernde Strahlenbündel ausgehen. Das Mauerwerk unterhalb der Laterne ist belegt mit einem geteilten Schild: oben Silber ohne Bild, unten Blau, darin ein silberner Hering.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Blau über einer goldenen Weltkugel ein von Strahlen umgebenes goldenes Gottesauge.“