Rautenkranz (Heraldik)
Der Rautenkranz (frz.: crancelin; engl.: crown of rue) ist in der Heraldik ein besonderes Stilelement, das insbesondere Heroldsbildern, aber auch gemeinen Figuren oder dem gesamten Schildbild aufgelegt wird. Gewöhnlich charakterisiert man den Rautenkranz als Nebenfigur, nicht als Hauptfigur.
Darstellung
Der Rautenkranz ist eine Zierleiste, die mit grünen Blättern besetzt und dem Kronensegment ähnlich ist. Man rechnet ihn im allgemeinen zu den gemeinen Figuren. Er wird oft schräg über ein Wappenbild gelegt. Ob er gebogen oder gerade dargestellt wird, ist nicht von Bedeutung. Wird er gebogen blasoniert (beschrieben), sollte er auch so dargestellt werden. Die gerade Ausführung würde das Wappen nicht mindern.
Ursprung, Geschichte, Verwendung
Der Ursprung des Rautenkreuzes ist nach Gert Oswald nicht eindeutig geklärt, obwohl in der heraldischen Literatur sehr viel über ihn geschrieben wurde. Querfurt stellt 1872 folgende Thesen zur Bedeutung beziehungsweise zum Ursprung des Rautenkranzes zusammen[1]:
These zum Rautenkranz | Erläuterung | Autor |
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Nach einer Pflanze namens „Raute“ benannt (und nicht nach der Wappenfigur Raute). | Querfurt |
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Otto Titan von Hefner | |
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– Eduard Freiherr von Sacken (1862)[2] |
Eduard Freiherr von Sacken |
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– Andreas Ludwig Jacob Michelsen[3] |
Johann Gottlob Böhme |
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Christian Gottlieb Buder | |
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– Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[1] |
Albert Krantz |
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Gorg Paul Hönn | |
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– Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[1] |
Zollmann |
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Albinus | |
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Andreas Ludwig Jacob Michelsen | |
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von Quast | |
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Struve, Dorn, Tentzel, von Mayerfels, Querfurt |
Andere vermuten einen zufälligen Blattschmuck als Anfang oder gehen von einem mittelalterlichen Kopfputz der Frauen aus, der aus einem Kreuz von Blumen bestand („Schapel“, „Sendelbinde“). Dieser war angeblich ein Geschenk der Frauen an die Ritter, den diese an ihren Helm steckten.
Der Rautenkranz ist in den Wappen des Herzogtums Sachsen und später auch in denen der Wettiner zu finden. Auch in den Wappen der Herzöge von Savoyen und im Wappen von Liechtenstein erscheint ein Rautenkranz. Das erste „wirkliche“ Auftreten des Rautenkranzes wird in etwa mit dem Jahr 1473 gesetzt, da auf einer Wappendarstellung aus diesem Jahre in der Staatsbibliothek Wien der Rautenkranz erkennbar als Kronenreif oder ähnliches dargestellt ist.
Unterschied
Bei der Betrachtung der Balkenschilde (Sachsen und S.-Anhalt) fällt der unterschiedliche Farbbeginn auf, obwohl beide den sächsischen Rautenkranz aufgelegt haben. Sie sind als "Sachsenwappen" zu erkennen. Der mit Gold beginnende Schild ist das eigentliche vor 1212 geführte Wappen ohne Rautenkranz von Ballenstedt (zugehörig zum Hause Anhalt). Es ging im Wappen des Herzogtum Sachsen ein. 1817 begann die Balkenteilung oben mit Schwarz. Zur besseren Unterscheidung der Wappen von dem des Königreiches Sachsen wurde 1864 bestimmt, das mit Gold begonnen wird. Die Schildteilung ist: neunmal geteilt oder zehnfach geteilt. Der Rautenkranz auf anhaltischen Wappen sollte gebogen, auf anderen Wappen gerade ausgeführt werden. In der modernen Heraldik ist es nicht mehr wichtig.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Friedrich-Karl zu Hohenlohe-Waldenburg: Der sächsische Rautenkranz. Heraldische Monographie. Weise, Stuttgart 1863, Digitalisat.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 108 ff.
- ↑ Eduard Freiherr von Sacken: Katechismus der Heraldik. Grundzüge der Wappenkunde (= Webers illustrierte Katechismen. Bd. 51). Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, Leipzig 1862, Die gemeinen Figuren, S. 73.
- ↑ Michelsen, Andreas Ludwig Jacob: Ueber die Ehrenstücke und den Rautenkranz als historische Probleme der Heraldik: Programm zu der am 6. August 1854 in Gotha zu haltenden Generalversammlung des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde. 1854. S. 34 ff.
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