Beysselsches Wappenbuch

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Das Beysselsche Wappenbuch
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Originalausgabe
Genre Wappenbuch
(Kompilation aus mehreren
Quellen)
Autor Anonymous
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr ca. 1540-1550
Anzahl Seiten 102 Blätter
(vorne 13. hinten 8 frei)
Abmessungen (H x B) 30 cm x 21,5 cm
(ursprüngliches Bogenformat:
33,5 cm x 42 cm)
[1]
Standort Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung Rheinland
W-Logo.png
Inventarnummer Hs. AA 0640, Nr. M IX 1

Das Beysselsche Wappenbuch (Schreibweise evtl. auch das Beisselsche Wappenbuch oder ähnlich) ist ein Wappenbuch aus dem 16. Jahrhundert, das von Otto Korn nach einem Besitzervermerk („Reynerus Beyssel me possedet“) benannt wurde und seinen Ursprung vermutlich in Köln hat.[1]

Das Wappenbuch wurde 1939 vom Staatsarchiv Düsseldorf erworben (Signatur: M V 1; Acc. 2/1939)[1] und befindet sich bis heute (Stand 2022) im Bestand des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Abteilung RheinlandW-Logo.png (Signatur: M IX 1 beziehungsweise AA 0640).

Provenienz

Nach dem Heraldiker Korn hat das Wappenbuch im 16. Jahrhundert der Familie Beissel von GymnichW-Logo.png gehört. Er macht darauf aufmerksam, dass die Lebensdaten von Reinhard Beyssel/Beissel von Gymnich dem Älteren (1541 belehnt; † 1594), Amtmann zu Kronenburg und Kerpen „gut dazu passen“, allzumal ein Besitzervermerk vorliegt und vermutet, dass Reinhard „einer der ersten Besitzer, wenn nicht gar der Besteller gewesen“ ist.[1] Über den Verbleib des Wappenbuchs zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gibt es keine Nachricht. Nach Korn erwarb ein Hauptmann von Dobschütz aus Oppeln, ein Sammler schlesischmährischer Altertümer einige Jahre vor 1938 das Wappenbuch aus dem Kunsthandel und verkaufte es 1939 an das Staatsarchiv in Düsseldorf. Im Jahre 2014 kam das Wappenbuch zur Restaurierung nach Münster-Coerde.

Erscheinung und Inhalt

Das Wappenbuch enthält 102 Blätter aus Papier „ostfranzösischer Provenienz, das in der Zeit zwischen 1531 und 1548 verschiedentlich in Westdeutschland in Gebrauch gewesen ist“[1], mit 1466, meist farbig angelegten Vollwappen (nur acht ohne Helmzier). Zur Herstellung der Wappenabbildungen wurden nach Korn „Schablonen benutzt, die Schild, Helm und Decken in Konturen wiedergaben und vom Zeichner nur jeweils mit dem Schildinhalt und dem Kleinod versehen und dann ausgemalt werden mußten (..) Richtiger gesagt, sind es in unserem Falle eigentlich ein im Holzschnitt hergestellter Druckstock (..) und zwei Schablonen (..). Die beiden letzteren mögen, aus dünnem Blech oder Pergament geschnitten, richtige »Schablonen« gewesen sein, die mit dem Silberstift durchgezeichnet und dann mit der Feder nachkonturiert wurden.“[1] Die nicht einheitlichen, teilweise fehlerhaften Beschriftungen der Wappen sind nahezu durchweg in niederdeutscher Sprache und nachträglich durch mehrere Schreiber verfasst. 87 Wappen sind ohne Beischriften der Wappeninhaber.

Nach Korn gliedert sich das Wappenbuch in drei Abschnitte:

Seite Beschreibung
Vorne mehrere Blätter frei
1-rechts Drei Wappen im Stil des 17. Jhr. (vermutlich Stilübungen):[A 1]
2-rechts [A 1]
3 Der erste Teil enthält vermischt Heiligenwappen,
4-links verzeinzelte Fabelwappen der Neun HeldenW-Logo.png
4-rechts
bis 6-links
Wappen von Bischöfen, Bistümern, Heiligen,
6-rechts
bis 9-links
Wappen von Kaiser, Königen, fremde Staaten,
9-rechts
bis 27-links
Wappen von Herzögen, Grafen, Markgrafen, dem deutschen Adel und rheinischer Ministerialadel, Wappen einiger hayrischer Geschlechter, eine Wiedergabe des Titels des Römischen Kaisers durch die Wappen seiner Länder und Herrschaften (Burgau, Portenau , Kyburg, Habsburg, Tirol, Land ob der Enns und so weiter bis zum Landgrafen im Elsaß), auch süddeutsche, westfälische und französische Familienwappen[1]
27-rechts
bis 58
Der zweite Teil „(..) enthält, mit Gymnich und Beyssei von Gymnich beginnend, ausschließlich rheinische Adelsgeschlechter.“[1]
58 bis 71-links Der dritte Teil „(..) von foI. 58 ab, beginnt mit niederrheinischen, mittelrheinischen, hessischen und westfälischen Geschlechtern (..)“[1]
71-rechts
bis 74
Es folgen Wappen von Mainzer Vasallen (Erbach, Riedesel, Ingelheim, Kämmerer von Worms, Dietz, Cronenberg, Carben [Burggrafen von Friedberg]).[1]
75-97 Danach werden die Wappen elsässische Geschlechter (Zorn, Endingen, Mülheim, Röder von Diersburg, Reinbold Reinboeldichen [Burggrafen von Straßburg]) und anderer präsentiert, gelegentlich vermischt mit den Wappen anderswo Beheimateter (elsässischer, schwäbischer und schweizerischer, hessischer, fränkischer, bayrischer und sächsischer Geschlechter). Abschließend erscheinen Wappen bekannter Kölner Patrizierfamilien.[1]
97-102

„Die Seiten 97 bis 102 v. sind mit Ausschnitten aus gedruckten Almanachen des Erzstiftes Köln und der Bistümer Straßburg und Worms beklebt. Der erste ist der Kölner Almanach von 1578, es folgt ein Straßburger unter Bischof Johann IV., Grafen von ManderscheidW-Logo.png (1569-92), ein Wormser unter Bischof Georg von SchönenbergW-Logo.png (1580-95), endlich wieder ein Kölner unter Erzbischof ErnstW-Logo.png als Erwähltem (um 1583). Die Almanache, aus denen die Wappen ausgeschnitten und eingeklebt sind, enthalten 181 Wappen in Holzschnitten. Mehrere davon sind allerdings doppelt vorhanden.“

Hinten mehrere Blätter frei

Besonderheit

Auffällig ist, dass der oder die Urheber des Wappenbuchs teilweise Wappen nach ihrem Schildbild zusammenstellten, worauf Korn schon 1947 hinwies:

„Bemerkenswert ist, daß der Künstler mehrfach versucht hat, Gruppen von Wappen mit gleichen oder sehr ähnlichen Schildbildern zusammenzustellen. Dies ist besonders im zweiten Teil der Fall. Während die Gliederung von Wappenbüchern bislang nach Ständen oder nach Gebieten durchgeführt war, ist hier meines Wissens zum ersten Male versucht, eine Art Wappenbilderlexikon herzustellen und damit ein neues Prinzip bei der Gliederung durchzuführen. So stehen zum Beispiel zusammen die Wappen

  • von Arnfels, Dadenberg, Wassenberg, Arenthal (Adler),
  • Sponheim-Starkenburg und Honstein (Schach),
  • Wied und Oldenburg (in Gold zwei rote Balken),
  • Hanau und Ravensberg (Sparren),
  • Rappoltstein (in Silber drei rote Schildchen), Multzberg {in Rot drei silberne Schildchen), Thungen (in Gold drei blaue Schildchen), Schönenberg (in Rot sechs [3:2:1] weiße Schildchen), Schönenburg (sechs ebensolche rot in Gold).

In ganz besonderem Maße aber ist dieses Prinzip, der Anordnung im mittleren Teile des Wappenbuches zur Geltung gekommen, wo ganz systematisch mehrere große Wappengruppen vereinigt stehen,

  • zum Beispiel die mit dem schwarzen Balken in Silber, der von Beizeichen oder Figuren begleitet wird, mit 46 Einzelwappen hintereinander;
  • ihr folgt eine Gruppe von 14 Löwenwappen,
  • weiter eine solche mit dem bergischen Zinnenbalken mit 12 Einzelwappen (..),
  • und eine mit blau-gold geteiltem oder gespaltenem Schild (13 Wappen).

Auch Varianten innerhalb desselben Familienwappens und Varianten in bezug auf die Helmzier sind so zusammengestellt (..)“

Otto Korn (1947)[1]

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 Otto Korn: Das Beysselsche Wappenbuch. In: Düsseldorfer Jahrbuch. Vol. 44 (1947) S. 175-188.

Anmerkung

  1. 1,0 1,1 1,2 Auf diversen Seiten des Wappenbuchs befindet sich ein Stempelabdruck „Deutsches Staatsarchiv in Düsseldorf“ mit Reichsadler und mit Hakenkreuz Reichsadler Deutsches Reich (1935–1945).svg.