Claude-François Ménestrier

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Claude-François Ménestrier
Leseprobe

Claude-François Ménestrier (* 9. März 1631 in Lyon; † 21. Januar 1705 in Paris) war ein französischer Jesuit, Theologe, Philosoph und Heraldiker.

Leben

Menestrier trat 1646 in den Jesuitenorden ein. Bereits fünfzehnjährig lehrte er alte Sprachen und Rhetorik in Chambéry, Grenoble, Lyon und Paris. Als die Stadt Lyon ihm 1658 den Auftrag erteilte, die Festlichkeiten für den Besuch des Königs zu veranstalten, waren diese derart prunkvoll, dass er fortan die königlichen Visiten im ganzen Land zu organisieren hatte. 1669–1670 führte ihn eine Reise durch Deutschland und Italien, anschließend ließ er sich in Paris nieder. Von hier aus unternahm er zahllose Reisen zu Predigten durch Frankreich. Er verfasste insgesamt 83 Werke zu den verschiedensten Themen und zählte zu den brillantesten Köpfen des Königreiches im 17. Jahrhundert.

Heraldik

Ménestrier zählt nach Galbreath/Jéquier zu den großen Heraldikern des klassischen Jahrhunderts, die die heraldische Fachssprache „richtig“ und zu einem geschlossenen System entwickelt haben, wobei die französischen und anglonomannischen Blasonierungen (Wappenbeschreibungen) von ca. 1150 bis in das 15./16. Jahrhunderts als Vorlagen dienten.[1]

„Unseres Erachtens ist es grundsätzlich wichtig, in heute abgefaßten Beschreibungen ohne Zögern die Sprache anzuwenden, die in den verschiedenen Ausgaben der Méthode du blason des P. Ménestrier vorgezeichnet ist.“

D. L. Galbreath; Léon Jéquier: 1942/1990[1]

Die heraldische Fachsprache festigte sich nach den Veröffentlichungen von Ménestriers Schriften zunächst in Frankreich, gelangte dann über Philipp Jacob Spener auch in das deutschsprachig-geprägte Wappenwesen. Die beiden Gelehrten hatten sich zirka 1659 kennengelernt. Ménestriers beeinflußte das Schaffen Speners, indem er ihm seine Schriften zukommen lies. Gustav Adelbert Seyler bemerkt in diesem Zusammenhang:

„In Genf hatte er (gemeint ist „Spener“ -- Anmerkung der Redaktion) (wohl im Jahre 1659) Gelegenheit, den berühmten französischen Heraldiker Claude François Ménestrier kennen zu lernen, der von früher wusste, dass Spener ein Kenner deutscher Genealogien sei und nun mit ihm in einen gelehrten Briefwechsel trat. Gerade die Beziehungen zu den französischen Gelehrten mögen Spener bewogen haben, 1660 nach Lyon zu reisen, wo ihm der nur vier Jahre älterer Menestrier viel Wohlwollen bewies, ihn ermunterte seinen deutschen Mitbürgern auf heraldischem Gebiete die Fackel vorzutragen und ihm freistellte, seine Schriften, die er ihm schenkte, zu benutzen. Nach Strassburg zurückgekehrt, begann er die Wappenkunst zu dociren (da man lehrend am leichtesten lernt) indem er die den fränzösischen Schriften entnommenen Lehrsätze in angemessener Weise redigierte und der deutschen Art anbequemte (..)“

Gustav Adelbert Seyler (1885-1890)[2]

Ménestrier und Spener scheinen sich darin einig gewesen zu sein, der symbolischen Auslegung von Wappen eine nachrangige oder unnützte Bedeutung zuzumessen.

„Spener erhielt von dem französischen Jesuiten P. Claude Ménestrier, mit dem er in reger Verbindung stand, wertvolle Anregungen für seine Studien und brach mit den damaligen Ansichten, die Wappen nur symbolisch auszulegen, indem er sich den historischen Hintergründen der Entstehung der Wappen widmete.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[3]

Werke

Übersetzung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 291 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
  2. Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970.
  3. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 252 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Claude-François_Ménestrier“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 14. August 2017 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.