Staatswappen
Ein Staatswappen (englisch national coat of arms ‚Nationales Wappen‘) ist nach Gert Oswald ein „nationales Ehren- beziehungsweise Hoheitszeichen“.[1] Im Rahmen der politischen Symbolik wird ein Staatswappen zu den Staatssymbolen gezählt, die „zur Veranschaulichung und öffentlichen Darstellung eines Staates“ dienen.[2]
Abgrenzung
Staatswappen versus Reichswappen
Im 19. Jahrhundert benutzt Johann Georg Krünitz den Begriff „Staatswappen“ fälschlicherweise synonym zur Bezeichnung „Reichswappen“:
„Staatswappen, Reichswappen, das Wappen, welches die Herrschaft über ein Land anzeigt, sey es nun bei dem wirklichen Besitze desselben oder zur Behauptung der Ansprüche, die man daran zu haben vermeint, oder bloß zum Andenken des ehemaligen Besitzes etc.“
Die Gleichsetzung ist unkritisch, da sie weder zwischen ‚Staat‘ und ‚Reich‘, noch zwischen ‚Staat‘ und ‚Land‘ genau oder wissenschaftlich angemessen differenziert.
Staatswappen versus Landes-/Territorialwappen
In der Umgangssprache und bei manchen Autoren wird der Ausdruck „Staatswappen“ mit „Landeswappen“ beziehungsweise „Territorialwappen“ gleichgesetzt (oder in einem Verhältnis von Ober-/Unterbegriff dargestellt).[4] Streng genommen ist dies nicht korrekt, da Landes-/Territorialwappen im Gegensatz zu Staatswappen, die erst ab dem 15. Jahrhundert ihre Bedeutung erhalten, schon davor nachweisbar sind.
Staatwappen versus Staatsflagge
Im Gegensatz zu Staatsflaggen, die in ihrem Gebrauch vor allem durch die Verwendung als Fahne bestimmt sind, dient ein Staatswappen als Symbol des Staates in Form eines Wappenschilds, Siegels, Abzeichens und Ähnlichem, vorwiegend auf Druckmedien oder Plaketten. Nicht selten tauchen Staatswappen auf Dienstflaggen von Staatsbehörden und Streitkräften sowie Standarten von Staatsoberhäuptern auf.
Typen von Staatswappen
Heraldische Wappen
Die in Europa ältesten Staatswappen sind Wappen im heraldischen Sinne, das heißt, in ihrem Zentrum steht die symbolische Repräsentation des Staates auf einem Schild, der von verschiedenen weiteren Symbolen, z. B. Schildhalter, Helmzier oder Spruchbändern begleitet sein kann. Ihr Ursprung liegt in den Schilden des mittelalterlichen Rittertums.
Wappen der neueren Heraldik
In unkonventioneller Anlehnung an das frühe und blühende Wappenwesen (ca. 11. bis 15. Jahrhundert) wurden spätestens in der Moderne der Heraldik (ab ca. 1850 bis dato) peu á peu viele Staatswappen gestaltet, die, streng genommen, unheraldisch sind, weil sich ihre Ausgestaltung nicht mehr an den heraldischen Regeln orientiert und beispielsweise Wappenfiguren oder Wappenschilde gebraucht, die im mittelalterlichen Rittertum nicht bekannt oder ungebräuchlich sind.
Wappen Hongkongs (1959-1997)
Staatssiegel
Ein weiterer Gestaltungstyp ist der des Staatssiegels. Siegel dienten ursprünglich dem beglaubigten, unfälschbaren Verschluss von Urkunden oder Briefen und wurden oft mit einem Stempel in Wachs oder ähnliche Materialien geprägt. Ein Siegel ist sehr häufig kreisrund und selten mehr als einfarbig, Staatswappen die auf Siegeln beruhen, sind oft kolorierte Versionen dieses einfarbigen Siegels.
Staatsemblem
Unter dieser Bezeichnung kann man jedes weitere Hoheitszeichen fassen, das keinem der oben genannten Typen zuzuordnen ist. Ein Staats-Emblem kann im Sinne einer Plakette gestaltet sein oder ohne festgelegte Form ein beliebiges staatliches Symbol darstellen.
Ostasiatische Embleme
Das japanische Pendant zu einem Wappen ist das Mon (jap. 紋, „Zeichen“ oder „Emblem“), das mit den Wappen im heraldischen Gebrauch der westlichen Welt vergleichbar ist. Die meisten Mon sind einfarbig und zeigen die stilisierte Darstellung einer Pflanze oder eines Tiers in einem umrandeten Kreis. Ähnlich gestaltet sind die Wappen weiterer ostasiatischer Staaten. Das Wappen der Volksrepublik China kombiniert die kreisrunde Form mit sozialistischen Wappenmotiven.
Staatswappen sozialistischen Typs
Nach dem Vorbild des Wappens der UdSSR wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Staatswappen gestaltet. Sie bestehen regelmäßig aus einem beinahe kreisrunden Bild, das häufig Landschaftsformen (Berge, Täler, Gewässer) und fast immer eine aufgehende Sonne und einen fünfzackigen Stern beinhaltet, oft verbunden mit einem Emblem aus Fortschritts-, Arbeits- oder Kampfsymbolen (Zahnkranz, diverse Werkzeuge oder Waffen), umgeben von einem Kranz aus floralen Elementen, an dem ein Spruchband mit dem nationalen Motto angebracht ist. Viele dieser Wappen wurden nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Sowjetunion in den 1990er Jahren durch heraldische, meist ältere ersetzt. Das Wappen von 1948 des nicht kommunistischen Italien besteht bis heute; das Wappen Nepals, das nach dem Ende des nepalesischen Bürgerkriegs zwischen dem monarchischen Staat und der kommunistischen Partei 2006 eingeführt wurde und die neue Einigkeit im Land widerspiegeln soll, ist ebenfalls nach diesem Muster gestaltet.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 374 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ Bovermann, R. (2021): Staatssymbole. In: Andersen, U., Bogumil, J., Marschall, S., Woyke, W. (eds) Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden, 2001. S. 868-873. (doi:10.1007/978-3-658-23666-3_157)
- ↑ Artikel „Staatswappen“, in: Johann Georg Krünitz: Ökonomisch-technologische Enzyklopädie, Band 166 (1837).
Staatsverwaltung - Staatswirthschaft
. S. 398. Elektronische Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier: kruenitz.uni-trier.de. - ↑ Vgl. stellvertretend:
Alfred Zappe: Grundriss der Heraldik. Limburg an der Lahn, 1971. S. 93. und 100.
„Staatswappen siehe »Territioralwappen«
Territioralwappen – Staatswappen: In diesen sind oft die Wappen der einzelnen, früher selbständigen Landesteile aufgenommen (..)“
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Staatswappen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 09. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.