Erhöhte und erniedrigte Schrägteilungen

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Konstruktion Schräg(rechts)teilungen
 
Erniedrigt
 
Normalform (gemein, gewöhnlich)
 
Erhöht
Erhöhte Schrägteilung im Wappen von Bosnien und Herzegowina

Erhöht beziehungsweise erniedrigt heißt eine Schräg(rechts)teilung oder eine Schräglinksteilung, wenn sie parallel zu ihrer gewöhnlichen Darstellung im Wappenschild/Feld nach oben („höher als gewöhnlich“) beziehungsweise unten („niedriger als gewöhnlich“) gerückt erscheint. Der Anfangspunkt der erhöhten/erniedrigten Schräg(rechts)-/Schräglinksteilungen liegt dabei nicht exakt im jeweiligen oberen Schild-/Feldwinkel und die Schräge ist nicht durch die Schild-/Feldmitte „von der Oberecke zur gegenüberliegenden Unterecke“ nach unten gezogen. In Wappenbeschreibungen finden sich für entsprechende Motive viele Ausdrücke, unter anderem:

dt.: (einmal ...) engl.
„... erniedrigt schräg[-rechts] geteilt“ party per bend abased
„... erniedrigt schräglinks geteilt“ party per bend abased sinister
„... erhöht schräg[-rechts] geteilt“ party per bend enhanced
„... erhöht schräglinks geteilt“ party per bend enhanced sinister

Darstellung

Schrägteilungen/Schräglinksteilungen können wie andere Heroldsbilder exzentrisch im Schild/Feld liegen (vergleiche: rechter/linker Schräghauptbalken, rechter/linker Schrägfußbalken et cetera). Sind sie gegenüber der Normalform parallel bei gleichbleibendem Schrägteilungswinkel von 45 Grad etwa um die ½ einer Schrägbalkenhöhe aus der Mitte nach unten oder oben verschoben, so daß sie nicht mehr exakt die obere/untere Schild-/Feldecke und die Schild-/Feldmitte treffen, spricht man von „erniedrigten“ oder „erhöhten“ Schrägteilungen/Schräglinksteilungen. Die Diagonale einer erniedrigten Schräg(rechts)-/Schräglinksteilung sollte ihren Ausgangspunkt in etwa am rechten/linken Schildrand auf der Höhe eines Schildhaupts haben; die Diagonale einer erhöhten Schräg(rechts)-/Schräglinksteilung dagegen in etwa am oberen Schildrand auf Breite der rechten/linken Flanke. In der neueren Heraldik sollten erhöhte oder erniedrigte Schrägteilungen wohldefiniert gemeldet werden. Noch weiter nach oben verlagerte Schrägteilungen bilden das rechte oder linke Schrägeck, im unteren Teil das Schildes das rechte oder linke Schräguntereck. Je nach Schildform eines Wappensaufrisses müssen diese Heroldsbilder nicht mathematisch-geometrisch exakt gestaltet sein, sondern können zugunsten Gesamtharmonie mit kleinere Abweichungen (z. B. beim Winkel oder beim Start-/Endpunkt einer Diagonalen) aufgerissen werden; signifikante Abweichungen sind jedoch mit den Mitteln der heraldischen Terminologie anzuzeigen.

Historischer Gebrauch

Wappen von Rorenstat/Rärenstat
 
1450-1480: Korrekte Schrägteilung (gerade Diagonale, Anfangspunkt im oberen Schildwinkel)
(nach Scheiblerschen Wappenbuch)
 
etwa 1475–1500: Schrägteilung im Sinne der harmonischen Gestaltung gebogen und wg. der Schildform einen Tick erniedrigt
(nach Wernigeroder Wappenbuch)

In der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens waren systematische Wappenbeschreibungen nicht gebräuchlich beziehungsweise irrelevant. Eine Schrägteilung ordnet sich damals in der Darstellung den physischen Gegebenheiten des jeweiligen Waffenschilds beziehungsweise einer harmonischen Gestaltung unter; mathematisch-geometrisch exakte Schrägteilungen und Unterschiede beispielsweise zwischen geraden und gebogenen Linien waren zweitrangig, solange der Zusammenhang zwischen Wappen und Wappenführendem gegeben war und vom Betrachter apperzipiert werden konnte.

Als der Waffenschild als Schutzwaffe seine ursprüngliche Funktion endgültig verliert beziehungsweise mit dem Aufkommen von missverstandenen Schildesformen („Renaissance-Schilden“) und Kartuschen kann zunehmend ein unsystematischer, verspielter oder „modischer“ Umgang mit der Gestaltung einer Schrägteilung beobachtet werden. In Wappen beispielsweise, denen als Schildform eine Tartsche zugrunde liegt, wo die oberere Schildecke durch eine Speerruhe gebrochen sein kann, beginnt die Schrägteilung mal oberhalb, mal unterhalb, mal „in“ der Mitte der Speerruhe (wobei der obere Anfang der Schrägteilung bis zu einem gedachten rechten Winkel außerhalb des Schilds verlagert ist). Es scheint in dieser Periode des Wappenwesens keine Rolle zu spielen, in welchem Winkel die Schrägteilung verläuft, ob sie gerade oder gebogen gezogen ist, ob sie exakt in der oberen Schild-/Feldecke beginnt oder nach oben oder unten verschoben erscheint. Beispielsweise fällt in den nachstehende Aufrissen die Schrägteilung im Wappen Caponi unterschiedlich aus, je nachdem wie die Darstellung praktisch „gefälliger“ anmutet:

Vermutlich aus Unkenntnis oder aus laienhafter Auslegung heraldischer Regeln finden sich bei Hoheitszeichen oder in der heutigen Kommunalheraldik ebenfalls Wappenaufrisse mit einer erhöhten/erniedrigten „Schrägteilung“, obwohl im Blason des jeweiligen Wappens von einer „Schrägteilung“ oder ähnlichem die Rede ist.

Weblinks

Commons: Einmal erniedrigt schräglinks geteilt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Einmal erniedrigt schrägrechts geteilt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wappenbeschreibung: „Von Grün und Silber (weiß) unter einem silbernen (weißen) Wellenbalken schräg geteilt. Im grünen Feld ein springendes silbernes Pferd, im silbernen Feld ein grüner Eichbaum; § 2 der Hauptsatzung der Gemeinde Herzebrock-ClarholzW-Logo.png.“