Tarak Tamga
Tarak Tamga | |
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Versionen | |
![]() Parawappen/Emblem der Krimtataren ![]() | |
Details | |
Benutzung | Giray-Dynastie![]() Khanat der Krim ![]() Krimtataren ![]() |
Das Tarak Tamga (krimtatarisch taraq tamğa ‚Tarak Tamğa‘; ‚Kamm-Tanga, Kamm-Zeichen‘) ist das tartarische Clansymbol der Giray/Girej-Dynastie
, die über das Khanat der Krim
von dessen Gründung 1427 bis zu seinem Ende 1783 herrschte.
Tamgas fanden nach Neubecker als „Hauszeichen“[1] beziehungsweise als gemeine Figur Eingang in das Wappenwesen.
Geschichte
Nach Akchokrakly wurden tatarische Tamgas auf der Krim als eine Art Clan-/Stammkennzeichnung verwendet. Man brachte sie sowohl auf Grabsteinen, als auch auf Feld- und anderen Steinen an (beispielsweise um ein Gebiet als Weideland eines bestimmten Clans zu kennzeichen) und brannte sie Rindern auf („Brandzeichen“). Tamgas finden sich auch auf Münzen, Bannern, Teppichen, Etiketten und anderen Gegenständen und Dokumenten.[2] Die Herkunft der Tamgas ist unklar beziehungsweise legendär. Einige Forscher gehen davon aus, dass Tamgas schon in alter Zeit bei den Turkvölkern
gebräuchlich waren.[2]
In der Literatur wird kolportiert, dass der Gründer des Krim-Khanats Hacı I. Giray († 1466) der erste war, der das „Tarak Tamga“ verwendete; es soll anschließend angeblich als ein Symbol der Macht des Khans
genutzt worden sein.[3][2] Wie andere Tamgas ist das Tarak Tamga auf Fassaden und Fresken von öffentlichen Gebäuden und Palästen abgebildet, erscheint auf Münzen et cetera.
Darstellung
Das Tarak Tamga erscheint wie eine Sprosse (Balken, Querbalken) mit drei symmetrischen Schäften (Ansätzen), die stets senkrecht nach unten herab gerichtet sind, die äußeren Schäfte um eine Sprossenhöhe kürzer als der mittlere Schaft, der rechte Schaft mit einer einer nach rechts, die linke mit einer nach links gerichteten Fußendenhalbsprosse, der mittlere mit einer (beidseitigen) Fußendensprosse.
Die Gesamtfigur ähnelt entfernt einer stilisierten Waage, einem gestürzten „Kamm“, einem ebensolchen Dreizack (mit Sprossen statt Spitzen) beziehungsweise einem dreilätzigen Turnierkragen mit Fußenden(halb)sprossen an jeder Lätze; das Tarak Tamga sollte aber mit diesen und ähnlichen Wappenfiguren nicht verwechselt werden.
Tarak Tamga im Wappenwesen
Dass Tamgas im Allgemeinen Eingang in das Wappenwesen fanden, ist unstrittig. Beispielsweise erscheint auf polnischen Landkarten des 16. Jahrhunderts die Darstellung einer Tamgafigur in einem Wappenschild der Kleinen Tartarei, die zum Khanat Krim
gehörte.
Wann und warum das spezifische Tarak Tamga im Wappenwesen Fuß fasste, wer es als gemeine Figur führte et cetera, ist Stand heute (2022) dagegen nicht fundiert wissenschaftlich untersucht und aufgeklärt.
Tarak Tamga im Parawappen der Krimtataren
Das spezifische Tarak Tamga findet sich heute als gemeine Figur im (paraheraldischen) „Wappen der Krimtataren“ (krimtatarisch
Qırımtatar tamğası; ukrainisch Герб кримських татар: in Blau ein goldenes Tarak Tamga). Erstmals wurde das Tarak Tamga in der Zeit zwischen dem Dezember 1917 und dem Februar 1918 als ein nationales Symbol der Krimtataren verwendet (nach einem Kongress, an dem die Unabhängigkeit der Krim proklamiert und ein Regierungsdirektorium gewählt wurde). Nach einem massiven Rückführungsprozess der Krimtataren aus dem Exil in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurden die blauen Wappen und Banner mit dem goldenem Tarak-Tamga einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als sie von Krimtataren bei Kundgebungen, Demonstrationen und Streikposten präsentiert wurden.
Tarak Tamga im polnischen Wappenwesen
Wappen (Herby) des polnischsprachigen Wappenkulturraums zeigen gelegentlich Figuren, die Tamgas ähneln. Beispielsweise findet sich im Herb Albijewicz eine Wappenfigur tatarischen Ursprungs, die vermutlich eng an das spezifische Tarak Tamga angelehnt ist.
Etliche Herby anderer Wappengemeinschaften scheinen auf den ersten Blick ebenfalls ein Tarak Tamga im Schild zu führen, doch bei genauerem Hinsehen unterscheiden sich ihre Wappenfiguren von einem Tamga und werden in der Literatur gewöhnlich nicht als Tamga beschrieben, sondern beispielsweise als „Kirchenfahne mit drei Lätzen“ und anderes mehr:
- Herby, deren Wappenfigur dem Tarak Tamga entfernt ähnelt (Auswahl)
Tarak Tamga im moldauischen Wappenwesen
Im Wappen Rajon Taraclia (Republik Moldau
) erscheint im unteren roten Feld eine Wappenfigur, die einem goldenen Tarak Tamga ähnelt (ob das Wappenmotiv tatsächlich an das spezielle Tarak Tamga angelehnt ist, ist der Redaktion nicht bekannt).
Wappen Rajon Taraclia
, Republik Moldau
)
Trivia
In der glagolitischen Schrift ähnelt der Buchstabe „As“
Ⰰ
dem Tarak Tamga; vermutlich lehnt sich dieser Buchstabe aber nicht an das Tarak Tamga an, sondern an ein Kreuzzeichen oder ein hebräisches Aleph א
.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Neubecker, Ottfried: Heraldik. Wappen - ihr Ursprung, Sinn und Wert. Battenberg Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-275-5, S. 138 (© EMD-Service für Verleger. Luzern, Schweiz 1990. Deutsche Ausgabe: Genehmigte Lizenausgabe. Titel der amerikanischen Ausgabe: Heraldry. Sources, Symbols and Meaning.).
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Акчокраклы Осман
: Татарские тамги в Крыму (Мат-лы науч.-этногр. экспедиции по изучению татар. культуры в Крыму, 1925) // Изв. Крымского педагогического института. 1927. Band. 1. S. 32-47 (russisch; Digitalisat; Osman Nuri-Asanovich Akchokrakly: Tatarische Tamgas auf der Krim [Materialien der wissenschaftlichen und ethnographischen Expedition zum Studium der tatarischen Kultur auf der Krim])
- ↑ Otto Retowski
: Die Münzen der Gireï. 1905