Geviert
Geviert (auch „quadriert“, frz. écartelé, engl. quarterly) heißt in der Heraldik allgemein der Wappenschild bzw. die gesamte Schildfläche („Feld“), eine bestimmte kleinere Teilfläche davon („Platz“) oder eine Wappenfigur, wenn sie durch unterschiedliche Tingierung mit mindestens vier farblich geschlossenen Teilflächen mit (senkrecht und waagerecht verlaufenden) wohlgeformten Begrenzungslinien dargestellt wird.
Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff als Schildteilung ein spezifisches Heroldsbild, bei dem auf der senkrechten und der waagerechten Mittelachse eines Wappenschildes vier unterschiedlich heraldisch tingierte Farbflächen mit wohlgeformten Begrenzungslinien aneinander grenzen (z. B.: geviert von Silber und Schwarz).[1]
Darstellung
Die als Vierung beziehungsweise Quadrierung bekannte Aufteilung des Wappenschildes in vier Farbflächen erfolgt durch die einmalige Spaltung und Teilung, das ist die senkrechte und waagerechte Zerlegung in vier unterschiedlich tingierte Plätze oder Felder, wobei die gegenüberliegenden in der Regel die gleiche Farbe haben. Das so gegliederte Wappen der Hohenzollern ist das bekannteste: „Geviert in Silber/Schwarz“.
„Geviert (Tafel IV. Figur 100.) (abgekürzt: „gev.“) oder quadriert (abgekürzt: „qu.“ oder „quadr.“) sagt man, wenn ein Schild durch eine senkrechte und eine waagerechte Linie in vier gleiche Theile getheilt also: gevier(e)t (nicht: geviertet) ist. Man benennt bei der Beschreibung die Theile, indem man mit dem oberen rechten Viertel beginnt, dann das obere linke, dann das untere rechte, schließlich das untere linke, oder wenn es nur zwei Farben sind, die obere rechte, dann die ober linke, wobei sich von selbst versteht, das das untere rechte Feld die Färbung des oberen linken, das untere linke Feld die des oberen rechten hat, also (z. B.): (..) geviert von Silber und Schwarz. Ist dem gevierten Schilde ein Herzschild auferlegt, so ist dies vor der Meldung der in Feld I bis IV eventuell vorhandenen Figuren zu sagen. Also z. B.: geviert mit (rotem) Herzschild (und so weiter), dann erst: im ersten schwarzen Felde ein (?) und so fort.“
Geviert von Schwarz und Silber (Graes)
Wappen der Freiherren von Boyneburg-Lengsfeld
Geviert von Silber und Blau (Wappen Blomfelt)
Geviert von Blau und Silber (Wappen La Tourette-Cabardès)
Wappen des Stammes Boemelburg bei Spießen
Von Rot und Silber geviert (Wappen von Radolfzell-Liggeringen)
Von Silber und Rot geviert (Wappen von Chamoson)
Geviert von Gold und Rot (Braunau TG)
Geviert von Rot und Gold (Wängi)
Geviert von Blau und Gold (Wappen derer von Boyneburgk, Stamm B, Boemelburg)
Geviert von Gold und Schwarz (Wappen Aix-Noulette)
Geviert von Schwarz und Gold (Vielmur-sur-Agout)
Geviert von Rot und Blau (Villefranche)
Wappenvereinigung
Die Vierung ist eine der möglichen Methoden der Zusammenfügung von zwei oder mehreren Wappen (Wappenvereinigung). Diese Methode ist um 1230 erstmals nachweisbar in spanischen Wappen. Die Besonderheit besteht in der Farb- und Inhaltsgleichheit der Wappenfelder eins und vier, sowie zwei und drei. Bei der Wappenvereinigung wiederholen sich gewöhnlich in den gegenüberliegenden Feldern die Heroldsbilder und/oder gemeinen Figuren der jeweiligen Einzelwappen. In der Wappenbeschreibung oder Blasonierung wird mit geviert oder quadriert diese Stellung erklärt.
1. Wappen | 2. Wappen | Ergebnis | |||
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Verschränkung mittels Vierung |
Die immer häufiger erfolgten Wappenvereinigungen machten eine sogenannte Wiederquadrierung erforderlich. Hier erfolgte die weitere Teilung der gevierten Felder, so dass es bald bei vielen Wappen zu Unübersichtlichkeiten führte. Auch die zusätzliche Spaltung und Teilung zu sechs Feldern gehört in dieses Heroldsbild. Dabei stimmten erstes, drittes und fünftes einerseits und zweites, viertes und sechstes Feld andererseits überein.
Begrifflich gleich und in der Darstellung anders ist die Mittelvierung. Hier ist in einem Wappen ein quadratisches Feld mittig im Schild angeordnet und zeigt andere Heroldsbilder.
Variationen
Schrägquadrierung/Schrägvierung
Erfolgt die Aufteilung in vier Felder durch diagonale Teilung, liegt eine Schrägquadrierung/Schrägvierung vor. Dabei wird zuerst die oberste Farbe genannt, dann die heraldisch rechte (vordere), die heraldisch linke (hintere) Farbe und zuletzt die Farbe am Schildfuß.
Obereck, Ort, Freiviertel
Quadrate am oberen Schildrand, die auf auf etwa 2/7 bis 1/3 der Schildhöhe und -breite geschrumpft sind und sich im Entwurf nicht aus der Vierung, sondern aus dem Schildhaupt oder einem Kreuz ableiten, werden je nach Lage Ort, rechtes oder linkes Obereck/Freiviertel genannt (auch die Bezeichnung kleine Vierung ist gebräuchlich). Man nutzt diese exponierte Feldstellung, um Beizeichen hier einzufügen. Die Seite, an der das Viereck sich befindet, muss gemeldet (beschrieben) werden.
Freieck/Lichteck
Eine Vierung mit einem sehr kleinen Feld in einer der oberen Wappenecken im Schildhaupt ist die sogenannte Freiecke, auch Lichteck oder lediger Winkel genannt.
Galerie
oben rechts eine rote Vierung (Freiviertel)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Vgl. WBO 0231 in: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). - ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Vierung_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 25. April 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.