Griechisches Kreuz
Das Griechische Kreuz (in der Heraldik manchmal auch Freikreuz, freigestelltes Kreuz, gekürztes Kreuz, abgekürztes Kreuz, schwebendes Kreuz, abgeledigtes Kreuz und anderes mehr genannt; französisch croix alesée; englisch cross couped) leitet sich aus dem gemeinen Kreuz ab. Es ist, im Gegensatz zum Lateinischen Kreuz, aus vier gleich langen Kreuzarmen gebildet, dessen vier Enden nicht die vier Schildränder berühren.
Darstellung
Das Griechische Kreuz ist eine Grundform der Kreuze, aus der sich etliche weitere Kreuzformen ableiten (Jerusalemer Kreuz, Wiederkreuz, Kruckenkreuz, Radkreuz, Tatzenkreuz, Tolosanerkreuz u. a.). Im Gegensatz zum ‚Gemeinen Kreuz‘ berühren die Kreuzarme des ‚griechischen Kreuzes‘ in der Regel beziehungsweise in der Heraldik des deutschsprachigen Kulturraumes nicht die Schildränder.
„Schwebendes Kreuz (Tafel VI. Figur 11.): (auch griechisches oder Freikreuz ist ein Kreuz, dessen Arme die Schildränder nicht berühren.“
Das Griechische Kreuz kommt zum Beispiel im Wappen des Königreichs Griechenland, im Wappen Maltas und in den Hoheitszeichen der Schweiz vor.
„(..) Das Schweizer Kreuz (Silber in Rot), das Genfer Kreuz (Rot in Silber), das Hellenische Kreuz (Silber in Blau) haben die Form wie hier gegeben.“
Streng genommen (beziehungsweise nach der heraldischen Terminologie des deutschsprachigen Wappenkulturraums) erscheint im aktuellen Staatswappen von Griechenland (Stand 2022) kein griechisches Kreuz, da alle Kreuzarme bis zu den Schildrändern reichen und damit ein gewöhnliches Kreuz vorliegt.
Wappen Griechenlands mit gemeinem Kreuz (Stand 2022)
Derivate des griechischen Kreuzes
Das griechisches Kreuz kann in der Heraldik, wie das gemeine Kreuz, abgewandelt werden und erscheint in mehreren Formen (unterschiedliche Ausbildung der Begrenzungslinien, der Kreuzfläche, der Enden der Kreuzarme et cetera). Bezüglich der heraldischen Farben gibt es keine Beschränkung. Es kann wie andere Kreuze auch nach seiner Figur oder in einer besonderen Art (eckig bzw. mittendurchbrochen, rund bzw. durchbohrt, rautenförmig) durchbrochen sein.
„Schwebendes mittendurchbrochenes Kreuz (Tafel 6. Figur 12.) (..) Dies Kreuz hier ist noch in der Mitte mit Rosen belegt, oder man könnte auch einfacher sagen: im silbernen mit 5 grünen Rosen (2. 1. 2.) belegten Felde ein mitten durchbrochenes schwebendes grünes Kreuz, denn die mittlere von 5 Rosen zu 2. 1. 2. muss im Herz des Schildes, folglich an der Ausbruchstelle des Kreuzes stehen. Figur 13. heisst: schwebendes runddurchbrochenes oder durchbohrtes Kreuz.“
Griechisches Kreuz in der Architektur
In der Architektur spielt das griechische Kreuz als Grundriss eine bedeutende Rolle. Beispielsweise ist der Zentralbau vieler Kirchen im Osten (orthodoxe Kirchen) nach einem griechischen Kreuzplan konzipiert. Auch im westlichen Europa entstanden auf dem Grundriss des griechischen Kreuzes etliche Zentralbauten großer Bauwerke.
Beispiel für Griechisches Kreuz im Kirchenbau (rechts daneben ein Lateinisches Kreuz)
Griechisches Kreuz bei Steinkreuzen
Die Kreuzform mit vier gleichlangen Armen kommt mehr oder weniger auch bei Steinkreuzen zur Anwendung (sieht man vom unteren Kreuzarm ab, der im Boden steckt und oftmals ein wenig länger ausgeführt ist).[3]
Symbolik
Das griechische Kreuz mit vier gleichlangen Armen entspricht dem jungsteinzeitlichen Zeichen für die vier Himmelsrichtungen.[4]
Paraheraldik
Das griechische/schwebende Kreuz findet sich auch in der Paraheraldik. Beispielsweise übernahm Henri Dunant es aus dem schweizerischen Wappen als Symbol für das „Rote Kreuz“.
Wappenbilderordnung
- Das schwebende Kreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt III. Stellung im Schilde (oder Felde) bei einen oder mehreren Figuren der gleichen Art unter der Nr. (0300)-361 aufgenommen.
Schriftzeichen
In Unicode ist das fette griechische Kreuz enthalten als U+271A heavy greek cross.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 36. Tafel 6. Figur 12. und 13. Reprint on Demand. Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Denkmal-Typographie: Steinkreuze. Sühnekreuzformen auf www.suehnekreuz.de (abgerufen am 20. Mai 2018).
- ↑ Kreuz. In: Sachwörterbuch der Weltmalerei. Kindlers Malereilexikon, S. 11651 (vgl. KML Bd. 6, S. 422)