Gemauert

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[..] gemauert
(Beispiel „Balken“)
 
Gemeiner Balken
 
Schwarzgemauerter roter Balken

Mit dem Ausdruck Gemauert (auch gemauret[1], gefugt, gesteint und anderes mehr genannt; lateinisch iunctus oder mūrējums; französisch maçonné, massoné oder muraillé; englisch masoned, masonry, masony oder ähnlich) sowie in Verbindung mit einer heraldischen Farbangabe nach dem Schema [Farbname]-gemauert (zum Beispiel schwarzgemauert, rotgemauert et cetera) bezeichnet man im Wappenwesen diejenigen Wappenfiguren (Heroldsbilder, gemeine Figuren und so weiter), die unabhängig von ihrer eigentlichen Tinktur mit einem flächenfüllenden Mauerwerksmuster geschmückt sind, welches in der Gestaltung an eine faktische Steinmauer mit mehreren Reihen gegeneinander versetzter, quaderförmigerW-Logo.png Mauersteine angelehnt ist.

Schwarzgemauert nennt man diejenigen Teilungen und Figuren, welche in ihrer Tinktur und unbeschadet derselben mit starken schwarzen, mauersteinartigen Strichen mit verwechselten Fugen (..) gemustert sind (..)“

schwarz gemauert, gemauert: diejenigen Teilungen oder Figuren, in deren Tinktur sich ein mit schwarzen Strichen angedeutetes Mauerwerk mit schwarzen Fugen befindet (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[3]

„Gemauert“ als Gestaltungselement

Gemauert Ungemauert
Armorial Bellenville Zinnenschnitt.jpg
Coat of arms hi tibier 01.jpg
Wappen hi tibier (Scibor z Prawda, Gouverneur von Sanok tibie)
alternative Beschreibung
Wirsberg-Scheibler357ps.jpg
Wappen von WirsbergW-Logo.png
KnutbyVapen1801.jpg
Wrangeli vapp-epitaaf.jpg
Totenschilde von WrangelW-Logo.png (ca. 16./17. Jhr.)
  • Links: Mit erkennbaren Mauerwerksfugen
  • Rechts: Ohne Mauerwerksfugen

Manche Wappentheoretiker kolportieren, dass es Merkmale gibt, die wesentlich für eine Mauerfigur sind. Beispielsweise stellt der Heraldiker Maximilian Gritzner 1889 die Hypothese auf, dass zur Bezeichnung Mauer gehört, dass sie „deutlich erkennbare Mauerstriche“ zeigt.[4] Dem steht entgegen, dass in Früh-/Blütezeit des Wappenwesens deutlich hervorgehobene Mauerwerksfugen in Wahrheit kein wesentliches Bestandteil für einer Mauerfigur sind, sondern eine graphische Spielerei, wie man anhand der Quellen und der überlieferten Wappendarstellungen zu etlichen uradligen Geschlechtern leicht beweisen kann.

Beispielsweise wurden die „Mauerfiguren“ im Wappen von WrangelW-Logo.png („Zinnenbalken“) und im Wappen des uradligen fränkischen Adelsgeschlechts von WirsbergW-Logo.png („Zinnenteilung“) de facto im Laufe der Jahrhundert in vielen Abweichungen aufgerissen und es ist ohne Bedeutung und für die Wiedererkennung der Wappen nicht wesentlich, ob diese Schildbilder in der einen Quelle mit, in der anderen ohne Mauerwerk dargestellt sind.

Dass die Verwendung von MauerwerksfugenW-Logo.png manchmal nur eine graphische Spielerei ohne heraldische Bedeutung ist, vergleichbar einer Damaszierung oder eine Schattenfarbe, mit anderen Worten: ein aufgebrachtes flächenfüllendes Muster, um eine größere leere Fläche eine Mauerfigur zu füllen, ist keine neue Erkenntnis. Curt Oswalt Edler von Querfurt wies darauf schon 1872 hin und Gert Oswald wiederholte es im 20. Jahrhundert.[2][3]

Schwarzgemauert (..) was der Damaszierung (..) und auch der »Schattenfarbe« (..) sehr verwandt sein dürfte (..)“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[2]

schwarz gemauert, gemauert (..) Diese Art der Darstellung ist der Schattenfarbe und der Damaszierung ähnlich.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[3]

Entsprechend dieser Einschätzung sind auch weitere heraldische Gestaltungselemente (wie zum Beispiel geschuppt) mit dem Mauerwerksmuster „verwandt“.

Farbgebung

Unten: Schwarze Mauer mit silbernen Fugen; wachsend roter Backsteinturm mit schwarzen Fugen (AlstätteW-Logo.png)

Bei zeichnerischen bzw. grafischen oder malerischen Wappenaufrissen werden das Mauerwerksmuster respektive die Fugen gewöhnlich mit schwarzen Konturstrichen angedeutet („schwarzgemauert“); gleichwohl sind auch andere heraldischen Farben spätestens seit der Blütezeit der Heraldik gebräuchlich, die entsprechend in einer Wappenberschreibung gemeldet werden sollten (silbergemauert, goldengemauert, rotgemauert und so weiter).

„(..) Bei der Bezeichnung »schwarz« in dem Terminus »schwarzgemauert« wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Konturen der Wappendarstellungen mit schwarzen Strichen bewirkt werden. Wollte sich jedoch Jemand ein derartiges Wappen etwa mit roter oder blauer Tinte zeichnen, so kann er diese spezielle Zeichnung auch als rot- oder blaugemauert ansprechen. Das versteht sich von selbst.“

Cave: Es ist möglich, dass der unsystematisch aus der Umgangssprache abgeleitete Ausdruck „(schwarz-)gemauert“ zu vage für eine Wappenbeschreibung ist. Beispielsweise kann eine schwarze Wappenfigur zwar „gemauert“ erscheinen, aber aus verständlichen Gründen niemals „schwarzgemauert“ sein (die Mauerwerksfugen wären hier nicht sichtbar) – was die Frage aufwirft, in welcher Farbe die Konturen/Fugen dieser „gemauerten, schwarzen Wappenfigur“ zu gestalten sind. Tatsächlich empfiehlt es sich, in solchen Fällen möglichst genau das Mauerwerk und seine Farben zu beschreiben, beispielsweise in der Form: „silbern gefugt gemauerte, schwarze Burg“.

Muster: Ein mittlerer Läuferverband, bei dem zum seitlichen Abschluss halbe Steine verwendet werden (zur Verdeutlichung hier rot; in der Heraldik gewöhnlich nicht andersfarbig tingiert), ist der „normale“ Mauerwerksverband einer Mauerfigur.
Schleppender Läuferverband
Binderverband
Blockverband
Kreuzverband
Märkischer Verband
Flämischer Verband
Gotischer Verband
Schlesischer Verband
Wilder Verband
Amerikanischer Verband
rat-trap-Verband

Mauerwerksverband von gemauerten Figuren

In einer Wappenbeschreibung wird der MauerwerksverbandW-Logo.png in der Regel nicht angesprochen und die gemauerte Figuren erscheinen mit einem mittleren Läuferverband (die Mauersteine sind in Längsrichtung der Mauerflucht mit jeweiligem Versatz der nächsten Schar um eine halbe Länge angeordnet; am Ende einer jeden zweiten Reihe befindet sich ein 1/2 Stein, um versetzte Stoßfugen zu erreichen). Andere Mauerwerksverbände (Binderverband, Blockverband, Kreuzverband, Märkischer/Wendischer Verband, Holländischer Verband, Flämischer Verband, Gotische/Polnischer Verband, Schlesischer Verband, Wilder Verband Amerikanischer Verband et cetera) sind, falls sie wesentlicher Bestandteil einer gemauerten Wappenfigur sein sollen, ausdrücklich zu melden.

Gemauerte Schilde, Felder und Heroldsbilder

Im Allgemeinen ist es möglich, dass ein Feld, ein Heroldsbild, selbst ein einfarbiger Wappenschild ohne Wappenfigur (= „lediger Schild“) „(schwarz-)gemauert“ erscheint. Beispielsweise könnte ein „Schild ledig von Silber“ und „schwarzgemauert“ sein. Es sollte stets in einer Wappenbeschreibung angezeigt werden, wenn das Mauerwerk nicht nur „durchsichtig“ erscheint, so dass an jeder Stelle die Schild-/Feldfarbe zu sehen ist, sondern mehrfarbig tingiert ist (beispielsweise ist zu melden, wenn der Schild „in Silber und Rot schwarzgemauert“ tingiert ist oder wenn durch mehrere heraldische Farben ein bestimmter Mauerwerksverband zu gestalten ist).

Nicht gemauert Gemauerte Wappenflächen
CoA sample 300x350.svg
Go-next-grey.svg
Muster-Schild-schwarz-gemauert.png
Go-next-grey.svg
Muster-In-Silber-und-Rot-gemauert-01.png
Schild ledig von Silber Schwarzgemauerter Schild ledig von Silber
(nach Gert Oswald)[3]
In Silber und Rot (schwarz-)gemauert
(nach Gert Oswald)[3]

Gemauerte gemeine Figuren

Gemeinhin ist der Terminus ‚gemauert‘ im Zusammenhang mit heraldischen Bauwerkfiguren gebräuchlich, bei denen die Darstellung mit Mauerwerk naheliegt (Turm, Burg, Brücke und so weiter). Gelegentlich wird er aber auch bei gemeinen Figuren angewendet, die realiter nicht gemauert sind. Beispielweise erscheint im Wappen von Asnans-BeauvoisinW-Logo.png ein „(schwarz-)gemauerter silberner Anker“.

Wappenbilderordnung

  • Die Ausdrücke gemauert und gesteint wurden zusammen in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt II. Heroldsbilder und gemeine Figuren belegt mit Schildteilungen und Heroldsbildern unter der Nr. -292 aufgenommen.

Weblinks

Commons: Gemauert in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikibooks: Heraldikai lexikon/Fugázott – Lern- und Lehrmaterialien (ungarisch)

Einzelnachweise

  1. Wolanständige Adels-Zierde,. das ist, Neue Anleitung zu der sogenannten Herold- und Wapen-Kunst, wie dieselbe druch den hierinn sonderlich berühmten P. Claude François Ménestrier in französischer Sprache verfaßt, und mit Exempeln der vornehmsten Familien in Teutschland, Niederland, Italien und Spanien, durch eine andere Person vermehret worden, nach dem Parisischen Exemplar so An. 1691 auf neueste herauß gegeben, denen Liebhabern solcher edlen und raren Wissenschaft zu gefallen ins Teutsch übersetzt. Im Verlag Georg Wilhelm Kühnen, Buchhändlers, Ulm 1694, S. 164 (Google [abgerufen am 15. August 2017]): „Wappen Pontevez in Provenz: (..) führt roth mit einer Bruck /von zwey guͤldenen schwarz gemauereten Schwibboͤgen“
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 138-139.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 266 und 358 f. (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  4. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 113 und 19. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.