Panther (Wappentier)
Das Wappentier Panther ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die in zwei Varianten vorkommt, die ihrerseits in unterschiedlichen Ausprägungen erscheinen:
- Heraldischer Panther (auch Panthier, Parder, Pantel[1], Panthertier[2] genannt; frz.: panthère héraldique; engl.: panther heraldic)
- Natürlicher Panther (frz.: panthère naturel; engl.: panther natural)
Beide Varianten haben keine Gemeinsamkeiten. Der „heraldischer Panther“ wird gewöhnlich ohne den Zusatz „heraldisch“ in Wappenbeschreibungen genannt; der „natürliche Panther“ ist explizit als solcher zu blasonieren. Es empfiehlt sich in beiden Fällen, alle Attribute der Figuren exakt zu beschreiben und zu melden.
Heraldischer Panther
Geschichte und Symbolik
Das Fabelwesen Panther wird im Physiologus, einem frühchristlichen Kompendium der Tiersymbolik, erwähnt.
„Panthera: Der Panther schläft drei Tage, wenn er sich gesättigt hat. Dann erwacht er und erhebt seine Stimme, wobei zugleich ein überaus köstlicher Wohlgeruch seinem Mund entströmt. Und alle Tiere von nah und fern folgen seiner Stimme und dem Wohlgeruch und sammeln sich um ihn. Nur der Drache, der sein Feind ist, fürchtet sich und verbirgt sich. So stand Christus am dritten Tage vom Tode auf und sammelte um sich die Nahen und Fernen, das heist Juden und Heiden. Der Drache aber ist der Teufel, den er überwand.“
Es symbolisiert in der europäischen Tradition ein „starkes und unschlagbares Christentum“[4] In der italienischen Heraldik wird er mit la dolce benannt, das heißt ‚die Süße‘, wegen des legendären „wohlriechenden süßen Atems“.[1] Die Symbolik ist also durchaus friedvoll, und beruft sich auf eine Mission mehr des Wortes als des Schwertes. Da im bayerisch-österreichischen Raum verbreitet, wird ein Zusammenhang mit der – vornehmlich irisch beeinflussten – fränkischen Bajuwaren-, dann bairischen Slawenmission
des 7. bis 10. Jahrhunderts angenommen.
13. Jhr.: (Folio 9r; Rochester Bestiary
)
Darstellung

Der Figur (heraldischer) Panther (bei Georg Rüxner teils als „Bock“, teils als „das Thier“ angesprochen)[5] ist einem Fabelwesen nachempfunden, dass in der Überlieferung nicht einheitlich dargestellt und beschrieben ist. Maximillian Gritzner bestimmt 1889 in Anlehnung an Wappenaufrisse aus dem 15. Jahrhundert aus Grünenbergs Wappenbuch die Darstellung der Figur folgendermaßen:
„Der heraldische Panther hat lange Ohren, theils Stier-, theils Pferde-Kopf und Schnauze, Stier-Hörner, einen schwanenartig gebogenen Hals, die Vorderfüsse des Greifen, die Hinterfüsse eine Stieres oder Pferdes und speit immer aus dem Rachen, seltener auch aus den Ohren, Feuer. Oft hat die Nüster einen hakenförmigen Ansatz. Der Schwanz ist theils nur ein Stummelschwanz, theils der eines Löwen.“
1889: Panther, Herkunft unklar (nach Gritzner von Starhemberg, Grünberg 103b -- dort von der Red. in dieser Form nicht gefunden)
Die Darstellung des Odems als Flamme steht in ikonographischer Nähe zur frühen Darstellung des Heiligen Geists. Manchmal schlägt das Feuer auch aus allen Körperöffnungen.
Panther in Bayern
„Als Wappenfigur ist der heraldische Panther hauptsächlich in Österreich und Bayern zu Hause.“[7]
Panther derer von Ortenburg
Auch im bayrischen Raum ist er häufig, etwa blau in Silber im Raum Oberbayern (für die Grafen von Ortenburg, eine Spanheimer Seitenlinie), oder rot in Silber für Niederbayern.
Wappen des Freistaates Bayern (im dritten Feld)
Landkreis Passau
: Wolf und Panther
Panter derer von Lechsgemünd-Graisbach
Das Wappen der 1342 im Mannesstamm erloschenen Grafen von Lechsgemünd-Graisbach erscheint fünfmal geteilt von Blau und Gold mit aufgelegtem roten Panther. Es wird heute in nahezu unveränderter Form als Wappen der Gemeinde Marxheim genutzt.
Panther in Österreich
Im 19. Jahrhundert verweist Johann Schwerdling darauf, dass die Familien von Hohenberg, von Perneck, von Losenstein und von Starhemberg in Folge der steirischen Otakare standen, welche ihren Stammsitz in Steyr
hatten (Markgrafen, später Herzöge der Steiermark aus dem Geschlecht der Traungauer
). Als Beweis führt er unter anderem die Ähnlichkeit der Wappen dieser Familien an:
„So deutlich das bisher Gesagte die Abstammung der erwähnten Familien von den Markgrafen von Steyermark
erweist, so halte ich es doch für zweckmäßig, da dessen ungeachtet einige hieran zweifeln wollen, noch mehrere höchst unzweydeutige historische Beweise für die Richtigkeit der Behauptung anzuführen; daß die Heren von Steyer, nämlich During I. und seine Nachkommen, folglich auch die von selben entsprungenen 4 adelichen Geschlechter: Hohenberg, Perneck, Losenstein und Starhemberg, von den erlauchten Markgrafen von Steyr allerdings abstammen. Diese Beweise sind folgende (..) 2) Führten die Herren von Steyer und die von ihnen abstammenden Familien: Hohenberg, Perneck, Losenstein und Starhemberg von jeher das nämliche Wappen, wie die Markgrafen von Steyermark, nämlich das steyrische Pantherthier, nur mit dem Unterschiede,
- daß die Markgrafen in ihrem Felde ein silbernes Panthertier,
- die Herren von Hohenberg ein weißes Pantherthier im schwarzen Felde,
- die Herren von Perneck, eine schwarzes Pantherthier im weißen Felde,
- die Herren von Losenstein ein gelbes Pantherthier im rothen, oder nach einigen im blauen Felde,
- endlich die Starhemberg ein blaues Pantherthier im silbernen Felde führten (..)“
Panther in der Steiermark

Im steierischen Raum erscheint die Figur Panter silbern auf grünem Feld und wird als Steirischer Panther bezeichnet. Das „Amt der Steiermärkischen Landesregierung“ (Landesamtsdirektion, Referat Kommunikation Land Steiermark) beschreibt das Landeswappen der Steiermark folgendermaßen:
„Das Wappen besteht aus einem, in grünem gotischem Dreiecksschild dargestellten silbernen "Panther" in barocker Körperhaltung und dem, auf dem Schild aufgesetzten, steirischen Herzogshut. Der Panther in dieser Form ist ein Fabeltier mit Pferdekopf, Löwenmähne, Löwenschwanz, dicht bezottelten Hinterläufen, kurzen Stierhörnern und Klauen, das aus seinem Maul Feuer speit. Die Figur stammt aus dem Physiologus, einem naturkundlichen Buch des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts.“
1890 (nach Hugo Gerard Ströhl)
Neueres Wappen Steiermark
Panther derer von Starhemberg

Im Stammwappen des Hochadelsgeschlechts Starhemberg erscheint in Silber aus rotem Schildfuß wachsend ein gehörnter blauer Panther. Je nach Wappenaufriss wird das Stammwappen im Laufe der Jahrhunderte im Detail anders dargestellt: teils ist der Panter rotgezungt, teils feuerspeiend, gewöhnlich entweder blau, rot oder golden gehörnt. Auf dem Helm des Stammwappens erscheint mit blau-silbernen (früher selten auch: blau-roten) Decken der wachsende Panther, dessen Rückseite normal mit einem roten Grat bestückt ist, der mit acht silbernen Federbüschen bestückt ist. Seit einer kaiserlichen Wappenbesserung am 24. Juni 1437 trägt sowohl der Panther im Schild als auch der Panther im Oberwappen eine Krone.[11]
Panther derer von Hohenberg
Im Wappen derer von Hohenberg, die etwa zwischen 1160 und 1529 mit Stammsitz auf der Burg Hohenburg blühten, erscheint die Figur Panther gewöhnlich silbern auf schwarzem Feld. Das Wappen der Marktgemeinde Hohenberg
in Niederösterreich lehnt sich an die Wappenfigur derer von Hohenberg an.
Wappen Hohenberg
, Niederösterreich
Panther derer von Peilstein
Das Geschlecht der Grafen von Peilstein (oder Peilsteiner, Peilenstein), das ist eine Nebenlinie des Geschlechts der Sieghardinger
, führten ebenfalls einen Panther im Siegel/Wappen.
Panther derer von Losenstein
Im Stammwappen der Herren von Losenstein erscheint oben im geteilten Schild ein aus der Teilung wachsender Panther (erstmals auf einer Urkunde des Klosters Admont am 12. September 1293 im Zusammenhang mit Gundakar III.). Etwa ab 1313 beziehungsweise mit dem Wappen von Johannis de Losenstain [12] erscheint der Panther nicht mehr in einem geteilten Schild, sondern als ganze Figur. Je nach Quelle und Wappenaufriss wird die Figur in den folgenden Jahrhunderten im Detail anders gestaltet (beispielsweise erscheint sie gewöhnlich golden, manchmal aber auch silbern; teils ist der Panther [rot] gehörnt, teils erscheint er ohne Hörner et cetera).
An das Wappen derer von Losenstein oder an Teilen daraus lehnen sich heute mehrere Kommunalwappen in Nieder- und Oberösterreich an:
Losenstein
(Variante: silberner Panther)[13]
Wappen Garsten
(Variante: silberner Panther)
Wappen Wolfern
Wappen Neuhofen an der Krems
Wappen Waizenkirchen
Wappen Mörschwang
(Variante: schwarzer Panther)
Natürlicher Panther
Darstellung
Die gemeine Figur „natürlicher Panther“ erscheint in der Heraldik in unterschiedlichen Ausprägungen, die exakt gemeldet werden sollten, weil sonst Verwechslungen nicht ausgeschlossen sind.:
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Natürlicher Panther gemäß ihres realen Vorbilds als Schildträger im Wappen Gabuns
Wappenbilderordnung
- Der „(heraldische) Panther“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6661 aufgenommen.
- Der „natürliche Panther“ wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) zusammen mit dem natürlichen Leopard unter der Nr. 5033 aufgenommen.
Weblinks


Literatur
- Václav Vok Filip: Einführung in die Heraldik. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. VEB Bibliographisches Institut. Leipzig 1984. S. 295
- ↑ So bei: Otto Posse: Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Beilage: Wapen und Titeln Sr. Kaiserl. Königl. Apostol. Majest. Leopold des Zweyten, erwählten Römischen Kaisers, In Germanien, zu Ungarn und Böheim Königs, Erzherzoges zu Oesterreich etc. sammt deren heraldischer Beschreibung. Wien 1790. Abschnitt Heraldische Beschreibung des grossen Kaiserl. Königl. Erzherzogl. Wapenschildes oder Siegels., S. 246, Sp. 2 (Wikisource).
- ↑ The Greek Physiologus Deutsche Übersetzung nach Fr. Lauchert (1889). (Digitized Facsimile) In: Copenhagen KB GkS 1633 4° – Appendix to the CHD Guide to the KB Online. Erik Drigsdahl, Institute for Studies of Illuminated Manuscripts in Denmark, CHD Center for Håndskriftstudier i Danmark, abgerufen am 2. Juni 2009 (dt.).
- ↑ Distichon zu den Landeshandfeste, 1523. Zitiert nach Weblink Steiermark
- ↑ Alfred Anthony von Siegenfeld: Das Landeswappen der Steiermark - (Entstehung der Landeswappen, Entwicklungsgeschichte des heraldischen Panthers und Geschichte des Wappens der Steiermark im Rahmen der bajuwarisch-carantanischen Panthergruppe). Graz, 1900. (Digitalisat UB Graz)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 98
- ↑ Volborth, Carl Alexander von: Fabelwesen der Heraldik in Familien und Städtewappen, Stuttgart und Zürich 1996 Belser-Verlag, auch 2001. S. 50
- ↑ Eintrag zum Wappen von Panther (Wappentier) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Schwerdling; Johann; Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfürst und Vaterland höchst verdienten, Theils fürstlich, theils gräflichen Hauses Starhemberg. Feichtinger. 1830. S. 11, 12 ff.
- ↑ Amt der Steiermärkischen Landesregierung: Landeswappen Steiermark (The Coat of Arms of Styria). In: Europaserver Steiermark >Über die Steiermark >Landeswappen. Land Steiermark, abgerufen am 2. Mai 2009 (Mit einer Abhandlung über den heraldischen Panther und den Physiologus).
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIV, Gesamtreihe Band 131, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 2003, S. 24–26
- ↑ Stiftsarchiv Lambach, Urk.Nr. 153
- ↑ Wappenbeschreibung: „Geteilt, oben in Blau ein silberner, wachsender, rot bewehrter und gehörnter, feuersprühender Panther, unten in Gold ein rotes, von drei blauen Nägeln gekreuzt durchstochenes Herz“
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