Eckständerung (auch schräge Ständerung genannt) ist in der Heraldik ein Oberbegriff für Heroldsbilder, die spezielle Formen der Ständerung sind. Es gibt rechte und linke, Ober- und Untereck-Ständerungen, je nachdem in welcher Ecke des Schildes/Feldes der Bezugspunkt der Eckständerung liegt (im Unterschied zu Ständerungen, bei denen der Bezugspunkt in der Schild-/Feldmitte, am rechten oder linken Seitenrand oder dergleichen ruht).
In der Heraldik ist der Oberbegriff „Eckständerung“ eher ungebräuchlich; statt dessen verwendet man beispielsweise Ausdrücke wie „zum rechten/linken Obereck geständert“ beziehungsweise „zum rechten/linken Untereck geständert“.
Darstellung
Von einer Eckständerung spricht man, wenn der Bezugspunkt, an dem die Begrenzungslinien der Ständerung zusammenlaufen, nicht in der Mitte des Schildes/Feldes, nicht am oberen oder unteren Schild-/Feldrand etc. liegt, sondern in einer Oberecke des Schildes/Feldes oder einer (gedachten) Unterecke. Im Prinzip sind die Eckständerungen wie eine „normale“ Ständerung zur Mitte ausgeführt (mit 6, 8, 10 und so weiter „Ständern“). Im Gegensatz zu einer Ständerung zur Schild-/Feldmitte, bei der die Anzahl der Plätze mit der Anzahl der Teilungslinien gleich ist, unterscheidet man bei einer Eckständerung zwischen folgenden Ausdrücken (wobei „x“ für eine Anzahl wie 6, 7, 8 etc. steht):
- [x]-fach [zum rechten/linken Ober-/Untereck] geständert:
In diesen Fällen entspricht „x“ der Anzahl der Teilungslinien (der Ausdruck „4fach zum rechten Obereck geständert“ bedeutet zum Beispiel, daß vier Teilungslinien zur Anwendung kommen, wodurch im Schild/Feld aber fünf Plätze erscheinen).
- zu [x] Plätzen [zum rechten/linken Ober-/Untereck] geständert:
In diesen Fällen entspricht „x“ der Anzahl der Plätze (der Ausdruck „zu 5 Plätzen zum rechten Obereck geständert“ bedeutet zum Beispiel, daß fünf Plätze im Schild/Feld erscheinen, wofür aber nur vier Teilungslinien benötigt werden).
Diese sprachliche Unterscheidung wird teilweise in der heraldischen Literatur anders gehandhabt. Beispielsweise verwendet Maximilian Gritzner den Ausdruck „6fach zum rechten Obereck geständert“ bei einem Heroldsbild, das „zu 6 Plätzen zur Rechten geständert“ ist und nur fünf Teilungslinien besitzt[1].
Bei der Benennung der Farben einer Eckständerung empfiehlt es sich, stets mit der Farbe des Platzes (des „Ständers“) zu beginnen, der am weitesten oben und heraldisch rechts liegt. In der Praxis wird diese Empfehlung nicht immer beachtet, wodurch ein Wappen, bei dem ein Eckständer erscheint, je nach Aufriß teilweise in einer anderen Farbfolge dargestellt wird. Maximilian Gritzner formuliert zudem eine Ausnahme:
„Beim Ansprechen der Tincturen der Ständerung ist diejenige Färbung zuerst zu nennen, welche rechts, respektive oben liegt, mit alleiniger Ausnahme von Figur 40., wo wider die Regel und da weder rechts noch oben eine Färbung anliegt, die obere, der am linken Rand anliegenden Färbungen als die erste genannt werden muß.“
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Siebmacher/Gritzner (1889)[1]
Zum rechten Obereck geständert
Zum rechten Obereck geständert
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Lage
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Nebenstehendes Beispiel (0542): Von Rot und Silber zu 5 Plätzen zum rechten Obereck geständert
Der Spitzen (Gipfel) der einzelnen Plätze (Ständer) des Heroldsbildes treffen sich im rechten Obereck des Schildes/Feldes in einem Punkt; der Flächenschwerpunkt der einzelnen „Ständer“ entspricht jeweils einem anderen Schild-/Feldbereich (abhängig von den Winkeln/Teilungslinien des jeweiligen „Ständers“).
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WBO-Nr.: 0542
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Ausrichtung
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Die einzelnen Teilungslinien des Heroldsbildes gehen von einem Bezugspunkt im rechten Obereck aus und laufen mit möglichst gleichen Winkeln zueinander radial in Richtung linke Unterecke, zum unteren beziehungsweise zum linken Schildrand.
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Anmerkung
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frz.: mal-gironné de [..] pièces - se réunissant dans l'angle dextre du chef; engl.: pily of [..] points conjoined in dexter chief
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Von Rot und Silber zu 6 Plätzen zum rechten Obereck geständert
(gemäß Siebmacher: 6fach zum rechten Obereck geständert)
Zum linken Obereck geständert
Zum linken Obereck geständert
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Lage
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Nebenstehendes Beispiel (0543): Von Silber und Rot zu 6 Plätzen zum linken Obereck geständert
Der Spitzen (Gipfel) der einzelnen Plätze (Ständer) des Heroldsbildes treffen sich im linken Obereck des Schildes/Feldes in einem Punkt; der Flächenschwerpunkt der einzelnen „Ständer“ entspricht jeweils einem anderen Schild-/Feldbereich (abhängig von den Winkeln/Teilungslinien des jeweiligen „Ständers“).
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WBO-Nr.: 0543
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Ausrichtung
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Die einzelnen Teilungslinien des Heroldsbildes gehen von einem Bezugspunkt im linken Obereck aus und laufen mit möglichst gleichen Winkeln zueinander radial in Richtung rechte Unterecke, zum unteren beziehungsweise zum rechten Schildrand.
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Anmerkung
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frz.: mal-gironné de [..] pièces - se réunissant dans l'angle senestre du chef; engl.: pily of [..] points conjoined in sinister chief
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Zum rechten Untereck geständert
Zum rechten Untereck geständert
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Lage
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Nebenstehendes Beispiel (0548): Von Silber und Rot zu 6 Plätzen zum rechten Untereck geständert
Der Spitzen (Gipfel) der einzelnen Plätze (Ständer) des Heroldsbildes treffen sich im (gedachten) rechten Untereck des Schildes/Feldes in einem Punkt; der Flächenschwerpunkt der einzelnen „Ständer“ entspricht jeweils einem anderen Schild-/Feldbereich (abhängig von den Winkeln/Teilungslinien des jeweiligen „Ständers“).
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WBO-Nr.: 0548
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Ausrichtung
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Die einzelnen Teilungslinien des Heroldsbildes gehen von einem Bezugspunkt im rechten (gedachten) Untereck aus und laufen mit möglichst gleichen Winkeln zueinander radial in Richtung linke Oberecke, zum oberen beziehungsweise zum linken Schildrand.
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Anmerkung
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frz.: mal-gironné de [..] pièces - se réunissant au canton dextre de la pointe; engl.: pily of [..] points conjoined in dexter base
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Von Rot und Silber zu 8 Plätzen zum rechten Untereck geständert (Freiherren von Kaiserstuhl)
Zum linken Untereck geständert
Zum linken Untereck geständert
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Lage
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Nebenstehendes Beispiel (0547): Von Silber und Rot zu 6 Plätzen zum linken Untereck geständert
Der Spitzen (Gipfel) der einzelnen Plätze (Ständer) des Heroldsbildes treffen sich im (gedachten) linken Untereck des Schildes/Feldes in einem Punkt; der Flächenschwerpunkt der einzelnen „Ständer“ entspricht jeweils einem anderen Schild-/Feldbereich (abhängig von den Winkeln/Teilungslinien des jeweiligen „Ständers“).
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WBO-Nr.: 0547
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Ausrichtung
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Die einzelnen Teilungslinien des Heroldsbildes gehen von einem Bezugspunkt im linken (gedachten) Untereck aus und laufen mit möglichst gleichen Winkeln zueinander radial in Richtung rechte Oberecke, zum oberen beziehungsweise zum rechten Schildrand.
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Anmerkung
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frz.: mal-gironné de [..] pièces - se réunissant au canton senestre de la pointe; engl.: pily of [..] points conjoined in sinister base
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Die einzelnen „Ständer“ einer Eckständerung können grundsätzlich mit Heroldsbildern oder Wappenfiguren belegt sein, was jedoch nicht gebräuchlich ist, da ihre Gesamtfläche vergleichsweise schmal ist. Eckständerungen können mehrfach oder mit unterschiedlicher Lage in einem Wappen erscheinen (beispielsweise wenn ein Wappen mittels Vierung geteilt ist und mehrere unterschiedliche Eckständerungen in unterschiedlichen Feldern erscheinen).
Weblinks
Bernhard Peter: Gestaltung mit Ständerungen (1)
Bernhard Peter: Gestaltung mit Ständerungen (2)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 57 und Tafel IX. Figur 40.
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