Eckspitze

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Schrägspitze
Blankenstein-Scheibler84ps.jpg
1450-1480: In Rot eine schrägrechte silberne Spitze
(Wappen derer von Blanckhenstain; nach Scheiblers Wappenbuch)

Eckspitze (auch schräge Spitze, Schrägspitze genannt) ist in der Heraldik ein Oberbegriff für vier Heroldsbilder, die spezielle Formen der Spitze sind.

„Es gibt rechte und linke, obere und untere Eckspitzen.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[1]

In der neueren Heraldik ist der Oberbegriff „Eckspitze“ nicht mehr gebräuchlich; statt dessen spricht man beispielsweise von einer schräglinken beziehungsweise einer schrägrechten Spitze und so weiter (je nachdem in welchem 45-Grad-Schritt die Spitze gedreht erscheint). In älteren Wappenbeschreibungen wird der Begriff „Eckspitze“ ähnlich wie die Ausdrücke Spitze, Schoß, Gern, Keil et cetera teilweise mißverständlich angewendet.

Darstellung

Dargestellt ist eine Spitze, die ihren Anfang in einer Schild-/Feldecke hat. Der Ansatz für die oberen Ecken ist der obere Schild-/Feldrand; der Ansatz für die „unteren Ecken“ sind die gedachten Schnittpunkte der waagerechten Schildfußbegrenzungslinie (respektive einer Feldbegrenzungslinie) mit dem Schild-/Feldrand. Vier Eckspitzen sind gebräuchlich. Diese können in rechte und linke in Verbindung mit schrägrechte und schräglinke nach Lage und Richtung der jeweiligen Figur bezeichnet werden:

Schrägrechte Spitze

Schrägrechte (Eck)Spitze
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den Fuß, das heraldisch linke Untereck und die linke Flankenstelle ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schrägrechte (Eck)Spitze
WBO-Nr.: 0504
Ausrichtung Die Spitze des Heroldsbildes beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch rechten Obereck.
Anmerkung frz.: chappé en bande - émanché;
engl.: per pile from the sinister base
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: in Fuß, linkem Untereck und linker Flankstelle liegend eine zum rechten Obereck gerichtete Spitze

Schräglinke Spitze

Schräglinke (Eck)Spitze
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob den Fuß, das heraldisch rechte Untereck und die rechte Flankenstelle ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schräglinke (Eck)Spitze
WBO-Nr.: 0505
Ausrichtung Die Spitze des Heroldsbildes beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch linken Obereck.
Anmerkung frz.: chappé en barre;
engl.: per pile from the dexter base
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: in Fuß, rechten Untereck und rechter Flankenstelle liegend eine zum linken Obereck gerichtete Spitze

Der Heraldiker Maximilian Gritzner bestimmte die schräglinke Spitze im Jahre 1889 folgendermaßen:

„Die schräglinke Spitze (Tafel 9. Figur 23.): ist in der Richtung des linken Schrägbalkens geführt, dessen (gedachte) Mittellinie auch sie halbieren würde. Der Gipfel ruht im linken Obereck, die Schenkel gehen bis zur Mitte des Unter- und rechten Seitenrandes (..)“

Schrägrechte gestürzte Spitze

Schrägrechte gestürzte (Eck)Spitze
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz grob die Hauptstelle, das heraldisch rechte Obereck und die rechte Flankenstelle ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schrägrechte gestürzte (Eck)Spitze
WBO-Nr.: 0507
Ausrichtung Die Spitze des Heroldsbildes beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch linken Untereck.
Anmerkung frz.: chaussé en bande;
engl.:
per pile from the dexter chief
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: in Haupstelle, rechten Obereck und rechter Flankenstelle liegend eine zum linken Untereck gerichtete Spitze

Schräglinke gestürzte Spitze

Schräglinke gestürzte (Eck)Spitze
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt im Ansatz die Hauptstelle, das heraldisch linke Obereck und die linke Flankenstelle ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Schräglinke gestürzte (Eck)Spitze
WBO-Nr.: 0508
Ausrichtung Die Spitze des Heroldsbildes beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch rechten Untereck.
Anmerkung frz.: chaussé en barre;
engl.: per pile from the sinister chief
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten: in Hauptstelle, linkem Obereck und linker Flankenstelle liegend eine zum rechten Untereck gerichtete Spitze

Der Heraldiker Maximilian Gritzner bestimmte die schräglinke gestürzte Spitze im Jahre 1889 folgendermaßen:

„Ist (die Spitze) schräglinks gestürzt (Tafel 9. Figur 24.), so ruht der Gipfel selbstredend im rechten Untereck und die Schenkel gehen zur Mitte der entgegengesetzten Schildseiten.“

Ausprägungen, Belegung, Varianten

Eckspitzen können mit Heroldsbildern oder Wappenfiguren belegt sein; sie erscheinen manchmal auch mehrfach oder mit unterschiedlicher Lage in einem Wappen. Beispielsweise sind im Wappen der Berner Familie Zieler (Berner Wappenbuch, 1932), das mittels Vierung geteilt ist, zwei Eckspitzen vorhanden, die beide mit einer roten Rose belegt sind.

Abgrenzung

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Eckkeil

Grundsätzlich sind Eckspitzen von ähnlichen Heroldsbildern zu unterscheiden, die ebenfalls „schräg“ im Wappen liegen beziehungsweise mit ihrem „Gipfel“ in eine Schildecke zeigen („Ecksparren“ et cetera). Der Oberbegriff „Eckspitze“ umfaßt beispielsweise in gewisser Weise auch vier schmale, spitzwinklige Heroldsbilder beziehungsweise vier „schräge Keile“, die man unter dem Oberbegriff „Eckkeile“ zusammenfassen könnte. Die Ausgangsfigur, auf der die „Eckkeile“ basieren, ist keine „gemeine Spitze“, sondern deren spezielle Form: der Keil. Eckkeile haben ebenfalls ihren Anfang in einer Wappenecke und verlaufen nach schrägrechts bzw. schräglinks. Zu ihnen gehören die vier Heroldsbilder: Schrägrechter Keil, schräglinker Keil, schrägrechter steigender Keil und Schräglinker steigender Keil.

Literatur

  • Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  • Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Dreiecksformen: Spitzen, Keile, Ständer etc. - Teil 1

Einzelnachweise

  1. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 108. ISBN 978-3-411-02149-9
  2. 2,0 2,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 56. Tafel 9. Figur 23. und Figur 24. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.