Ecksparren

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Ecksparren (auch schräger Sparren, Schrägsparren genannt) ist in der Heraldik ein Oberbegriff für vier Heroldsbilder, die spezielle Formen des Sparren beziehungsweise des Sturzsparren sind, die im weitesten Sinn aus einer „Ecke“ des Schildes hervorgehen und diagonal gestellt sind.

In der Heraldik ist der Oberbegriff „Ecksparren“ eher ungebräuchlich; statt dessen spricht man beispielsweise von einem schräglinken oder einem schrägrechten Sparren beziehungsweise von einem schrägrechten oder schräglinken Sturzsparren (je nach Lage und Ausrichtung der Figur beziehungsweise je nachdem wie das Heroldsbild anders als ein „normaler“ Sparren erscheint).

Darstellung

Grundsätzlich ist ein Ecksparren ein Sparren respektive ein Sturzsparren, der seinen Anfang in einer rechten oder linken, oberen oder unteren Schild-/Feldecke („Obereck“ beziehungsweise „Untereck“) hat und mehr oder weniger genau der Schild-/Felddiagonalen folgt.

„Ecksparren: aus einer Ecke des Schildes hervorgehender Sparren. Der Ecksparren kann seine Basis im rechten oder linken Untereck oder Obereck des Schildes haben (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[1]

Wenn die schräge Figur in Richtung einer Diagonalen gestellt ist, die von heraldisch links oben nach heraldisch rechts unten verläuft, spricht man von „schräglinks“; wenn die schräge Figur dagegen in Richtung einer Diagonalen gestellt ist, die von heraldisch rechts oben nach heraldisch links unten verläuft, redet man von „schrägrechts“; weist die Spitze der schrägen Figur nach oben, nennt man sie „Sparren“, weist sie nach unten „Sturzsparren“. Der Ansatz für die „unteren Ecken“, die ein Schild naturgemäß dort nicht immer hat, sind die gedachten Schnittpunkte einer waagerechten Schildfußbegrenzungslinie mit dem Schildrand.

Sparren, die schräg im Feld/Schild stehen, erscheinen in der Heraldik nicht einheitlich. Sie werden nicht exakt nach geometrisch-mathematischen Vorgaben konstruiert, sondern nach heraldischen Erfordernissen: Je nach heraldischer Quelle, Wappen und graphischem Kontext wird der Raum bei der Darstellung eines Ecksparren im Schild/Feld eine Kleinigkeit anders genutzt. Beispielsweise berührt der untere Schenkel eines schrägrechten Sparrens den unteren Schildrand

  • bei Siebmacher/Gritzner → zwischen Fußort und linkem Untereck
  • bei Bernhard Peter ziemlich genau → im Fußort
  • und in der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold → zwischen Fußort und rechtem Untereck.

Alle diese Varianten sind heraldisch korrekt, obwohl sie eine Winzigkeit voneinander abweichen.

Vier Ecksparren sind gebräuchlich.

Schrägrechter Sparren

Schrägrechter (Eck)Sparren / Schrägsparren
Lage Die Hauptachse des Heroldsbildes ist schrägrechts. Schrägrechter (Eck)Sparren / Schrägsparren
WBO-Nr.: 0556
Ausrichtung Die Spitze des schrägrechten Sparrens beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch rechten Obereck.
Siebmacher Schraegsparren.jpg

Schrägsparren (Tafel X. Figur 40.): welcher den Gipfel im rechten Obereck (..) hat.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]
Anmerkung frz.: chevron posé en bande;
engl.: chevron bendwise

Schräglinker Sparren

Schräglinker (Eck)Sparren / Schräglinkssparren
Lage Die Hauptachse des Heroldsbildes ist schräglinks. Schräglinker (Eck)Sparren / Schräglinkssparren
WBO-Nr.: 0557
Ausrichtung Die Spitze des schräglinken Sparrens beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch linken Obereck.
Siebmacher Schraeglinkssparren.jpg

Schräglinkssparren (Tafel X. Figur 42.): welcher den Gipfel im linken Obereck (..) hat. Hier muß noch hinzugefügt werden: Spitze bis zum (gedachten) Freiviertel.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]
Anmerkung frz.: chevron posé en barre;
engl.: chevron bend sinisterwise

Schrägrechter Sturzsparren

Schrägrechter (Eck)Sturzsparren
Lage Die Hauptachse des Heroldsbildes ist schrägrechts. Schrägrechter (Eck)Sturzsparren
WBO-Nr.: 0566
Ausrichtung Die Spitze des schrägrechten Sturzsparrens beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch linken Untereck.
Siebmacher Schraeggestuerzter Sparren.jpg

Schräggestürzter (Sturzschräg-) Sparren (Tafel X. Figur 39.): (hier auch noch gefüllt), welcher den Gipfel im linken Untereck (..) hat.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]
Anmerkung In der Wappenbilderordnung stimmen Beschreibung und Bild nicht überein; die Nr. 0566 zeigt irrtümlich einen schräglinken Sturzsparren.
frz.: chevron renversé posé en barre;
engl.: chevron reversed and bend sinisterwise

Cave: In der heraldischen Tradition finden sich etliche Beispiele eines gespiegelten schrägrechten Sturzsparrens (aus Gründen der heraldischen Courtoisie oder ähnlichem). Obwohl in diesem Fall, streng genommen, ein anderes Heroldsbild vorliegt, handelt es sich nur um eine Abweichung von der normalen und üblichen Darstellungsweise eines Wappens hinsichtlich der Ausrichtung. Beispielsweise sind nicht nur die oben gezeigten Heroldsbilder im Wappenschild der Familie Haller von Hallenstein als schrägrechte Sturzsparren zu deuten, sondern auch die Heroldsbilder in den nachstehenden Wappenaufrissen:

Schräglinker Sturzsparren

Schräglinker (Eck)Sturzsparren
Lage Die Hauptachse des Heroldsbildes ist schräglinks. Schräglinker (Eck)Sturzsparren
WBO-Nr.: 0567
Ausrichtung Die Spitze des schräglinken Sturzsparrens beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt zum heraldisch rechten Untereck.
Siebmacher Schraeglinker Sturzsparren.jpg

Schräglinker Sturzsparren (Tafel X. Figur 41.): welcher den Gipfel im rechten Untereck (..) hat.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]
Anmerkung In der Wappenbilderordnung stimmen Beschreibung und Bild nicht überein; die Nr. 0567 zeigt irrtümlich einen schrägrechten Sturzsparren.
frz.: chevron renversé posé en bande;
engl.: chevron reversed and bendwise

Weblinks

 Commons: Sparren in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Gestaltung mit Sparren - Teil 1 – (Sparren)

Einzelnachweise

  1. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 108. ISBN 978-3-411-02149-9
  2. Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Schrägrechter Sparren. Internet. Erstellt: 2007. Abgerufen: 13. Oktober 2013.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 63