Heroldsstück

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Konstitutive Wappenelemente/-begriffe in der Heraldik (Auswahl)
(Anmerkung: nur Anklick-Diagramm; in dieser Form kein „echtes“ Wappen)

Heroldsstück (auch Heroldstück; französisch pièces) ist ein veralteter Fachausdruck aus der Wappenkunde. Er bezeichnet gewöhnlich in Abgrenzung zur gemeinen Figur

allgemein
  • jede „Schildteilung“, die einen Wappenschild lediglich durch verschiedene Farben (mit geraden oder krummen Begrenzungslinien) in abgegrenzte (geometrische) Flächen aufteilt.

„Ein Heroldsstück ist also die Zerlegung eines Schildes in verschiedene Farben durch Abgrenzung derselben mittels gerader oder krummliniger Striche (..)“

Siebmacher (1855/1889): Otto Titan von Hefner (1855); Maximilian Gritzner (1889)[1][2]

„Ein Heroldstück ist das Bild eines Schildes, der künstlich durch verschiedene Farben geradlinig und gleichtheilig, oder figurirt und ungleichtheilig in zwei oder mehrere, in den Schildrand auslaufende Stücke zerlegt ist.“

M. Walz (1867)[3]
aufgeteilt in zwei Gruppen:
  • Nach Siebmacher unterscheiden manche Heraldiker zwei Gruppen von Heroldsstücken:

„(..) Alle unsere neueren Heraldiker (mit Ausnahme des Schmeizel, der hierinn abweicht) machen aus den Heroldstücken zweierlei: die Teilungen oder Sektionen und die Heroldsfiguren (..)“

Siebmacher (1855/1889): Otto Titan von Hefner (1855); Maximilian Gritzner (1889)[1][2]
Schaffgotsch-St-Wappen.png
I. Heroldsfigur als Heroldstück
Wappen-Beispiel: Stammwappen der Grafen von Schaffgotsch
Das Beispiel zeigt einen Schild, der achtmal von Silber und Rot gespalten ist. Durch die grade Anzahl an Teilungslinien und die Tinktur entsteht die figürliche Darstellung vierer roter Pfähle auf einem silbernen Schild. Folglich handelt es sich bei diesem Heroldsstück um eine Heroldsfigur.
Schönburg-Wappen.png
II. Teilungen/Sektionen als Heroldsstück
Wappen-Beispiel: Stammwappen der Grafen von SchönburgW-Logo.png
Das Beispiel zeigt einen Schild, der dreimal von Silber und Rot schräg geteilt ist. Durch die ungerade Anzahl an Teilungslinien entsteht keine figürliche Darstellung. Folglich handelt es sich bei diesem Heroldsstück um eine schlichte Teilung (oder Section/Sektion).
in einem engeren Sinn nur noch bestimmte Heroldsbilder

In der heraldischen Literatur ist der Ausdruck „Heroldsstück“ etwa zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert gebräuchlich.

„Heroldstücke sagen einige Neuere für Heroldfiguren entweder allein oder auch zugleich mit Inbegriff der Sectionen - im Gegensatze zu den Figuren schlechtweg, d. h. den gemeinen Figuren.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[5]

In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesen war er jedoch unbekannt beziehungsweise nicht gebräuchlich:[6]

„Diese Eintheilung ist aber aus verschiedenen Gründen nicht ganz stichhaltig, wurde auch in der Blütezeit der Heraldik nicht gemacht.“

Eduars Freiherr von Sacken: 1862[7]

Auf Basis ihrer Wappenforschungen kritisierten Sacken, Hefner, Gritzner und andere noch im 19. Jahrhundert die Einteilungen, Theorien und Bestimmungen im Zusammenhang mit dem Ausdruck „Heroldsstück“, was dazu führte, dass die neuere Heraldik unter dem Sammelbegriff Heroldsbild alle historischen Bedeutungen für „Heroldsstück“ und „Heroldfigur“ zusammenfaßt. Hefners/Gritzners Kritik liest sich zum Beispiel wie folgt:

„Alle unsere neueren Heraldiker (mit Ausnahme des Schmeizel, der hierin abweicht) machen aus den Heroldsstücken zweierlei: die Theilungen oder Sectionen und die Heroldsfiguren. Wir können uns aber mit dieser Theorie um so weniger einverstanden erklären, als einerseits die Definition, die sie von denselben geben, ziemlich unhaltbar ist, von manchen sogar für „Sektionen“ wie „Heroldsfiguren“ die Begriffe gänzlich verwirrt worden, anderseits unsere Forschungen uns lehrten, dass man in der alten Wappenkunst eine einfache Spaltung oder Theilung ebenso gut für ein Herolds- oder Ehrenstück hielt und betrachtete, als einen Pfal oder Balken, ja dass in vielen Fällen zwischen einer „Sektion“ und „Heroldsfigur“ gar kein Unterschied gemacht wurde. Dies beweisen unter Anderem die alten sächsischen und „schwarzenbergischen“ Siegel, die Wappen und Siegel von Hennegau, Ungarn und so weiter, sowie von vielen Adelsgeschlechtern z. B. der Stupf, Marschalken etc. in denen Spaltungen, Theilungen, Sparrungen bald in ungerader bald in gerader Anzahl, erscheinen, so das man sie nach der früheren Theorie bald als „Sektionen“ bald als „Heroldsfiguren" ansprechen müsste. Darum ist obige Eintheilung hinfällig und genügt ein Ausdruck für Beide vollkommen (..)“

Siebmacher (1855/1889): Otto Titan von Hefner (1855); Maximilian Gritzner (1889)[1][2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Hefner, Otto Titan von: Grund-Saeze der Wappenkunst. (J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, neue Aufl.). 1855 S. 13 f.
  2. 2,0 2,1 2,2 Von den Herolds-Stücken. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 11 ff.
  3. M. Walz: Die Grabdenkmäler von St. Peter und Nonnberg zu Salzburg. Band 1. Salzburg. 1867. S. 26.
  4. Georg Scheibelreiter: Heraldik. Oldenbourg Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7029-0479-4, S. 42.
  5. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 66.
  6. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 198 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  7. Sacken, Eduard Freiherr von: Katechismus der Heraldik. Grundzüge der Wappenkunde. Leipzig. 1862. S. 19