Halbspitze

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Halbspitze bzw. halbe Spitze
(bei Siebmacher/Gritzner auch erniedrigte/ aufsteigende Spitze genannt).

Halbspitze (auch halbe Spitze genannt) ist in der Heraldik

  • im weitesten Sinn ein Oberbegriff für Heroldsbilder, die spezielle Formen der Spitze sind, aber im Gegensatz zu dieser nur bis zur Hälfte des Feldes/Schildes beziehungsweise bis zur Schild-/Feldmitte reichen.
  • im engeren Sinn eine Bezeichnung für eine der Halbspitzen, wenn diese unten und mittig im Schild/Feld plaziert ist und mit ihrer nach oben gerichteten Spitze („Gipfel“) in der Mitte des Schildes/Feldes zu liegen kommt.

Im älteren Wappenwesen sind die Bezeichnungen für die Spitzen, die nur etwa zur Hälfte von einer Schildseite zur gegenüberliegenden reichen, nicht einheitlich. Beispielsweise wird zwischen Halbspitzen, die bis zur Schildmitte reichen -- und Winkelspitzen, deren Gipfel mit der gedachten Flankenbreite beziehungsweise der gedachten Schildfuß- oder Schildhaupthöhe zusammenfallen, nicht unterschieden. Erst in der neueren Heraldik beginnt man, die Heroldsbilder genauer zu bestimmen.

Darstellung

Schräggeviert mit vier halb­spitzen­förmi­gen Plätzen (gemäß WBO, Nr. 0601)

Halbspitzen sind allgemein von zwei schrägen Linien begrenzt und treffen mit ihren Gipfeln stets die Schild-/Feldmitte. Die vier dreieckförmigen Plätze, die bei der Teilung durch das Heroldsbild Schrägvierung erscheinen, stellen im Prinzip Grundformen für vier Halbspitzen dar. Allerdings sind die Schildmitte und der Kreuzungspunkt der Schrägvierung, der mit den Schilddiagonalen in einem Winkel von gewöhnlich 45 Grad bestimmt ist, nicht notwendig identisch, sondern können in Abhängigkeit von der gewählten Schildhöhe voneinander abweichen. Halbspitzen können im Prinzip mit anderen Heroldsbildern oder Wappenfiguren belegt sein. Dies ist vergleichsweise selten, da die Gesamtfläche einer Halbspitze gering ist. Sie können mehrfach in einem Wappen erscheinen (beispielsweise wenn ein Wappen mittels Vierung geteilt ist) oder auf einem anderen Heroldsbild liegen (belegt mit Halbspitze).

Zu den Halbspitzen zählen gewöhnlich folgende Heroldsbilder:

Halbspitze

Halbspitze oder halbe Spitze;
erniedrigte/aufsteigende Spitze (nach gritzner/siebmacher);
Winkel(schild)fuß (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt, ausgehend vom unteren Schildrand, im Ansatz grob die Fußreihe ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Halbspitze oder halbe Spitze; erniedrigte/aufsteigende Spitze (nach gritzner/siebmacher); Winkel(schild)fuß (nach wbo)
WBO-Nr.: 0605
Ausrichtung Die Spitze der Halbspitze beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach oben zur Mitte des Schildes/Feldes; sie geht niemals darüber hinaus und bleibt niemals darunter.
Anmerkung frz.: de [..] mantéle de [..], champagne triangulaire;
engl.: base triangular
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] unten plazierte, mit ihrer Spitze nach oben bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichtete Halbspitze

Halbspitze vs. Winkelfuß

Das Heroldsbild Halbspitze ist von einem Winkelfuß zu unterscheiden, der nahezu wie die Halbspitze im Wappen erscheint. Die Halbspitze ist aber eher im Winkel ihres Gipfels rechtwinklig beziehungsweise aus einer Schrägvierung abgeleitet und reicht mit ihrem Gipfel stets bis zur Schild-/Feldmitte; der Gipfel des Winkelfußes reicht dagegen nur bis zur waagerechten Begrenzungslinie eines gedachten Schildfußes und kann grundsätzlich, angenähert an der Fläche des gedachten Schildfußes, flacher ausfallen.

Gestürzte Halbspitze

Gestürzte Halbspitze oder halbe gestürzte Spitze;
Winkel(schild)haupt (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes nimmt, ausgehend vom oberen Schildrand, im Ansatz grob die Hauptreihe ein beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt in diesem Bereich des Feldes/Schildes. Gestürzte Halbspitze oder halbe gestürzte Spitze; Winkel(schild)haupt (nach wbo)
WBO-Nr.: 0602
Ausrichtung Die Spitze der gestürtzen Halbspitze beziehungsweise ihr „Gipfel“ zeigt senkrecht nach unten zur Mitte des Schildes/Feldes; sie geht niemals darüber hinaus und bleibt niemals darunter.
Anmerkung frz.: chef triangulaire;
engl.: triangle [..] throughout issuing from chief
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:

Variante 1: [im Feld/Schild] oben plazierte, mit ihrem Gipfel nach unten bis zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichtete Halbspitze

Gestürzte Halbspitze vs. Winkelhaupt

Das Heroldsbild gestürtze Halbspitze ist von einem Winkelhaupt zu unterscheiden, das nahezu wie die gestürtze Halbspitze im Wappen erscheint. Die gestürtze Halbspitze ist aber eher im Winkel des Gipfels rechtwinklig beziehungsweise aus einer Schrägvierung abgeleitet und reicht mit ihrem Gipfel stets bis zur Schild-/Feldmitte; der Gipfel des Winkelhauptes reicht dagegen nur bis zur waagerechten Begrenzungslinie eines gedachten Schildhauptes und kann grundsätzlich, angenähert an der Fläche des gedachten Schildhauptes, flacher ausfallen.

Rechts liegende, mit der Spitze nach links zeigende Halbspitze

Eine Halbspitze (oder „halbe Seitenspitze“), die vom heraldisch rechten Seitenrand kommend mit ihrem Flächenschwerpunkt im rechten Bereich (auf der rechten Seite) des Feldes/Schildes liegt und deren Gipfel nach heraldisch links bis zur Schild-/Feldmitte reicht, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Einerseits wird die Lage betont („heraldisch rechts“), andererseits die Richtung („nach heraldisch links zeigend“). Während die Wappenbilderordnung beispielsweise das Motiv „Rechte Winkelflanke[1] nennt, bezeichnet es Bernhard Peter als „halbe linke Spitze“[2]. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung genaue und ausführliche Angaben (Lage, Richtung) zu dem Heroldsbild zu machen und auf zweifelhafte Ausdrücke zu verzichten, selbst wenn diese historisch belegbar sind.

Linke Halbspitze / halbe linke Spitze (nach Bernhard Peter)
Rechte Winkelflanke (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes ist der heraldisch rechte Schildrand beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt im heraldisch rechten Bereich des Feldes/Schildes. Linke Halbspitze / halbe linke Spitze (nach Bernhard Peter) Rechte Winkelflanke (nach wbo)
WBO-Nr.: 0603
Ausrichtung Der Gipfel dieser Halbspitze zeigt waagerecht nach heraldisch links bis zur Schild-/Feldmitte; er geht niemals darüber hinaus und bleibt niemals darunter.
Anmerkung frz.: [..] á dextre en triangle;
engl.: triangle [..] throughout issuing from dexter
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:
Variante 1: [im Feld/Schild] rechts liegende und mit der Spitze [waagerecht] nach links zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichtete Halbspitze

Halbspitze (rechts liegend, nach links zeigend) vs. Rechte Winkelflanke vs. Linke Flankenspitze

Eine Halbspitze, die rechts liegt und mit ihrem Gipfel nach links zeigt, ist von einer Rechten Winkelflanke und einer Linken Flankenspitze[3] zu unterscheiden. Alle drei Heroldsbilder sehen sich zum Verwechseln ähnlich und wurden in der Vergangenheit und in älteren Wappenbeschreibungen teilweise gleichgesetzt. Die Halbspitze ist aber eher im Winkel ihres Gipfels rechtwinklig beziehungsweise aus einer Schrägvierung abgeleitet und reicht mit ihrem Gipfel stets bis zur Schild-/Feldmitte; der Gipfel der rechten Winkelflanke reicht dagegen nur bis zur senkrechten Begrenzungslinie einer gedachten rechten Flanke und kann grundsätzlich, angenähert an die gedachte Fläche der rechten Flanke, flacher ausfallen; die linke Flankenspitze wiederum reicht mit ihrem nach links gerichteten Gipfel bis zu einer gedachten linken Flanke.

Links liegende, mit der Spitze nach rechts zeigende Halbspitze

Eine Halbspitze (oder „halbe Seitenspitze“), die, vom heraldisch linken Seitenrand kommend, mit ihrem Flächenschwerpunkt im linken Bereich (auf der linken Seite) des Feldes/Schildes liegt und deren Gipfel nach heraldisch rechts bis zur Schild-/Feldmitte reicht, wird in der Literatur unterschiedlich bestimmt. Einerseits wird die Lage betont („heraldisch links“), andererseits die Richtung („nach heraldisch rechts zeigend“). Während beispielsweise die Wappenbilderordnung das Motiv „Linke Winkelflanke[1] nennt, bezeichnet es Peter Bernhard als „halbe rechte Spitze“[2]. Um Mißverständnisse auszuschließen, empfiehlt es sich, in der Wappenbeschreibung genaue und ausführliche Angaben (Lage, Richtung) zu dem Heroldsbild zu machen und auf zweifelhafte Ausdrücke zu verzichten, selbst wenn diese historisch belegbar sind.

Rechte Halbspitze / halbe rechte Spitze (nach Bernhard Peter)
Linke Winkelflanke (nach wbo)
Lage Die Basis des Heroldsbildes ist der heraldisch linke Schildrand beziehungsweise der Flächenschwerpunkt der Figur liegt im heraldisch linken Bereich des Feldes/Schildes. Rechte Halbspitze / halbe rechte Spitze (nach Bernhard Peter) Linke Winkelflanke (nach wbo)
WBO-Nr.: 0604
Ausrichtung Der Gipfel dieser Halbspitze zeigt waagerecht nach heraldisch rechts bis zur Schild-/Feldmitte; er geht niemals darüber hinaus und bleibt niemals darunter.
Anmerkung frz.: [..] á senestré en triangle;
engl.: triangle [..] throughout issuing from sinister
Eine umständlich lange, aber weitgehend systematische Blasonierung könnte lauten:
Variante 1: [im Feld/Schild] links liegende und mit der Spitze [waagerecht] nach rechts zur [Feld-/Schild-] Mitte gerichtete Halbspitze

Halbspitze (links liegend, nach rechts zeigend) vs. Linke Winkelflanke vs. Rechte Flankenspitze

Eine Halbspitze, die links liegt und mit ihrem Gipfel nach rechts zeigt, ist von einer Linken Winkelflanke und von einer Rechten Flankenspitze zu unterscheiden. Alle drei Heroldsbilder sehen sich zum Verwechseln ähnlich und wurden in der Vergangenheit und in älteren Wappenbeschreibungen teilweise gleichgesetzt. Die Halbspitze ist aber eher im Winkel ihres Gipfels rechtwinklig beziehungsweise aus einer Schrägvierung abgeleitet und reicht mit ihrem Gipfel stets bis zur Schild-/Feldmitte; der Gipfel der linken Winkelflanke reicht dagegen nur bis zur senkrechten Begrenzungslinie einer gedachten linken Flanke und kann grundsätzlich, angenähert an die gedachte Fläche der linken Flanke, flacher ausfallen; die rechte Flankenspitze wiederum reicht mit ihrem nach rechts gerichteten Gipfel bis zu einer gedachten rechten Flanke.

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Dreiecksformen: Spitzen, Keile, Ständer etc. - Teil 1

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
    Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). S. 84/85. Tafel 14.
  2. 2,0 2,1 Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Dreiecksformen: Spitzen, Keile, Ständer etc. - Teil 2. Internet. Abgerufen am 10. November 2013.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S.56 Tafel IX. Figur 19