Krebs (Wappentier)
Krebs (französisch écrevisse; englisch crawfish, auch crayfish, crawdads, [freshwater/mountain] lobsters, mudbugs, yabbies oder ähnlich) ist in der Heraldik ein Oberbegriff für seltene krebsartige Wappentiere bzw. gemeine Figuren, die erst in der neueren Heraldik in unterschiedlichen Ausprägungen kategorisiert werden.
Darstellung
Während die Heraldik in älteren Wappendarstellungen nicht zwischen unterschiedlichen Höheren Krebsen (Malacostraca) unterscheidet – gewöhnlich erscheinen in alten Darstellungen Hummer beziehungsweise hummer- oder flußkrebsartige Wappentiere – differenziert die jüngere Heraldik zwischen diversen Krebstieren, deren gestalterische Unterschiede gewöhnlich deutlich erkennbar sind. Die Differenzierung steht noch am Anfang. Es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft weitere krebsartige Wappentiere Einzug in die Heraldik finden:
WBO | Krebstier | Bezeichnung | Einordnung |
---|---|---|---|
3071 | Hummerartige | (Fluß-)Krebs/Hummer | Ältere und neuere Heraldik |
3073 | Krabbenartige | Krabbe | Neuere Heraldik |
3074 | Garnelenartige | Garnele | Neuere Heraldik |
???? | Langustenartige | Languste | Neuere Heraldik |
Die heraldische Darstellung aller dieser krebsartigen Wappentiere orientiert sich zwanglos an den biologischen Vorbildern. Sie werden meist in der Draufsicht dargestellt. Andere Stellungen sind zu melden. Überwiegend sind sie rot gefärbt (tingiert). Sie kommen nicht nur im Wappenschild, sondern auch im Oberwappen oder als Schildträger vor. Folgende Unterschiede sind zu beachten:
(Fluß-)Krebs/Hummer
Die gemeine Figur Krebs (auch Flußkrebs genannt; lateinisch cancer) ist in der hummerartigen Ausprägung seit dem 13. Jahrhundert im Wappenwesen nachzuweisen.[1] In die Wappenbilderordnung des Herold wurde sie unter der Nr. 3071 aufgenommen. Ihre Darstellung entspricht der heraldischen Überlieferung. Im Gegensatz zu den krabbenartigen Krebsen besitzen hummerartige Krebsfiguren eine langgezogene Körperform. Ihre Füße sind nach vorne ausgerichtet. Die Greiforgane („Scheren“) sind meist unterschiedlich stark ausgebildet.
„Krebs (Tafel XXI. Figur 17): erscheint immer in gekochter Form, also roth, entweder steigend oder schräg (..) aber auch querrechtshin (..)“
Nagyrákó (vgl. das Wappen Lehótzky von Lehota, Kis-Rákó und Bisztricks)
Verbreitung
Die gemeine Figur Krebs ist nicht weit verbreitet (im Vergleich zu anderen Wappentieren wie zum Beispiel Löwe oder Adler). Sie erscheint
„(..) unter anderem im Wappen der von Ditten in Meklenburg, von Raczeck in Schlesien (polnisches Stammwappen Warnia) von Krebs, aber auch (..) im Wappen der Grafen von Kankrin in Russland und Herrn von Gancrin in Baden“
Krebsschere
Die Krebsschere ist seit der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens eine gemeine Figur. Zum Beispiel führte im 13. Jahrhundert die Familie Krewet Krebsscheren in ihrem Wappen.[1]
„(..) Auch Krebs-Scheeren kommen mehrfach vor, so zum Beispiel im Wappen der von Pawel (Tafel XXI. Figur 18.).“
Krabbe
Krabben (Brachyura) wurden in der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 3073 aufgenommen. Im Gegensatz zu den hummerartigen Krebsen (Nephropidae) besitzen sie eine breite, oval-runde bzw. hexagonale Körperform (ohne langgezogene Schwanzplatte). Ihre acht Füße sind nach hinten ausgerichtet. Die Greiforgane sind annähernd gleichförmig, die Scheren teilweise bezahnt.
Garnele
Garnelen (meist Caridea, aber auch andere) wurden in der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 3074 aufgenommen. Sie besitzen nur zierliche Greiforgane („Scheren“); vorne strichförmige Beine, die im hinteren Abschnitt des Körpers zu Schwimmorganen umgebildet sind. Der Kopf trägt einen langgestreckten Fortsatz und ein lange, strichförmige „Antenne“.
Languste
Langusten besitzen in der Heraldik nur ein schwach entwickeltes Scherenpaar. Auffällig sind bei ihnen die langen, im Gegensatz zur Garnele breiten Antennen.
Langusten als Schildhalter (Wappen Tristan da Cunhas)
Symbolik
Innerhalb der Heraldik eignet sich die Krebsfigur, um redende Wappen zu gestalten. Zum Beispiel führte der berühmte Philosoph Nikolaus Cryfftz (= Nikolaus Krebs, Nikolaus von Kues, latinisiert Nicolaus Cusanus oder Nicolaus de Cusa) den Krebs als redendes Motiv im Wappen.
Außerhalb der Heraldik kann das Krebsmotiv für Schutz stehen. Der Panzer soll dies symbolisieren. Die Scheren können als Wehrhaftigkeit gedeutet werden. Im Krebs sieht man die Wiedergeburt. Einen Grund hierfür stellt der jährliche Chitinpanzerwechsel dar.
Paraheraldik
Der Krebs erscheint auch in paraheraldischen Darstellungen, insbesondere in der Gastronomie.
Phantasiewappen
Die Krabbenfigur ist ein gebräuchliches Motiv bei Phantasiewappen. Beispielsweise erscheint im Wappen des Hauses Borrell in der Fantasiewelt „Figuren im Lied von Eis und Feuer“ (Game of Thrones) eine silberne Dreieckskrabbe („Seespinne“) auf grünem („graugrünem“) Grund.[3]
Weblink
Literatur
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 235 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ 2,0 2,1 2,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 96. Tafel 21. Figur 17. und 18. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ George R. R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer. Der Sohn des Greifen. 2011. IX-Davos I.