Fisch (Wappentier)
Leseprobe |
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Neben dem gemeinen, unspezifischen Fisch (frz.: poisson; engl.: fish) sind viele Fischarten in der Heraldik als bestimmte Wappentiere beziehungsweise als spezifische gemeine Figuren, im Oberwappen oder als Schildhalter gebräuchlich.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung
Fisch, unbestimmt
Die Wappenfigur (gemeiner) Fisch ist nicht einem bestimmten oder besonderen natürlichen Fisch nachgebildet. Vielmehr lehnt sich die Figur an ein Idealbild
an, das sich von empirisch gegebenen Realtypen weitgehend abgrenzt und in heraldische Stilisierung als nicht eindeutig bestimmbare Fischart im Wappen aufgerissen wird. Figurgrundgestalt ist im weitesten Sinn ein beliebiger Knochenfisch
einer in den Binnengewässern Europas um 1200 lebenden Fischart. Die genaue Ausprägung und Form der gemeinen Fisch-Wappenfigur (Flossenanordnung, Bartfäden, stachelbewehrte Flossen/Kiemen et cetera) sind in der Wappenbeschreibung (Blasonierung) gegebenenfalls mit anzuführen, wenn sie von einer „normalen“ Darstellung abweichen beziehungweise außergewöhnlich hervorgehoben oder besonders tingiert sind.
1237: Siegel des Henricus Ribe
(redendes Wappen: im Wendischen Ribe/Riba = „Fisch“)
Spezielle Fischarten
Die charakteristischen Kennzeichen jedes bestimmten Fisches (Karpfen, Barbe, Hecht und so weiter) sind in der heraldischen Darstellung nach Walter Leonhard überzubetonen, oft sogar ornamental zu gestalten und -- ähnlich der Bewehrung -- auch farblich abzusetzen.[2] Die spezifische Fischart ist, wenn sie von heraldischer Bedeutung für ein Wappen oder für die Wappenführenden ist, zu melden. Beides wurde in der Vergangenheit oft vernachlässigt:
„Fische: Hinsichtlich der Abbildung und Beschreibung der in der Heraldik vorkommenden Fischarten wird sehr oft und viel gesündigt und selten bedacht, dass jede Fisch-Spezies gewisse sie kennzeichnende Eigentümlichkeiten besitzt, welche wohl zu beachten sind, will man einen Fisch im Wappen darstellen oder einen dargestellten beschreiben.“
Folgende spezifische Fischarten erscheinen unter anderem als Wappenfiguren:
WBO | Wappenfigur | Beispiele |
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3261 | Aal | ![]() |
3261 | Muräne | ![]() |
3411 | Hai | ![]() |
3421 | Rochen | ![]() |
3431 | Stör | ![]() |
3561 | Hering | ![]() |
3561 | Sardine | ![]() |
3561 | Stint | ![]() |
3571 | Lachs, Salm | ![]() |
3571 | Huchen | ![]() |
3571 | Äsche | ![]() |
3574 | Forelle | ![]() |
3581 | Karpfen | ![]() |
3581 | Schleie | ![]() |
3582 | Weißfisch | ![]() |
3582 | Blicke | |
3582 | Laube | |
3582 | Plötze | ![]() |
3582 | Ukelei | |
3587 | Barbe | ![]() |
3591 | Schmerle | ![]() |
3591 | Schlammbeißer | |
3591 | Steinbeißer | ![]() |
3611 | Wels | ![]() |
3611 | Quappe | |
3621 | Hecht | ![]() |
3623 | Barsch | ![]() |
3623 | Zander | ![]() |
3651 | Stichling | ![]() |
3681 | Schellfisch | |
3681 | Dorsch, Kabeljau | ![]() |
3683 | Brasse | ![]() |
3683 | Bleie | ![]() |
3683 | Karausche | ![]() |
3691 | Thunfisch | ![]() |
3691 | Makrele | |
3701 | Schwertfisch | ![]() |
3711 | Schleierschwanz | |
3721 | Knurrhahn | ![]() |
3731 | Groppe, Kaulkopf, Rotzkopf, Westgroppe, Koppe, Mühlkoppe | ![]() |
3793 | Seepferdchen | ![]() |
3751 | Seehase | |
3781 | Plattfisch (Scholle, Butt, Flunder, Seezunge) | ![]() |
???? | Gründling | ![]() |
In manchen Wappenbilderordnungen und in der älteren heraldischen Literatur gehören einige Wassersäugetiere (Delphin, Wal etc.) ebenfalls zur Gruppe der Fische.[2]
Eine Besonderheit ist die Barbe. Als Wappenfisch der Reichsgrafschaft schon seit 1497 nachweisbar und nach der Zuordnung 1669 zu Kursachsen ist das Wappen der Grafschaft Barby ein redendes Wappen. Dargestellt waren in Silber zwei blaue Barben mit den Rücken aneinander senkrecht im Schild schwebend.
Der Hecht ist das Wappentier der tschechischen Stadt Rosice
. Er geht auf das Wappen des Adelsgeschlechts der Hecht von Rossitz zurück und ist gleichfalls im Wappen von Litostrov zu finden.
Stellung, Anordnung und Anzahl
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Stellungen, wie ein oder mehrere Fische im Wappen erscheinen können. Beispielsweise werden Fische balkenweise (= waagerecht), schrägrechts, schräglinks, pfahlweise (= senkrecht) und anders im Wappen gezeichnet. Die genaue Stellung ist stets zu melden. Fehlt in der Wappenbeschreibung eine besondere Stellungsangabe, sollte ein Fisch im Wappen „schwimmend“ und „balkenweise“ dargestellt sein, das heißt, waagerecht, gewöhnlich auf der Herzreihe, mit dem Kopf zum heraldisch rechten Schildrand schauend, der Fischschwanz im heraldisch linken Bereich des Wappenschildes. Der umgedrehte Fall wird als „nach (heraldisch) links schwimmend“ beschrieben.
Bis drei Fische im Wappen ist nicht selten. Als Dreipass angeordnet, sternförmig aus der Schildmitte oder als Ring, in eine Richtung oder auch gemischt nach rechts und links schwimmend, kopfstehend und nur im Schildfußfluss (Wellenschnitt) schwimmend, sind keine Seltenheit. Fische können verschlungen, ab- oder zugewendet oder gekreuzt erscheinen.
- Weitere Beispiele
Delphine und Lilien Dauphiné
Sage vom Hecht im Kaiserwoog (Kaiserslautern)
Tinktur
Die Haut wird geschuppt. Alle heraldischen Farben sind möglich.
Variationen und Attribute
Ein Fisch kann im Wappenwesen gekrönt und/oder geflügelt sein. Er erscheint auch am Haken oder mit einem Dreizack gespießt, mehrköpfig, mit Geweih und so weiter. Alle diese Besonderheiten sind zu melden.
Fisch als Nebenfigur
Fische sind des Öfteren als Nebenfigur in Wappen präsent (meist im Zusammenhang mit einer Hauptfigur, die einem Wesen nachempfunden ist, das in Wirklichkeit in der einen oder anderen Form ein Fischjäger ist). Beispielsweise erscheinen die Wappenfiguren Reiher, Wasserhuhn, Möve, Adler, Löwe, Biber, Mensch oder ein Fabelwesen manchmal mit der Nebenfigur Fisch. Letzerer ist in diesen Fällen in der einen oder anderen Form „gefangen“, „aufgespießt“ oder ähnliches (im Schnabel, im Fang, in Maul, in den Pranken, in der rechten/linken Hand et cetera).
Teile des Fisches
In Wappen finden manchmal nur Teile eines Fisches Anwendung. So wird ein Fischgerippe, eine Gräte, ein Fischschwanz oder ähnliches zur Gestaltung genommen. Die Farben entsprechen in diesen Fällen den heraldischen Regeln. Ist nur das Oberteil eines Fisches im Wappen zu sehen, so kann dieses wachsend oder wenn es nicht den Schildrand berührt, schwebend' sein.
- Fischteile
Gekrönte Haut eines getrockneten (gescheitelten) Stockfisches (Wappen Islands)
Symbolik
Der Fisch verkörpert Verschwiegenheit und Gesundheit. Ein Fisch im Wappen gilt auch als Hinweis auf das Fischerei-Gewerbe. Die Hoheit über gute Fischgewässer war immer schon als Privileg zu verstehen – genau wie das Jagdrecht.
Siehe auch
Weblinks

Literatur
- Uetterodt, Ludwig Graf v.: Der Fisch als Wappenfigur. In: Herold 1870. S. 19-20. 82.
- Moule, Thomas: Heraldry of fish: Notices of the principal families bearing fish in their arms (englisch, bei Google Books)
Einzelnachweise
- ↑ Blason: In Gold über blauen Dreiberg ein nach links halbkreisförmig gebogener blauer Fisch.Auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken ein geflochtener blauer Brotkorb,darin fünf aufgestellte goldene Stangenbrote,darauf ein blauer Fisch balkenweise gelegt.
- ↑ 2,0 2,1 Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 235 ff.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 94
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