Ameise (Wappentier)
Die Ameise (auch Ameis, Amois, Amas, Ambeiße, Ämess, Emse, Emenz, Emetz(e), Emmer, (H)omeise, O(a)mo(a)s, Omes, Omse, Ometzel, Umbeißi, Wurmbasle und anderes mehr genannt;[1] ahd. āmeiʒa; mhd. āmeiʒe, ambeiʒe, emeiʒe; französisch fourmi; englisch emmet, pismire oder ant) ist ein seltenes Wappentier in der Heraldik (in Europa gibt es schätzungsweise ein Dutzend bis maximal 50 Wappen mit einer Ameise als Wappenfigur).
Darstellung
Die Ameisenfigur ist in der Heraldik dem Idealbild der gleichnamigen wirklichen Tiere (Ameisen; Formicidae) nachempfunden, ohne sich an eine bestimmte der mehr als 14.000[2] beschriebenen Arten, und vermutlich 20.000–30.000 Arten insgesamt anzulehnen. Die Darstellung der heraldischen Ameise beschränkt sich auf die Draufsicht auf ein langgestrecktes, insektenartiges Tier mit sechs Beinen. Das vordere Beinpaar ist, wie die Antennen, nach vorn gerichtet. Gewöhnlich wird das ganze Tier in einer Farbe tingiert, die Beine teilweise abweichend von dieser Tinktur in Schwarz. Die Ameise erscheint zum Beispiel im Wappen der Grafen von Saint-Quentin.[3]
„Ameise, sehr selten zum Beispiel im Wappen (der) Grafen Bigot de Saint Quentin.“
Ameise in Naturfarbe (Wappen Bazhenova/Bajenovy/Баженовы)
Im Wappen von Brekendorf soll der Legende nach eine Ameisenplage die Verwendung des Wappentieres begünstigt haben. Im Wappen von Merkendorf (Steiermark) ist der Bord umlaufend belegt. Die Gemeinde Marwitz (Oberkrämer) hat ihr Wappen mit vier Ameisen in vorderen Flanke pfahlweise gestellt.
(Wappen von Ahja, Estland)
(Fulleren)
Oben Ameise (Wappen Brekendorf)
(Sewen)
Ameisenfiguren erscheinen nicht nur in Einzahl in einem Wappen, sondern auch in Zwei-, Drei- anderer Mehrzahl.
Bord, mit 7 rechts laufenden Ameisen (historisches Wappen Merkendorf)
Paraheraldik
Auch in der Paraheraldik ist die Ameise eine gemeine Figur (zum Beispiel im Parawappen der Ballymena Academy).
Ameise im Parawappen der Ballymena Academy
Wappenbilderordnung
- Die Figur Ameise wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Nieder Tiere: Insekten unter der Nr. 3015 aufgenommen.
Weblinks
Symbolik
Die Ameise symbolisiert außerhalb der Heraldik im jüdisch-christlichen Kulturkreis Fleiß und Klugheit.
„Der frühchristliche »Physiologus«-Text weist auf den Spruch Salomonis hin »Gehe hin zur Ameise, du Fauler« (6, 6) und macht die Ameise wie die Biene zum Symbol des Fleißes. Auch erwähnt er, daß körnertragende Ameisen nicht von ihren mit leeren Zangen einhergehenden Artgenossinnen angebettelt werden, sondern daß diese selbst Körner sammeln gehen, was ihre Klugheit zeige.“
In anderen Kulturräumen steht die Ameise teilweise für weniger positive Bedeutungen:
„Im Gegensatz zu dieser hohen Bewertung im Abendland ist in Indien das dem Betrachter wirr erscheinende Hin- und Herlaufen der Ameisen Symbol für das ziellose irdische Getriebe der unerleuchteten Menschheit. – Bei verschiedenen exotischen Völkern ist das »emsige« Insekt Helfer der Schöpfergottheit bei der Erschaffung der Welt. In den altgriechischen Mythen heißen die ersten Bewohner Äginas »Myrmidonen«, Ameisen, weil sie den Boden mit ameisenhafter Geduld, mit Ausdauer und Fleiß bearbeiteten. Eine thessalische Legende führt den Pflugbau auf die Erfindung des wichtigen Bodenbebauungswerkzeugs durch eine Nymphe namens Myrmex, Ameise, zurück. Hier wurden die Ameisen als heilige Tiere verehrt.“
Literatur
- ↑ Walther Mitzka, Ludwig Erich Schmidt: Deutscher Wortatlas. Band V. Schmitz, Gießen 1957, S. 1–4,
⦁ wozu Albin Schubart: Deutscher Wortatlas: Die Ameise. Diss. (masch.) Marburg 1945; Sprachatlas der deutschen Schweiz. Band VI: Wortgeographie III: Umwelt. Unter der Leitung von Rudolf Trüb bearbeitet von Walter Haas u. a. Francke, Bern 1988, S. 229 f.,
⦁ wozu Andreas Lötscher: Ameise. In: Helen Christen, Elvira Glaser, Matthias Friedli (Hrsg.): Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz. Frauenfeld 2010, ISBN 978-3-7193-1524-6 (formal falsche ISBN), S. 164 f., 167. - ↑ AntCat. Abgerufen am 1. Juni 2022.
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 36 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 194
- ↑ 5,0 5,1 Lexikon der Symbole: Ameise. Knaurs Lexikon der Symbole. 1989/1994/1998. S. 66 f.